Wieder Toter in "Polizeiobhut"

M.M 04.03.2009 22:32 Themen: Antirassismus Repression
Wie erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, starb bereits am 21.2.09 der 28 jährige Ali V. in der „Obhut“ der Saarbrücker Polizei. Über die Todesursache und das („gewalttätige“)Verhalten der Beamten vor Ort gibt es Widersprüche. Bisher kaum öffentliche Reaktionen.
Der als drogenabhängige und psychisch „krank“ bekannte Ali V aus Saarbrücken-Burbach verstarb am 21.2.09 in Polizeiobhut. Es gibt unterschiedliche Versionen der Geschehnisse sowie eine sehr schlechte Nachrichten und Fakten-Lage, da bisher kaum überregional und nur in der unkritischen „Saarbrücker Zeitung“ über den Fall berichtet wurde. ( welche in der Regel die Polizeimeldungen übernimmt) Nach den ersten Meldungen (in der gedruckten SZ) wollten die Beamten den vermeintlich verwirrten 28 jährigen gegen Nachmittag in Gewahrsam nehmen und in eine psychiatrischen Klinik überweisen. Er habe einen Krampfanfall auf der Wache bekommen und sei trotz der Wiederbelebungsversuche des Rettungsdienstes verstorben. Später hieß es von der Polizei Ali V. Sei aggressiv gewesen und hätte mit so genannter „einfacher körperlicher Gewalt“ fixiert werden müssen. Danach sei er gestorben (Punkt)
Die so übernommene Pressemeldung machte bereits stutzig. In der gedruckten Version hieß es auch, er sei mit Hilfe eines Angehörigen unter Kontrolle und fixiert worden.
Wie jetzt bekannt wurde, will ein Nachbar und Bekannter von Ali beobachtet haben, wie ihm gegen 15:00 Uhr 2 Beamte Handschellen anlegten und ihn gegen die Wand drückten. Er ging noch von einer „normalen“ Festnahme aus und wandte sich ab. Kurze zeit später vernahm der Beobachter großen Lärm von der Straße und stellte fest, dass mittlerweile 4 zum Teil kräftige Polizisten auf dem schmächtigen Saarbrücker knieten und ihn massiv zu Boden drückten, während dieser um Hilfe schrie und sich seine kleine Schwester an ihn klammerte. Dies habe mindestens eine viertel Stunde gedauert, irgendwann sein dann der Krankenwagen gekommen. Der Zeuge spricht im Gegensatz zur Polizei von „massivster Gewalt“. Auffällig ist auch das diskreditieren des Verstorbenen in der Presse als „Junkie“ und ähnlichem, obwohl nichts weiteres über seinen Drogengebrauch bekannt ist. Laut seinem Bekannten wurde er erst vor kurzem aus einer Klinik entlassen.
Die zögerlichen und widersprüchlichen Meldungen der Polizei und ihre Wortwahl lassen das schlimmste ahnen. Wieder ein, mindestens durch unterlassen, getöteter Mensch in Polizeigewahrsam.
Ich habe mir jetzt weitergehende Recherche über Todesfälle in Polizeigewahrsam der letzten Zeit erspart. In Erinnerung der Toten unseres Systems.






Artikel über den Augenzeugen:
Knüppelte Polizei Junkie († 28) nieder?
Schwere Vorwürfe gegen die Polizei hat ein Burbacher erhoben. Denn die Beamten sollen seiner Ansicht nach „mit massiver Gewalt“ gegen den Drogenabhängigen Ali V. vorgegangen sein.

Burbach. Kurz darauf starb er. Der Burbacher schilderte das Drama in der Hochstraße vor dem Haus mit der Nummer 122, bevor es zum Tod auf der Wache kam.
Er hat das Geschehen von seinem Wohnungsfenster aus mit einem Handy gefilmt: Gegen 15 Uhr am vergangenen Samstag. „Zwei Beamte hatten Ali an die Wand gedrückt und Handschellen angelegt. Das sah aus, als würden sie ihn festnehmen.“

Anschließend ging der Beobachter zurück vom Fenster in seine Wohnung. Dann aber wurde es richtig laut in der Straße. „Meine Freundin dachte, wegen Karneval brüllten Leute herum.“ Der Krach wollte nicht enden. Nach etwa fünf Minuten schaute der Burbacher, der Ali seit der Schule kennt, erneut aus dem Fenster. „Ich sah, wie vier Beamte Ali zu Boden gedrückt hatten. Ein ganz kräftiger Beamter war auch dabei.“

Ali sei schlank und etwa 1,70 Meter groß gewesen. Während er da lag, habe er immer wieder um Hilfe geschrien. „Seine kleine Schwester klammerte sich an ihn. Die Eltern standen dabei.“ Der Zeuge wundert sich: „Ich verstehe nicht, warum die Polizei den Mann so lange auf den Boden gedrückt hat. Dafür gab es keinen Grund.“ Er schätzt, dass es mindestens eine Viertelstunde gewesen sei. Seiner Meinung nach habe es viel zu lange gedauert, bis der Krankenwagen gerufen wurde. „Dabei wusste doch jeder, dass Ali psychisch krank war. Er war doch erst vor Kurzem aus der Klinik entlassen worden.“

In zwei Mitteilungen ließ die Burbacher Polizei nach dem tragischen Zwischenfall wissen, dass es nur zu „einfacher körperlicher Gewalt“ kam, um den Mann zu überwältigen. Dem widerspricht der Zeuge mit seiner Darstellung vehement. „Es war massive Gewalt.“ Matthias Zimmermann  

Quellen und links (chronologisch):
 http://www.sol.de/news/Polizeiwache-tot-Kollaps-Drogen-Polizeiwache-Drogenabhaengiger;art26205,2886281

 http://www.sol.de/news/Polizei-Junkie-Vorwuerfe-Gewalt-Ali-V-Burbacher-Himbert;art26205,2893540

 http://www.sol.de/news/Ali-V-Polizei-Drogenabhaengiger-Gewalt-Burbacher;art26205,2893547

 http://www.sol.de/news/Himbert-Gewalt-Burbacher-Ali-V-;art26205,2893546


Dieser Artikel ist doppelt gepostet auf indymedia: de&linksunten
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

hintergrundrecherche

wüstenspringmaus 05.03.2009 - 11:23
HERZLICH WILLKOMMEN IN DER BANANENREPUBLIK DEUTSCHLAND
hinweis vorweg: ich beziehe mich nur auf die bundesrepublik deutschland in folgendem text!

der letzte, der so ähnlich gestorben ist, war adam özdamar. er stand unter drogen (was noch lange nicht impliziert, dass er abhängig davon war!!) und rief SELBST die polizei um hilfe, da angstzustände bei ihm einsetzen. er bekam auf der wache einen anfall und wurde fixiert. das ist das dümmste, was man in diesem fall machen kann. es sollte als fahrlässige tötung angeklagt werden, denn in jedem noch so kurzem erste hilfe kurs lernt man, dass menschen unter anfall in ruhe zu lassen sind und diese sich "austoben" sollten. ein mensch, der einen anfall erleidet, setzt ungeahnte kräfte frei. epileptiker schaffen es anderen menschen im anfall ganze körperteile abzubeissen oder die noch so stärksten leute zu boden zu zwingen. frauen, aus angst vor ihren kindern, die ebenfalls in extremsituationen eine art "anfall" bekommen, sollen gar autos verschoben haben, um ihr kind vor irgendwas zu retten.


und da meinen diese dummen bullen, so jemand müsse fixiert werden, weil er die polizei angreifen wolle? so ein verhalten gehört einfach nur bestraft - und zwar ganz oben sollte angesetzt werden. nicht irgend welche kleinen scheiss beamten, nein die behörden und führenden polizisten sollten mal gehörig einen auf den deckel bekommen.

in sachsen anhalt gibt die polizeidirektion durch, dass der staatsschutz zu viele nazistraftaten aufgeklärt hat und dadurch ein schlechts licht auf das bundesland als solches wirft, da es scheinbar ein naziproblem gibt. und bis heute hat es noch niemand geschafft mal dem entgegen zu wirken, dass (so viele) menschen in polizeiobhut schon ums leben gekommen sind? komischerweise sind die ermittlungen, auf einen solchen tod folgend, immer wieder von ungereimtheiten, "zufällen", merkwürdiger richterInnenentscheidungen und schlechtem willen durchsetzt.


danke an dieser stelle für den bericht. ihr alle müsst diese geschichten immer wieder ans licht bringen, damit in der deutschen polizei endlich mal etwas passiert.

folgende fälle fallen mir spontan ein. ich hege die absicht durch personalisierung der fälle das interesse an diesen abscheulichen verbrechen zu wecken. opfer haben namen und identitäten. erst wenn man diese nennt, hören die leute zu. geben wir den opfern ein gesicht.

adam/adem özdamar, hagen 2008
oury jalloh, dessau 2005
antonio g., bonn 2004 hirntod
ein obdachloser, magdeburg 2005
28 jähriger mann, ilmenai 2009
achidi john, hamburg 2001
35 jähriger mann, hagen 2007
69 jähriger mann, pforzheim 2008
68 jähriger mann, nürnberg 2008
39 jähriger mann, wetzlar 2004


die fälle von gewalt in polizeigewahrsam oder durch polizeibeamte bei festnahmesituationen sind unzählig. es reicht von beamten, die ihren hund mit "friss den neger" auf einen schwarzen im jahr 2007 hetzen, der anschliessend mit 12 bisswunden ins krankenhaus kommt, bis hin zu menschen, die fixiert auf dem boden liegen und verprügelt werden, bis sie wortwörtlich ins gras beißen.

der focus, nicht gerade ein kritisches oder linksgerichtetes medium, zählte von 1993 bis 2003 128 todesfälle in polizeigewahrsam deutschlandweit.
biplab balu hat immerhin bis zu 70 menschen in 4 jahren dazu bewegen können anzeige gegen die polizei in ähnlichen fallen zu erstatten (diskriminierung, beleidigung, gewalt, unrechtes verhalten). es kam zu keiner einzigen verurteilung!!
in berlin haben bis jetzt nur 2.8% aller verfahren gegen polizeibeamte wegen körperverletzung im amt mit einer verurteilung geendet. andererseits jedoch wird dort jährlich gegen jeden zwanzigsten polizisten wegen des selben tatbestandes ermittelt.

wann hört diese scheiße auf? das ganze hat system. ein system aus unwissenheit unter den polizeibeamten. irgendjemand hat es mal als "organisierte verantwortungslosigkeit" bezeichnet. eine verantwortungslosigkeit mit folgen.

DIE VERANTWORTLICHEN MÜSSEN ZUR RECHENSCHAFT GEZOGEN WERDEN. FREIFAHRTSSCHEIN DEN BULLEN ENTZIEHEN!!!!!

Misshandlungen bei Polizei - immer mit System

stop it! 05.03.2009 - 13:27
Den Aufzählungen im Artikel und dem Kommentar muss eines hinzugefügt werden: Es ist kein Problem, dass sich auf einen Nationalstaat begrenzt. Überall wo die Polizei mit Macht ausgestattet wird und sogenannte Zwangsgewalt ausüben darf, oft sogar per Gesetz dazu angehalten wird, kommt es zu Misshandlungen und Toten. Und eines kann generalisierend gesagt werden: Die Verantwortlichen - sowohl die Täter_innen als auch ihre Vorgesetzten - werden so gut wie nie verurteilt. Meist kommt es nicht mal zu einem Verfahren. Und jene Verfahren, die zu einer Verurteilung führten, wirken wie eine Farce:

Da wird mit allen möglichen Tricks versucht, die Gewalt der Polizei zu verheimlichen, da wird versucht, die Misshandelten oder Getöteten als Gewalttäter_innen darzustellen, da wird versucht, die Zusammenhänge zu verdrehen und vor Gericht es so aussehen zu lassen, als sei es legitim, wenn Polizist_innen umbringen. Zwar wird versucht, jeden Vorsatz durch die Beamten zu verneinen, doch kann angesichts der Häufung davon ausgegangen werden, dass der Großteil der Misshandlungen unter Vorsatz geschieht. Und dies bedeutet: Hier handelt es sich um Folter und Mord. Und dies wird von den Staaten geduldet. Die verantwortlichen Politiker_innen stellen sich schützend hinter ihre Diener_innen und geben ihnen als Dank für ihren Einsatz Auszeichnungen, verleihen ihnen Orden und rüsten in der Folge die Polizei mit noch mehr Rechten und Waffen aus.

Es gibt zahlreiche Fälle, in denen dies dokumentiert ist, doch in keinem einzigen mir bekanntem Fall kam es zu einer Verurteilung, die irgendwelche Konsequenzen nach sich gezogen hätte.

In vielen Fällen ist die Motivation und der Vorsatz der Tat im Rassismus der Beamten zu finden, doch es kann auch die_den eigene_n Nachbar_in treffen. Wagen es Menschen, öffentlich dazu Stellung zu beziehen, dann droht ihnen ein Anklage durch die Polizei - dies wird zumindest in Österreich systematisch so gehandhabt. Die Beamten bekommen von dubiosen, meist rechtsgerichteten bis neonazistischen Organisationen aus dem Polizeiumfeld oder werden von der Polizeigewerkschaft finanziell und auf jede erdenkliche Weise unterstützt. Letztendlich brauchen sich so Mörder im Staatsdienst nicht mal vor der Übernahme oft hoher Prozesskosten fürchten, da diese im Falle einer Verurteilung meist nicht von ihnen bezahlt werden müssen. Denn da gibt es genügend Geldtöpfe, aus denen diese Kosten beglichen werden können.

In Österreich hat es in den vergangen Jahren zahlreiche Skandale rund um die Polizei gegeben. Diese reichen von Korruption, Besuchen in Bordellen auf Staatskosten, Manipulation von Zeug_innen, Verschwinden lassen von Beweismitteln bis hin zu "Fallen" für unliebsam gewordenen Polizeichefs (Chefinnen gibt es nur wenige), die in der Folge von ihrem Posten enthoben wurden, später - nach den Prozessen - aber in der Regel neue Jobs erhielten. Jetzt könnte argumentiert werden, dass die Polizei in ihren eigenen Reihen für "Recht und Ordnung" sorgt, doch ist diese Annahme gefehlt. Als Beispiel sei hier der neue Wiener Polizeipräsident Karl Mahrer angeführt. Dieser sagte bereits vor seinem Amtsantritt, dass er in der Polizei wieder Ruhe herstellen will. In Interviews mit Tageszeitungen sprach er davon, dass er den Corpsgeist innerhalb der Polizei stärken will oder dass die Polizei auf Wahrheit setze. Doch beides ist bedenklich: Mit der Stärkung des Corpsgeistes, also der Einheit innerhalb der Polizei, soll vermieden werden, dass interne Kritik weder entsteht noch nach außen dringt. Die Strukturen, die sich durch permanente Misshandlungen und Schikanen auszeichnen, sollen so verfestigt werden. Und was von der Wahrheit, mit der das Ansehen der Polizei wieder hergestellt werden soll, zu halten ist, zeigt ein ganz aktueller Fall:

Da wurde ein Mann in einer U-Bahnstation ohne Vorwarnung krankenhausreif geschlagen. Zwei Männer in Zivil stürzten sich auf den Mann. Während in einer der beiden Schläger das Opfer am Boden fixierte, schlug der andere wie wild mit den Fäusten auf ihn ein. Die Freundin des zu Boden gerungenen eilte herbei - sie wartete am anderen Ausgang der U-Bahnstation, wurde aber von den beiden Männern nur blöd angemacht und erst als sie nicht ging, wiesen sich die Beamten als Polizisten aus. Beim Opfer handelt es sich um einen Afro-Amerikaner, der an der Vienna International School unterrichtet. Die Polizisten rechtfertigten ihre Gewalttätigkeit damit, dass sie den Lehrer mit einem Drogendealer verwechselt hätten - doch fragt sich, wodurch sie das Recht erhalten, einen Drogendealer dermaßen zu misshandeln. Doch diese Frage interessiert die Polizei nicht, denn der sich auf Wahrheit berufende Polizeipräsident lügt bei jeder Gelegenheit, dass sich die Balken biegen. So gab er anfangs gegenüber einer Tageszeitung an, dass er zu dem Fall noch nichts sagen könne, da die Fakten nicht geklärt seien. Das Versprechen: "Sobald alles geprüft ist, wird es ganz, ganz schnell Konsequenzen geben" konnte von Anfang an nicht ernst genommen werden, da es mit folgendem Zusatz geäußert wurde: "Wer mich kennt weiß, dass ich für eine Polizei stehe, in der Rassismus keine Chance hat." Dazu kann nur angemerkt werden: Entweder der hat der Polizeichef keine Ahnung, was Rassismus ist. Dann ist er aber mit Sicherheit fehl am Platz. Oder er deckt mit derartigen Beschwichtigungen das gewalttätige Vorgehen seiner Beamten. Mittlerweile steht jedenfalls fest, dass die Schläger der Drogenfahndung mit keinen Konsequenzen rechnen müssen und einmal mehr einen Freibrief zur Misshandlung von Menschen erhalten haben. Denn die Polizei behauptet jetzt, dass die Amtshandlung korrekt verlaufen sei und die Anwendung der Gewalt nur deshalb notwendig geworden sei, weil sich der misshandelte Mike B. falsch verhalten hätte.

Für jene, die mit der Situation in Wien nicht so vertraut sind, sei noch hinzugefügt, dass in dieser Stadt das rassistische Stereotyp, alle Schwarzen seinen Drogendealer und gewalttätig vom Stammtisch bis in die höchsten Regierungskreise das Denken und Handeln bestimmt. Dazu braucht es keiner Studien um, die dies belegen - obwohl es genügend derartiger Studien gibt. Selbst polizeifreundliche Medien berichten immer wieder über rassistische Misshandlungen durch die Exekutive. Und für jene, die sich gelegentlich im öffentlichen Raum bewegen, ist Rassismus bei der Polizei schon derart alltäglich geworden, dass sich kaum noch eine_r darüber aufregt. Dass dies dem Polizeipräsidenten verheimlicht werden kann, ist mehr fragwürdig. Und deshalb sich auch die Frage, wie er versuchen will, mittels Wahrheit das Ansehen der Polizei wiederherzustellen, wenn er doch selbst nicht viel mit der Wahrheit am Hut haben dürfte.

Doch der eben erwähnte Fall ist nur einer von vielen, die mittlerweile zum Alltag geworden sind. Ziel von polizeilicher Willkür und Misshandlungen sind insbesondere sogenannte "sichtbare Miderheiten". Schwarze, Bettler_innen, Menschen, allgemein Ausländer_innen, aber auch Punks, Menschen mit bunten Haaren usw. Es sind vor allem rassistische Stereotypen, auf denen das Vorgehen der Exekutive beruht und nach denen sie Menschen aus der Masse rausselektieren und ihren Amtshandlungen unterziehen. Das erschütternde dabei ist, dass sich all jene, die nicht kontrolliert werden, in Sicherheit wiegen und froh sind, nicht selbst kontrolliert zu werden. Für diese hier noch eine Aussage von Karl Mahrer, dem Wiener Polizeipräsidenten: "Hautfarbe schützt nicht vor Kontrolle". Dass die Hautfarbe aber ein Grund ist, kontrolliert zu werden, belegen die Aussagen von zahlreichen Schwarzen Menschen in Österreich.

Viele Menschen in Österreich müssen permanent damit rechnen, von der Polizei angehalten und in der Folge misshandelt zu werden. Oft wird zur Verteidigung rassistischer Staatsgewalt angeführt, dass nicht alle Polizist_innen gleich sind. Davon ist aber auch hier nicht die Rede. Solange jene, die Spass daran haben, Menschen zu misshandeln, dies im Namen des Gesetzes und unter vollständiger Straffreiheit tun können, sich in den Reihen der Exekutive befinden und dort den Ton angeben, wird es zu Misshandlungen und Morden kommen. Dass sollte allen klar sein. Und gerade deshalb - weil dieses Wissen besteht - scheint die Bezeichnung der Polizei als Rassist_innen- und Mörder_innenbande mehr als angebracht. Doch anstatt die Strukturen zu verändern und den Beamten Rechte zu entziehen und so die Rechte der Zivilist_innen zu stärken, werden die menschenverachtenden Strukturen mehr und mehr ausgebaut, werden neue Waffen angekauft, wie zum Beispiel der Taser, dessen Einsatz in jenen Ländern, in denen er bereits länger im Einsatz ist, schon zu unzähligen Todesopfern führte, und die Rechte der Bevölkerung mehr und mehr eingeschränkt.

Für jene, die sich mehr für das Thema Todesfällen n Polizeigewahrsam interessieren, hier noch ein Link-Tipp: Auf no-racism.net findet sich eine unvollständige Dokumentation von rassistische motivierten Todesfällen bei Deportationen und in Polizeigewahrsam. Ihr findet dort auch Informationen über einige der oben genannten Fälle (Oury Jalloh und Achidi John). Zu Fixierungen durch mehrere Beamte sei insbesondere auf den Tod von Seibane Wague am 15. Juli 2003 im Wiener Stadtpark hingewiesen. Dieser starb unter den Füßen von Polizei und Rettung. Zwei seiner Peiniger_innen wurden zu geringen Haftstrafen verurteilt, der Rest freigesprochen oder erst gar nicht angeklagt.

Rassismus tötet - siehe:  http://no-racism.net/racismkills

also

dann 05.03.2009 - 17:52
äußer ich mich hier doch mal zu einem Thema. Im Moment steht hier ja noch nicht so richtig viel zu der Sache, aber ich bin mir sicher dass wird sich in Kürze noch ändern. Und da man sich dann an dieser Stelle wieder mit Mordtheorien, ACAB Geschrei und derlei mehr überbieten wird muss ich ja nicht auch noch ins selbe Horn blasen.

So wie die Situation hier beschrieben wird spricht vieles dafür, dass der Verstorbene (nein, ich schreibe nicht Getötete weil man das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht seriös behaupten kann)an einem sogenannten "Lagebedingten Erstickungstod" gestorben ist.

Was ist das?

Personen in hohem Erregungszustand (Bsp. unter Drogeneinfluss, psychisch krank ) weisen nun einmal eine erhöhte Atemfrequenz auf. Damit einhergehend höheren Blutdruck usw., d.h. deren Kreislauf arbeitet auf Hochtouren. Wird eine solche Person nun von der Polizei fixiert (ja, das kann auch einmal notwendig sein, weil es, auch wenn es manchen Verschwörungstheoretikern nicht passt, tatsächlich Personen gibt, die in einem solchen Zustand sich oder andere verletzen ) und der Oberkörper belastet, so kann es passieren, dass dieser Mensch nicht mehr die erforderliche Menge an Sauerstoff einatmen kann, da ja der Brustkorb durch die Belastung eingedrückt wird.

Innerhalb kürzester Zeit wird diese Person sich nun wie wahnsinnig gegen die auf ihm knieenden Personen wehren, nicht um in irgendeiner Form Widerstand zu leisten, sondern schlicht und ergreifend aus purer Atemnot.

Wird das von den Polizeibeamten nicht so erkannt und als weiterer Widerstand gewertet, so werden sie was tun- genau- den Oberkörper noch mehr belasten was o.g. Zustand beschleunigt.

Letzten Endes wird die Person bewusstlos. Besonders fatal an dieser Konstellation ist:
Im Gegensatz zu einer normalen Ohnmacht im Zusammenhang mit einer Erkrankung, ist in diesem Fall nahezu kein Restsauerstoff mehr im Blut vorhanden. D.h. selbst bei sofortiger Reanimation ist ein tödlicher Ausgang möglich, Gehirnschädigungen treten nahezu sofort ein.

Soweit die Fakten.

Andere Möglichkeiten wären diverse Vorerkrankungen, Kreislaufversagen usw. Das schliesst nicht aus, dass es auch wie hier im Artikel beschrieben gewesen sein könnte. Zum jetztigen Zeitpunkt ist eine solche These aber genau das und nicht mehr- eine These (der man anmerkt, dass man es nur zu gerne so hätte, weil es ins eigene Weltbild passt.)

Im Artikel steht, der Verstorbene wäre 170cm und schmächtig gewesen. Heißt das, allein deshalb wäre es schon unverhältnismäßig dass 4 Polizisten auf ihm gekniet wären? Wer schon einmal gesehen hat, welche Kräfte jemand entwickelt der voll zugedröhnt ist oder aufgrund einer psychischen Erkrankung einen Schub hat, der weiß welche Kräfte solche Menschen entwickeln. Ihn sich "austoben" lassen ist ganz sicher keine Lösung. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten:

Einer allein schlägt ihn bewusstlos (kommt nicht in Frage)
oder
mehrere ringen ihn nieder und verringern so das Risiko erheblicher Verletzungen dieser Person deutlich.

So, jetzt steht hier wenigstens einmal etwas halbwegs objektives.

Die Spekulationen könnt ihr euch auch sparen. Selbstverständlich bin ich Polizist- und nein ich ziehe nicht jeden Tag los um zu töten, das hat mir auch noch nie jemand aufgetragen, mir ist es auch egal ob jemand bunte Haare hat und ich mag auch keine Glatzen.

Und jetzt dürft ihr euch wieder euren Haßparolen widmen

P.S. Und wenn ihr kommunikativ so hammermäßig drauf seid, dass IHR jeden Menschen in jeder erdenklichen Gemütsverfassung problemlos verbal in die gewünschte Richtung lenken könntet, dann weiß ich nicht warum ihr den Glatzen dann Flaschen an den Kopf werfen müsst.

@dann

jonas 05.03.2009 - 20:05
du hast hier recht schön beschrieben, wie jemand, der fixiert wird und atemnot hat, bewusstlos wird. so weit, so gut.

wie du von der bewusstlosigkeit zur reanimation kommst, ist mir aber nun ein rätsel.

kein polizist wird weiterhin auf dem bewusstlosen knien, im bewusstlosen zustand sind die einzigen atem/kreislauf-regulierenden faktoren die zentralen und peripheren chemorezeptoren, da die psychischen einflüsse ja quasi "weg" sind. normalerweise dürfte sich innerhalb von kurzer zeit der sauerstoffgehalt des arteriellen blut normalisiert haben.

soll heißen, weder ein kritischer sauerstoffmangel - noch ein hirnschaden ist indiziert.

....

M.M 05.03.2009 - 22:21
Hallo „dann“
nun das hier nicht so viel steht, liegt einfach daran das leider nicht mehr bekannt ist. Hoffentlich ändert sich das mal, da hast du recht. Ich antworte einfach mal nur auf das was du geschrieben hast.
Sicher hast du recht, dass Personen, welche z.B. aggressiv sind (du sprichst von erregt sind) oder „psychisch krank“ (ich habe das bewusst nicht gewählt, da eine krankheit von der gesellschaft und damit uns bestimmt wird als „anders“.[vergl. Anti Psychiatrie z.B weglaufhaus, ccp, oder sinistra²antagonistische_assoziation o.ä]) unter umständen sich und andere gefährden.
>
Klar gibt es die beschriebenen Möglichkeiten, aber zu erst steht das verbale was meiner erfahrung und meinung nach fast immer erfolg hat. >Ja bei nazis nicht unbedingt, aber das ist auch eine andere diskussion über politische Gewalt, an anderer stelle, aber da hast du auch recht, oder mensch sieht, dass es auch politische Gewalt von staates seite aus gibt> Im übrigen ist auch das nicht zwangsläufig gegeben.<< Aber nun führt der absolute sauerstoffmangel sehr schnell zu atemstillstand und kreislaufstillstand. (bedingt durch co² spiegel im blut und vieles mehr, aber nicht sehr interessant hier) Es hilft nun nur direkte erste hilfe, d.h (stabile seitenlage oder) beatmen sowie sofortiger Notartzruf (haha haben die pflichtbewussten beamten aber bereits viel früher gemacht, so das er schon 5 minuten bevor der patient in dieser Lage ist, angekommen ist. In östereich hilft das aber auch nicht unbedingt[war vor einigen jahren ein skandal])

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

@stop it — wüstenspringmaus