Bln: Wahlkampf um den Kotti

sKotti - beam me up! 06.03.2009 19:41 Themen: Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Am vergangenen Freitag, den 27. Februar 2009, fand im Festsaal Kreuzberg eine Podiumsdiskussion unter der Überschrift „Für ein lebenswertes Kreuzberg – Drogen weg vom Kottbusser Tor“ statt ( indymedia berichtete vorab  http://de.indymedia.org/2009/02/242809.shtml ). Mit rund 250 Gästen war der Festsaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Die „gefühlte“ 2/3-Mehrheit der Zuschauerinnen war gegen die Vertreibung der Drogenkonsumentinnen, insbesondere der Heroin- und der Alkoholkonsumentinnen, vom Kottbusser Tor.
In der aktuellen Berichterstattung, insbesondere der SPD- und CDU-nahen-Medien, gwurde im Vorfeld eine Überlegung von Bürgermeister Dr. Schulz, (B´90/Die Grünen) aufgebauscht, die sich auf frei werdende Räumlichkeiten im Wohnhaus von Cem Özdemir, seinem Parteivorsitzenden, bezog. Sie unterstellten einen parteiinternen Streit. Daher wurde das Podium von erstaunlich hochkarätigen Politikerinnen in Wahlkampfstimmung dominiert. Ströbele (B´90/Die Grünen), Özdemir (B`90/Die Grünen), Böhning (SPD), Löning (FDP) und die eher lokal zu verortenden Seid (Die Linke) und Mindler-Spindler (Die Linke). Flankiert wurden diese von einem Vertreter der Krämer Hausverwaltung und dem Sozialarbeiter Yasaroglu, als Sprachrohr der “Bürgerinitiative – Drogen weg vom Kottbusser Tor”. Da es einen Widerspruch bezüglich seines Berufsethos als Sozialarbeiter und der Vertreibung von Menschen am Kottbusser Tor gibt, distanzierte sich Yasaroglu zunächst von seinem Arbeitsplatz und betonte ausschliesslich als “Privatperson” in der Initiative tätig zu sein.
Obwohl die CDU letzte Woche selbst in die Kritik geraten ist, da bei Andreas Zwickl, Ersatzkandidat für Rainer Wieland, der auf Platz eins der Landesliste der CDU Baden-Württemberg für die Europawahl steht und für die Gemeinderatswahl in Neckarsulm nominiert war, 80 Gramm Heroin sichergestellt wurden, nahm kein Vertreter der CDU teil. Zwickl befindet sich zur Zeit in U-Haft in Stuttgart Stammheim ( http://www.sueddeutsche.de/politik/444/460080/text/ ). Das nicht nur die SPD, sondern auch die CDU die Übernahme der Originalsubstitution in die Regelversorgung, trotz eindeutiger Datenlage, gut belegt durch Studien bei Modellprojekten in Zürich, Hamburg, Frankfurt/Main, blockiert, passt hier hervorragend ins menschenverachtende Bild. Denn die Prohibtion macht nur Sinn, da es Menschen gibt, die viel Geld mit dem Handel von einfach anzubauenden und leicht herzustellenden Waren verdienen. Ohne Verbote und Verfolgung wären die enormen Gewinne nicht zu erzielen. Erdöl – Waffen – Drogen, das sind die 3 ertragreichsten Wirtschaftsfelder. Da verwundert es kaum, dass insbesondere die USA, nachweislich die CIA und die DEA, tief in den Handel mit Heroin - selbstverständlich auch mit Kokain - verstrickt ist (Buchtipp: Die CIA und das Heroin – McCoy  http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_W._McCoy ), doch zurück zum Kotti:
Kurzfristig sprang für die Moderation der Podiumsdiskussion der Baden-Württemberger Cem Özdemir, Parteivorsitzender bei B´90/Die Grünen ein. Dieser stand gerade erst in der Kritik, weil eine kurdische Moschee, wegen angeblicher Lärmbelästigung durch lautes Beten und dem Standard-Totschlagsargument gegen Kurdinnen, der “PKK-Nähe”, aus seinem aufgewerteten Wohnhaus (indy berichtete  http://de.indymedia.org/2009/02/242809.shtml ) geklagt wurde. Auf die Räume der bald geschlossenen Moschee bezog sich die Anfrage von Bürgermeister Schulz, als Ersatz für die Räume der Fixerstube SKA in der Dresdener Strasse. Die Räumlichkeiten in der Kottbusser Str. 8, die am 16.02.1981 erstmalig von Deutschen und Türken gemeinsam besetzt wurden, stehen allerdings nicht zur Verfügung. Özdemir warb bei seinem Eröffnungsstatement um Verständnis wegen der ablehnenden Haltung von ihm und seinen Mitbewohnerinnen, denn er habe eine kleine Tochter und auch ein Kinderspielplatz sei in unmittelbarer Nähe. Diesbezüglich wortgleich argumentiert auch die dubiose Bürgerinitiative “Drogen weg vom Kottbusser Tor”. Meine Nachforschungen ergaben, dass auch Hasan Togrulca, einer der “Aktiven” in der BI, im gleichen Haus wohnt. Alles Zufall?
Bereits 2002 musste Özdemir sein Amt als innenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion seiner Partei, wegen eines PR- und Unterschlagungs-Skandals aufgeben und legte anschliessend auch sein Bundestagsmandat “freiwillig” nieder. Neben der Flugmeilenaffäre, geriet er zeitgleich unter Druck wegen eines nachweisbaren Privatkredits über 40.000 Euro zu Sonderkonditionen von dem ebenfalls skandalbehafteten PR-Manager Moritz Hunzinger ( http://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Hunzinger).
Und es kommt noch heftiger: Özdemir seit 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments (Fraktion Die Grünen / Freie Europäische Allianz), in dem er dem Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten angehört und Außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion ist., war Vize-Präsident des nichtständigen Ausschusses zur Untersuchung der Nutzung europäischer Staaten durch die CIA für die Beförderung und das rechtswidrige Festhalten von Gefangenen, dem sogenannten CIA-Ausschuss. (interessanter Artikel über Gefangenen-, Waffen- und Kokain-Tranposrtflugzeuge  http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/5135393/ ). Öffentliche Kritik über seine Befangeneheit als Vize-Präsident des CIA-Ausschusses wurde nicht geäußert, obwohl er Mitglied in der Atlantik-Brücke ist:
“Die Atlantik-Brücke e. V. ist laut Satzung ein Verein zur Förderung der Freundschaft zwischen USA und Deutschland. Der Verein will dieses Ziele informatorisch-publizistisch erreichen und arbeitet mit ähnlich orientierten Personen und Institutionen zusammen. Der Zweck des Vereins ist außerdem Kontaktpflege zu führenden Persönlichkeiten der USA. Arend Oetker beschrieb diese Lobbytätigkeit im Jahr 2002 folgendermaßen: „Die USA wird von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben.“ Die FAZ: „Die Atlantik-Brücke e. V. ist einer der in Deutschland seltenen Versuche, von privater Seite in den politischen Raum hineinzuwirken, sympathiebildend, kontaktvermittelnd, katalysatorisch.“ Walther Leisler Kiep: die Atlantik-Brücke solle den „Freunden Amerikas in Deutschland eine Stimme geben.“ Zudem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Project for the New American Century.” (weitere Infos zur Atlantik-Brücke  http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantikbrücke ) und wieder zurück an den heimeligen Kotti:
Özdemirs Moderation war erwartungsgemäss, denn über das Stellen polemisierender Fragen ging er nicht hinaus. Dies, zusammen mit einem Podium, welches fast nur aus Politikern bestand, führte zu einer Wahlkampfdebatte, ausgetragen auf dem Rücken derer, die zuerst vom Kotti vertrieben werden sollen. Bezeichnenderweise kamen daher weder Konsumentinnen, noch die Betreiberinnen von Druck- und Aufenhaltsräumen vor Ort zu Wort. Auch sonst wurden keine Fachleute eingeladen. So führten die einen selbstverständlich ihre Wahlkampfdebatte, während die anderen gegen Heroinkonsumentinnen hetzten.
Was einen möglichen Lösungsansatz betraf, war sich das Podium einig: die Konsumentinnen können nicht so einfach vom Kotti vertrieben werden und brauchen statt dessen erweiterte Hilfsangebote. Dabei bleibt das Problem der Raumsuche bestehen. Und genau dafür ist die Bürgerinitiative mitverantwortlich: Unter anderem wirkten sie auf die Besitzer des Hauses in der Dresdener Str. ein, woraufhin der Mietvertrag mit der Fixerstube SKA nicht verlängert wurde. Und das war bereits ihr zweiter Erfolg. Ihr erster war die Vertreibung der Junkies aus einem nahe gelegen Parkhaus, was zu deren verstärkter Präsenz im öffentlichen Raum geführt hat. Und ausgerechnet das wird nun von dieser BI angeprangert und die Forderung nach einem “hygienisch” sauberen Kottbusser Tor gestellt.
Eine neue Forderung wurde während der Diskussion mehrfach gestellt: die Vertreibung der Alkoholszene vom Kottbusser Tor. Dabei handelt es sich um die Aneignung eines Gegenarguments. Da die BI, insbesondere Yasaroglu pauschalisierend von “den in Grüppchen rumstehenden Junkies” sprach, wurde darauf hingewiesen, dass die größte Gruppe der “Herumstehenden” die der Alkoholkonsumentinnen ist. Was aber auch nur die Geringverdienenden betrifft, den die größte Gruppe der Trinkerinnen kann es sich leisten 2-3 Euro für ein Bier in den angrenzenden Bars und Cafes auszugeben und stehen daher den Geschäftsinteressen nicht im Weg.
Ziehen wir die inhaltsleeren, wahlkampfrethorischen Füllwörter und Seitenhiebe ab, bleibt ein großes “aber” übrig. Denn inhaltlich wissen die Politikerinnen, sehr genau, dass das beste Mittel um Junkies von der Strasse zu bekommen die Originalsubstitution ist. Sie wissen auch, dass Beschaffungskriminalität, Verelendung und “sozialer Abstieg” nicht von der Substanz an sich herrühren, sondern von der Prohibition und der Strafverfolgung. So waren sie sich auch einig, dass neue und grössere Räumlichkeiten für das SKA gefunden und die Öffnungszeiten verlängert werden müssen. Sie betonten allerdings, dass dies nicht einfach wird, denn “selbst mit einer Schubkarre voll Gold”, so Mindler-Spindler, könne auf Grund der aufgehetzten Situation, momentan kein Raum in unmittelbarer Kotti-Nähe gefunden werden. Und auch darin waren sich die Diskutanten einig.
Dabei steht nur zwei Häuser weiter vom Festsaal Kreuzberg Richtung Kotti, über der Apotheke, dem Dönerladen und weiteren Geschäften im Erdgeschoss, fast die komplette erste Etage mit hunderten von Quadratmetern leer. Eigentlich optimal geeignet für das SKA. Nur eine Arztpraxis für Gynäkologie und die Räume des “Anwohnerstützpunkts” sind dort im Moment untergebracht. Und wer betreibt diesen Anwohnerstützpunkt: Yasaroglu mit zwei Kollegen. Kein Wunder, dass sich die Bürgerinitiative “Drogen weg vom Kottbusser Tor” jeden Dienstag in diesen Räumlichkeiten trifft.
Würde es der Initaitve um Verbesserungen für alle Menschen gehen, dann würde sie sich dafür einsetzen, dass die vielen ungenutzten Räume dem SKA bzw. dem Fixpunkt e.V. zur Verfügung gestellt würden. Vermutlich haben die gewerbetreibenden Unterstützerinnen der BI jedoch ganz andere Pläne...

weitere Informationen:

Videodokumentation der Podiumsdiskussion
 http://www.archive.org/details/Drogen_weg_vom_Kottbusser_Tor_-_Podiumsdiskussion_27022009

Kotti, Heroin und Graue Wölfe  http://de.indymedia.org/2009/02/242397.shtml
Bln: Podiumsdiskussion zum Kotti - Infos  http://de.indymedia.org/2009/02/242809.shtml
Bln: Medienbetrug an der Öffentlichkeit  http://de.indymedia.org/2009/02/242502.shtml
Atlantik-Brücke  http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantikbrücke
Ba-Wü: CDU-Politiker unter Drogen-Verdacht  http://www.sueddeutsche.de/politik/444/460080/text/
Alfred W. McCoy  http://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_W._McCoy
CIA-Flieger in Mexiko mit 128 Koffern voll Kokain erwischt  http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/1871899/
Cem Özdemir  http://de.wikipedia.org/wiki/Cem_Özdemir
Moritz Hunzinger  http://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_Hunzinger
Özdemir erhielt Darlehen und PR-Honorar  http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,206141,00.html
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Stellungnahme von Fixpunkt

SKA - Fixpunkt 06.03.2009 - 19:54
Auf der Podiumsdiskussion am 27.2.2009 wurde von den Mitarbeitern des Drogenkonsumraums SKA folgende Stellungnahme verteilt. Sie wurden leider weder für das Podium eingeladen, noch im Vorfeld kontaktiert.

Fixpunkt Stellungnahme anlässlich der Podiumsveranstaltung
„Für ein lebenswertes Kreuzberg — Drogen weg vom Kottbusser Tor” am 27.02.09

Seit mehr als 15 Jahre ist der Aids- und Suchthilfeträger Fixpunkt (www.fixpunkt.org) mit den Fixpunkt-Mobilen auf der Drogenszene am Kottbusser Tor tätig. Die Fixpunkt- Kontaktstelle SKA existiert ebenfalls seit 12 Jahren in der Dresdener Straße und betreibt dort seit 5 Jahren den Drogenkonsumraum.

Mit Sorge beobachten wir, wie die Drogenproblematik am Kottbusser Tor politisiert wird. Die jetzige Entwicklung droht die anfänglich sinnvolle Initiative ins Gegenteil zu verkehren: Einzelmeinungen und Partialinteressen werden als „allgemeine Meinung” kolportiert. Die Bevölkerung und potentielle Vermieter werden gegen Drogenabhängige und Hilfseinrichtungen aufgehetzt.

Es gibt keine einfache und schnelle Lösung. Aber es gibt Möglichkeiten, zu denen viele Beteiligte etwas beitragen können, wenn sie es denn wollen! Wir wollen eine sachliche und problemlösungsorientierte Diskussion und Maßnahmenplanung!!!

Bitte bedenken Sie:

Der Drogenkonsumraum im SKA läuft seit fünf Jahren ohne gravierende Probleme, die auf die Einrichtung zurückzuführen sind. Die Kündigung der Räume geht auf die allgemeine Verschärfung der Situation seit Schließung des Parkhauses zurück.
Die meisten Konsumenten, die sich am Kottbusser Tor aufhalten, sind Kreuzberger oder Neuköllner. Viele von ihnen sind Migranten, vor allem aus der Türkei und den arabischen Ländern. Sie wollen nicht weg aus ihrem Bezirk und ihrem sozialen Umfeld.
Je weiter der Drogenkonsumraum vom Kotti weg ist, desto weniger Abhängige vom Kotti kommen dort an!
Der Drogenkonsumraum ist 100prozentiger Kinderschutz. Drogenabhängige sind weg von der Straße. Es findet weniger Konsum in der Öffentlichkeit statt.
Der Drogenkonsumraum und die Fixpunkt-Mobile sind Bausteine der Drogenhilfe und der Infektionsprophylaxe und arbeiten mit öffentlichem Auftrag und in enger Kooperation mit anderen Einrichtungen der Sucht- und Aidshilfe. Drogenabhängige erhalten im Drogenkonsumraum Hilfe zum Ausstieg aus dem Szeneleben.
Der Betrieb des Drogenkonsumraums im SKA erfolgt in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Gesundheit, dem Bezirksamt, der Polizei, der Senatsverwaltung für Inneres, der Senatsverwaltung für Justiz und der Staatsanwaltschaft.
Drogenabhängigkeit ist Krankheit, Drogenkonsum ist nicht strafbar.
Die Androhung und Ausübung von Gewalt ist strafbar. Selbstjustiz ist strafbar.
Wenn Sie an einem sachlichen Dialog und unseren langjährigen Erfahrungen interessiert sind, uns unterstützen möchten und/oder wissen wollen, wie so ein Konsumraum aussieht, laden wir Sie herzlich ein, am Dienstag, 10. März 2009 von 17.30 — 19 Uhr den Drogenkonsumraum im SKA, Dresdener Str. 15, zu besuchen. Sie können auch per E-Mail mit uns in Kontakt treten:  ggmbh@fixpunkt.org.

SKA, Fixpunkt gGmbH, Dresdener Str. 15,10999 Berlin

J.E.S. Bundesweites Netzwerk

Pressemitteilung 06.03.2009 - 20:01
Kottbusser Tor: Drogenmonster? Oder Menschen denen es zu helfen gilt.

JES Netzwerk fordert die verstärkte Einbeziehung von Fachleuten

Seit einigen Wochen erleben wir eine Berichterstattung rund um die Situation am Kottbusser
Tor, die sich weit von einer inhaltlich-fachlichen Diskussion entfernt hat, und bis auf wenige
Ausnahmen als hochemotional und reißerisch zu betrachten ist.
Hier nur ein Beispiel aus der Berliner Morgenpost vom 26.Feb.: „Da unten bekommen Sie 18
verschiedene Sorten Drogen“, empört sich Yasaroglu. Der Weg zu seinem Büro ist übersät
mit Hüllen von Spritzen und „manchmal stehen auch Prostituierte hier“.
Als bundesweite Interessenvertretung von Drogenkonsumenten, also von jenen Menschen die
sich täglich am Kottbusser Tor aufhalten, ist es das Anliegen von JES (Junkies Ehemalige,
Substituierte) einen Beitrag zur Versachlichung zu liefern.
„Es gibt am Kottbusser Tor weder 18 Sorten Drogen noch Prostitution und von Spritzen
übersäte Wege sucht man hier auch vergebens“, so Jochen Lenz JES Bundessprecher. Lenz
weiter: „Drogenkonsumenten werden vielfach wie Monster dargestellt, gegen die es die
Bürger zu schützen gilt. Dies hilft niemandem weiter. Selbstverständlich verstehen wir die
Bewohner rund um das Kottbusser Tor. Durch die kurzen Öffnungszeiten des
Drogenkonsumraums und eines fehlenden niedrigschwelligen Kontakt- und
Aufenthaltangebots in unmittelbarer Nähe der Szene, zieht es Drogenkonsumenten in die
Öffentlichkeit und die Belastung steigt.“ Lenz weiter: „Diese Situation ist aber nicht neu. Die
Drogenszene ist hier seit Jahren präsent, da viele Konsumenten die sich hier aufhalten auch
in Kreuzberg beheimatet sind.“
Für JES bleibt besonders das aggressive Auftreten der „Initiative Kottbusser Tor“, der auch
türkische und kurdische Anwohner angehören, ein Rätsel. Betrachtet man die
Szenestrukturen genauer so wird deutlich, dass weit mehr als die Hälfte der Konsumenten
und Händler türkischer, kurdischer oder arabischer Abstammung sind und direkt mit ihren
Familien dort wohnen.
„Hier demonstrieren vielleicht Väter gegen ihre eigenen Kinder oder Verwandten ohne es zu
wissen“, so Katrin Heinze JES Bundessprecherin. „Egal welcher Herkunft, Drogen
konsumierende Menschen benötigen dort ein adäquates Hilfeangebot wo sie seit Jahrzehnten
leben. Es ist eine Illusion, dass man ganze Szenen in einen anderen Stadtteil oder an den
Stadtrand verlegen kann“, so Heinze weiter. Die Konzepte dürfen sich aber nicht nur auf die
Konsumenten illegalisierter Substanzen beschränken. Sachliche Information verbunden mit
einer unaufgeregten Aufklärung muss sich an alle MitbürgerInnen richten
Nach Meinung des JES Netzwerks, ist es wichtig verstärkt Fachleute in die Diskussion
einzubeziehen. Mitarbeiter der Drogen und AIDS-Hilfe wissen am besten welche
Hilfeangebote wirken und wie Anwohner einbezogen werden können
Für das JES Netzwerk steht eines fest: Drogenkonsumenten zu dämonisieren und zu
stigmatisieren hilft niemandem. Es muss eine Lösung in Kreuzberg gefunden werden und
zwar mit Drogen gebrauchenden Menschen und nicht gegen sie.

Berlin,03.03.2009

Weitere Informationen Dirk Schäffer, Tel: 030 69008756
Bundesweites JES-Netzwerk
c/o Deutsche Aids-Hilfe
Wilhelmstr 138
10963 Berlin
Tel.: 030 / 69 00 87 56
Fax: 030 / 69 00 87 48
E-Mail:  jes-sprecherrat@yahoogroups.com

Drogengebraucher besitzen ebenso wie
alle anderen ein Recht auf Menschenwürde

video der podiumsdiskussion

datenverarbeitung 06.03.2009 - 20:01
Teil 1 der Podiumsdiskussion - die Runde der Politiker - wird in etwa einer Stunde über den genannten Link auf archive.org verfügbar sein.

Teil 2 der Podiumsdiskussion - Stellungnahmen vom Publikum - dauert noch einen Moment.

Stellungnahme der DAH anlässlich der Podiumsd

ichkenndeinesünden 06.03.2009 - 20:25
DAH fordert Union im Bundestag auf: Hinhaltetaktik bei der heroingestützten Behandlung endlich aufgeben
DAH ermutigt Befürworter der Heroinvergabe zum Handeln

Berlin (27.02.2009). Seit Jahren weigert sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion, das Betäubungsmittelgesetz (BtmG) zu ändern, um die Behandlung schwerstabhängiger Heroinkonsumenten mit Diamorphin (= medizinisch kontrolliertem Heroin) im Rahmen der bundeswei-ten Regelversorgung zu ermöglichen. Sie steht damit allein auf weiter Flur und stellt sich gegen die Erkenntnisse aus Wissenschaft und Praxis. Die Ergebnisse der bisherigen Studien jedenfalls sind eindeutig: Die mit Diamorphin behandelten Studienteilnehmer verzeichnen eine gesundheitliche Stabilisierung, die sie mit der gängigen Behandlung mit Ersatzstoffen (Substitution) häufig nicht erreichen. Dies ermöglicht ihnen ein Leben ohne Beschaffungskriminalität sowie die Reintegration in die Gesellschaft und oft auch in den Arbeitsmarkt.

Wurde ein erster fraktionsübergreifender Gesetzentwurf von Abgeordneten der FDP, von Bündnis90/Die Grünen und der Linkspartei noch dadurch blockiert, dass die SPD-Bundestagsfraktion wider besseres Wissen Koalitionstreue bewies, so scheint nun der Weg frei für eine Veränderung des BtmG: Initiiert durch Abgeordnete der SPD-Bundestagsfraktion, haben mehr als 250 Mitglieder des Bundestages einen entsprechenden Gruppenantrag in das Parlament eingebracht.

"Die Union sieht offenbar ihre Felle davonschwimmen", erläutert Dirk Schäffer, Drogenreferent der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH): "In einem Entschließungsantrag will sie nun plötzlich den Kompromiss anbieten, die bisherigen Modellprojekte durch den Bund unter anderen, strikteren Bedingungen weiter zu fördern. Zugleich lehnt sie aber eine gesetzliche Regelung vor Ablauf dieser Modellprojekte klar ab."

Dieser Vorschlag, so Schäffer, diene offenbar nur dazu, bis zur nächsten Bundestagswahl Zeit zu gewinnen und eine Änderung des BtmG zu verhindern. Eine Lösung für die behandlungsbedürftigen Drogengebraucher sei dies jedenfalls nicht: "Außerhalb der Städte mit Modellprojekten gäbe es keine Versorgung, und in den Städten mit solchen Projekten müssten die Kosten von den Kommunen getragen werden."

In ersten Reaktionen haben sich bereits Vertreter aus einigen CDU-regierten Bundesländern klar gegen den Entschließungsantrag und für eine Gesetzesänderung ausgesprochen. Die DAH ermutigt daher insbesondere den Koalitionspartner SPD, den eingeschlagenen Weg nicht mehr zu verlassen und eine Regelversorgung mit Heroin zu erwirken.

"Es gilt nun, den fachlichen und ethischen Argumenten den Vorrang vor der Aufrechterhaltung der Koalitionsdisziplin zu geben", fordert Sylvia Urban vom Bundesvorstand der DAH: "Viele tausend Heroinkonsumenten werden von der Übernahme der Diamorphin-Behandlung in die kassenfinanzierte Regelversorgung profitieren. Die heroingestützte Behandlung braucht endlich eine gesetzliche Grundlage."

Weitere Informationen:
Dirk Schäffer
Referent Drogen und Strafvollzug
Tel.: 030 / 690087-56
E-Mail:  dirk.schaeffer@dah.aidshilfe.de

Quelle

DAH, 02-2009

 http://aidshilfe.de/index.php?id=15007&sessionLanguage=de&sessionCountry=DE

Özdemir liest indymedia

Zuschauerin 06.03.2009 - 21:38
Zum Abschluss der Podiumsdiskussion hielt Özdemir einen ausgedruckten Indymedia-Artikel in die Kameras, um sich explizit von seinem Inhalt zu distanzieren. Ich dachte mir noch, da bellt der getroffene Hund. Leider hatte ich keine Kamera zur Hand und kann mich nicht genau an den Titel erinnern, aber es ging darin wohl um das Kottbusser Tor.

Was mich interessiert

dont ask 06.03.2009 - 23:07
Ich will jetzt bestimmt nicht lokalpatriotisch wirken, daher nichtfalsch verstehen: aber Kreuzberg ist als multikultureller Kiez mit vielen kulturellen und politischen Aktivitäten bekannt. Warum zieht es so viele spiessig-konservative Deutsche nach Kreuzberg, wenn sie dann doch Kreuzberg mit aller Gewalt zu einem südwestdeutschen Dorf machen wollen? Ist das die "Heim ins Reich Holung", die 1995 von der Jungen Union mit ihrem Slogan "damit Deutschland in Kreuzberg wieder erkennbar ist" gefordert hat? Find ich schon komisch.

imperiale überbevölkerung

pizza heroin 07.03.2009 - 10:49
wie hiesen 250 leute, die am ersten mai vor zehn bullen wegrannten?
genau, baden-würtenbergische landjugend. multi-kulti kackärsche scheinen irgendwie eigentlich ganz cool, denn sesshaftigkeit verblödet derartig, daß man angst bekommt der zieh gauner klaut einem den gartenzwerg EIGENTLICH aber die nennen sich selbst rassistisch MIGRANTEN

wenn man dann noch die vom tagesspitzel geputschte kampagne gegen den potse puff bedenkt, fragt man sich eigentlich nur noch, wann die ersten deportationen von geborenen berlinern
losgehen...
bitte nach griechenland, dann machen wir da unser libertäres kuba

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Inha. Ergä. Stellungnahme der DAH — ichkenndeinesünden