[Erfurt] Besetzer_innen am Ende der Geduld

topf.squat.net 22.01.2009 13:32 Themen: Freiräume
Die von der Eigentümerin des ehemaligen Topf&Söhne Geländes, der Domicil
Hausbau GmbH, gestellte Räumungsfrist läuft mit dem heutigen Tag ab. Das seit
2001 besetzte Gelände wurde 2007 an die oben genannte Firma verkauft und soll
nun fast komplett abgerissen werden.
Der Besitzer ließ uns gegenüber vor zwei
Jahren verlauten, die geplanten Baumaßnahmen würden das Projekt vorerst nicht
bedrohen. Dem steht gegenüber, dass der Geschäftsführer Golla im September
2008 eine Abrissgenehmigung für das gesamte Gelände beantragt und von der
Stadt Erfurt genehmigt bekommen hat. Einzig ausgenommen davon ist das
Verwaltungsgebäude, in dem ein Geschichtsort entstehen soll. Die Stadt Erfurt
hielt es jedoch nicht für nötig uns über diese Entwicklung in Kenntnis zu
setzen.
Nun untersagte das Erfurter Bauamt in einem Schreiben Anfang Januar sämtliche
Veranstaltungen auf dem Areal. In unserem Projekt finden seit nunmehr fast
acht Jahren verschiedenste Veranstaltungen statt, deren Durchführung
überregional bekannt war. Darum kümmerte sich das Erfurter Bauamt sieben
Jahre lang wenig. Plötzlich entdeckte Amtsleiter Kiermeier sein Interesse an
unserer Gesundheit und der unserer Besucher_innen. Dies klingt in unseren
Ohren wie Hohn.
Durch ebendieses Schreiben vom Bauamt fühlte sich Golla in seinem Bestreben,
uns vom Gelände zu vertreiben, bestätigt und verfasste seinerseits ein
Schreiben an uns, welches die eingangs erwähnte Räumungsfrist beinhaltet.
Diese Räumungsfrist bildet das vorläufige Ende einer Kette von Versuchen die
Tätigkeit in unserem Projekt zu verhindern. So wurde unter anderem Ende 2008
versucht, dem Squat das Wasser abzustellen.
Außerdem wurden durch die Polizei die Personalien der Personen, die für uns
Strom, Wasser und Abfallbeseitigung angemeldet haben, ermittelt und an das
Erfurter Bauamt und den Besitzer weitergegeben. In diesem Zusammenhang finden
wir es bemerkenswert, wie leichtfertig Stadtverwaltung, Polizei und vor
allem auch die Stadtwerke mit persönlichen Daten von Personen umgehen.
Von Seiten der Stadt Erfurt wurde uns im Oktober 2008 ein Ersatzobjekt
angeboten. Dieses Objekt würde nur ca. einem Drittel der jetzigen
Bewohner_innen Wohnraum bieten, von genügend Räumlichkeiten für die
vorhandenen Projekte ganz zu schweigen. Dieses vermeintlich einzig mögliche
Ausweichobjekt wurde uns zudem nur unter der Bedingung einer Vereinsgründung
angeboten. Eine Vereinsgründung würde bedeuten sich mit formellen Hierarchien
einverstanden zu erklären. Damit würden wir uns in Strukturen drängen lassen,
die wir seit Jahren mit der Existenz dieses Projekts praktisch in Frage
stellen. Unsere Gründe für die Ablehnung dieses Ersatzobjekts wurden von der
Stadt verallgemeinernd als „überzogene Ansprüche“ dargestellt. Gegenüber der
Presse wurden dabei teilweise Details der Verhandlungen mit uns vollkommen
verdreht wiedergegeben.
Die scheinbaren Bemühungen unserer "Unterstützer_innen" innerhalb der
Stadtverwaltung stellen sich somit als bloße Lippenbekenntnisse und
Hinhaltetaktik heraus. Trotz der gesetzten Frist ist bisher offen, wann eine
Räumung des Geländes angesetzt ist. Wir sind jedoch endlos genervt von der
unsäglichen Situation und werden die dauerhafte Diffamierung und Bedrohung
unseres Projekts nicht länger hinnehmen. Deshalb begann am 21. Januar eine
Aktionswoche zur Verteidigung des besetzten Hausprojekts. Kommt vorbei und
unterstützt uns tatkräftig!
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Ergänzungen

TLZ-Artikel vom 13.1.

erfurter 22.01.2009 - 13:54
*Unkalkulierbares Risiko*

Erfurt. (tlz/nir) Seit einem halben Jahr gibt es Gespräche zwischen
Stadtverwaltung und den Besetzern eines Hauses auf dem "Topf &
Söhne"-Gelände, seitdem das Areal an die Domicil Hausbau GmbH
Mühlhausen überging. Die neue Grundstückseigentümerin will ihre
Rechte durchsetzen - und das besetzte Haus räumen lassen. Auch in
dieser Woche kommen Bürgermeisterin Tamara Thierbach und die
Besetzer zusammen - und nun wird es auch akut. Denn zum 21. Januar
müssen die Besetzer aus dem Haus raus. Diesen Termin gab?s von
Domicil, bereits Ende des Jahres hat das Bauamt den Besetzern eine
Nutzungsuntersagung für Veranstaltungen und Wohnen auf dem Areal
ausgesprochen. "Wir haben den Besetzern jedoch keine Räumungsfrist
gesetzt. Wir setzen lediglich die Rechte des Eigentümers durch", so
Bauamtsleiter Wilfried Kiermeier. Die Besetzer indes sehen das Amt
als Termingeber und sind der Meinung, dass "die bisher unternommenen
Versuche, ein geeignetes Ausweichobjekt zu finden, damit vom Bauamt
torpediert werden". Die Besetzer rufen im Internet zum Widerstand
auf, "um eine Räumung zu einem unkalkulierbaren Risiko für die
Stadtverwaltung und Domicil zu machen".

Ein Ausweichobjekt in der Auenstraße sei den Besetzern angeboten
worden. Doch die Immobilie war ihnen zu klein. Sie würde nur die
Hälfte an Fläche bieten, was sie derzeit nutzen. "Das Angebot bleibt
weiterhin aufrecht", so Thierbach. Ein weiteres Problem: Damit die
Besetzer diese städtische Immobilie bekommen können, müssten sie
einen Verein gründen, um einen Mietvertrag abschließen zu können.
"Wir müssen uns an rechtliche Dinge halten: Eine wilde Besetzung in
einem kommunalen Gebäude können wir nicht akzeptieren", so
Thierbach. Eine Vereinsgründung lehnen die Besetzer ab, weil sie
Hierarchien hierbei befürchten. Thierbach: "Wir aber haben eine
Unterbringungspflicht für alle Unter-18-Jährigen. Wenn die jungen
Leute zum 21. aus dem Haus müssen, muss eine Lösung gefunden sein."

Die Projektgruppe "Erfurt im Nationalsozialismus" verlangt, die
Strukturen des Besetzten Hauses durch Bereitstellung alternativer
Räume zu sichern, da die Besetzer dazu beigetragen hätten, die
Geschichte von "Topf & Söhne" bekannt zu machen - diese
geschichtspolitische Arbeit müsse erhalten bleiben.

Samstag

Demo + Aktionen 22.01.2009 - 14:17
Werden am Samstag auch Möglichkeiten zum Pennen vorhanden sein?

Bernd das Brot

Name 22.01.2009 - 14:47
 http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,602679,00.html

Erfurt - Der Star des ARD/ZDF-Kinderkanals (Ki.Ka) "Bernd das Brot" ist von seinem angestammten Platz am Erfurter Rathaus von Hausbesetzern entführt worden. Das Fehlen der über zwei Meter großen Kunststofffigur wurde am Mittwoch in der Stadtverwaltung bemerkt, hieß es aus der Kulturdirektion.

Das griesgrämige Kastenbrot mit den viel zu kurzen Armen warb seit Herbst vergangenen Jahres in der Altstadt für den Ki.Ka, der in Erfurt seinen Sitz hat. Die Landeshauptstadt wollte Anzeige gegen die Hausbesetzer stellen, die sich in einem Schreiben zu dem Diebstahl bekannten.

Darin hieß es, dass "Bernd das Brot" zu gegebener Zeit wiederkommen werde.

Die Verhandlungen mit Hausbesetzern auf dem Gelände einer in NS-Verbrechen verstrickten ehemaligen Firma waren in der vergangenen Woche endgültig gescheitert. Die Landeshauptstadt hatte bis zuletzt versucht, den Hausbesetzern eine alternative Immobilie anzubieten, was diese aber ablehnten.

han/dpa

Pennplätze stehen ausreichend zur Verfügung

antifa 22.01.2009 - 14:58
Pennplätze stehen zur Verfügung.
Anlaufpunkt ist das Besetzte Haus.

@Exil - Erfurter

ich 22.01.2009 - 16:07
Sieh dir doch einfach auf der Webseite des Projekts an, womit sich die Besetzer_innen VOR der Räumungsbedrohung beschäftigt haben. Zählst du das Engagement für den "Zug der Erinnerung", die Ausstellungen "11000 jüdische Kinder" und "Deportation nach Belzyce", das beständige Einfordern eines Geschichtsorts und die regelmäßigen Führungen über das Gelände auch zu den "Alibiveranstaltungen"?

Gründung eines Vereins als Risiko

Kölner 22.01.2009 - 17:08
Was die Gründung eines Vereins für ein Risiko birgt, das zeigt sich gerade an der Schnapsfabrik in Köln, einem unkommerziellen Veranstaltungsort der durch einen Verein gemietet wurde. Das Ende vom Lied: das Bauamt verbietet jede Nutzung der Räume und macht den Verein bei Zuwiderhandlung haftbar...

Für *autonome* Freiräume>!

Alles wurde Übergangen

irgend jemand der sich gedanken gemacht hatt 22.01.2009 - 17:22
In Erfurt wird seit Jahren um den Erhalt des besetzten Hauses gekämpft. Es gab Kundgebungen, Briefe, Postkarten, Demos, Gespräche und Eingaben ans Bauamt. Aber "Die" hören nicht zu und obendrein diffamieren sie das Projekt. So bescheuert wie "Die" sind kommt als nächstes eine Mitteilung, dass es im Projekt eine Bombenwerkstatt gibt. In ihrer Verwertungslogik passen unbequeme Menschen nicht ins Konzept. Sie wollen das Projekt vernichten oder ihm die Zähne ziehen. Argumente haben "Die" keine, außer Gewalt! Unter dem Strich ist festzustellen das "Die" das besetzte Haus verarschen. Korrekter Weise blieb das Projekt trotzdem ehrlich. Darüber hinaus in seinen 8 Jahren des Bestehens friedlich. Was sie dabei vergessen haben - es steigert die Wut ins unermessliche!!! Die Quittung kommt!


Wer hat uns verraten die Sozialdemokraten!
Wer macht mit die - Die Linken!

Was dabei nicht vergessen werden sollte ist, dass das Ganze in die Breite gehen soll. Es gibt viele in Erfurt die das Projekt gut finden. "Die" bekommen die Quittung!
Wir sind unkontrollierbar!

Aktionswoche Erfurt

antifa.sozialbetrug 22.01.2009 - 17:58
Das besetzte Haus in Erfurt ist in arger Bedrängnis. Als Ort für Kulturelle Veranstaltungen und Vorträge bietet es außerdem seit 2001 für ca. 30 Personen eine Unterkunft. Die ist nun in akuter Gefahr. Das ehemalige Gelände von Topf & Söhne soll bis zum 21. Januar geräumt werden. Die Besetzer und Besetzerinnen kündigten nun aktiven Widerstand gegen die akute Bedrohung ihres Projekts an. Ab Mittwoch (also morgen), den 21. Januar, wird die Protestwoche beginnen. Radio Corax sprach mit Jens vom Besetzen Haus in Erfurt.

 http://www.freie-radios.net/mp3/20090120-aktionswoche-25914.mp3

Bernd das Brot: Besetztes Haus bleibt!
 http://jena.antifa.net/cms/Aktuelles/865-bernd-das-brot-besetztes-haus-bleibt

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about467-0-asc-15.html

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 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1429.html

Zugtreffpunkt Berlin

Kämpfer 22.01.2009 - 18:01
ZUGTREFFPUNKT ZUR GEMEINSAMEN FAHRT ZUR HÄUSER-DEMO IN ERFURT *** SAMSTAG (24.01.) *** 08 UHR *** HAUPTBAHNHOF BERLIN *** GLEIS 14 *** UMSTEIGEN IN MAGDEBURG

Keine Räumung in den nächsten Tagen

Winfried 22.01.2009 - 18:08
Irgendwelchen anonymen Kommentarschreibern, die heute und in den nächsten Tagen Gerüchte ala "Hunderschaften vor der Tür" verbreiten, sollte keinen Glauben geschenkt werden. Heute wurde zwar die vom Eigentümer gestellte Frist überschritten, aber deswegen stehen heute, morgen oder nächste Woche noch nicht gleich die Bullen vor der Tür und plätten das Gelände. So schnell geht das nicht! Die Bullen haben grade gar keine Handhabe dafür und werden mit Sicherheit nicht vorzeitig auf die Kacke hauen. Jetzt muss der Eigentümer erst einmal entscheiden, wie es weitergeht. Wenn er die Leute schnell vor der Tür haben will, dann wird er demnächst eine Räumungsklage einreichen und erst nach einem solchen Räumungsurteil, kann dann die Zwangsräumung mit Hilfe der Polizei vollstreckt werden. Sowas geht nicht von heute auf morgen und bis es soweit ist, wird sich der Eigentümer oder ein Gericht noch ein paar mal bemerkbar machen (müssen). Also keine Panikmache.

kai

Unsinn 22.01.2009 - 18:48
Was ist das denn für ein Unsinn,eine Räumungsklage muss doch nicht bei Hausbesetzern eingereicht werden.

Bernd das Brot II

Name 22.01.2009 - 20:28
Relativ hohe Berichterstattung...

 http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/0,1518,602934-2,00.html

Weiter so!

Gut wären auch direkte Forderungen euch zu Unterstützen, bzw. eben wie, wenn man gerad nich nach Erfurt kann...

sdfghnjmk,l

Max Powers 22.01.2009 - 21:27
War ebend in Erfurt und da hieß es die Frist wurde bis zum 15.02.2009 verlängert !

frist

effe 23.01.2009 - 12:35
es ist richtig: es gibt eine neue frist bis zum 15.2.
an der situation für das haus ändert sich damit nichts - geräumt werden soll ja trotzdem. es wird auch weiter mobilisiert - sind ja auch nur drei wochen.
am samstag zeigen wir bei der demo ertmal, dass mit unserem widerstand gerechnet werden muss.

13 Uhr, Bahnhofsvorplatz "HÄNDE WEG VOM BESETZTEN HAUS"

erstaunlicher support ;-)

prost 23.01.2009 - 12:58
selbst erfurts pröbstin hat sich für das besetzte haus ausgesprochen.hier der auszug aus einem radio-interview:
Radio F.R.E.I. vom 21.01.2009

Wir brauchen Alternativen!


"Ich wünsche mir sehr, dass die Stadt und auch das Land Freiräume lässt für Alternativen. Ich halte das für ganz wichtig was die Besetzer da im Besetzen Haus machen, was sie alles anbieten." erklärte Pröpstin Elfriede Begrich gegenüber Radio F.R.E.I.. Sie selbst habe während ihrer Zeit in Berlin Wagenburgen, Besetzte Häuser und ähnliche Projekte besucht und unterstützt. Jetzt muss auch Erfurt zeigen, dass es alternative Lebensformen akzeptiert und integriert. "Ich kann gar nicht verstehen, dass es das in Erfurt nicht geben soll. Wir wären wirklich ärmer wenn wir diese Initiativen stoppen würden. Also ich möchte gerne, dass die in der Breite mit der Wagenburg, in der Breite ihrer vielen Angebote hier in der Stadt einen Ort kriegen, so dass sie also wirklich mitten drin sind. Also nur ganz am Rand fände ich es sehr schade. Ich glaube wir brauchen Alternativen, ganz, ganz dringend. Besonders in dieser Zeit jetzt." fordert Elfriede Begrich. Denn morgen, am Mittwoch dem 21. Januar läuft die Räumungsfrist ab. Ab diesem Tag kann die Eigentümerin, die Domicil Hausbau GmbH, die polizeiliche Räumung des Geländes befehlen. Letzte Verhandlungen zwischen Stadt und den Besetzerinnen und Besetzern sind am vergangenen Freitag gescheitert. Das angebotene Alternativobjekt der Stadt war zu klein um alle Bewohnerinnen und Bewohner des Geländes unterzubringen. Jetzt planen die Besetzerinnen und Besetzer eine Aktionswoche um die Erfurter Bevölkerung zu sensibilisieren. Ab dem 21. Januar sind Workshops, Veranstaltungen und Aktionen geplant, Höhepunkt wird dann die Demonstration am 24. Januar um 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz sein. Weitere aktuelle Informationen zur drohenden Räumung unter  http://haendeweg.blogsport.de/ sowie auch weiterhin bei Radio F.R.E.I..

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