Dresden: LEBOWSKI-BAR ignoriert Hitlergruß

schockierter Augenzeuge 01.01.2009 21:43 Themen: Antifa
Dresden ist anders. Schon immer. Doch so anders, wie es gestern erlebt wurde, kann Dresden nicht sein. Dachte man zu mindest immer.
In der LEBOWSKI-BAR in der inneren Neustadt scheint es "normal" zu sein, dass "Stammgäste" minutenlang und wiederholt den Hitlergruß zeigen können, Menschen mit anderem "Aussehen" malträtieren und schließlich zum Verlassen des Ladens zwingen können - und wer schaut zu? Alle, inklusive die darauf hingewiesenen Bedienungen - 2 stattliche, junge Männer.
Leider kein Einzelfall.
- Ein Erfahrungsbericht aus der Silvesternacht -
Dass die Lebowski-Bar ohnehin nicht für die Ansammlung linker Zellen berühmt ist, ist bekannt. Doch aus Mangel an anderen Möglichkeiten ab 6 Uhr am 1.1., dachte man, man könnte ja mal schauen, wie es dort ist. Eigentlich sind die Preise für Bars dieser Art annehmbar, das Klientel etwas älter, was ja nicht unbedingt schlecht sein muss. Aber offensichtlich lässt mit steigendem Alter bei einigen auch die Seh- und Reaktionsfähigkeit nach.

Nach einiger Zeit tanzen und rumstehen, betrat ein großer (etwa 2 Meter), breiter, kahlköpfiger Mann das Lokal. (Für alle Freunde des Details: Er hatte auch ne Brille und an seinem Ohr, die beide relativ "langgezogen" waren, links einen markanten, silbernen Ohrring.) Betreten ist vlt. das falsche Wort: Er ist vielmehr erstmal durch rumdrängeln, rumschupsen und rumgepöbel aufgefallen. Seine Grundaggression und Gewaltbereitschaft konnte man deutlich spüren. An und für sich leider nichts ungewöhnliches in der Silvesternacht, schlagen doch die Gefühle bei manchen nach erhöhtem Alkoholgenuss im wahrsten Sinne des Wortes "aus". Die Lage beruhigte sich fürs erste, doch so wirklich Ruhe war nicht - man erkannt schnell, was offensichtlich sein Problem war: Alles und jeder, was irgendwie "anders" war.

Auf Grund von Zeitmangel, hier eine Kurzfassung von dem, was noch folgte:
- hinter einem Araber oder viel mehr einem Mann mit arabischen Wurzeln wurde die Tür zu getreten und ein Stuhl mehr oder minder an die Tür rangetreten - die Mimik und Gestik machte deutlich, dass dies kein Zufall war, dass diese Person getroffen werden sollte.
- eine junge Frau afrikanischer Abstammung wurde mit "Blicken getötet" und psychisch wiederum durch Mimik, Gestik und diverse Zeichen unter Druck gesetzt, dass sie die gute Laune verlor und schließlich den Laden verlassen hatte (aber wenig später wieder kam)
- mehrere kleiner Pöbeleien

Und das "absolute Highlight":
- innerhalb von 5min schätzungsweise 10 bis 15 Mal das Zeigen des Hitlergrußes unter den Augen der Bedienung und diversere Stammgäste!

Dass das allein passierte und niemand einschritt, zeigt die Situation in einem ehemals von linken Gedanken dominierten "Szeneviertel".
Schlimmer kommt hinzu, dass auch auf mehrmaligen Hinweis durch mehrere - leider körperlich deutlich unterlegene - Person ein Einschreiten der Bedienung erst nach ÜBER 30 MINUTEN zu sehen war. Vorher speiste man die Hinweisgeber mit den Worten ab, man werde ihn beobachten. Was sich allerdings bei 2 Leuten Bedienung und ca. 40 trinkenden Gästen als unheimlich schwierig darstellt.
Und was waren die Konsequenzen des Einschreitens? Kein Hausverbot, keine Anzeige - einfach die Bitte, er möge den Laden verlassen. Auch hier kommt hinzu, dass nach einem Gespräch mit einem "Stammgast", die die Situation "klären" wollte, geäußert wurde, dass er auch sicherlich wieder kommen werde - immerhin sei er ja häufiger hier - und man ihn dann wieder "beobachten" werde.
Denn beobachtet wird im Lebowski viel - erst auf Drängen der Hinweisgeber wurde der Nazi des Ladens verwiesen. Und lies es sich nicht nehmen, vor dem Gehen noch ca. 10 Mal den Hitlergruß zu zeigen, um mit einem selbstgefälligen Grinsen das Gebäude zu verlassen.

KEINER der sogenannten "Stammgäste" oder die Bedieungen, die noch dazu über das Hausrecht verfügte, fühlten sich angesprochen, zu reagieren, als faschistische Gesten gezeigt wurde.
KEINER der Anwesenden hielt es für angebracht und notwendig einzuschreiten, als "anders aussehende" Menschen offensichtlich bepöbelt wurden.
KEINER reagierte auch nur Ansatzweise.
KEINER der "Verantwortlichen" (besonders der Bedieung) fühlte sich genötigt, die Polizei einzuschalten oder ihm - wie gesagt - ein Hausverbot auszusprechen.

ALLE SCHAUTEN ZU!!!

Nicht nur, dass keiner etwas unternahm - auch die Hinweise auf seine - nebenbei erwähnten straffälligen - Gesten wurden eher argwönig angenommen. Als Hinweisgeber fühlte man sich als Störnfried, der nur Stress machen wollte und wurde eher links liegen gelassen, als für voll genommen. Vielleicht viel mehr für voll gehalten. Ja, man kam sich vor, als wäre man im falschen Film. Als würde man ignoriert werden.

Nachdem besagter Nazi, der wohl häufiger dort verkehren soll, den Laden verlassen hat, ging er ins Queens - einem der wohl bekanntesten Bars für Homosexuelle in Dresden - und wurde dort nach kurzer Diskussion mit dem Türsteher reingelassen.
Auf den Hinweis, dass man gerade einen Mann mit rechtem Gedankengut reingelassen habe, erklärten die beiden Security von "IHRE WACHE", dass dies bekannt sei...





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Um mich schon jetzt einer Generalverteidigung zu unterziehen, warum wir denn nichts getan haben:
Wie oben geschrieben waren wir zum einen körperlich weit unterlegen, was aber auf grund von unseren Grundeinstellungen eigentlich nichts zur Sache tut. Wir lehnen Gewalt in jeder Form ab! Wir sind für einen energischen Kampf gegen Faschimsus, Nationalismus und Rassismus - mit allen legalen Mitteln!
Auf Grund der eigenen Sicherheitsbedenken - kurzum: Angst - ziehten wir es außerdem vor, noch etwas in besagter Kneipe zu bleiben. Wir kamen raus und sahen, wie besagter Nazi im Queens verschwand. Somit war ein Einschreiten durch Polizei oder ähnliches schwer möglich - zumal wir ehrlich gesagt auch noch zu perplex von der oben beschriebenen, erlebten Situation im Lebowski waren!



KEINE FUSSBREITE DEM FASCHISMUS - WEDER IN DRESDEN NOCH ANDERSWO!!!

NAZILÄDEN DICHT MACHEN!!!
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Ergänzungen

anzeige erstatten

kennste ja 01.01.2009 - 22:03
also mal schnell und kurz ich kann nicht verstehen wie jemand andere beschuldigen kann nicht oder nur unreichend was gegen eine person zu unternehmen die offentsichtlich rechtes gedanken gut zu verbreitet und dabei selber nichts dagegen unternimmt.

ein einfacher anruf bei den cops und eine anzeige nach 86a strafgesetzbuch reicht da und die cops hätten ihn dann aus der anderen bar gezogen da du ihn ja gut beschreiben kannst-hätte das gereicht!

dazu noch das er das ja nun wiederholt gemacht hat und somit jedes mal einen eignen straftatbestand darstellt...

mal drüber nach denken und selber was machen

Bert

Bert 01.01.2009 - 22:25
Mensch dumme Sache... demnächst einfach Polizei rufen und vor Ort Anzeige erstatten als Stundenlang im INternet rumzulabern....

Ergänzung

schockierter Augenzeuge 01.01.2009 - 23:44
Sicherlich, den Schuh mit der Anzeige müssen und werden wir uns anziehen. Das hätte man anders lösen müssen - und werden wir auch in Zukunft. Das mit §86a StGB merken wir uns.

Aber nicht anziehen müssen wir uns den Schuh "ihr habt doch selbst nichts gemacht" - wir haben sehr wohl was gemacht, wenn wir auch unter unseren Möglichkeiten geblieben sind. Denn ohne unser Drängen an der Bar wäre ein Ausschluss des Typen aus der "illustren Partyrunde" nicht geschehen.

@egal:
Danke für den Tipp... Leider hast du den Artikel nicht aufmerksam gelesen, sonst hättest du was zu unserer Grundeinstellung gelesen - und dass Angst ein natürlicher Schutzmechanismus ist, den man leider nicht ausstellen kann, sollte der wikipedia-Generation eigentlich bekannt sein.

Besserwisser

D. aus B. 02.01.2009 - 10:21
Man hier treiben sich wirklich ein paar Klugscheisser rum!
Einiges davon grenzt an Intoleranz und Mackergehabe.

Ich gehöre zwar zu denen die das Glück haben öffters in solchen und schlimmeren Situationen zu stecken, und dadurch Zeit genug gehabt zu haben meine Erfahrungen damit in "effektives und durchdachtes Verhalten" diesbezüglich besser umsetzen zu können,
aber...
ich akzeptere die mentale und angstbeladene Situation in der sich die AutorInnen sahen!

Ihr seid wohl alle mit dem Strafgesetzbuch und als "Muay Thai Kämpfer" auf die Welt gekommen?

Klar! Ich kann kämpfen! Aber ich habe mich irgendwann entschlossen zu trainieren. Deshalb kann ich es.

Klar! Ich bin mentaler stabil als andere (angst). Weil ich mich damit direkt auseinandersetze und einen Umgang in Angstbeladenen Situationen gefunden habe, der mich nicht den Kopf verlieren lässt und mich nicht daran hindert "zu handeln"!

Klar! Ich kenne die "gesetzlichen Möglichkeiten" gegen solche und andere Situationen effektiv vorzugehen.
Aber ich musste sie erlernen!

Die AutorInnen hier so anzudissen ist echt daneben!
Sie zeigen sich schliesslich offen für Hinweise. Und sie HABEN, in der Situation mit den Mitteln, von denen sie dachten das sie für sie zur Verfügung stehen würden, gehandlt.

Das dies besser hätte laufen können, wissen wir nun Alle auch die Betroffenen.
Aber das sollte mensch auf der Basis von Tolleranz und Verständnis mit Leuten diskutieren die antifaschistisch agieren und nicht so rum -mackern!

Es gibt einenn Unterschied zwischen Konsequentz und Mackerei!

regt mich wirklich auf....

war auch da

anwesender 02.01.2009 - 22:20
ich war an besagtem abend ebenfalls im lebowski und habe den typen erlebt. und da sieht man wieder mal schön, wie so die "indy-wahrnehmung" ist.

ja, der typ hatte eine glatze, war ziemlich imposant und äußerst aggressiv. ich bezweifle aber stark, daß es sich um einen nazi gehandelt hat. das war einfach ein durchgeknallter, der mit jedem streit gesucht hat, nicht nur mit ausländern. ich selbst bin mit ihm aneinander geraten, weil er mich ständig angerempelt hat. ein befreundeter marokkaner, der direkt neben mir stand, wurde von ihm allerdings überhaupt nicht beachtet.

von einem hitler-gruß habe ich ebenfalls nichts mitbekommen, obwohl ich dem typen schon aus selbstschutz mehr aufmerksamkeit zukommen ließ und bis etwa 8.00 uhr da war. mir gehen solche leute auch extrem auf den sack, sie sind in der lage, einem den abend zu versauen wenn nicht schlimmeres. aber daraus eine nazigeschichte zu machen halte ich für stark übertrieben und tut dem lebowski unrecht.

@anwesender

schockierter Augenzeuge 03.01.2009 - 02:33
Wenn du auch anwesend warst, dann - nimm es mit bitte nicht übel - scheinst du in dem Moment verdammt lang auf deine Nachbarin geschaut zu haben. Frag bei der Bedienung von dem Tag nach (die sich wahrscheinlich ohnehin an nichts erinnern kann), denn auf Hinweis durch uns sind sie auf den Typen zugegangen, worauf dieser nochmal direkt vor ihnen mehrfach provozierend oben genannte Geste gezeigt hat.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 10 Kommentare an

??? — LOK

achje — ...

@idiot — egal

Na und — Nazi-Weib

@schockierter — anwesender

Bitte — Viruspunk

NAZI Propaganda in DD Neustadt — Karl der Käfer