Prozess gegen Hate-Crew Olbersdorf in Görlitz

Recherche-BI Ostsachsen 06.03.2009 15:26 Themen: Antifa
Am 04.03.2009 ging in Görlitz ein erster Prozess gegen drei Mitglieder der Neonazigruppierung Hate-Crew Olbersdorf (wahlweise auch Oberlausitz) zu Ende.
Hate-Crew Oberlausitz

Die Hate-Crew Oberlausitz (HCO) ist eine in Ostsachsen tätige Neonazi-Gruppierung aus dem FKS (Freie Kräfte Sachsen) und dem Hooligan - Umfeld. In den letzten Jahren war sie durch eine Reihe Straftaten in Erscheinung getreten. Dabei ging es in erster Linie um Straftaten, wie (gefährliche) Körperverletzung, Eigentumsdelikte, Sachbeschädigungen bis hin zur versuchten Freiheitsberaubung. Nut ein Bruchteil der tatsächlich begangenen Taten dürfte dabei bekannt geworden sein.

Die HCO hatte dabei eine Struktur (eigene Kasse, eigene Bekleidung etc.), wie sie auch bei traditionellen Neonazikameradschaften vorkommt. Ca. 20 Personen dürften dieser Gruppierung angehört haben.

Die Kommunikation der Gruppenmitglieder lief wohl in erster Linie über eine ostsächsische Internet - Community. Dort sind Mitglieder in verschiedenen User - Groups, wie bspw. „Anti-Antifa“, „Todesstrafe für Kinderschänder“, „Violent Sports“ u.a. aktiv. Treffpunkte der Gruppe waren in erster Linie verschiedene Diskotheken und Clubs der Region.

Die Opfer der HCO waren dann auch nicht unbedingt Linke und Nicht-Deutsche, sondern häufig einfach andere Diskobesucher oder Passanten, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Die Gründe dafür liegen wohl einerseits in der hemmungslosen und teilweise willkürlichen Gewaltgeilheit der HCO und in der Tatsache, dass es in der Region so gut wie keine Migranten oder Linke mehr gibt, die man angreifen könnte.

Als führender Kopf der HCO gilt für die Staatsanwaltschaft der 20-jährige Robert E.. Er soll die Gruppierung aufgebaut haben. Als Neoanzi - Aktivist ist er bereits seit einiger Zeit bekannt und immer wieder bei rechten Aktionen in Erscheinung getreten. Seine Gesinnung trägt er dann auch gerne mit entsprechenden T-Shirts (Anti-Antifa etc.) abends in der Disko zur Schau. Die rassistische Einstellung scheint Robert E. von seiner in der Schweiz lebenden großen Schwester Stefanie mit auf den Weg bekommen zu haben. Auch sie gibt sich als Admin der User - Group „Hasta la vista (antifascista)“ gerne braun.

Mittlerweile gibt es weitere umfangreiche polizeiliche Ermittlungen gegen diese Gruppierung und erste Prozesse, so dass sie wohl unter diesem Namen in Zukunft nicht mehr so schnell auftauchen wird.



Der Prozess

Am Mittwoch, den 04.03.2009 wurde im Amtsgericht Görlitz der Prozess gegen drei Mitglieder der HCO beendet. Es handelte sich dabei um ein Verfahren gegen Robert E., Paul H. Und Lothar P.. Allen Dreien wurden in erster Linie diverse Körperverletzungsdelikte vorgeworfen. Besonders brutal ging in diesem Zusammenhang Lothar P. vor. Er brach einem Opfer bei einem Angriff mehrere Gesichtsknochen. Auf ihn kommen wohl Regressforderungen in Höhe von mehreren zehntausend Euro zu.

Die Angeklagten waren wegen anderer Delikte bereits vorbestraft oder zumindest verwarnt worden. Im Dezember 2007 waren sie außerdem bereits einmal inhaftiert, hatten danach aber ohne Unterbrechung ihre Gewalttaten fortgesetzt. Da die drei Täter im Prozess geständig waren, gab es trotz der Vorgeschichte Haftstrafen auf Bewährung (22 Monate – 3 Jahre Bewährung). Lothar P. Und Paul H. konnten nach dem Urteilsspruch den Gerichtssaal trotzdem nicht in die Freiheit. Der Staatsanwalt verlas noch in Gerichtssaal den nächsten Haftbefehl wegen neuer bekannt gewordener Delikte.

Die Jugendgerichtshilfe ging in ihren Gutachten ebenfalls nicht auf die rechte Gesinnung der Täter ein, sondern beschränkte sich darauf, über Scheidungen der Eltern und abgebrochene Lehren zu reden. Etwas anderes war von dieser Seite aber auch nicht zu erwarten. Hatte die Gutachterin doch bereits im Prozess wg. der Brandanschläge von Löbau „keine rechte Einstellung feststellen können“. Auch der Vater des 17-jährigen Paul H. wollten hierzu nichts sagen, sondern beschränkten sich darauf, seinem Sohn noch während der Gerichtsverhandlung zu drohen, dass zu Hause ab sofort „andere Saiten aufgezogen würden“. Eine Drohung die Paul H. durchaus ernst nehmen sollte, da sein Vater als Türsteher mit Anabolika – Figur durchaus über entsprechende Schlagkraft verfügen dürfte.

Die drei Täter hatten während des Prozesses Geständnisse abgelegt, so dass das Gericht auf eine Anhörung von Zeugen verzichtete. Eine durchaus gute Entscheidung, da wohl die meisten Zeugen gerne auf ein Wiedersehen mit der HCO verzichten würden.

Trotzdem wird es ein gerichtliches Wiedersehen geben. Von Seiten der Staatanwaltschaft wurden bereits die nächsten Prozesse gegen weitere HCO - Mitglieder angekündigt.
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Ergänzungen

Namen zu den Bildern...

Luise 06.03.2009 - 19:10
Vielleicht könnte man noch dazu schreiben, dass der Herr auf dem Schwarzweiß-Bild Robert E. ist, der Herr mit dem blauen Pulli und dem Bier im Arm Paul H. und der dritte mit dem schwarzen Pulli Lothar P....

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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da gab es doch son lied — wie hieß es noch?!

Lob — Marcel Renner