Köln: Polizeiüberfall auf linke Kneipe

Kölner Netzwerk „kein mensch ist illegal" 26.02.2009 04:21 Themen: Antirassismus Repression
Brutaler Polizeiübergriff gegen "Kein Mensch ist illegal-Party" in Köln.

In der linken Kneipe "Q-Hof", wo seit Jahren die antirassistische Initiative „kein mensch ist illegal“ fröhlich und friedlich Karneval feiert, kam es am Sonntag und Rosenmontag zu völlig unverhältnismäßigen Festnahmen und Gewalt von Seiten der Polizei und Mitarbeitern des Ordnungsamts.
Der Einsatz der Polizei war völlig unverhältnismäßig und überzogen. Offensichtlich waren die Beamten gänzlich überfordert. Sie reagierten auf eine Nichtigkeit mit roher Gewalt und eskalierten die Situation unnötig.

Was geschah:

Gegen 4:00 von Sonntag auf Rosenmontag kamen zum zweiten Mal Ordnungskräfte wegen der Meldung einer Ruhestörung zur Gaststätte „Q-Hof“ in der Limburger Straße. Während die Veranstalter entspannt mit der Polizei sprachen, lehnten sich zwei Jecke an den abgestellten Streifenwagen. Unvermittelt rastete der junge Polizist aus und legte ihnen nach kurzer verbaler Auseinandersetzung Handschellen an. Auch der Vertreter des Ordnungsamts wurde handgreiflich. Der Polizeibeamte forderte gleichzeitig weitere Kräfte an, anstatt sich mit den Veranstaltern – die deeskalierend einwirken wollten zu verständigen.

Während immer mehr Einsatzfahrzeuge der Polizei vorfuhren, kamen weitere Gäste und Passanten hinzu und protestierten schunkelnd und singend vor den Polizeiwagen.
Dabei kam zu zwei weiteren willkürlichen Festnahmen.

Alle Versuche der Veranstalter, mit den Beamten Gespräche zu führen und die Situation zu entspannen, scheiterten an der Inkompetenz der Beamten und der Einsatzleitung. Die Mitarbeiter des Kölner Ordnungsamts verschärften die Situation durch verbale Ausfälle und Handgreiflichkeiten ebenfalls weiter.

Im Zuge dessen kam es zu einem einzelnen Flaschenwurf einer unbekannten Person, die allein hierfür verantwortlich ist.
Für die Eskalation der Gesamtsituation müssen Polizei und Ordnungsamt die Verantwortung übernehmen.

Am Abend des Rosenmontags kam es schon um ein Uhr zu einem weiteren Großeinsatz der Polizei: Ohne die vorgeschriebene vorherige Verwarnung tauchte das Ordnungsamt mit einer behelmten Hundertschaft Polizei auf und drohte die Erstürmung der voll besetzten Karnevalskneipe, um die Musikanlage zu konfiszieren. Nur das schnelle Verschließen der Tür verschaffte den Veranstaltern die Möglichkeit, einen Gewalteinsatz der Polizei zu verhindern – sie gaben die Anlage durch einen Nebeneingang heraus.

„kein mensch ist illegal“ ist ein etablierter Teil des alternativen Karnevals in Köln.
(www. kmii-koeln. de )

Seit über zehn Jahren feiern engagierte Jecke einen friedlichen und multikulturellen Fasteleer, wo es noch nie zu Gewalt und Übergriffen gekommen ist. Dies werden wir uns nicht nehmen lassen!
Wo Hundertausende bis früh in den Morgen ausgelassen froh und laut in den Straßen und Kneipen Karneval feiern, ist ein derart überzogener gewalttätiger Polizeieinsatz wegen „Ruhestörung“ bestenfalls als provinziell und empörend unprofessionell zu kritisieren!
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Ergänzungen

Der völlig verlogene Polizeibericht:

kmii 26.02.2009 - 04:36
Eine „Lärmstreife“ von Polizei und Ordnungsamt wurde heute Morgen (23. Februar) gegen 04.15 Uhr wegen einer Ruhestörung zum wiederholten Male zu einer Gaststätte in die Limburger Straße gesandt.
Noch vor der Tür zur Gaststätte versuchte ein Mann (33) die Beamten an den weiteren Einsatzmaßnahmen zu hindern und den Streifenwagen zu beschädigen. Da der 33-jährige alkoholisierte Kölner einem mehrfach erteilten Platzverweis nicht nachkam, und einem Beamten mit der Faust gegen die Brust schlug, wurde er in Gewahrsam genommen.

Während ein anderer alkoholisierter Kölner (41) sich einmischte und versuchte den 33-jährigen Gefangenen zu befreien, kamen 40 bis 50 weitere Karnevalsgäste vor und aus der Gaststätte, solidarisierten sich mit den in Gewahrsam genommenen und bedrängten die Beamten. Mit Sitzblockaden versuchten sie unter anderem die Abfahrt der Gefangenen zu verhindern. Dabei traten zwei unbekannte Personen gegen die Außenspiegel des Streifenwagens, wovon einer zerbrach.

Mit hinzugezogenen Unterstützungskräften gelang es der Polizei, die Personengruppe in Richtung Friesenplatz abzudrängen.

Aus der Menge heraus wurde durch bislang unbekannte Täter mit einer Bierflasche und einem Glas in Richtung der Polizisten geworfen. Die Flasche traf eine Polizeibeamtin (26) am Hinterkopf. Sie erlitt eine Platzwunde und Gehirnerschütterung und musste im Krankenhaus ambulant behandelt werden.
Das Glas traf einen 23-jährigen Polizisten am Ohr und verletzte diesen leicht.
Ein Teil der Personengruppe lief in die Gaststätte zurück und weigerte sich, den polizeilichen Anweisungen des Platzverweises nachzukommen.
Nach Rücksprache mit den Angestellten der Gaststätte, verließen die Gäste kontrolliert das Lokal.

Allein für diesen Einsatz waren 29 Streifenwagen und ihre Besatzungen über eine Stunde gebunden.

Die Polizei Köln ermittelt nun wegen Landfriedensbruch, Widerstand, Gefangenbefreiung, gefährlicher Körperverletzungen, Sachbeschädigung und Beleidigung.
(le)

Presseberichte

Köln 26.02.2009 - 15:38


 http://www.jungewelt.de/2009/02-26/021.php
26.02.2009: Polizeieinsatz beim Kölner Karneval (Tageszeitung junge Welt)

 http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/uebergriffe-von-koelner-polizei/
Hundertschaft gegen Musikanlage: Übergriffe von Kölner Polizei - taz.de

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Etablissement, Establishment

antifa hh 26.02.2009 - 08:35
"Der Q-Hof ist ein etablierter Teil des alternativen Karnevals in Köln."

Na denn mal Prost.

hey ihr hamburger

no lokalpatriotism 26.02.2009 - 11:16
hey ihr "hamburger" (angebliche afa hhler/innen or whatever) habt keine ahnung von der kölner "alternativen szene"; also haltet euch da raus, oder solidarisiert euch! wir tun das schließlich auch mit euch, wenn es mal wieder um die flora, o.ä. geht.

zur "alternativen karnevalsszene" in köln siehe zb ua den kleinen aber feinen "subversiven ehrenfelder geisterzug" gegen krieg, kapital, etcetera...

nicht jede stadt kann halt eben gleich eine "schlagkräftige truppe" zur linken selbstverteidigung haben...

gegen jede form von repression - depression!

gewaltmonopol abschaffen.

SOLIDARITÄT MIT DEN IN GEWAHRSAM GENOMMENEN MENSCHEN

Solidarität?!

solidari 26.02.2009 - 12:02
"Im Zuge dessen kam es zu einem einzelnen Flaschenwurf einer unbekannten Person, die allein hierfür verantwortlich ist."

Das bedeutet im Endeffekt, das ihr diejenige Person hättet verpetzen müssen. Mal im Ernst: Geht es nicht in euer Hirn, das in diesem Moment ein eher "aktiveres" Verhalten besser angebracht gewesen wäre? Der Flaschenwerfer war vermutlich der Einzige, der sich dem Gewaltmonopol des Staates nicht untertänigst erwiesen hat.

Wegen Gewalt: Hab des Öfteren miterlebt, dass vor allem in Antifakreisen, großspurig angekündigt wird, das dem 1. Nazi auf's Maul gehauen wird. Wenn dann einer zu sehen ist (z.B. beim Plakatieren) machen sie es dann doch nicht - bis irgendwann der erste einschreitet. Es gibt dann immer einen, der deeskalieren möchte, der Rest mischt jedoch mit. Ist halt psychologisch. Also, anstatt dort zivilbürgerliches Ungehorsam aufzuzeigen, hättet ihr euch mit allen Mitteln verteidigen müssen.

Es geht mir auch nicht den Kopf, dass ihr Antira betreibt und euch von Leuten, die Menschen illegalisieren, etwas Gefallen lasst.

solidarität mit hamburch

afa haha 26.02.2009 - 18:25
liebe selbstverliebte kölnerInnen, müsst ihr euch mal wieder selber auf die schulter klopfen, was für einen tollen alternativen karneval ihr auf die beine stellt? ihr sauft, gröhlt und schunkelt da ja ach so alternativ herum, bei diesem volksfest, wie wunderbar ihr doch seid. und geisterzug, gähn, das ist nichts weiter als peinliche linke folklore, köln eben

WOW!

yeah 28.02.2009 - 05:05
WOW! Wenn die Nazis untereinander so solidarisch wie ihr wären könnte man die Antifa auflösen...