Gö: Aktionen gegen Militärmusikparade

Antimilitaristische Perspektive (Göttingen) 21.02.2009 17:54 Themen: Militarismus
Wie bereits im letzten Jahr fand am Freitagabend (20. 2. 2009) in der Lokhalle Göttingen ein Aufmarsch von Militaristinnen und Militaristen statt. Zu Protesten gegen die „Internationalen Militärmusikparade 2009“ riefen Gruppen und Personen aus dem antimilitaristischen Spektrum auf, um das zunehmenden Eindringen des Militärs in die zivile Öffentlichkeit zu kritisieren. Die Protestierenden fordern von den verantwortlichen Lokalpolitikern, die Lokhalle bestimmungsgemäß nur noch zivil zu nutzen.
Etwa 75 Personen beteiligten sich mit Transparenten, Flugblättern und interaktivem Straßentheater an der Begleitung des Aufmarschs. Die BesucherInnen der Veranstaltung wurden von dem so gar nicht marschmusikalischen Beat-the-Army-SoundSystem empfangen. Die DemonstrantInnen machten klar, dass auch MusiksoldatInnen Teil der kämpfenden Truppe sind und dass die tönenden Auftritte von Militär der Akzeptanzbeschaffung für die nächsten Kriege dienen.

Ein antimilitaristisches Befriedungsteam suchte die BesucherInnen mit modernstem technischem Gerät nach anhaftenden Militarismuspartikeln ab, um diese sicher wegzupuscheln. Ihr Ziel war, das Gefährdungsniveau in der Lokhalle zu senken, da gerichtlich festgestellt wurde, dass diese nicht befriedet sei. Eine andere Aktionsgruppe ist mit thematisch passenden Masken aufgetreten – Gasmasken, Monster, Verwundete symbolisierten die Realität von Krieg und Militär.

Die Parade selbst verlief dann auch nicht ungestört. Gleich nach Einmarsch der ersten Truppe sprangen zwei AktivistInnen von den Sitzen, enterten das Parkett und entrollten ein Transpi vor dem Dirigenten. Die Security rückte an und entfernte eine Aktivistin mit Tritten und Ziehen an den Haaren von der Bühne – ein unübersehbarer Gewalteinsatz vor dem gesamten Publikum. Der andere Aktivist schlug derweil Haken, hüpfte und krabbelte mit pinker Perücke ausstaffiert durch die stillgestandene Kapelle, die Security immer hinterher. Das Publikum, übrigens deutlich weniger als im letzten Jahr, blieb ruhig und nur wenige applaudierten, als auch der zweite Aktivist vom Parkett gebracht wurde.

Schon letztes Jahr gab es Proteste gegen den Aufmarsch musizierender Truppen. Nicole Klammer (Chefin der Lokhalle) zerrte daraufhin einen Aktivisten wegen angeblichem Hausfriedensbruch vor Gericht. Erfolglos, das Verfahren endete mit Freispruch, weil Richter und Staatsanwältin schließlich feststellten, dass der Eingangsbereich zur Lokhalle während der Militärmusikveranstaltung nicht befriedet war.

Begonnen hatten die Proteste bereits drei Tage vorher, AktivistInnen färbten das Kriegsdenkmal am Weender Tor pink ein und nutzten es zur Mobilisierung:  http://de.indymedia.org/2009/02/242323.shtml (dort auch weiterer Bericht).
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Ergänzungen

Bericht im Göttinger Tageblatt vom 21.02.09

einfreunddesmaquis 21.02.2009 - 18:13
"Militärmusik den Marsch blasen"
75 Menschen demonstrieren gegen Musikparade in der Lokhalle

Göttingen (afu). Rund 75 Menschen haben gestern Abend - von der Polizei überwacht - friedlich gegen die "Internationale Musikparade 2009", eine Veranstaltung mit Militär- und Blasmusik in der Lokhalle, demonstriert. Aufgerufen zu der "Befriedungsaktion" mit dem Titel "Der Militärmusik den Marsch blasen" hatten verschiedene antimilitaristische Initiativen in Göttingen. Thorsten Kopper, einer der Organisatoren, sprach von einer gelungenen Aktion. Es seien mehr Protestler als erwartet erschienen. Mit Flugblättern und in Gesprächen wolle man die Besucher darauf hinweisen, dass mit derlei Konzerten "die Armee als alltäglicher Bestandteil des zivilen Lebens dargestellt" werden solle.
[Foto]

subjektiver Bericht v. d. Kundgebung

fff 21.02.2009 - 18:19
Kundgebung gut gelaufen find ich...würde 50-60 leute schätzen, nen paar waren drinnen...kundgebung konnte durch beharrlichkeit und ein wenig engagement direkt vor der halle (und nich hinter pollern auf der anderen "strassen" seite) stattfinden.

es gab sehr eloquente polzeibeamte und nen paar die agro waren und mit uns gerangelt haben. Viele flyer verteilt. viele besucherInnen verwirrt und den eingang nich gefunden + von so vielen schwarzgekleideten menschen leicht ...

drüber hinaus noch ein aufgeregt umherirrenden hallen-manager mit rassistischer tendenz (der folgenden nationalismus begriff hatte / Sinngemäße Wiedergabe:

"mexikaner die müssen ja salsa tanzen, sonst wärens ja keine mexikaner" "das is hier immer so wenn hier so bands spielen, die spielen halt schon das aus ihrem land, sonst wärs ja nich authenitisch)

Leider wurde wie immer in göttingen (wie nat. woanders auch) "präventiv" die ganze zeit gefilmt...an den filmemacher im orangenen gö standard vwbus und KollegenInnen, die wie wild angestürmt kamen:

nochmal zur schule und nachsitzen: §12a Vers.Gesetz sagt " ...wenn tatsächliche Anhaltspunkte die Annahme rechtfertigen, daß von ihnen erhebliche Gefahren für die öffentliche Sicherheit oder Ordnung ausgehen"/ "Verfolgung von Straftaten"

All diese möglichen rechtfertigungen waren während der heutigen Kundgebung NICHT gegeben !

München:Minister für Gelöbnis auf Königsplatz

http://www.merkur-online.de 22.02.2009 - 18:31
Darf die Bundeswehr auf Paradeplätzen der Nazis ein Gelöbnis veranstalten? Darüber streiten Stadt und Freistaat. Innenminister Herrmann hält das Nein von OB Ude für falsch(...)

Weiterlesen:  http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/minister-geloebnis-koenigsplatz-85700.html

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Anklage ggen Neonazis — http://npd-blog.info/