Ilmenau: Punk stirbt in Polizeigewahrsam

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 18.01.2009 17:06 Themen: Antifa Repression
Wie zahlreiche Thüringer Medien berichteten starb in der Nacht zum 17. Januar in Ilmenau ein 28-jähriger Mann im Polizeigewahrsam. Bei dem Toten handelt es sich um einen Menschen aus der Punk-Szene in Ilmenau. Die näheren Umstände sind unklar.
Gegen 1.50 Uhr wurde der Mann stark alkoholisiert von der Polizei in Gewahrsam genommen. 9.10 Uhr war der Mann tot. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Der junge Mann aus der Ilmenauer Punk-Szene hatte schon öfter Probleme mit der Polizei, aufgrund seines abweichenden Lebenswandels.
Die näheren Umstände sind unklar. Eine Verletzung der Dienstaufsichtspflicht ist allerdings nicht auszuschließen. Ob eine schlechte Behandlung seitens der Polizei zum Tod des Mannes beitrug, ist ebenfalls naheliegend.
Mittlerweile wird gegen die beiden Beamt_innen, die den Mann in Gewahrsam genommen haben, wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, da sie möglicherweise einen Arzt hätten konsultieren müssen, der die Haftfähigkeit des Mannes hätte überprüfen müssen. Dass der Fall aufgeklärt wird, ist allerdings ziemlich unwahrscheinlich. Statistiken aus Berlin und Hamburg zeigen, dass nur etwa 0,5% der zur Anklage gebrachten Polizeiverbrechen mit einer Verurteilung der Täter enden. In den wenigsten Fällen kommt es überhaupt erst zu Anklagen. ( http://www.agst.antifa.net/archiv/text213.htm)
Wie der Fall des Asylbewerbers Oury Jalloh, der lebendig in einer Polizeizelle verbrannte, endete ist ja bekannt. ( http://www.agst.antifa.net/archiv/text209.htm)

Wir trauern um einen verstorbenen Mitmenschen!
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Ergänzungen

Nun liegt es an uns allen

XXX 18.01.2009 - 17:31
Es liegt nun an uns allen, die komplette Aufklärung der Todesumstände zu verlangen. Man muss die Öfentlichkeit dafür gewinnen um somit Druck auf die Behörden auszuüben,das dieser Fall nicht untergeht.Denn über eins muss sich jeder klar sein, ER KÖNNTE DER NÄCHSTE SEIN.

Wandelt Wut und Trauer in ........!!!

Staatsanwaltschaft ermittelt

Hotte 18.01.2009 - 18:51
Gegen die zwei Polizisten der Polizeiinspektion Arnstadt-Ilmenau, die den Mann in Gewahrsam genommen hatten, werde nun wegen fahrlässiger Tötung ermittelt, heißt es von der Staatsanwaltschaft.

"Geisteskranke, geistesschwache, rauschgift- oder alkoholsüchtige Personen dürfen nur dann in das Polizeigewahrsam aufgenommen werden, wenn die Unterbringung in einer geschlossenen Krankenabteilung oder eine ähnliche Verwahrung nicht möglich ist. Vor ihrer Unterbringung ist der behandelnde Arzt zu hören, soweit dieser bekannt und erreichbar ist; andernfalls soll, soweit dies erforderlich erscheint, die Zustimmung eines anderen Arztes — möglichst eines beamteten Arztes — eingeholt werden. Bei rauschgift- oder alkoholsüchtigen Personen kann davon Abstand genommen werden, solange keine Entzugs- oder Ausfallerscheinungen vorliegen.

Die Aufnahme von offensichtlich hilflos Betrunkenen oder solchen Personen, bei denen nach den Umständen dieser Zustand angenommen wird, ist nur zulässig, wenn durch einen Arzt festgestellt wurde, dass die Einlieferung in eine Krankenanstalt nicht erforderlich ist und keine Nachteile für das Leben oder die Gesundheit der untergebrachten Personen zu befürchten sind. Das gilt auch, wenn die Verwahrten zu ihrer persönlichen Sicherheit untergebracht worden sind.

Betrunkene sind nur bis zu ihrer Ausnüchterung und möglichst in besonderen Räumen unterzubringen. Sie sind mit flachgelagertem Kopf in eine stabile Seitenlage zu legen, damit Erbrochenes nicht in die Luftröhre eindringen kann."

Der Tote

Info 18.01.2009 - 18:52
Bei dem Toten handelt es sich um einen 28 Jahre alten Punk aus Ilmenau, der auf Grund seines Lebnswandels wohl schon mehrfach Schwierigkeiten mit den "Gesetzeshütern" hatte.
Vor einigen Wochen erst, wurde er auf einem Punkkonzert im Ilmenauer Cafe Bohne, direkt vor der Tür von den Cops in Gewahrsam genommen(...).

Ilmenau: Trauerbesetzung in der PI

Antifaschistische Gruppe Südthüringen [AGST] 18.01.2009 - 22:01
Am Sonntagabend, den 18. Januar, wurde das Foyer der Polizeiinspektion (PI) Ilmenau von ca. 30 Personen für etwa zwei Stunden symbolisch besetzt. Mit Kerzen, Bildern und einem Banner im Eingangsbereich der PI wollten die Freund_innen des Verstorbenen und einige politische Aktivist_innen an den Tod eines 28-jähren Mannes aus der Punk-Szene in der Nacht zum 17. Januar im Polizeigewahrsam erinnern.

Die anwesenden Polizist_innen versuchten die Schuld auf die Rettungsärzte abzuwälzen, wobei zum jetzigen Zeitpunkt eher von einer erheblichen Verletzung der Dienstpflichten der Beamt_innen auszugehen ist. Die Polizist_innen ließen das Foyer nicht durch Verstärkung räumen, höchstwahrscheinlich um das eh schon schlechte öffentliche Bild, das der Tod eines Mannes in Polizeigewahrsam hinterließ, nicht noch zu verschlimmern.

wage vermutungen

xxl 19.01.2009 - 10:13
wo ist der faktische inhalt hier?
tragisch das hier jemand verstorben ist. die genauen umstände werden durch rechtsmedizin und ermittlungen zu tage kommen.
hätte die beamten ihn nicht mitgenommen, wäre er im suff vieleicht über nacht erfroren.
gibt es in dem ort überhaupt eine aufnahmestelle für betrunkene? ( in hh z.b. ist die kh-einrichtung aus finanziellen gründen geschlossen worden)
war wirklich keine amtsarzt vor ort und hat die haftfähigkeit attestiert?
war er in einer überwachten zelle?
fragen über fragen....

Jugendliche fordern Aufklärung

http://www.freies-wort.de 20.01.2009 - 19:53
Im Gedenken an den am Samstag in Ilmenauer Polizeigewahrsam verstorbenen jungen Mann stellten gestern ein knappes Dutzend Jugendlicher vor der Tür des Inspektionseingangs Kerzen und ein Bild des Verstorbenen ab.

„Wir werden dich nie vergessen“, heißt es auf einem mehrfach handsignierten Kondolenzblatt. Von der Polizei wurde das Treffen der Jugendlichen vor deren Tür nicht als unangemeldete Demo, sondern als Gedenkaktion gewertet. Die beiden anwesenden Polizisten, 1. Polizeihauptkommissar Uwe Hertzer und Polizeikommissar Wolfgang Heyn, versuchten deeskalierend auf die Gruppe einzuwirken, belehrten auch in Sachen Versammlungsrecht für eventuelle Folgeaktionen. Die jungen Leute äußerten die Befürchtung, dass Ermittlungen gegen zwei Polizisten im Sande verlaufen. Sie kritisierten, dass der vor sechs Jahren aus Sonneberg zugezogene junge Mann nicht zwangseingewiesen oder zumindest ein Arzt hinzugezogen wurde, da er doch suizidgefährdet gewesen sei. Hinterfragt wurde auch, weshalb die Zellen nicht mit Überwachungskameras ausgestattet seien und Ilmenau über keine Ausnüchterungszelle verfüge. Die von den Jugendlichen verlangten Namen der beiden Polizisten, gegen die ermittelt wird, gaben die Beamten nicht preis. Es werde ermittelt, ob eine Pflichtverletzung vorgelegen habe, versicherte Hertzer den Jugendlichen, von denen einige für den Hinweis auf den Rechtsstaat nur ein müdes Lächeln übrig hatten. Man wisse ja, wie das laufe, sagte einer.

Helfen, helfen lassen und Ermittlungen

http://www.freies-wort.de 20.01.2009 - 19:55
Seit gestern ermitteln Staatsanwaltschaft und Kripo Gotha gegen zwei Beamte der Polizeiinspektion wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung, nachdem ein in der Nacht zum Samstag volltrunken-hilflos eingelieferter 28-jähriger Ilmenauer etwa sieben Stunden später in einer Gewahrsamszelle der Ilmenauer Dienststelle starb.

Wie Hannes Grünseisen, Sprecher der Staatsanwaltschaft Erfurt, auf Anfrage bestätigte, gehe man bei den Ermittlungen den konkreten Fragen nach, ob die Beamten angesichts des Zustandes des von nächtlichen Passanten hilflos aufgefundenen Mannes besser einen Arzt hinzugezogen hätten. „Und ob die Einlieferung ins Polizeigewahrsam den Umständen angemessen war“, so Grünseisen. Fest steht: Zu den Umständen der Bemühungen, dem alkoholisierten jungen Mann zu helfen, gehörte nach dem umsichtigen Notruf eines Passanten in der Leitstelle Ilmkreis der rasche Einsatz von Notfallmedizinern. Deren Hilfe sei jedoch von dem jungen Mann, der zunächst von der Straße zu ziehen war, handgreiflich abgewehrt worden. Erst daraufhin wurde die Polizei – wie kürzlich bei der gleichen Person bereits am Rande eines Ilmenauer Punkkonzerts – hinzugezogen. Paragraf 19 des Polizeiaufgabengesetzes ermöglicht Gewahrsam zum „Schutz für Leib und Leben“ insbesondere dann, wenn sich „die Person erkennbar in einem die freie Willensbestimmung ausschließenden Zustand (...) befindet“. Das Problem „Helfen und sich helfen lassen“ stand am Anfang der letztlich tragisch geendeten Ereigniskette. Die übrigens am Sonntag viele junge Leute, vorallem Freunde des Toten aus Punk-Kreisen, mit Kerzen und Spruchbändern das Foyer der Polizeiinspektion besetzen ließ.

Nun soll ein toxikologisches Gutachten Auskunft geben, ob der Tod, wie vermutet, durch Alkoholvergiftung eintrat.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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@xxl — nö

aha — föhn

@ nö — mensch

@nö — xxl