Delmenhorst: Nazischmierereien, Übergriffe, Propaganda

in Delmenhorst 05.01.2009 23:36 Themen: Antifa
Innerhalb der letzten Woche kam es zu weiteren Naziaktivitäten in Delmenhorst, unter anderem rühmen sich die Neonazis der “Jungen Nationaldemokraten Delmenhorst” - der Jugendorganisation der NPD damit 3500 Flyer in einem Randgebiet der Stadt verteilt zu haben, wenige Tage später sprühten sie mit roter Farbe Parolen an Hauswände.
So brachten die Nazis in einer nächtlichen Aktion unter anderem Schmierereien mit Sprühfarben an Häuserblocks in Düsternort an, so etwa “JN-Delmenhorst” oder “Werde Aktiv!”. Die prahlerischen Angaben zur Flugblattaktion am Rande der Stadt Delmenhorst sind ebenfalls anzuzweifeln: in üblicher Nazimanier dürfte maßlos übertrieben und die Zahl der verteilten Zettel um etwa die Hälfte erhöht worden sein. Dennoch stellen die Aktivitäten nur einen weiteren Teil eines traurigen Delmenhorster Alltags dar.

Nebst der propagandistischen Aktivität kam es zu einem schweren Übergriff auf einen Jugendlichen nahe der Bremer Straße. Hier versuchten Neonazis mit dem Ruf "Hasta La Vista Antifascista!" den Jungen mit einem Auto zu überfahren; nur durch schnelle Reaktion konnte dieser schlimmeren Folgen entgehen - die Stoßstange des grünen Volkswagen traf ihn an seinem Bein, anschließend gelang ihm die Flucht.

Weiter fand in Delmenhorst am 04. Dezember das Gründungstreffen des Bezirk "Weser-Ems" der Naziorganisation "Ring Nationaler Frauen" statt - diese versucht einen Anlaufpunkt, insbesondere für Mütter und Ehefrauen von bereits engagierten Neonazis zu bieten, mittels eines scheinbar harmlosen Auftretens versucht die Organisation etwa in Kindergärten aktiv zu werden und sich z.B. in Freizeitvereinen einzuschleusen.

------------------- Skandalöses Auftreten der Kneipe Slatterys -------------------
Die bereits durch Schulungsveranstaltungen der delmenhorster Neonazis in Erscheinung getretene Kneipe Slatterys sorgt weiterhin für unbehagen. Nachdem ende November etwa 35 Neonazis eine Veranstaltung über "Repression" und Strategien gegen diese in der irischen Kneipe veranstalteten unterband die Besitzerin kurzerhand ein Konzert unter einem antifaschistischen Motto und möchte nach Eigenangaben nicht länger politische Konzerte "weder von rechts noch von links" in ihrer Kneipe stattfinden lassen.

Für die Besitzerin der Kneipe stellen Treffpunkte - wie etwa ein Pub "unpolitische Räume" dar, hier soll Spaß verkauft werden - an wen ist da egal, welche Intention die zahlenden Kunden innehaben ebenfalls. Grundsätzlich kann jederzeit die Initiative ergriffen werden - denn Kneipen sind eben keine unpolitischen Räume; so ist es wenn wöchentlich Neonazis im "White Lion" (in Bahnhofsnähe) Trinkgelage mit gelegentlichen Übergriffen abhalten umso suspekter wenn Kneipen zu Räumen ohne politischen Inhalt degradiert werden - etwa können Kneipiers die Initiative ergreifen, indem sie bundesweit bekannten Beispielen wie den Kölner Kneipiers folgen, die im Zuge des rechtspopulistischen Anti-Islamisierungskongress unter dem Motto "Kein Kölsch für Nazis" Hausverbote für Nazis und andere Rassisten einführten.

Ein ernsthaftes Interesse an einer solchen Politik scheinen weder "Slatterys" - noch "White Lion" für notwendig zu halten.

Kneipen unterliegen, obgleich sie Privat geführt sind denselben Verpflichtungen und Bedingungen wie alle anderen Plätze des öffentlichen Raums. Zwischen einem Infotisch der Nazis in der Innenstadt oder pöbelnden Nazis in einer vermeindlich alternativen Kneipe besteht zumindest strukturell kein Unterschied, in jedem Fall werden den Nazis Räume zugestanden - diese können sie für die Infiltration der Gesellschaft nutzen - vielmehr noch um eine faschistoide Hegemonie zu erzeugen, ein Klima der Gefahr - also der Übermacht faschistischer Tendenzen und somit einer einhergehenden Akzeptanz, der Normalität des Zustands.

Es gehört zur ausgemachten Taktik der Nazis nicht nur teilbereiche der Gesellschaft zu unterwandern, vielmehr versuchen sie gezielt alle Teile des gesellschaftlichen Lebens zu dominieren, von unpolitischen Räumen kann also keinesfalls die Rede sein; zumal Kneipen seit jeher der Ort politischen Austauschs waren - und es vermutlich auch in Zukunft bleiben werden.

Somit arbeitet die Besitzerin des Slatterys - wenn wir so wollen - gemeinsam mit den Nazis an der Verdrängung antifaschistischer Kultur - und dem Aufbau neonazistischer Übermacht und Struktur!
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Ergänzungen

Keine Sorge

Ein alter Antifa 06.01.2009 - 10:16
Macht euch da mal keinen Kopf. Schaut euch doch mal die Nazikarriere von Florian Cordes an: Verden, Achim, Bremen, Weyhe, Diepholz, Osterholz da hat er viel gemacht und eine menge verwirrte Jungendliche um sich gescharrt, ist dann mit der Kasse abgehauen und jetzt will da keiner mehr was mit ihm zu tun haben und so wird es auch in Delmenhorst ausgehen. Bin mal gespannt in welche Stadt er als nächstes abhaut. Geld für den umzug wird er dann ja genug von seinen "Kameraden" erbeutet haben!!

Angst?

Unklar 06.01.2009 - 10:26
Mal ehrlich, glaubt ihr nicht, dass in einer Stadt (lieber sollte man Dorf sagen) wie Delmenhorst die Besitzerin der Kneipe einfach Angst hat, dass beispielsweise bei einem Antifa-Konzert Nazis auftauchen und randale machen, ihre Kneipe beschädigen...und umgekehrt?

Die Dame ist leider einfach etwas eingeschränkt, aber in solchen Verhältnissen wie in Delmenhorst kann ich verstehen, dass sie nicht mit in den Konflikt reingezogen werden will und Angst hat dass ihre Kneipe dabei draufgeht.

Sicher ist das nicht richtig, aber Delmenhorst ist und bleibt halt Delmenhorst - kein Pflaster wo man locker lässig sich als links auf der Straße zeigen kann.

Vielleicht sollten die Delmenhorster Genossen die Nazis etwas zurücktreiben, mit mehr Sicherheit im Rücken ist auch ein linker Lifestyle für die annehmbar, die Angst haben sich nicht selber gegen Übergriffe von rechts wehren zu können.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 7 Kommentare an

Propaganda? — ^^

hmz — naja

... — blaa

@ den lion-gänger — mach mal deine augen auf

@ Angst ? — Es gibt keine unpolitischen kneipen !!