„die gesellschafter“ ein tolles projekt ?

Liz Benefiz 13.02.2009 19:11 Themen: Medien Soziale Kämpfe Ökologie
Mal wieder ist ein neues Filmfestival von „den gesellschaftern“ angelaufen und etliche kritische Gruppen machen dort mit. Obwohl es sofort bei der Bekanntmachung der Stiftung „die gesellschafter“ einen kritischen Bericht dazu auf den Nachdenkseiten gab. ( http://www.nachdenkseiten.de/?p=1960).
Ich gebe zu ich gehöre auch zu einer Gruppe, die sich an dem Filmfestival ueberArbeiten beteiligt hatten. Es gab zwar einige kritische Anmerkungen, aber wir hatten gedacht dass die Vorteile überwiegen. Denn wir selber hätten nicht die Möglichkeit gehabt, derart viel Werbung zu machen und somit breitere Bevölkerungsschichten zu erreichen.

Bei dem zweiten Festival ueberMorgen wurde allerdings bekannt, dass die Stadtkoordination des Festivals in Gütersloh an die Bertelsmann-Stiftung vergeben wurde.
Trotz Protest waren die verantwortlichen nicht Bereit die Stadtkoordination zurückzuziehen
.(  http://sandimgetriebe.attac.at/6418.html ). Eigentlich hätte so jeder merken müssen, dass „die gesellschafter“ nicht ganz das sind, was sie augenscheinlich vorgeben. Es gab sicher bei „den gesellschaftern“ auch viele die mit Idealismus das Projekt unterstützt haben und „die gesellschafter“ sind sicher nicht äquivalent zur Bertelsmann-Stiftung. Nur bei Betrachtung der Unterstützer des Projekts ( http://diegesellschafter.de/projekt/unterstuetzer/index.php?sid=d9aabbdc4ae21c4dd35a54188edac872 ), ist zu sehen, dass neben Wohlfahrts- und Behindertenverbänden, sowie einigen NGOs fast die ganze deutsche Medienlandschaft vertreten ist. Da ein großer Teil der deutschen Medien indirekt oder direkt zur Bertelsmann AG gehört, besteht für Bertelsmann indirekt über diesen Weg die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. D.h. es war nicht nur reine Höflichkeit, wenn trotz Protesten die Vergabe der Stadtkoordination nicht zurückgezogen wurde. Zwar haben die verantwortlichen versichert, dass die Stadtkoordination nicht wieder an die Bertelsmann-Stiftung vergeben wird, aber es ist nicht auszuschließen das es diesmal an die Stadtstiftung GT geht (welche zum größtenteils von der Bertelsmann-Stiftung finanziert wird).

Weiter ist zu beobachten, dass es bei der Auswahl der Filme eine gewisse Tendenz nach rechts und insbesondere weg von der Kritik an deutschen Zuständen gibt. D.h. ein gewisse Beeinflussung von Bertelsmann in Gestalt von Gruner+Jahr ist anzunehmen. Beim ersten Festival gab es z.B. noch einen Film zu HartzIV von kanalb. Beim jetzigen aktuellen Filmfestival ueberMacht ist der einzige Film, welcher aus Deutschland stammt derjenige über Magersüchtige. Dabei gibt es über diesen Themenkreis Macht auch genug deutsche Filme, wie z.B. Filme über den G8-Gipfel. Bei dem Film über „Monsanto mit Macht und Genen“ wird dann die Einflussnahme durch Bertelsmann offensichtlich. Das passende Buch zum Film wird von Random-House/Bertelsmann herausgegeben:
 http://www.randomhouse.de/webarticle/webarticle.jsp?aid=14432&mid=2498

Die Praktiken von Monsanto sind absolut kriminell und kritisierenswert. Nur ist Monsanto ein direkter Konkurrent von BASF, welche auch im Bereich Gentechnik aktiv sind. Im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG sitzt wiederum der BASF-Chef Jürgen Strube.

Ganz aktuell zeigt sich der Einfluss an der Zensur eines kritischen Beitrages zu den Tafeln eines Soziologieprofessors im Bereich Tagebuch der Webseite von „den gesellschaftern“.
(  http://www.nachdenkseiten.de/?p=3765 )
Rudolph Bauer beschreibt den Sinn von Ehrenamt bei der Bertelsmann-Stiftung folgendermaßen:
Die Stiftung beschränkt sich darauf, die bürgergesellschaftliche Entwicklung am Hauptkriterium von Wirtschafts- und Unternehmerfreundlichkeit auszurichten. Sie sieht die Vorzüge des bürgerschaftlichen Engagements vor allem daran, in welchem Umfang dieses kompensatorisch dazu beiträgt, den bisherigen Anteil des Öffentlichen Sektors in der direkten und indirekten Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen einzuschränken.
(Quelle:  http://medienwatch.wordpress.com/burgergesellschaft-als-bertelsmann-projekt/)

Da in dem zensierten Beitrag vor allem die kompensatorische Leistung der Tafeln kritisiert wurde ist klar welchen Hintergrund die Zensur hat.

So ich hoffe dieser Artikel dient als Diskussionsanregung und fzs, attac, noya, RAV, mehr Demokratie e.V. und ak vorratsdaten sollten sich mal fragen wofür sie sich haben einspannen lassen.
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Ergänzungen

kleine Fehler

bekannt 13.02.2009 - 22:44
Zum einen der Film über Monsanto heißt "Monsanto mit GIFT und Genen", zum anderen, arbeiten BASF und Monsanto schon seit einigen Jahren eng zusammen und betreiben mehrere Versuchsprojekte zu Gentechnik in Deutschland. BASF und Monsanto.
Nun ist mein Problem, dass du bei solchen offensichtlichen Punkten schon komplett daneben liegst umd es mit deshalb schwer fällt die anderen Kritikpunkte, die ich nicht so leicht prüfen kann, zu beurteilen bzw. als tatsächlich existent anzunehmen.

Filme bei ÜberMacht

D. 13.02.2009 - 23:11
klar kann man sich hinstellen und sagen das die von Berthelsmann und Co. gesteuert werden. In Plauen ist der regionale Filmpartner ein "unverdächtiger" Landfilm e.V., stattfinden wird diese Filmreihe im Forum K. (A., der Galeriebetreiber ist in meinen Augen integer, antifaschistisch, ok.), ich denke es ist wichtig, was vor Ort draus gemacht wird, ich habe die Filmankündigungen gelesen, eine Tendenz "rechts" kann ich nicht ausmachen. Das es viele französische Filme gibt, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass in D. der Bürger normal seinen Arsch nicht hochbekommt...

Monsanto und BASF

Wiebke 14.02.2009 - 18:54
Ja ja, erst werden den selbstorganisierten Projekten/Stadtteilinitiativen die Gelder gestrichen, dann werden Bertelsmann-Projekte angeboten, wo die Leute dezent gesteuerte Schleichwerbung für Bertelsmann-Produkte machen dürfen. Aber bitte nichts wirklich unabhängiges, eigenständiges.

Der Hinweis auf Monsanto und BASF ist doch hochspannend! Steht in dem Buch von Random House etwas genaueres? Vermutlich nicht! Vielleicht konnte Bertelsmann durch die negative Medienpräsenz auch Druck auf Monsanto ausüben und sie zur Kooperation mit BASF zwingen. Wahrscheinlich verhält es sich folgendermaßen: Vordergründig spielt sich Bertelsmann als Kritiker auf, veröffentlicht kritische Bücher. Indessen wird dafür gesorgt, dass BASF aus der Schusslinie bleibt. BASF-Aufsichtsratschef Jürgen Strube darf im Hintergrund dank Bertelsmanns Einfluss auf die Politik Lobbyarbeit für die Gentechnik machen. Hier ist übrigens die stragische Verbindung von Bertelsmann mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft von Bedeutung. Präsident des Stifterverbandes ist Arend Oetker. Der macht sich seit Jahren für "Grüne Gentechnik" stark und kritisiert die noch bestehenden gesetzlichen Schranken. Die Lobbyarbeit zielt auch auf die Hochschulen. Die ganzen neoliberalen Hochschulreformen, Hochschulräte, Drittmittelabhängigkeit, haben auch zum Zweck, als Einfallstor für die Privatwirtschaft zu dienen, um Pro-Gentechnik-Forschung zu etablieren und kritische Wissenschaft zu verhindern.

Schaut mal auf der Homepage  http://www.stifterverband.de/, wer im Präsidium sitzt. Neben Arend Oetker ist das Jürgen Hambrecht, der Vorstandsvorsitzende von BASF. Dann Wulf H. Bernotat, Vorstandvorsitzender von E.ON, Mitglied im Aufsichtsrat von Bertelsmann AG und Mitglied im Kuratorium der Bertelsmann Stiftung, dann noch als Generalsekretär Andreas Schlüter, ehemaliger Geschäftsführer der Bertelsmann Stiftung. Jürgen Hambrecht wird von Jürgen Strube beaufsichtigt, der im Aufsichtsrat der Bertelsmann AG sitzt, ehemals auch in der Stiftung präsent war und außerdem in der höchst einflussreichen Bertelsmann-Verwaltungsgesellschaft (BVG) sitzt, die die Aktienstimmrechte über die Bertelsmann AG ausübt.

Das wollen BASF und Monsanto:
"Nach Angaben des Chemiekonzerns betrifft die Vereinbarung die weltweit wichtigsten Nutzpflanzen: Mais, Soja, Baumwolle und Raps. ...Die ersten gentechnisch veränderten Produkte aus der gemeinsamen Entwicklung sollen in der ersten Hälfte des nächsten Jahrzehnts auf dem Markt eingeführt werden."
 http://www.netzeitung.de/wirtschaft/unternehmen/591570.html

Erläuterung

Liz 15.02.2009 - 17:03
@bekannt
Es stimmt die Zusammenarbeit von BASF und Monsanto hätte ich besser recherchieren müssen. Aber das heißt nicht, dass sie auf anderen Gebieten nicht auch Konkurrenz sind. Im Bertelsmann-Verlag gibt es durchaus auch kritische Bücher (Jean Ziegler, Naomi Klein), solange sie das Unternehmen nicht direkt betreffen. Solange es Profit bringt kann ein wenig kritischer Anstrich nicht schaden. Es war jahrelang die Taktik der Bertelsmann-Stiftung auch Linke mit einzubeziehen und sich so einerseits den Nimbus der Neutraliät zu verschaffen und andererseits linke Ideen dementsprechend zu transformieren. Durch das Gesellschafter Filmfestival werden gerade auch Gruppen aus dem linksradikalen basisdemokratischen Spektrum miteinbezogen. In dem zensierten Tafel-Artikel wird beschrieben, wie die Idee des Containerns aus dem Grasswurzelspektrum durch die Tafel instutionalisiert wurde und inzwischen als Ersatz für staatliche Fürsorge gesehen wird. Ich befürchte, dass bei den Gesellschafter die Staatskritik der anarchistischen Linke aufgegriffen wird um es in eine neoliberale Staatskritik zu verwandeln.

Desweiteren ist gerade ein Taktik der Bertelsmann-Stiftung partiell Menschenrechtsverletzungen zu kritiseren, wenn das Land gerade irgendwelchen wirtschaftlichen Interessen entgegen steht. Gerade bei Russland ist das sehr deutlich (Gas) und daher ist ein kritischer Film zu Russland ganz nützlich.

@Ju
Ich find den Einwand wichtig. Denn ich denke, dass es gerade die Methode, welche vielleicht bei Vereinen sinnvoll sein kann, hier nicht funktioniert. Denn die Struktur der Gesellschafter ist relativ intransparent. Für einzelne Aufgaben werden meist auch irgendwelche externe PR-Agenturen angeheuert.

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