Magdeburg: Auswertung des Naziaufmarsch (17.01.)

Zusammen Kämpfen [Magdeburg] 20.01.2009 21:47 Themen: Antifa
Für den 17. Januar 2009 hat die „Initiative gegen das Vergessen“ zu einem Aufmarsch durch Magdeburg aufgerufen. Hinter dieser Initiative verbergen sich alt- und Neonazis aus NPD und „freiem“ Kameradschaftsspektrum. Seit 1998 versucht diese Initiative die deutsche Kriegsschuld zu leugnen und die Trauer der MagdeburgerInnen über die bei den alliierten Bombenangriffen vor 64 Jahren getöteten Familienangehörigen zu funktionalisieren. Dem diesjährigen Aufruf der Nazis folgten ca. 720 Holocaustleugner.
Auch dieses Jahr versuchte die Stadt Magdeburg krampfhaft einen bürgerlichen Protest gegen den Naziaufmarsch und „politischen Extremismus“ im allgemeinen auf die Beine zu stellen. So fand eine „Meile der Demokratie“ mit Beteiligung von ca. 120 Läden, Sportvereinen, Parteien (von MLPD bis CDU), Polizei, Landeskriminalamt u.a. statt. In Anbetracht dessen, dass sich Institutionen an dieser sogenannten „Meile der Demokratie“ beteiligten, die direkt für rassistische Flüchtlingspolitik verantwortlich sind (wie z.B. CDU) und / oder diese umsetzen (Polizei), sollte jedem klar sein, dass es um „weiße Westen“ und eben nicht um antifaschistisches Engagement ging. Imagepflege um jeden Preis.

Bereits am Vormittag fand eine Demonstration durch Stadtfeld vom „Autonomen Bündnis Sachsen-Anhalt“ statt, an der sich ca. 300 bis 400 AntifaschistInnen beteiligten. Im Zuge der Demonstration solidarisierten sich antiimperialistische Antifas. Auf einem Dach in der Immermannstraße entzündeten sie mehrere Bengalos und begrüßten die Demonstration mit Palästina – und Antifafahnen, was in der Demonstration sichtlich gut ankam und die Stimmung der Demo erheblich hob. Nachdem die Demo sich gegen 12 Uhr aufgelöst hatte bewegten sich AntifaschistInnen in Richtung der Naziroute. Wir bedauern es, dass die Demo - trotz Ankündigung - nicht versuchte zu den Nazis durchzubrechen.

Die Polizei wies bei der Wahl des Treffpunktes der Nazis so viel Feingefühl auf, dass diese sich unter Polizeischutz 13 Uhr vor der jüdischen Gemeinde sammeln durften. Gleichzeitig befanden sich in der Innenstadt hunderte AntifaschistInnen, welche versuchten zu den Nazis vorzudringen. Wir als Gruppe riefen schon im Vorfeld zu dezentralen Aktionen auf. So gelang es uns um 13.30 Uhr eine Spontandemo auf der Naziroute (Lüneburger Straße) mit ca. 100 Menschen zu formieren, welche wenige hundert Meter weiter in einer Sitzblockade endete. Gemeinsam hielten wir, auch nach 3 Aufforderungen der Polizei die Straße zu räumen, die Route besetzt. Dies hatte zur Folge, dass die Nazis 2 1/2 Stunden ihren Aufmarsch nicht beginnen konnten und auf eine Ausweichroute durch Nebenstraßen umgeleitet werden mussten. Die Stimmung in der Blockade war trotz Eiseskälte und Nässe durchgängig kämpferisch und entschlossen.
Auch im gesamten Verlauf des Naziaufmarsches versuchten AntifaschistInnen den Aufmarsch zu blockieren und zu stören, was mehr als 1000 eingesetzte Polizeibeamte teilweise mit massiver Gewalt versuchten zu verhindern. Nichts desto trotz gelang es einigen AntifaschistInnen immer wieder an den Aufmarsch ran zu kommen und zu stören.
Gegen 16.30 Uhr gab es eine weitere Blockade bürgerlicher Kräfte in der Nähe der Johanneskirche. So mussten die Nazis erneut umgeleitet werden und konnten nicht wie geplant ihren Kranz dort abwerfen. Die Anwesenheit einiger autonomer AntifaschistInnen war spürbar auf dieser Blockade unerwünscht. Einige wurden immer wieder von den Bullen bedrängt und zum Teil gejagt.
In den frühen Abendstunden wurden die Nazis schließlich zum Hauptbahnhof geleitet, wo auch der Abschluss stattfand.

Resüme
Wir bewerten die antifaschistischen Aktivitäten als durchaus gelungen. Jedoch konnte der Naziaufmarsch nicht verhindert werden. Wir konnten viele positive und gelungene Ansätze für eine zukünftige Praxis erkennen.
Unsere Infoveranstaltungen im Vorfeld, welche das Ziel hatten eine linksradikale Öffentlichkeit zu schaffen und inhaltlich zu intervenieren, waren durchgängig gut besucht. Uns ist es gelungen einen Raum zu schaffen, um (dezentrale) Aktivitäten vorzubereiten.
So fanden, wie auch im letzten Jahr, mehrere Kiezspaziergänge statt, auf denen zum einen mehrere Tausend Flugblätter verteilt wurden, in denen die AnwohnerInnen aufgerufen wurden sich an den antifaschistischen Aktivitäten zu beteiligen. Zum anderen wurden mehrere hundert Aufkleber und Plakate verklebt.
Abschließend können wir feststellen, dass ein Konzept, welches auf Aktivitäten im Vorfeld sowie auf dezentrale Aktionen am Tag des Naziaufmarsches selbst aufbaut, zum einen eine antifaschistische Kultur und Bewegung politisch stärkt und zum anderen in der Lage ist effektiv den Naziaufmarsch entgegenzutreten. Es knüpft in diesem Sinne an der kontinuierlichen antifaschistischen Praxis vor Ort (Kiezspaziergänge, Antifacafe) an.
Klar ist auch, dass so ein Konzept immer wieder verbessert werden muss, was nur mit möglichst viel Erfahrung umgesetzt werden kann. Kämpfend lernen!

Speziell mit dem Ausblick auf die Kommunalwahlen im Juni ist mit vermehrten Naziaktivitäten zu rechnen. Unsere Aufgabe muss es sein dem Nazipack entschlossen entgegenzutreten und dabei natürlich an den Erfahrungen der „dezentralen Aktion“ und der laufenden Praxis anzuknüpfen.
Es ist absolut notwendig dabei den Zusammenhang von faschistischer Gewalt und einer auf Egoismus basierenden kapitalistischen Ellenbogengesellschaft zu thematisieren….

Den antifaschistischen Selbstschutz organisieren!
Hoch die internationale Solidarität!

19. Januar 2009, "Zusammen kämpfen! (Magdeburg)"
www.zusammen-kaempfen.org
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Ergänzungen

Klasse

antifa 20.01.2009 - 22:57
schöne blockade auf der lüneburger,selbst die nazis heulen bei altermedia rum dass sie 2 1/2 stunden warten und dann nicht ihre route laufe konnten:)
schöne wandbilder,echt schmuck

hier ein link zu einem video noch
 http://de.youtube.com/watch?v=_NqKxxQ3pJM

im gelben kampfanzug

bruce lee 21.01.2009 - 01:11
"Auf einem Dach in der Immermannstraße entzündeten sie mehrere Bengalos und begrüßten die Demonstration mit Palästina – und Antifafahnen, was in der Demonstration sichtlich gut ankam und die Stimmung der Demo erheblich hob."

alter ihr seid ja wohl nicht ganz dicht! erstmal habt ihr euch mit eurem dämlichen palästinalappen über die vereinbarung der organisatorInnen, keine nationalfahnen zu dulden, hinweggesetzt und die demo für euer anliegen instrumentalisiert. ganz schwach, so ein verhalten.
diese überflüssige mackerei jedoch nicht durchweg gut an wie ihr das hier dabeihalluziniert, es gab von mehreren leuten, vor allem an der spitze des demoblocks, definitiv klar antinationale parolen als reaktion auf euren zirkus zu hören (und das waren DEFINITIV KEINE antideutschen, wie so manche/r behauptet); leider aber auch zum teil gar keine reaktion was sicher am altersdurchschnitt (nicht abwertend oder elitär gemeint!) und dem damit verbundenen unwissen/naivität lag.
ich, als strikt antinational denkender und danach handelnder mensch, fand die dachaktion zum kotzen, ich verstehe nicht warum das demobündnis keine lautidurchsage gemacht hat. ein nachgereichtes statement seit ihr den menschen, die u.a. wegen der eigentlich klar antinationalen ausrichtung die demo supporteten, allemal schuldig, liebes autonomes bündnis sachsen-anhalt. ansonsten verkommt eure distanzierung vom zk doch nur zur reinen imagepflege.

bruce lee

Volka Racho 21.01.2009 - 16:14
Wie bei in der Demo während der Aktion schon zu hören war, oha das gibt wieder Disskussionen über indymedia.
Ich war auch auf der Demo, und die Aktion auf dem Dach wurde meines erachtens eher positiv angesehen bis auf drei Antideutsche Hammels die meinen ihren Stinkefinger zeigen zu müssen und Stumpfe AntiD Parolen zu brüllen.

@bruce lee schon einmal daran gedacht, das sich das No Nations, No Borders was dannach angestimmt wurde gegen Israel richtet, und somit nicht gegen die dort gezeigte Solidarität mit den Unterdrückten zurückzuweisen sein könnte.

Also die Leute die ich kenne, haben es nicht "gebrüllt" um die Palästina Flagge zu kritisieren.

Peinlicher fande ich da schon die Aktion der AntiD´s die Faschos ungestört durch ihre Israelflaggen-Party laufen zu lassen...

Außerdem ist die Aktion nciht zwangsweise zur Demo hinzu zu zählen, sonder meiner Meinung nach eher als Solidarität zu verstehen und die Art der solidarität und für wen sie ausgestrahlt wird ist denke ich jedem Aktivist selbst überlassen, entweder er kann denken oder nicht!

Wenn einige Leute sich wegen solch einer Flagge so beschweren, dann scheint es ihnen egal gewesen zu sein, das über 700 Faschos so gut wie ohne Gegenwehr durch die Statt laatschen durften, das ist für mich der schlimmste Aspekt des Tages und nicht son kleiner bedeutungsloser Stofffetzen.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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