VIDEO: "United We Stay!"

freundeskreis videoclips 07.03.2009 12:04 Themen: Freiräume Globalisierung Soziale Kämpfe
Der Artikel informiert über die Hintergründe der Freiraum-Demo "United We Stay!" am 14. März 2009, das Demokonzept und die WBA-Kampagne. Außerdem gibt es ein Mobilisierungs-Video // deutsch // 3:20 min auf http://freundeskreis-videoclips.de/freiraum-demo-united-we-stay/.
UnitedWeStay

Am 14.03.2009 findet in Berlin ab 15 Uhr am Hermannplatz die bundesweite Häuser- und Wagenplatz-Demo "United We Stay!" statt. Der Artikel (Quelle: indymedia linksunten) informiert über die Kampagne Wir Bleiben Alle!, Freiräume allgemein, aktuell bedrohte Projekte in Berlin, das Konzept der Demo sowie die Actionweek im Sommer.

Links: Wir Bleiben Alle! | United We Stay!

Wir Bleiben Alle! - Die Kampagne

"Wir Bleiben Alle!" wurde von den Kämpfen ums Ungdomshuset 2006 inspiriert. Im Anschluss an die "One struggle – One fight!" - Demo am 8. Dezember 2007 und die "Out of Control" - Demo, eine Woche später in Hamburg, startete eine Diskussion über den Kampf für Freiräume. Die Demos wurden einerseits positiv aufgenommen wegen der Vielzahl an militanten Anschlußaktionen, andererseits aber auch von den Bullen massiv gestört und angegriffen. Die Autonome Vollversammlung (VV) vom 13.12.2007 beschloss damals, eine Kampagne für den Erhalt der Rigaer Straße und der Köpi, sowie Action Days im Mai 2008, zu initialisieren.

Besonders interessant an der Kampagne ist die Kombination aus kreativen und militanten Aktionen. So wurden z.B. direkt zum Auftakt der Actiondays vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2008 ein Haus besetzt, und im weiteren Verlauf 60 Autos angezündet, viele Workshops und Konzerte veranstaltet, mehrmals spontan demonstriert, sowie Ver.di und SAP angegriffen. Die öffentliche Vermittlung war mit einem Infopunkt, einem Live-Ticker, einem Piratenradio sowie zwei großen Vollversammlungen äußerst erfolgreich. Die Themen Gentrifizierung und Freiräume waren eine Woche lang auch in den kommerziellen Medien präsent.

Ein wichtiger Bestandteil der Kampagne ist die interne Solidarität. So steht schon im Vorfeld für jedes bedrohte Projekt eine gemeinsame Tag-X-Infrastruktur. Wird ein Projekt angegriffen, helfen die anderen z.B. bei der Mobilisierung. Außerdem distanziert sich die gesamte Kampagne nicht von den Aktionen einzelner AGs.

Freiräume allgemein

Freiräume sind nicht nur Häuser und Wagenplätze, sondern auch öffentliche Plätze und Straßen, die emanzipativ (um-)genutzt werden. Natürlich ist auch in Projekten nur in begrenztem Raum ein Ausbruch aus der individualisierten Gesellschaft voller Konsum- und Konformitätsdruck möglich.

Seit den 70er-Jahren gibt es regelmäßig Häuserkämpfe in Berlin. 1990 waren insgesamt rund 300 Häuser besetzt. Eine Hochburg der BesetzerInnen war die Mainzer Straße nach deren Räumung durch 4.000 Bullen es u.a. Solidemos mit mehr als 10.000 TeilnehmerInnen gab. In der Folge gab der Senat dem öffentlichen Druck nach und bot den verbleibenden Projekten ihre Legalisierung an. Etwa die Hälfte nahm das Angebot des Senats an. Die restlichen wurden im Laufe der kommenden zehn Jahre geräumt. Heute geht es größtenteils um den Erhalt der damals legalisierten Projekte. Diese sind bedroht, weil ihre Verträge auslaufen, die BesitzerInnen gewechselt haben, oder die Häuser dem Prozess der Gentrifizierung im Wege stehen. Die Mainzer Straße z.B. ist heute schick saniert und das letzte Mal in den Schlagzeilen gewesen, als das Kind eines GZSZ-Schauspielers aus dem Fenster gefallen ist.

Seit 1996 wirkt die sogennante Berliner Linie der Bullen erschwerend gegen HausbesetzerInnen. Diese weißt die Bullen an, jede Besetzung binnen 24 Stunden zu räumen, auch ohne eine Anzeige der EigentümerIn. Zusätzlich wurde es EigentümerInnen mietrechtlich erleichtert zu kündigen und Mieten zu erhöhen.

Bedrohte Projekte

Bödiker 9
Das Haus wurde im Mai 2007 an Platinum Consult verkauft. Alle Wohnungen wurden am 8. April 2008 fristlos gekündigt. Die Mieten sollen um 200% erhöht werden und die rechtfertigende Sanierung schreitet voran, so ist aus dem Garten bereits ein Parkplatz geworden und alle Innenhöfe und Türen sind Videoinfrarot überwacht. An einer Pforte sollen in Zukunft alle BewohnerInnen gezwungen sein, sich auszuweisen, bevor sie das Gelände betreten.

Brunnen 183

Das Haus beherbegt unter anderem einen Umsonst-Laden und ist insgesamt ein sehr offenes Haus. Es wurde in den 90er Jahren besetzt. Nach zwei Jahren Besetzung meldete sich eine Erbengemeinschaft als EigentümerIn. Später kaufte ein Paussauer Arzt das Haus, um ein Projekt zum generationenübergreifenden Wohnen zu starten. Die Bezirksverwaltung hat ihm ein anderes Haus angeboten, weil sie die Brunnenstraße 183 erhalten will. Dieses Ersatzobjekt soll jetzt aber doch an Joop verkauft werden. 2006 razzten 600 Bullen das Haus, weil sie und der Eigentümer illegale Untervermietung vermuteten – alle BewohnerInnen mussten ihre Personalien abgeben.

Liebig 14

Die Liebigstraße 14 ist ebenfalls akut bedroht. Sechs Räumungstitel hat der Eigentümer Beulker bereits in erster Instanz erhalten, bei drei weiteren Verfahren stehen die Urteile noch aus. Die BewohnerInnen werden aber in die zweite Instanz gehen. Der Eigentümer allerdings setzt von Zeit zu Zeit auch auf seine eigenen Räumungsmethoden, bisher aber ohne Erfolg. So wollte er z.B. einen Elektriker überreden in der Rigaer 94 Starkstrom statt des normalen Stroms zu verlegen.

Liebig 34

Eines der letzten anarcho-feministischen Projekte in Europa gehört, wie 2000 weitere Häuser, dem Immobiliengiganten Padovicz. Im Januar 2009 haben die BewohnerInnen ein Pachtmietvertrag über 10 Jahre unter Vermittlung der Bezirksverwaltung abgeschlossen. Aufgrund der hohen Mieten, der Kaution und der geringen Aussicht auf eine Vertragsverlängerung ist dies aber nur eine vorübergehende Lösung.

Linie 206

Ebenfalls Anfang der 90er besetzt, kaufte im Sommer 2008 ein privater Investor das Haus. Nach einer Demo und weiteren Aktionen nahm er allerdings von seinen komischen Ideen Abstand. Das Projekt will das Haus jetzt übers Mietshäusersyndikat selbst kaufen.

New Yorck im Bethanien

Nach der rechtswidrigen Räumung der New York wurde 2005 ein Teil des Bethaniens besetzt. Seit dem laufen Mietverhandlungen mit dem Senat, die sich aber wegen hoher Mietforderung schwierig gestalten. Unter akutem Räumungsdruck wurde jetzt ein zu teurer Dreimonatsvertrag unterschrieben. Viele linke Gruppen, Initiativen und Projekte organisieren sich in dem Haus, das deshalb eine enorm wichtige Infrastruktur für die linke Szene darstellt.

Reiche 63a

Das Haus wurde 1977 besetzt und schnell legalisiert. Der 30-Jahre Mietvertrag läuft jetzt aus und die Bezirksverwaltung will die Miete verdoppeln.

Reiche 114

Das Haus steht seit Dezember 2006 unter Zwangsverwaltung. Die Versteigerung wurde ohne einen Grund zu benennen abgesagt. Die Zukunft des Hauses mit Einzel- und Etagenmietverträgen ist ungewiß.

Ebenfalls in der Reichenberger Strasse entstehen zur Zeit die so gennanten Carlofts, der letzte Schrei der Yuppie-Behausungen. Natürlich sind die beiden Projekte in der Reichenberger Straße da ein Dorn im Auge der Gentrifizierung.

Rigaer 94

Nach vielen, langen Räumungsprozessen, Eigentinitiativen des Eigentümers Beulker (siehe Liebig 14), vier Teilräumungen sowie teilweisen Wiederbesetzungen ist jetzt das ganze Haus akut bedroht. Die Räumungstitel fürs Hinterhaus sind inzwischen ergangen.

Scharni 29

Das Haus gehört ebenfalls Padovic. Dieser hat mit der Kohle der Bezirksverwaltung das Haus saniert, weshalb diese ein Belegungsrecht hat und die alten BewohnerInnen wieder hat einziehen lassen. Padovic versucht diese teilweise mit Erfolg rauszuklagen, um die Wohnungen teurer neu zu vermieten.

Schokoladen

Das Haus, das vor allem von Künstler und Kulturgruppen genutzt wird, ist ebenfalls von der Räumung bedroht.

Schwarzer Kanal

Einer der ältesten Wagenplätze in Deutschland wurde 2002 verdrängt und wird aktuell von den Expansionsplänen von Mediaspree bedroht. Auf dem Gelände, dessen Eigentümerin Ver.di ist, sollen Bürogebäude enstehen.

Fazit

  • 7 akut räumungsbedrohte Häuser/Wagenplätze
  • 2 Häuser stehen in Verhandlungen um neue Verträge
  • Liebig 34: frische Pachtverträge (15.000 Euro für die Kaution benötigt)
  • Linie 206: frisch erkämpfte Kaufoption (Geld für Direktkredite benötigt)
  • Bethanien: neue Mietverträge für 3 Monate
  • es gibt weitere Wagenplätze, die räumungsbedroht sind

Demokonzept

Demos sind in letzter Zeit vor allem ein Raum massiver Repression und verlaufen sehr defensiv. So muss z.B. der schwarze Block meist defensiv handeln und kann das eigentliche Ziel, offensive direkte Aktionen zu starten, nicht mehr unterstützen. Deshalb soll es eine laute, fröhliche und bunte Demo geben, in deren weiterem Umfeld vielfältige Aktionen möglich sein werden.

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Zu deren Vorbereitung soll es am Tag vor der Demo Workshops geben. Bezugsgruppen sollten sich aber schon früher anfangen vorzubereiten. Es findet eine breite Mobilisierung statt, die sich von keinen Aktionsformen distanziert. Es wird einen Infopunkt, diverse Voküs, einen Handy- und Internet-Ticker sowie Pennplätze geben.

Aktionswochen

Im Anschluß an die Aussage eines Bullensprechers zu den Action Days 2008 „Die Autonomen wissen, dass sie ob unserer Personalsituation den längeren Atem haben“, finden mit Dank für diesen Hinweis im Sommer 2009 Action Weeks statt. Geplant sind zwei Wochen voller Workshops, vielfältiger Aktionen, Demos, Besetzungen, Diskussionen und Vernetzungen.

Video-Download

Das Video fürs Screening UnitedWeStay.ogg (20 MB) für den VLC-Player

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Ergänzungen

b - Haus Erfurt Verhandlung !!!

Max Powers 07.03.2009 - 13:56
Verhandlung am 13. März Landgericht Erfurt

Die Räumungsklage gegen die Besetzer von Topf & Söhne wird in zwei Wochen verhandelt. Über den Räumungsantrag des Investors für die Industriebrache soll am 13. März durch eine Zivilkammer am Landgericht in öffentlicher Verhandlung entschieden werden. Das kündigte gestern auf TA-Nachfrage Landgerichtssprecher Burkhard Keske an. Für die Entscheidung hatte es zwei Optionen gegeben, den richterlichen Beschluss oder die mündliche Verhandlung. Das Gericht habe sich für den Verhandlungsweg entschieden, so Keske. Mit einem Urteil könne wahrscheinlich noch am gleichen Tag gerechnet werden. Bei einem Eilverfahren, wie in diesem Fall, erfolge in der Regel die Verkündung nach dem Schluss der Sitzung oder des Sitzungstages. Die Entscheidung werde dann öffentlich kundgetan, erläuterte der Gerichtssprecher.Als Möglichkeit zog Keske auch eine gütliche Einigung der Parteien in Erwägung. So könnten die Hausbesitzer in einem Vergleich zustimmen, dass sie das Gelände freiwillig räumen und dass ihnen dafür noch eine bestimmte Frist gewährt wird.

 http://riotdefendtopfsquat.blogsport.de

falscher link

scharnisto 07.03.2009 - 17:14
der link zur Scharni 29 ist falsch
hier der richtige Link:

Avi

freundeskreis videoclips 08.03.2009 - 12:52
Die Avi-Datei ist nur ein Platzhalter, damit der Artikel im de.indymedia.org Videoarchiv eingetragen wird! Den Link zum Video gibt's ganz unten im Artikel als ogg-Datei oder auf  http://freundeskreis-videoclips.de/freiraum-demo-united-we-stay/.

Kurze Richtigstellung zu

einigen Projekten 08.03.2009 - 13:30
Hier eine kurze Richtigstellung zu einigen Projekten:

NewYorck:

Geräumt wurde im Juni 2005 nicht die NewYorck und auch nicht die NewYork, sondern das seit fast 20 Jahren bestehenden Hausprojekt Yorckstr. 59; eine Woche nach der Räumung der Yorck59 wurde im Bethanien-Südflügel die NewYorck gegründet.
Im Januar 09 wurde ein Mietvertrag abgeschlossen, der längstens bis Ende Juni 09 läuft und frühestens zum 1. April gekündigt werden kann. In der Laufzeit des Mietvertrages, also bis spätestens Ende Juni, soll ein Selbstverwaltungsmodell für den ganzen Bethanien-Südflügel entwickelt und umgesetzt werden.
Mietverhandlungen fanden nicht mit dem Senat, sondern mit dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg unter Beteiligung der Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) statt. Die GSE wird aller Voraussicht nach das Bethanien für vorerst 10 Jahre als gemeinnütziger Träger bewirtschaften. Die Eigentumsübertragung an die GSE findet wohl noch in diesem Jahr statt, der nächste Schritt hierzu ist die sogenannte "vorzeitige Besitzeinweisung", die für Anfang April geplant ist.


Reiche 63:

Anscheinend wurde Anfang der 90er tatsächlich ein neuer Mietvertrag abgeschlossen, der für 30 Jahre läuft und nun vorzeitig gekündigt werden soll. Der Mietvertrag läuft mit dem Bezirk, der wiederum einen Vertrag mit dem Eigentümer abgeschlosssen hat (vgl. den anscheinend ganz guten taz-Artikel unter  http://www.taz.de/regional/berlin/aktuell/artikel/?dig=2008%2F12%2F19%2Fa0143&cHash=8e9e0dd0c7)

Reiche 114:

Wäre schön, wenn da mal aktuelle Infos gepostet werden können.

Schwarzer Kanal:

Meines Wissens gehört das Grundstück, auf dem der Schwarze Kanal sich befindet, nicht Verdi, sondern zumindest teilweise dem Baukonzern HochTief, der wiederum eng mit dem sogenannten "Projektentwicklern" Kilian verbandelt ist. Vielleicht kann jemand, der hier genaueres weiss, das auch mal posten?
Der Verein "MediaSpree" e.V. ist übrigens tot...(vgl.  http://www.mediaspree.de/index.php)...das heisst natürlich nicht, dass die Ziele der hinter dem Verein stehenden Investoren sich irgendwie geändert hätten, oder das die Bedrohung für den Schwarzen Kanal geringer geworden wäre!

Hausbesetzer sollen angegriffen haben

http://www.mdr.de/ 08.03.2009 - 17:56
Hausbesetzer sollen Jugendliche angegriffen haben

In Erfurt sollen in der Nacht zu Sonntag Angehörige der linken Szene vier Jugendliche angegriffen haben. Nach Angaben der Polizei sollen an einer Tankstelle etwa 20 Autonome auf die Männer zwischen 17 und 19 Jahre losgegangen sein und sie als "Nazis" beschimpft haben. Ein Mann habe einen Tritt in den Rücken erhalten. Es sei aber niemand verletzt worden.

Nach Zeugenaussagen sollen die Angreifer mit Pflastersteinen, Feuerlöschern und einem Kronleuchter bewaffnet und von Hunden begleitet auf die vier Jugendlichen zugestürmt sein. Die Angegriffen hätten fliehen können. Die Autonomen hätten dann die Frontscheibe des Autos der Jugendlichen eingeschlagen und die Motorhaube eingedellt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung. Ein Zusammenhang zur rechtsextremen Szene ist nach Angaben des Innenministeriums bei den Angegriffenen auszuschließen.

Innenminister warnt vor linker Gewalt

Nach Angaben von Thüringens Innenminister Manfred Scherer (CDU) zeigt der Überfall "in erschreckender Weise die Gewaltbereitschaft der linken Hausbesetzerszene". Der Vorfall mache besonders deutlich, wie "wichtig der Schutz der freiheitlichen demokratischen Grundordnung vor allen extremistischen Kräften ist". Der Angriff soll bereits der zweite Vorfall innerhalb weniger Wochen sein. Bereits Ende Januar habe eine Gruppe der Hausbesetzer einen Mann an der Tankstelle bedroht.(...)

Ganzen Artikel lesen:  http://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/6188531.html

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Video ist keins — blblr

Intelligenz — dumbo