Betriebsratschef von Doppstadt verprügelt

Markus L. 19.01.2009 23:23 Themen: Medien Repression Soziale Kämpfe
Was bisher eher aus Lateinamerika oder China berichtet wurde, passiert nun in unseren Breiten.
Calbe/Saale, 19.01.09: Der Betriebsratsvorsitzende der Doppstadt Calbe GmbH, Andreas Kirchhoff, wurde am 14. Januar auf dem Werksgelände überfallen. In einem dunklen Flur wurde ihm ein Plastiksack über den Kopf geworfen. Dann wurde er mit Schlägen und unter Zuhilfenahme von Gegenständen zusammengeschlagen. Er wurde verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.

Von diesem Überfall distanzierte sich Doppstadt-Geschäftsführer Klaus Denkewitz in der Presse öffentlich. Mahnte aber an, dass der Betriebsrat der Kurzarbeit im Betrieb zustimmen solle.

Der Anschlag steht in einer Reihe mit Mobbing, öffentlichem Rufmord über Anzeigen, Hausverboten für IG-Metall-Sekretäre und fristlosen Kündigungen in den letzten fünf Jahren.

Seit Jahren gibt es eine Kampagne gegen den Betriebsrat und aktive Gewerkschafter. 2008 gab es neun fristlose Kündigungen und den Einsatz von als Praktikanten getarnten Detektiven. Rückschrittliche Kollegen wurden in einer Initiative "Pro Doppstadt" organisiert.

Firmeninhaber Johann Doppstadt hat eine ganze "Experten-Riege“ an seiner Seite: Helmut Naujoks aus Duisburg, der "Rausschmeißer-Anwalt", hat ein 300 Seiten starkes Buch mit dem Titel "Kündigung von Unkündbaren" geschrieben, eine regelrechte Anleitung zur Zerschlagung von Betriebsräten. Die Pressearbeit wird gesteuert von den Hamburger PR-Leuten Matthias Prinz und Jörg Bretschneider.

 http://www.prinzlaw.de/anwaelte_prinz.htm

Videobeitrag unter:

 http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/1389496
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Ergänzungen

falscher Link

Markus L. 19.01.2009 - 23:38
Der Link auf den Anwalt ist falsch gesetzt und muss lauten:

 http://www.fachseminare-naujoks.de/

klassenkampf von "oben"

out 19.01.2009 - 23:57
nu ja ob nu oben oder unten isse schisse_gal, fakt bleibt:
die eigentümerInnen an produktionsmitteln haben immernoch ein interesse daran wie ware mensch so billig wie möglich zu kaufen und alles auszumerzen was dem im weg stehen könnte, solange das image stimmt;)
hier eine reszension der wirtschaftswoche:

"Wirtschafts Woche, 30 24.07.2006, Seite 89


Fragen der Arbeitgeber
Sozialpläne sind das eine. Dank ihnen müssen oft die Leistungsträger gehen. Wie aber wird man schwer kündbare Minderleister los?

Helmut Naujoks, Fachanwalt für Arbeitrecht:
Drei Strategien sind möglich. Erstens: Der Arbeitgeber kündigt dem Mitarbeiter verhaltensbedingt. Das gelingt oft. Ein Unternehmen, das Lebensmittel produziert, übernahm einen Wettbewerber, Es stellte sich heraus, dass eine Führungskraft, 57 Jahre alt und seit 20 Jahren im Betrieb, über längere Zeit massiv gegen Hygienevorschriften verstoßen hat. Noch vor Abschluss der Fusionsphase wurde dem Arbeitnehmer fristlos gekündigt.

Zweitens: Der Arbeitgeber geht mit aller Härte vor. Er kündigt ebenfalls verhaltensbedingt und reicht zudem eine Schadensersatzklage ein. Wer als Arbeitnehmer grob fahrlässig Fehler begeht und dem Arbeitgeber Schaden zufügt, haftet. So übernahm ein Brauereibetrieb im Rahmen einer Fusion einen Vertriebsleiter, der für das US-Geschäft zuständig war und sich landespolitisch engagierte. Als Vertreter seiner Partei hielt er ein Fernsehinterview und beleidigte den neuen Arbeitgeber als "Heuschrecke". Dieser reichte eine Schadensersatzklage wegen Imageschädigung in Höhe von einer Million Euro beim Arbeitsgericht ein. Vier Wochen später wurde der Aufhebungsvertrag unterzeichnet.

Drittens: betriebsbedingte Kündigung. Sie ist oft Erfolg versprechender. Beispiel: Ein Einzelhändler fusioniert mit einer Firma, deren Filialleiter als Minderleister bewertet werden. Das Aufgabenfeld "Filialleiter" wird gestrichen. Die Geschäftsleitung übernimmt künftig die Aufgaben und kündigt den Minderleistern."

c&p from  http://www.fachseminare-naujoks.de/sub/publikationen.html

die verlagsmeinung und die sueddeuze

out 20.01.2009 - 00:07
copy&paste the waste:
 http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/68/346905/text/:
"Mitten im Gespräch fängt Carola Lange* zu schluchzen an, dabei liest sie nur Überschriften aus einem juristischen Fachbuch vor: "Systematischer Psychoterror des Arbeitgebers", "Strategisches Schikanieren des Arbeitnehmers", "Zwang zur Aufgabe des Arbeitsplatzes"- weiter kommt die Frau nicht."


 http://management-karriere.de/cms/pages/fachbuecher/kuendigung-von-unkuendbaren.php
"KÜNDIGUNG VON „UNKÜNDBAREN“

Viele Mitarbeiter fallen unter einen besonderen Kündigungsschutz oder sind Problemfälle. Dazu zählen Betriebsräte, Langzeitkranke, Schwerbehinderte, ältere und langjährig Beschäftigte, Alkoholiker und Drogenabhängige, Mitarbeiter die zu Beleidigungen, Tätlichkeiten oder sexuellen Belästigungen neigen, Mobber, Sektenmitglieder, oder gar jene, die Betrügereien (Spesenbetrug, Veränderung der Stempelkarte, falsche Besuchsberichte, privates Telefonieren/Surfen, Unterschlagung) zum Nachteil des Betriebes begehen. Aber auch Problemfälle wie Querulanten, Blaumacher, Faulenzer, Arbeitsverweigerer oder Mitarbeiter, die dauernd Lohnpfändungen erhalten. Schließlich sind auch BAT-Angestellte schwerer kündbar.

Das Buch des Rechtsanwalts und Kündigungsspezialisten Helmut Naujoks Kündigung von „Unkündbaren“ aus dem MANAGEMENT + KARRIERE VERLAG wendet sich vor allem an Personalleiter und Arbeitsrechtler. Wie nie zuvor, wurden alle relevanten Rechtsprechungen und Grundsatzurteile zusammen getragen und kommentiert. Auch die neuesten Mobbingurteile und Änderungen des BetrVG wurden berücksichtigt. Das Buch ist ein Rechtsratgeber, der Arbeitgebern bei schwierigen Kündigungsprozeduren hilft. Auch Betriebsräte, Vorgesetzte und Gewerkschaften dürften sich für das Reizthema „Unkündbare“ interessieren, das erstmals zusammengefasst in einem Buch erscheint.

Der Inhalt:
Die außerordentliche betriebsbedingte Kündigung von älteren Arbeitnehmern
Die außerordentliche krankheitsbedingte Kündigung eines „Unkündbaren“
Die außerordentliche verhaltensbedingte Kündigung eines „Unkündbaren“
Die Kündigung von Betriebsratsmitgliedern
Die außerordentliche verhaltensbedingte Kündigung von Sektenmitgliedern
Kündigung von „unkündbaren“ Arbeitnehmern, die schwerbehindert sind
Kündigung wegen Alkoholismus
Die Erfolgsaussichten von Kündigungen gegen Mobber
Zusammenfassung verhaltens-, personen- und betriebsbedingter Kündigungsgründe
Checklisten zu Anhörungsverfahren und Kündigungsfristen
Der Aufhebungsvertrag – eine Alternative zur Kündigung
Kündigen – ohne Kündigungsgründe – die Anfechtung des Arbeitsvertrages
Die Kündigung von so genannten Leitenden Angestellten
Querulanten – psychologisch betrachtet
Literaturverzeichnis, Stichwortverzeichnis, Abkürzungsverzeichnis

Im Anhang ein Kapitel über den Umgang mit schwierigen Mitarbeitern – aus psychologischer Sicht.

2002, 302 Seiten, 51,– Euro"


definitiv ein tip für die syndikalistInnen unter uns
...nutz your local bücherei!

Beschwerde-Kampagne

Klassenkampf v. Unten 20.01.2009 - 00:21
Wichtig ist es jetzt eine Kampagne zu fahren und sich bei Doppstadt zu beschweren.
Neben Briefen oder telefonischen Anfragen kann die Firma auch besucht und ein Gesprächstermin mit dem Geschäftsführer verabredet werden.


DOPPSTADT CALBE GmbH
Barbyer Chaussee 3
D - 39240 Calbe

Tel. +49 (0) 39291 55-270
Fax. +49 (0) 39291 55-350
E-Mail:  info@doppstadt.com

Arbeitsrecht

moin 20.01.2009 - 17:56
Das deutsche Arbeitsrecht bietet leider sehr viele Möglichkeiten, auch Betriebsräte einigermaßen leicht kündigen zu können. Das ist aber ein alter Hut und auch Naujoks hat das Rad nicht neu erfunden.
Klar ist, wer auf der Abschussliste steht, muss sehr sorgsam mit sich und möglichen Fehlerquellen umgehen. Ganz wichtig ist es, die Ruhe zu bewahren, auch wenn es manchmal schier unmöglich ist, einmal in Gedanken durchatmen und sachlich bleiben.
Sicherheit gibt es nicht, allerdings auch nicht für Arbeitgeber ...

Maschinenbauer Doppstadt

Bauer 21.01.2009 - 08:16
Die Firma der Familie Doppstadt entstand aus einem bäuerlichen Lohnbetrieb in Velbert. Werner Doppstadt überführte den Bauernhof in den 1970er Jahren zu einem Betrieb für Umwelttechnik. 1992 wurde ein Betrieb in Calbe/Saale zugekauft. An beiden Standorten wird heute noch produziert.
Seit einigen Jahren ist der Familienbetrieb besonders im Machinenbau für Recycling- bzw. Umwelttechnik auch international tätig. In Deutschland hat das Unternehmen wohl etwa 400 MitarbeiterInnen.