Besetzung der Athener Verkehrsgesellschaft

merry crisis and a happy new fear 27.12.2008 23:34 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Besetzung der Athener Verkehrsgesellschaft (ISAP) am 27.12. in Athen – als Antwort auf Saeure Anschlag an Gewerkschafterin.

Gegen 13 Uhr besetzten rund 100 AnarchistInnen und andere linke und linksradikale Personen die Zentrale der Athener Verkehrsgesellschaft (ISAP), (vergleichbar der BVG in BERLIN) um gegen den Saeure-Angriff auf die Gewerkschafterin Constandina Couneva vom 23.12.08, den miesen Arbeitsbedingungen des Subunternehmens IKOMET, der Couneva beschaeftigt und der ISAP, die Subunternehmen wie IKOMET mit der Reinigung ihrer U-Bahnhoefe beauftragt, zu protestieren.
Athen, 27.12.2008
Besetzung der Athener Verkehrsgesellschaft (ISAP) am 27.12. in Athen – als Antwort auf Saeure Anschlag an Gewerkschafterin.

Gegen 13 Uhr besetzten rund 100 AnarchistInnen und andere linke und linksradikale Personen die Zentrale der Athener Verkehrsgesellschaft (ISAP), (vergleichbar der BVG in BERLIN) um gegen den Saeure-Angriff auf die Gewerkschafterin Constandina Couneva vom 23.12.08, den miesen Arbeitsbedingungen des Subunternehmens IKOMET, der Couneva beschaeftigt und der ISAP, die Subunternehmen wie IKOMET mit der Reinigung ihrer U-Bahnhoefe beauftragt, zu protestieren.

An der Aussenfassade wurde zwei Transparente mit der Aufschrift “Stop dem Terror der Arbeitgeber“ und “Wenn sie sich mit einem von uns anlegen – legen sie sich mit allen von uns an” angebracht waehrend auf der Strasse und ueber Indymedia das Flugblatt der BesetzerInnen, des “ Solidaritaets-Plenums fuer Constandina Couneva” verteilt wurde.
Zur Zeit tagt ein Plenum der BesetzerInnen. So berichtete u.a. eine Mitarbeiterin von Couneva von den beschissenen Arbeitsbedingungen fuer die aus Griechenland, Bulgarien und Bangladesch beschaeftigten Arbeiterinnen bei IKOMET.
Die Besetzung wird auf jeden Fall ueber Nacht dauern.
Am Sonntag, den 28.12.08 wird es um 15.00 UHR eine Demonstration vom besetzten ISAP-Gebauede zum Evagelismos-Krankenhauses, wo Constandina liegt, geben. Ueber weitere Aktivitaeten wird zur Zeit beraten. Die Bullen sind bisher nicht aufgetaucht.

Es folgt das heute verteilte Flugblatt der BesetzerInnen, das den Fall Couneva und vorherrschenden Arbeitsverhaeltnisse der Firma IKOMET genau erklaert.:

Solidaritaet mit Constandina Couneva

“Wenn sie sich mit einem von uns anlegen – legen sie sich mit allen von uns an”

Wir haben heute am 27.12.2008 die Zentrale der Athener Verkehrsgesellschaft ISAP besetzt. Wir verstehen dies als erste Antwort auf den nahezu moerderischen Schwefelsaeure-Anschlag auf Constandina Couneva vom 23.12.2008, als sie sich nach Arbeitsende auf dem Heimweg befand.
(Bei dem Angriff auf offener Strasse wurde der Bulgarin Constandina Couneva Schwefelsaeure ins Gesicht und den Koerper von Unbekannten gesprueht.)

Constandina befindet sich zur Zeit auf der Intensivstation des Evagelismos-Krankenhauses in Athen. Ihre Seh- und Atmungsorgane sind schwer beschaedigt. (Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf einem Auge nicht mehr sehen wird, ist sehr gross und ihr Gesicht zeigt deutliche Spuren der Veraetzung)

Wer ist Constandina und warum wurde sie attackiert ?
Constandina ist eine von vielen Hunderten von MigrantInnen und ArbeiterInnen, die seit Jahren als Reinigungskraefte ueber Subunternehmen fuer die ISAP beschaeftigt sind. Sie ist Generalsekretaerin der Pan-Athenischen Gewerkschaft fuer RaumpflegerInnen in oeffentlichen und privaten Haushalten. Und sie hat sich sehr intensiv fuer die Rechte der ArbeiterInnen engagiert.
Erst vorherige Woche gab es einen erneuten Arbeitskonflikt mit der Firma IKOMET im Zusammenhang mit der Forderung nach dem 13.Monatsgehalt fuer sich und andere Arbeiterinnen.
Ihre Mutter, die ebenfalls in der Firma beschaeftigt war, wurde gekuendigt und sie selbst wurde an einem anderem Arbeitsort, nach Maroussi in Athen, strafversetzt.
Nachdem sie gegen die Kuendigung ihrer Mutter und ihrer eigenen Strafversetzung Klage eingereicht hat, wurde fuer den 5.Januar 2009 eine Treffen der Schiedskommision zwischen der Gewerkschaft und der Firma IKOMET anberaumt, um in diesem Arbeitskonflikt zu schlichten.

All dies ist nichts neues und uns wohlbekannt, was die Arbeitsbedingungen von MigrantInnen und Reinigungskraeften anbelangt( dazu gehoeren: gebrochene und gefaelschte Vertraege, Zu spaet – oder Nichtbezahlung der Loehne oder der Ueberstunden, fehlende Krankenversicherung und Beschaeftigung von MigrantInnen mit prekaerem Aufenthalsstatus).
Diese allseits bekannten Praktiken, vom griechischen Staat geduldet und unterstuetzt etablieren mittelalterliche Arbeitsverhaeltnisse.

IKOMET ist eine grosse Zeitarbeitsfirma, die Griechenlandweit operiert und Reinigungspersonal auch an andere Firmen weiterverleiht. Der Chef des Subunternehmens IKOMET, Nikitas Ikonomakis, der zugleich ein hohes PASOK-Mitglied ist, gibt an, offiziell 800 Arbeitnehmerinnen zu beschaeftigen, waehrend die Arbeiterinnen nach eigener Schaetzung von bis zu 3000 Beschaeftigten ausgehen. Allein im letzten Jahr haette sich die Zahl mehr als verdoppelt. Die Arbeiterinnen werden bei IKOMET gezwungen Blanko-Vertraege zu unterzeichnen, die sie nie zu Gesicht bekommen. Sie arbeiten bis zu 6 Stunden , bekommen aber nur 4, 5 Stunden bezahlt, damit sie in der Gesamtrechnung des Unternehmens unter dem steuerfreien Betrag liegen. (Aehnlich den Jobs auf 400 Euro/Basis). Sie werden am Arbeitsplatz terrorisiert, (sexuell belaestigt, wie eine Arbeiterin heute auf dem Plenum der BesetzerInnen erklaerte), gefeuert, strafversetzt und genoetigt und gezwungen, Kuendigungen zu unterschreiben. So wurde zum Beispiel eine Arbeiterin bei IKOMET fuer 4 Stunden von den Arbeitgebern in den Firmen-eigenen Raeumen als Geisel festgehalten, bis sie ihre eigene Kuendigung unterschrieb.

Der Chef des Unternehmens gruendete eine eigene von der Firma kontrollierte Gewerkschaft um die Arbeitnehmerinnen zu manipulieren und je nach Belieben anzustellen und zu feuern, um damit die Kommunikation und Organiserung der Arbeiterinnen zu unterbinden. (Die vom Unternehmen selbst gegruendete Gewerkschaft fungiert hier somit als “willfaehriges Instrument des Unternehmens”)

Wie ist die Beziehung zwischen ISAP und IKOMET ?
IKOMET hat Auftraege von ISAP und anderen oeffentlichen Institutionen erhalten, weil sie als Unternehmen ein billigeres Gesamtpaket als andere anbieten konnten, das heist eine hoehere Ausbeutung der Arbeiterinnen garantieren.
ISAP weiss um die miserabelen Arbeitsbedingungen und ist dafuer verantwortlich.
In der Vergangenheit wurde ISAP schon mehrmals von der Pan-Athenischen Gewerkschaft fuer RaumpflegerInnen in oeffentlichen und privaten Haushalten eben wegen genau dieser Arbeitsbedingungen verklagt.

Dieser moerderische Angriff auf Constandina laesst sich als Rache- und Abschreckungsmassnahme charaktersieren. Das Ziel ist nicht zufaellig. Sie ist Frau, Migrantin, alleinerziehende Mutter eines minderjaehrigen Sohnes und engagierte Gewerkschafterin- deshalb schien sie fuer die Arbeitgeber angreifbar und verletzbar.
Die Art und Weise des Angriffes war nicht zufaellig. Sie zeugt von Praktiken mittelalterlicher Rache und Bestrafung.
Der Zeitpunkt war nicht zufaellig. Waehrend die Medien, die Kirche, die Unternehmen und Gewerkschaftsbosse versuchen die Ermordung des 15 jaehrigen Alexis als Querschlaeger zu rekonstruieren und die darauffolgende “soziale Explosion” unterminieren und herunterspielen, schien der Angriff auf Constandina unterzugehen und nicht von so grosser Bedeutung zu sein.
Der moerderische Angriff auf Constandina war sorgfaeltig geplant. Constandina ist eien von uns. Ihr Kampf fuer Wuerde und Solidaritaet ist auch unser Kampf.
Der Angriff auf Constandina hat uns alle getroffen.

Wir erinnern an rassistische Pogrome, Abschiebegefaegnisse und Fluechtlingsknaeste, an Buergerwehren und parastaatliche Einheiten, an Arbeitsunfaelle an Arbeitsplaetzen, an Kuendigungen, an miese Arbeitsbedingungen, an staatliche Morde, an Anklagen und an die Kriminalisierung des Widerstandes und der Terrorisierung im Alltag.
All dieses zeigt den langen Weg des sozialen Kampfes und des Klassenkampfes.

In unserem Herzen flutet Trauer und Wut
Und es kommt uns nur eines ueber die Lippen :

Die Moerder werden bezahlen
Der Arbeitgeber-Terror wird ein Ende haben

Wir rufen zu einer oeffentlichenh Versammlung im ISAP- Gebaeude um 20.00 Uhr auf

Solidaritaets-Plenum Constandina Couneva 27.12.2008 Athen



Die in Klammern hinzugefuegten Erlaueterungen erfolgten von dem UebersetzerIn-Team zum besseren Verstaendnis des Gesamtzusammenhangs oder der aus Gruenden der Aktualisierung.


Fuer mehr Infos : siehe die Webseite der BesetzerInnen des IZAP-Gebaeudes-Athen

 http://katalipsihsap.wordpress.com
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Ergänzungen

Die Panellinio Sosialistiko Kinima (PASOK)

hintergrundschnueffler 28.12.2008 - 11:11
“““Wir haben heute am 27.12.2008 die Zentrale der Athener Verkehrsgesellschaft ISAP besetzt. Wir verstehen dies als erste Antwort auf den nahezu moerderischen Schwefelsaeure-Anschlag auf Constandina Couneva vom 23.12.2008, als sie sich nach Arbeitsende auf dem Heimweg befand...Der Chef des Subunternehmens IKOMET, Nikitas Ikonomakis, der zugleich ein hohes PASOK-Mitglied ist....So wurde zum Beispiel eine Arbeiterin bei IKOMET fuer 4 Stunden von den Arbeitgebern in den Firmen-eigenen Raeumen als Geisel festgehalten, bis sie ihre eigene Kuendigung unterschrieb...“““

Die Panellinio Sosialistiko Kinima (griechisch Πανελλήνιο Σοσιαλιστικό Κίνημα Gesamtgriechische Sozialistische Bewegung), kurz PASOK (ΠΑΣΟΚ) oder PA.SO.K., ist eine sozialdemokratische Partei in Griechenland. Sie wurde am 3. September 1974 gegründet und hat ihre Wurzeln in der 1968 von Andreas Papandreou im Exil gegründeten Gesamtgriechischen Befreiungsbewegung (PAK). Sie regierte von 1981 bis 2004 fast ununterbrochen das demokratische Griechenland, nur von 1990 bis 1993 stellte die Partei Nea Dimokratia (Neue Demokratie) den Regierungschef. Bei den Parlamentswahlen am 7. März 2004 verlor sie jedoch ihre Mehrheit an die Nea Dimokratia. Unter der Parteiführung von Giorgos Andrea Papandreou musste sie im September 2007 eine erneute Niederlage hinnehmen.

Ergänzende Infos

SyndiCat 28.12.2008 - 11:40
Weitere Infos zum Attentat:  http://www.fau.org/artikel/art_081227-153900

weiterer Artikel dazu auf ESSF:

Entdinglichung 28.12.2008 - 13:21
Quelle:  http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article12454

Trades unionist Konstantina Kouneva is still in intensive care, but her life is no more in danger

27 December 2008

The trade unionist Konstantina Kouneva who suffered an attempt against her life with acid dropped on her face, head and left shoulder, the 22nd of December, by unknown perpetrators, has escaped the danger to lose her life, as doctors said. She is still in the Intentive care Unit of an Athens hospital, and the damage to vital organs is probably very extended. We all wish the best for her.

Great anger is boiling everywhere for this assassination attempt, which is believed to come from the side of unknown employers of cleaning services.

There was a public meeting outside the hospital yesterday, while many unions have produced statements of support. The headquarters of the state company (HSAP - City trains) for which Kouneva herself was working, employed by the subcontractor, was occupied today by angry trades unionists, workers and unemployed, in protest against the terror spread to the workers by the subcontractor and the non response of the state company to the long standing union complaints. Many state companies in Greece use subcontractors for cleanins, without controlling the conditions of work, wages and respect of work law by them.

Konstantina Kouneva, general Secretary of the Attica Union of Cleaners and Home workers, migrant woman from Bulgaria, was obviously considered by the near assassins as the weakest link of this heroic union of precarious workers, with 1700 members, mostly women, and she became eventually the victim of strongest of the terrorrisation acts, an attempt against her life.

As all the board of the Union say since the attempt, the oppression, dismissals and terror against the workforce was continuous by the particular subcontractor where Kouneva was working, but also by all the others. Work in mideaval conditions was the rule which this union was fighting against. We are fighting for free trade unionism and against the terror of the employers in this period of unemployment.`

We need statements of support by every trades union possible in Europe. We already had some. We shall inform the ESF list about all developments on this extreme form of employers aggression.

Sissy Vovou
Greek Social Forum

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