[Erfurt] Ultimatum an Besetztes Haus gestellt

xyz 09.01.2009 21:08 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Seit fast acht Jahren besetztes Haus in Erfurt soll geräumt werden - Domicil Hausbau GmbH stellt Ultimatum bis zum 21. Januar - BesetzerInnen wollen nicht kampflos aufgeben - Aktionen in Vorbereitung - Häuserkampfdemo am 24. Januar in Erfurt - Mobivideo erschienen
Nun ist es soweit. Den BesetzerInnen des Besetzten Hauses in Erfurt wurde ein Ultimatum gestellt, das selbstverwaltete Zentrum in der thüringischen Landeshauptstadt bis zum 21. Januar zu räumen. Von einem kampflosen Aufgeben des Zentrums kann aber keine Rede sein. Die BesetzerInnen werden den UnterstützerInnen in den nächsten Tagen Aktionen und Strategien vorstellen - zunächst wird für Samstag, den 24. Januar, zu einer Demonstration mobilisiert, die um 13 Uhr am Hauptbahnhof beginnen soll. Bis dahin gibt es auf der Internetseite www.topf.squat.net ständig aktuelle Informationen. Bleibt auf dem Laufenden, denn noch ist nicht bekannt, für welchen Tag die Räumung geplant wird.

In einem Brief  http://de.indymedia.org/2009/01/238787.shtml informierte der Eigentümer der Industriebrache - der Chef der Domicil Hausbau GmbH in Mühlhausen, Helmut Golla - die BesetzerInnen darüber, dass ihm von Seiten des Erfurter Bauamtes alle Veranstaltungen auf dem Gelände untersagt werden. Golla knickte ein und stellte das Räumungsultimatum. Ob er bei einem Verstreichen umgehend einen Räumungsantrag bei der Polizei stellen wird, ist indes noch ungewiss. Als Ende des vergangenen Jahres die Abrissarbeiten am anderen Ende des ehemaligen Topf- und Söhne-Geländes begannen, hatte die Domicil Hausbau GmbH in einem Schreiben an alle Anwohner darüber informiert, dass “der von autonomen Haubesetzern bewohnte Geländeteil bis zu einer politischen Lösung von den Abrissarbeiten ausgenommen wird”.

Torpedierte Verhandlungen

Der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) und Bürgermeisterin Tamara Thierbach (Die Linke) hatten in vorangegangenen Geprächen und gegenüber der Presse stets betont, eine für beide Seiten einvernehmliche Lösung erzielen zu wollen. Vor allem hatten die Stadtoberen natürlich ein Interesse daran, eine Eskalation zu vermeiden. Die Gespräche, die eigentlich fortgesetzt werden sollten, wurden nun vom Erfurter Bauamt unterlaufen. Eine Pressemitteilung der Besetzerinnen findet ihr hier:  http://www.topf.squat.net
Auch wenn es von Seiten der BesetzerInnen nach wie vor Gesprächsbereitschaft zu geben scheint, geht die Phase der Verhandlungen offenbar zu Ende.

Was nun?

Die Besetzer- und NutzerInnen des Besetzten Hauses und des angrenzenden Bauwagenplatzes haben stets bekundet, das Gelände, in dem an die 30 Menschen leben und Bandprobe- und Konzerträume, Umsonstladen, Lesecafe, Werkstätten und ein Umsonstladen Platz haben, nicht widerstandlos aufgeben zu wollen. Ab Anfang nächster Woche werden konkrete Aktionen und Strategien bekannt gegeben, an denen sich Unterstützerinnen orientieren können. Fest steht, dass ab dem 22. Januar die Situation unsicher ist. Um bereits jetzt zu einer verbindlichen Aktion mobilisieren zu können, wird bereits jetzt zu einer Häuserkampfdemo am 24. Januar nach Erfurt mobilisiert.

Zur Mobilisierung wurde auch ein Video produziert, welches hier zu sehen ist  http://de.youtube.com/watch?v=TDEJGHXIiXA
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Ergänzungen

mailer

xfx 09.01.2009 - 21:19
korrekte mail wäre natürlich  squat.ef@gmx.net

Frage

unwissend 10.01.2009 - 04:17
Warum erst am 24?
Was wenn am 22 geräumt wird?

alle möglichkeiten ausloten

xxx 10.01.2009 - 10:51
rein formal könnte auch schon am 22. geräumt werden. aus erfahrung von ähnlichen situationen, wird die aber meist nicht praktiziert. sicher werden sich die besetzer_innen auf alle eventualitäten einstellen. eine personelle unterstützung ab dem 22. ist sicher wünschenswert. wie auch immer es am 24. steht - eine demo in die city ist in jedem falle angebracht. wird ja nicht die einzige aktion bleiben.

Was nun?

Antifa 10.01.2009 - 12:50
01** BUNDESWEITE STRUKTUREN AKTIVIEREN!

Es bleibt nicht viel Zeit. Deshalb müssen in allen strukturstärkeren Regionen sofort Gruppen aktiv werden und nach Erfurt mobilisieren. Das geht über Info-VAs veranstalten und auf das Thema aufmerksam machen bis zu Busse organisieren, die dann viele AktivistInnen nach Erfurt bringen. In Berlin sollte sich das WBA-Bündnis ( http://www.wba.blogsport.de/) darum kümmern bzw die Antifa-Gruppen, die dort mitarbeiten. Busse sind hier evtl nicht total notwendig, ein Zugtreffpunkt reicht vlt auch, da die Fahrt nach Erfurt "nur" 4,5 Stunden dauert. In Hamburg sieht die Situation anders aus, hier sollten definitiv (mehrere Busse) organisiert werden, wer dies jedoch machen könnte, fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Auch in allen anderen Städten sollte das Thema jetzt erstmal ganz oben auf der Prioritätenliste stehen, solch eine angekündigte Räumung gab es schon längere Zeit nicht mehr und die bundesdeutsche Linke sollte sich dies nicht einfach ohne nennenswerten Widerstand gefallen lassen.



02** VOR ORT DAS KLIMA ÄNDERN!

In den nächsten Wochen muss in Erfurt ein politisches Klima geschaffen werden, dass Politikern und Medien klar macht, dass bei einer Räumung hier nicht nur die Luft brennt. Das geschieht einmal durch konkretes Hinweisen der Bevölkerung auf das besetzte Haus und die anstehende Räumung, sowie ein ständiges Hinweisen darauf, dass im Falle der Räumung der soziale Frieden in Erfurt nicht mehr gewährleistet ist, da es sich hier um ein Haus handelt, dass die Sympathie vieler Menschen auch weit außerhalb Erfurts besitzt (Immerhin waren schon 1400 Menschen auf der Solidemo im November, zur Räumung sind noch viel mehr Linke zu erwarten). Auch und gerade direkte Aktionen, die nicht mit dem geltenden Recht vereinbar sind, sind im konkreten Fall Erfurt durchaus nützlich, um die Stadt von der politischen Brisanz des Themas zu überzeugen und um darauf hinzuweisen, dass es hier eben nicht um eine ganz normale Zivilrechtliche Angelegenheit geht.



03** TALKING IS OVER, ACTION IS ON!
Zu gegebener Zeit nach Erfurt fahren und dort für den Erhalt des Besetzten Hauses kämpfen.



Kopenhagen nach Erfurt bringen. Linke Infrastruktur verteidigen.

Notfall Mobi

Dein Name 10.01.2009 - 16:20
Vielleicht wäre es sinnvoll einen SMS-Verteiler über Twitter einzurichten?! So könnte man relativ kurzfristig mobilisieren, wenn die Räumung kommt.

 http://www.fsk-hh.org/wiki/infostruktur
 http://hausmitteilungen.com/kostenlose-sms-mit-twitter-versenden/

sms-verteiler

kkl 10.01.2009 - 19:12
ein sms-verteiler besteht bereits. wer gerne darin aufgenommen möchte, sollte eine mail an  squat.ef@gmx.net senden!

Räumung an nem Samstag?

ffm 10.01.2009 - 19:47
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass eine Räumung an einem Wochenende stattfindet, sondern eher kalkuliert wird, das eine Räumung während der Woch "einfacher" ist, da sich viele in lohnabhängigen Arbeitsverhältnissen befinden und unter der Woche weniger mobil sind... Wenn sie sich da mal nicht geschnitten haben. Übrigens, auch das alte JUZ Bockenheim, die Initiative -faitesvotrejeu.tk

Interview mit BesetzerInnen

Radio F.R.E.I. 13.01.2009 - 15:47
Besetzte Häuser gibt es nicht mehr viele in Deutschland. Eines davon steht in Erfurt, wo unterschiedliche Menschen und Gruppen seit fast 8 Jahren eine leerstehende Industriebrache nutzen, um ihre Vorstellungen von selbstbestimmter Politik und nichtkommerzieller Kultur in die Tat umzusetzen. Doch auch dieses Projekt ist seit Monaten von der Räumung bedroht. Nachdem im vergangenen November über Tausend Menschen lautstark und entschlossen ihre Unterstützung für das Besetzte Haus Erfurt auf die Straße getragen hatten, waren in der Öffentlichkeit zunächst ruhigere Töne zu hören. Der Erfurter Oberbürgermeister betonte, an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein und auch der neue Besitzer des Geländes gab in einem Anwohnerinfo bekannt, dass der von den BesetzerInnen genutzte Teil des Geländes ZITAT bis zu einer politischen Klärung von den angelaufenen Abrissarbeiten nicht betroffen sei. Doch mit dieser Ruhe scheint es nun vorbei zu sein, hat doch das Erfurter Bauamt einen Tag vor Weihnachten dem Besitzer die Nutzung von Gebäuden oder Flächen für Veranstaltungen jeglicher Art auf dem gesamten Gelände untersagt. Radio F.R.E.I. sprach mit Pasqual von den BesetzerInnen über die Folgen dieses Schrittes durch die Stadtverwaltung und wollte zunächst wissen, was in dem Schreiben vom Erfurter Bauamt genau drinsteht.

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