Der Worte sind genug gewechselt

bekannt 30.01.2009 11:23
Offener Brief an Dr. Schulz, Bürgermeister von Friedrichshain Kreuzberg Sämtliche in Kreuzberg 36 angesiedelten Jugendeinrichtung, bezahlte Erzieher, bezahlte Sozialarbeiter, das Jugendamt unter der Leitung von Frau Monika Herrmann, haben sich demonstrativ verweigert.
Berlin, den 21.1.2009

Myfest 2009

DER WORTE SIND GENUG GEWECHSELT, LASST UNS ENDLICH TATEN SEHEN

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sehr geehrter Herr Dr. Schulz, Bürgermeister von Friedrichshain Kreuzberg

Einmal im Jahr gibt es einen 1. Mai.
Alle Jahre wieder.
Seit 6 Jahren wird der Versuch von Bewohnern unternommen, diesen 1. Mai etwas friedlicher zu gestalten. Randale sollte zurückgedrängt werden, die Straße sollte wieder ein Ort für politische Meinungsvielfalt, für die Familien und die Menschen aus der Nachbarschaft sein.
In den letzten Jahren ist den Bewohnern/innen sehr viel gelungen, was manche nicht für möglich gehalten hätten. Etliches war möglich, weil die damalige Bezirksbürgermeisterin von Kreuzberg, Frau Cornelia Reinauer, ihre Rolle als Veranstalterin sehr ernst nahm und sämtliche Ressourcen des Bezirksamtes, sei es Schulen, Kitas und Jugendfreizeiteinrichtungen sensibilisieren für das Thema „gewaltfreie Auseinandersetzung“ konnte. Frau Reinauer leitete die zentrale Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Polizei. Hier wurden alle relevanten Angelegenheiten auch über den 1. Mai hinaus besprochen. Der Beginn dieser Gespräche war der September eines Folgejahres. Die gesamte operative Arbeit lag in den Händen der Bewohner/innen. Die Zahl der Bewohner/innen, die sich an den Arbeiten beteiligten, nahm kontinuierlich von Jahr zu Jahr zu. So ist es den Bewohnern/innen in den letzten sechs Jahren gelungen, Vertrauen gemeinsam aufzubauen. Das Wiederholbare schafft Vertrauen. Die Myfestcrew hat dieses Vertrauen erarbeitet.
Die gemeinsamen Anstrengungen der Bewohnerschaft für den 1. Mai, auch Myfest genannt, haben sehr positive Auswirkungen in die Nachbarschaften hinein.

2006 gab es Neuwahlen. Im Anschluss daran war sofort jegliche Rückendeckung für die Myfestcrew dahin. Gerade auch die enormen Anstrengungen von Menschen ndH wurde diskreditiert, die Einzelnen wurden diskriminiert. Das im Übrigen bis heute.
Die Ereignisse 2008 über die nicht vorhandene Zusammenarbeit stellen den Gipfel des Zumutbaren dar. Die Ereignisse des Jahres 2007 wirken dagegen kleiner und geringer, so dass sie hier nicht mehr Erwähnung finden.
Sämtliche in Kreuzberg 36 angesiedelten Jugendeinrichtung , bezahlte Erzieher, bezahlte Sozialarbeiter, das Jugendamt unter der Leitung von Frau Monika Herrmann, haben sich demonstrativ verweigert. Das Kick-Projekt unter der Leitung von Dieter Both rief offen zum Boykott auf. Dieser Boykott wurde begleitet mit der öffentlichen Diskriminierung von Seiten der Stadträtin Frau Herrmann gegenüber den Kiezworkern Ali, Turan, Manne, Selime u.a., als Verbrecher, Kriminelle, Mafia (Sie besitzen alle polizeiliche Führungszeugnisse!).

Es waren genau diese Menschen, die eine enorme Mobilisierung der Jugendlichen in 36 erreicht haben. Diese Mobilisierung war zum einen mit 2 Jugendkonferenzen untersetzt, zum anderen mit zahlreichen gemeinsamen Aktivitäten und Schulungen der Jugendlichen durch die Polizei- Direktion 5. Sie sind alle über sich hinaus gewachsen, nur das Jugendamt hat sich demonstrativ verweigert. Als Verantwortliche des Jugendamtes untersteht Frau Herrmann die Naunynritze.
Sie hat alles Dienstrechtliche ermöglicht, damit die wichtigste Jugendeinrichtung im Gebiet zwischen Kottbusser Tor und Mariannenplatz am 1. Mai für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen geschlossen ist.

Die Konsequenz am 1. Mai war, dass die Naunynritze vergeben war an ein internationales Capoeira-Festival mit einem Teilnehmerbeitrag von je 80 € und dem Angebot zur Übernachtung für 4 Tage in der Naunynritze. Dieses Angebot wurde im Internet platziert.

Den 160 Jugendlichen wurde mitgeteilt, dass die Naunynritze für sie geschlossen sei und dass sie stattdessen doch zum Kinderbauernhof gehen sollten, wenn sie ein persönliches Bedürfnis bzw. ein Sicherheitsbedürfnis haben. Die Konsequenz war: 160 Jugendliche und junge Erwachsene hatten dank der DeGeWo eine Wohnung im Dritten Stock und eine Toilette. 10 Stunden und 160 Menschen inkl. Künstler mit 1 Toilette sind unhaltbare Zustände. Niemand in dieser Stadt hätte sich dies politisch gewagt, wenn es sich um Jugendliche deutscher Herkunft gehandelt hätte. So was geht auch nur in Kreuzberg 36 mit einer Stadträtin Monika Herrmann.

Letztendlich ist das in diesem Jugendamt nicht verwunderlich, da die Jugendlichen schon über einen sehr langen Zeitraum die Jugendfreizeitstätte nicht mehr betreten dürfen, zu Lasten der gesamten Nachbarschaft. Es waren die Kiezworker, denen es gelungen ist, einen akzeptablen Frieden wieder herzustellen, Nur die Mitarbeiter der Naunynritze haben sich mit Unterstützung von Frau Herrmann standhaft geweigert, eine Kooperation und eine Öffnung anzustreben. Dieser Zustand dauert bis zum heutigen Tag an. Da werden 9 Mitarbeiter bezahlt, ohne dass es positive Auswirkung für die unmittelbar betroffenen Jugendlichen gibt.
Der Verdacht, dass sie Randale wollten, um persönlich politisches Kapital daraus schlagen zu können, bleibt bis heute bestehen.

Nach dem Myfest 2008 gab es vom Abgeordnetenhaus eine Anfrage über die Gründe der Schließung der Naunynritze. Die Antwort von Frau Herrmann beinhaltete, dass diese Schließung in Abstimmung mit der Polizei geschehen sei. Die Polizei hat sich jedoch von dieser Aussage distanziert. Zwischen den Organisatoren und der Polizei ist das auch geklärt. Es sei an dieser Stelle auch betont, dass die Polizei in der Frage der Zusammenarbeit beim Myfest eine hohe Zuverlässigkeit gezeigt hat, so dass ein Vertrauen entstanden ist, welches wiederholbar ist.

Fazit: Frau Herrmann hat gelogen.

Für Frau Herrmann mag dass als Politikerin zum Geschäft zu gehören, genauso wie die Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen, die sie einfach nicht leiden kann. Für uns aber ist das Maß des Erträglichen damit weit überschritten.
Es hat Termine und Verabredungen gegeben, die nicht gehalten worden sind. Unterm Strich immer nur Worte, nichts als Worte.
Für Politiker mag das zum Prinzip gehören, für uns nicht. Wir wollen Taten sehen.


Das letzte gemeinsame Ereignis hatte folgendes Resultat:

Termin zur Auswertung Myfest 2008 ist am
15.12.2008 um 19.30 Uhr
Im INA-Kindergarten, Dresdener Str 128
unter Beteiligung von Frau Herrmann und Herrn Schulz.

Zur Erinnerung das Protokoll der letzten Runde vom 2.12.2008, sowie die im Jahr 2007 mit den Jugendlichen realisierten Jugendkonferenzen.

Die Ergebnisse der letzten Sitzung waren:

Die Myfest-Crew hat festgelegt, dass nach den Vorkommnissen in 2008 zwischen Crew und Stadträte vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, ein weiterer Aussprachebedarf und verbindlichen Übereinkünfte für die Jugendlichen aus dem Wrangelkiez, der Naunynstraße und zur Kinderbetreuung in den Südblöcken zu treffen sind. Die Myfest-Crew sieht es auch nicht mehr als ihre Aufgabe an, die kompletten Aufgaben des Bezirksamtes zu übernehmen, nur weil dort am 1.Mai die Türen geschlossen sind und keiner Arbeiten möchte. Folgendes wurde darüber hinaus festgelegt:

1. eine Klärung der Inhalte des Schreibens von Fr. Herrmann an das Abgeordnetenhaus von Berlin (kleine Anfrage zur Schließung der Jugendfreizeitstätte Naunynritze am 1.Mai vom 8.5.2008 – Aktuelle Stunde im Abgeordnetenhaus) und eine Aufklärung ihrer Falschaussagen. So eine Falschaussage muss Konsequenzen haben.

2. Frau Herrmann ihre Überlegungen darlegt zur Jugendarbeit und den Jugendhäusern in der Naunynstraße / Naunynritze und Wrangelkiez / Kreuzer und zur Kinderarbeit in den Südblöcken und zwar nicht nur am 1. Mai sondern auch die anderen 364 Tage des Jahres.
(Hierzu wurde Herrn Schulz die Protokolle der in 2007 stattgefundenen Jugendkonferenzen und die Ergebnisse der Arbeitsgruppen übergeben, die von Frau Herrmann am 17.9.2007 von den Jugendlichen eingefordert wurden.)
Beteiligte sollen sein: Fr. Herrmann und alle weiteren Mitarbeiter, die für die Jugendarbeit zuständig sind, die noch bezahlten Mitarbeiter der „Naunynritze“, die Polizei und Gangway

3. Vorstellung des Bezirksamtes zu dem Umgang mit der Gewerbe- und Händlerproblematik am 1.Mai

4. Vorstellung des Bezirksamtes zum Umgang mit der Flaschenproblematik am 1.Mai


Das Treffen fand wieder nicht statt. Das Bezirksamt war erkrankt.

Inzwischen haben wir den 22. Januar 2009! Passiert ist natürlich gar nichts. Jetzt wollen wir keine Worte mehr. Wir wollen, dass diese Anforderungen schriftlich beantwortet werden, und zwar alle vier. Ein weiteres Treffen ohne diese schriftlichen Antworten sehen wir als Zeitverschwendung an. Auch wenn wir im Gegensatz zu den hoch bezahlten Politikern kein Geld für die Sitzungstermine erhalten, sind wir nicht mehr bereit, das jemand mit unserer freien Zeit so verantwortungs- und respektlos umgeht.
Vertrauen ist ein hohes Gut und keine Kür. Nur das Wiederholbare schafft Vertrauen.

Wir wären dankbar, wenn Sie uns die Ausarbeitungen so schnell als möglich zusenden könnten. Wir werden uns im Anschluss daran bemühen, einen kurzfristigen Termin gemeinsam zu vereinbaren um alles Weitere zu bereden.

Mit freundlichen Grüßen
Myfestcrew
21.1.2009

 http://de.youtube.com/watch?v=k9yEacl7n-0
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Ergänzungen

Kreuzberger Sumpf

ist tief 30.01.2009 - 12:42
Der Kreuzberger Sumpf besteht aus jahrzehntelang gewachsenen Strukturen - wer vermag hier noch durchzublicken? Beteiligt sind in jedem Fall die Parteien SPD und Grüne, die sich regelmässig politisch beharken. Um sinnvolle Politik scheint es beiden Parteien schon lange nicht mehr zu gehen, sondern vor allem darum, das, was vom jeweiligen politischen Gegner vorgeschlagen wird, erstmal zu torpedieren.

Eng in den Konflikt verwoben sind auch die örtlichen Quartiersmanagements. Diese neigen sich entweder der einen oder der anderen Seite zu, anscheinend ist es auch nicht möglich, in Kreuzberg was offizielles zu machen, ohne mit den einen oder den anderen zu klüngeln. Und mittendrin auch die öffentlichen Einrichtungen, wie etwa das Jugendzentrum Naunynritze.

Um was es geht? Na klar, wie immer geht es auch hier um Macht, Einfluss und natürlich auch viel Geld (bezahlte Stellen, Fördermittel, Zugriff auf Räume etc.).

Was wir machen können? Uns von dem ganzen Sumpf fernhalten am besten, alternative, basisdemokratische Sachen auf die Beine stellen und den 1. Mai (wieder) als politischen, kämpferischen Tag gestalten. Ziemlich sicher ist mit Silke Fischer, im örtlichen SPD-Vorstand und wohl die treibende Kraft hinter Texten wie dem obigen, keine Revolution zu machen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

na endlich — egal

NEIN ZUM MYFEST ! — Soziale Revolte

Myfest — Kreuzberga

Mein 1. Mai — Jung-Kreuzberger

Jämmerlich — Al-Capone

Schlimmer — Al-Capone

schwachkopf al capone — unwichtig

Bingo — Al-Capone