Ruf aus dem aufständischen Griechenland

Paula 26.12.2008 18:32
Ein Aufruf aus Griechenland zur internationalen Solidarität

Quelle Indymedia Barcelona
Ruf aus dem aufständischen Griechenland

Eine Bande an Politikern und Jornalisten schwärmen herum und versuchen sich unsere Bewegung zu nutze zu machen und ihr ihre eigne Rationalität aufzudrängen. Sie sagen, dass wir rebellieren, weil unsere Regierung korrupt ist oder weil wir mehr Geld und mehr Arbeit von ihr bekommen wollen. Falsch.
Wenn wir Banken zerstören, dann darum, weil wir in ihrem Geld einen Hauptgrund unserer Traurigkeit erkennen. Wenn wir die Schaufenster der Läden zertrümmern, ist es nicht weil das Leben teuer ist, sondern weil uns die Güter selbst am Leben hindern, unabhängig von ihrem Preis.
Wenn wir die polizeilichen Formationen angreifen, dann nicht nur um unseren toten Kameraden zu rächen, sondern weil sie zwischen der Welt und der Welt, wie wir sie uns wünschen, immer ein Hindernis sein werden.

Wir wissen, dass der Moment gekommen ist, indem wir strategisch denken müssen. In diesen imperialen Zeiten, ist es uns klar, dass unser Aufstand sich ausbreiten muss, um siegreich zu werden, zumindest auf europäischem Niveau. Wir haben andere Bewegungen gesehen und von ihnen gelernt: von den Gipfeltreffen IMF-G7, die auf globalem Level beantwortet wurden, von den rebellierenden Studenten, von den innerstädtischen Strassenkämpfen in Frankreich, von der Anti-TAV Bewegung in Italien, von der Kommune von Oaxaca, von den Unruhen in Montreal.
Von der Verteidung zur Offensive, wie die die in Ungdomshuset, in Kopenhagen, sich wehren, wie die die die nationalistisch-republikanische Zusammenkunft in den USA boykottieren.... eine lange Liste die immer weiter läuft.

Genährt durch die Katastrophe sind wir Kinder aller Krisen, der Politischen, Sozialen, Ökonomischen, Ökologischen. Wir wissen, dass diese Welt bereits tot ist. Dass man verrückt sein muss, sich an ihren Ruinen festzuklammern. Dass die einzige vernünftige Möglichkeit darin liegt, sich selbst zu organisieren.
Hieraus wird auch die vollständige Ablehnung jeglicher Politik der Parteien und Organisationen offensichtlich, da sie Teil der alten Welt sind. Wir sind die schlecht behandelten Kinder dieser Gesellschaft und wir wollen nichts von ihr. Das ist die letzte Sünde, die sie uns nie verzeihen wird. Hinter den schwarzen Schaals, sind es wir, ihre Kinder. Und wir haben uns organisiert.

Wir könnten niemals soviele Anstrengungen unternehmen, um das Materielle dieser Welt zu zerstören, ihre Banken, ihre Supermärkte, ihre Polizeistationen, wenn wir nicht wüssten, dass wir dadurch ihre Metaphysik, ihre Ideale und Ideen und ihre Rationalität untergraben.
Die Medien beschrieben das Geschehene letzte Woche als einen Ausbruch des Nihilismus. Was sie sich nicht zu sagen trauen ist, dass wir in dem selben Prozess, diese Realität zu überfallen und zu vernichten, eine höhere Gemeinschaftsform ausprobieren. Eine Gemeinschaft der Mitbestimmung, eine höhere Form der spontanen und fröhlichen Organisation in der die Basis für eine andere Welt gelegt wird.
Manche mögen sagen, dass unsere Revolte an ihre eignen Grenzen stossen wird, aus dem einfachen Grund, dass sie nur Zerstörung schafft. Das wäre die Wahrheit, wenn wir nicht, abgesehen von den Strassenkämpfen, für die notwendige Organsation gesorgt hätten, die eine langlebige Bewegung benötigt: Lagerräume für die geplünderten Sachen, die Krankenstationen um unsere Verwundeten zu versorgen, die Medien, um unsere eigene Presse zu veröffentlichen, unsere Radiostationen, unsere Kinos, unsere Leben.

In ganz Europa zittern die Regierungen. Sicherlich ist das, was sie am meisten erschreckt nicht das Lautwerden auf den Strassen, was sich auf lokaler Ebene reproduziert, sondern die Möglichkeit, dass die westliche Jugend einen gemeinsamen Grund findet und sich erhebt, um dieser Gesellschaft den Todesschlag zu verpassen.
Dies ist ein Ruf an alle die ihn hören:
Von Berlin nach Madrid, von London nach Tarnac, alles ist möglich.
Die Solidarität soll sich in Komplizenschaft verwandeln. Die Konfrontationen müssen sich ausdehnen. Die Kommunen müssen ausgerufen werden.
Damit die Dinge nie wieder werden wie zuvor. Damit die Ideen und die Praktiken die uns verbinden sich in einen wirkichen Fortschritt verwandeln.
So dass wir weiterhin unregierbar bleiben.

Einen revolutionären Gruß an alle Kameraden auf dieser Welt.
An alle Gefangenden: Wir werden euch befreien!

Quelle: Indymedia Barcelona:  http://barcelona.indymedia.org/newswire/display/360578/index.php

Übersetzung: Paula
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Ergänzungen

original titel fehlt

blah 26.12.2008 - 20:08
im original steht dieser text allerdings unter dem tietel:"call for a new international" warum haste das nicht so mitübersetzt ?ist doch schon von entscheidender bedeutung denke ich!
zu finden übrigens unter:katalipsiasoee.blogspot.com


merry crisis and a happy new fear!

Konkretes II: "es ist die griechische Wende"

Pankow-Pirker 27.12.2008 - 00:27
Na gegen diese Lyrik (da oben) ist ja selbst die stalinistische KKE besser! Zumindest was konkrete Forderungen wie es im Januar weitergeht betrifft.  http://inter.kke.gr/

Und es wird weitergehen. Und es wird um ganz konkrete Sachen gehen... "Wir zahlen nicht für die Krise der REICHEN".

Hier auch ein gutes BBC-Interview mit Panos Garganos von der griechischen SWP (SEK) (Trotzkisten)
 http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7798056.stm

Panos Garganos: "I think we should see today's developments in terms of 1989," he replied. "Back then, it was the Eastern bloc that collapsed under the pressure of economic crisis, and popular movements in the streets. Now we are seeing the same in the West."

Griechenland-Riots=1989 - Sturz des "Sozialismus" im Osten???? Dit dürfte bei der Redaktion der Jungen Welt allerdings nicht so gut ankommen...

solidarität mit der Bewegung in Griechenland

egal 27.12.2008 - 09:58
ich möchte nur eins loswerden,als 56jähriger,mich kotzt dieses Geschreibe von irgendwelchen Schreibtischmöchtegernintellektuellen so an.Unsere Soldarität ist nötig und nicht diese ewige Distanziererei,und wer das nicht begriffen hat soll es erstmal besser machen

Zu den Ergänzungen

Anarchissimo 27.12.2008 - 11:57
Unsere "Schreibtischtäter" strotzen in ihren Ergänzungen nur so von Unterstellungen und verfügen über recht wenig Hintergrundwissen. Mit Sicherheit fahren die "jungen verwöhnten Gymnasiasten" nicht nach Hause, mit Sicherheit sind sie nicht vollkommen abgespaltet von der Gesellschaft im Aufstand und in Griechland sieht es nicht danach aus, dass der Protest nach den Ferien aufhört! Es ist auch erstaunlich wie die KritikerInnen hier verbal "aufs Ganze gehen!" und mehr als "nur" die Besetzung von Radio- und Fernsehstationen, Gewerkschaftsbüros, Unis, Schulen und Rathäusern fordern... Hier ist zu fragen, wenn diesen Menschen die Revolution so viel bedeutet, warum sie nicht anfangen, sich diese Räume zu nehmen, sie hätten mehr als nur meine Sympathie!

Aber die deutsche "Linke" scheint besonders schnell mit Ensolidarisierung bei der Hand zu sein... Der Maßstab scheint immer die eigene Theorie zu sein und wehe es gibt Abweichungen...

"Bescheuert" (Zitat aus den Ergänzungen) ist es aber, wenn geglaubt wird, dass ausgerechnet die KKE für den sozialen Aufstand benötigt wird! Wer so etwa schreibt hat sich nicht richtig informiert! Oder sollte er doch die Fakten kennen , steht er einfach auf der anderen Seite der Barrikade...

Der Text hat sicherlich Mängel. Anderseits ist er aber von jungen Menschen geschrieben, die sich schon ihre Gedanken machenist. Es ist unredlich Hinweise im Text auszuklammern, die darauf hinweisen, dass er eben nicht alleine für sinnentlehrte, bescheuerte Randale steht....In keinem Satz steht, "Alles platt machen, was euch in die Finger gerät!" Leider geht er zu wenig darauf ein, was denn das zu schaffende Leben ausmacht, das das Alte ersetzen soll. Es wäre gut gewesen, wenn auf die Ausgestaltung einer "Gemeinschaft der Mitbestimmung" näher eingegangen würde. Das Ziel ist lt. Textaussage "Eine höhere Form der spontanen und fröhlichen Organisation", die die Basis dieser neuen Welt ausmachen soll. Der Text bleibt hier leider sehr unreflektiert und geht nur vermeintlich auf diese zentrale Frage ein... .

Wesentliche wäre mit Sicherheit die Übernahme und selbstbestimmter Einsatz der Produktionsmittel. Es ist zu hoffen, dass die jungen Leute hier eigenen Vorstellungen haben. Wahrscheinlich sind sie die letzten Tage nicht nur "plündernd" und "brandschatzend" um die Häuserzeilen gezogen, sondern haben die geschaffenen Freiräume genutzt, sich Gedanken zu machen.

Mit Sicherheit haben sie sich dann Gedanken zu machen, wenn ihre geplünderten Vorräte sich zu Ende neigen... Sollten sie sich als AnarchistInnen versehen, wovon auszugehen ist, bietet gerade der Anarchismus hier interessante Lösungsansätze...






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Danke

zeiti 26.12.2008 - 18:51
Danke Paula. Super Übersetzung! Geht runter wie Öl! :)
Weiter gehts, in die nächste Runde,....denen zeigen wir´s!
Intet glemt - Intet tilgivet!

Verbreitung

Jonas 26.12.2008 - 19:36
Sehr guter Text! Wir werden uns um die Weiterverbreitung kümmern!
solidarische Grüße aus NRW

...und nun?

cromwell 26.12.2008 - 20:35
"Wir wissen, dass diese Welt bereits tot ist." Welche Perspektive will dann dieser "Ruf aus dem aufständischen Griechenland" vermitteln? In einer toten Welt ist ja wohl nicht mehr viel zu wollen. Wer im Geld der Banken nur ein Anlass von Traurigkeit, nicht ein Instrument gesellschaftlicher Macht sieht, entwickelt auch keine Ideen für die Veränderung der Gesellschaft, sondern wirft eben nur mit weinenden Augen Fenster ein. Wieso braucht die "langlebige Bewegung" "Lagerräume für die geplünderten Sachen", hindern doch die "Güter selbst am Leben [...], unabhängig von ihrem Preis. Dabei wollen die Aufrufer doch gar nichts von der Geselschaft. Die Devise "Alles für alle, und zwar sofort" ist dem gegenüber bedenklich pragmatisch udn realistisch.

Insofern hat dieser Aufruf in einem Recht: In Griechenland gibt es nur eine "Revolte", die "an ihre eigenen Grenzen stossen wird, aus dem einfachen Grund, dass sie nur Zerstörung schafft."

Nachdem die "Aufständischen" jetzt über Weihnachten nach Hause fahren, müssen wohl weder die griechische, noch irgendeine andere europäische Regierung zittern. Hierzulande sorgen wohl die Landesbanken für weit mehr Angst in den Regierungen als jeder griechische Steinewerfer.

Bleibt eine Frage offen: Wer sind "die schlecht behandelten Kinder dieser Gesellschaft", denen die Bewegung gehört? Ernsthaft weiter gefragt: Was wollen sie denn nun?

So bleibt auf diesen schwachsinnigen Text nur mit Brecht zu antworten "Glotzt nicht so romantisch!"

verlorene kinder

zeiti 26.12.2008 - 20:50
Hi Cromwell. Find dein Kommentar sehr gut. Ich weiß nicht was die Kinder wollen. Sie müssten halt mal gefragt werden. Eine Plattform auf der sie ihre Perspektivlosigkeit diskutieren und zu einer Idee formen könnten wäre vielleicht ein Schritt. Verständnis für ihre Wut vielleicht eine Basis. Ich weiß es nicht aber um richtige Antworten zu bekommen müssen erst mal die richtigen Fragen gestellt werden, oder?!

So unterschiedlich sind wir nicht

Heute 26.12.2008 - 21:49
Die Differenzem im Begriff Schuld werden nur unbewusst wahrgenommen. Die Schuld am Krieg oder die Schulden für einen Hauskauf, sind aber nicht so weit voneinander entfernt. Letztlich könnten sie sich deckunggleich zusammenfügen. Das Menschen alle auf einer Stufe stehen ist einfach ein Gesetz.

So´n absoluter Käse

s 26.12.2008 - 22:56
hat´s eigentlich Zweck auf indymedia.de auch Aufrufe zu verbereiten, die im Gegensatz zu dieser Gymnasiasten-Romantik fundierte Analysen und konkrete Forderungen der Bewegung in Griechenland beinhalten?

1. Beispiel für Konkretes: Migranten-Rechte

s 26.12.2008 - 23:04
Klar, dass sich niemand der Poeten die Mühe gemaxht hat, DIESEN Text zu übversetzen. Da geht es ja auch NUR um ganz KONKRETE Arbeit und Forderungen einer schnöden Migrantengewerkschafterin, nicht um abstrakte Militanz ohne konretes Ziel; SO KONKRET dass die Bosse der Gewerksxhafterin Säure in´s Gesicht gossen und sie jetzt im Krankenhaus liegt.  http://www.indymedia.org.uk/en/2008/12/416012.html

Danke für den Text!

exarchia 27.12.2008 - 00:58
An alle Kritiker und PC-Sesselrevolutionäre hier: Ihr werdet gleich im ersten Satz des Textes erwähnt.

"Wir" (IHR) und die anderen - an die Elite!

klar 27.12.2008 - 02:08
Klar, IHR seid "WIR", IHR seid die Bewegung. Der Aufstand ist euer Eigentum.

Wer euren arroganten Anspruch kritisiert (der ja nun rein gar nichts mit dem sozialen Aufstand in Griechenland zu tun hat, ist ein Sofarevolutionär.

Wer sich nur ein BISSCHEN mit dem Aufstand beschäftigt hat, weiß das er viele soziale Gruppen umfasst - und von viele Organisationen getragen wird. Speziell diejenigen, die ihr als "Sofarevolutionäre" bezeíchnet, die sich an die "wahre" Bewegung "heranmachen" wollen.

Wer so quatscht will ne Aufstands-Elite! Im Endeffekt läuft das auf Spaltung hinaus.

Vor allem hat der Aufstand die erfasst, die nicht länger für einen Lohn schuften wollen, von dem sie gerade mal so eben leben können. Migranten und vor allem viele Ex-Studenten. Unterhaltet euch mal mit Griechen in Berlin: Hartz IV wär für die ein Traum.

Informiert euch erst mal. Ihr meint es sicher ehrlich, aber eure Lyrik erreicht in Deutschland und Resteuropa mal gerade die paar hundert die in den vergangenen Wochen auf die Straße gegangen sind.

Um zum Kern des eigentlichen Problems zu kommen: Im BBC-Feature wird es ganz gut angeschnitten, aber auch Linke sagen es: Bislang wurden die Kernbereiche der griechischen Arbeiterklasse nicht vom Aufstand erfasst. Aber OHNE sie kein Erfolg, keine konkreten Ergebnisse, keine Revolution ----die perpektivisch aus dem Aufstand erwachsen könnte.

Dass heißt man braucht sogar die stalinistische KKE und PAME für einen richtigen Aufstand. Also um das Kapital richtig zu treffen muss man in den industriellen Kernbereichen streiken und dort die Betriebe!! besetzen. Rathäuser und Unis besetzen juckt das Kapital nicht.

Alles andere ist romantischer Quark, der irgendwann in sich zusammenbrechen wird.

Wer das will, ist gar nicht von der Krise und den sozialen Verhältnissen betroffen, sondern ist jemand der mal kurz vom Sofa aufgestanden ist und auf den Putz haut und sich dann wieder hinlegt.

Davor haben die Herrschenden in Europa mit Sicherheit keine Angst.

Strengen wir uns gemeinsam an.

orthodoxes weihnachten ist erst am 6.januar

der brennende weihnachtsbaum 27.12.2008 - 03:31
dito, kann das jemand bestätigen ??? nicht weiter von der christlichen minderheit (praktizierter glaube von nur 10% der brd-bevölkerung) verarschen lassen

hausaufgaben

hardcore-punk-seminarleitung 27.12.2008 - 11:29
alter schwedenvater, jetzt geht das wieder los! alle bands ham myshit, also kannste da deinen pc-check machen! rechts sind die alle nicht, OHL ist eine der ersten brd-punk-bands und das einzige, was sie "obskur" macht, ist ihr antideutscher Antikommunismus! Und da die griechische Aufstandsbewegung eher an die ukrainische Machnowina erinnert als an die Rote Armee von Trotzki, der diesen bisher größten anarchistischen Aufstand niedergeschlagen hat, kann es durchaus sein, daß du dort eher Flugblattabnehmer findest, die vielleicht sogar richtig rockern!
Plündert Kassen, Bühnen und Theken!
Kauft Projekt Kotelett "Griechenland"

die weihnachtsbäume stehen immernoch!
Griechenlandverbot für unfähige pseudo-revolluzzer

Niemals

Ko-B. 27.12.2008 - 13:01
Anarchismus ist nun wirklich ein Quatsch.

"Schreibtischtäter", "Entsolidarisierung"?

"Bewegung 9. Januar" 27.12.2008 - 14:55
Den Vorwurf Schreibtischtäter, Möchtegernrevoluzzer und Entsolidarisierung kann ich gerne zurückgeben.

Es geht nicht darum sich von der einen oder anderen Form des sozialen Aufstands in Griechenland zu entsolidarisieren.

Halten wir erst mal die Fakten fest: Hier wurde ein idealistisch-romantischer Text aus Barcelona übersetzt, von dem nicht mal klar ist, ob er überhaupt eine Übersetzung aus dem Griechischen ist, also ob er authentisch ist!

Was hier etliche und ich kritisieren ist, dass sich einige von uns (in Deutschland) mal wieder ihren Projektionen hingeben: Gestern war in Israel der Kommunismus angesagt und heute ist in Griechenland Anarchie, oder was?

Darüberhinaus sind es ja sowohl der Text als auch seine Ergänzungen ("Schreibtischtäter", "Möchtegernrevoluzzer"), die denuzieren und sich distanzieren: "Eine Bande an Politikern und Jornalisten schwärmen herum und versuchen sich unsere Bewegung zu nutze zu machen und ihr ihre eigne Rationalität aufzudrängen. Sie sagen, dass wir rebellieren, weil unsere Regierung korrupt ist oder weil wir mehr Geld und mehr Arbeit von ihr bekommen wollen. Falsch."

Tja, unterhalte ich mich aber mit Griechischen Unterstützergruppen in Berlin des nach (ihrer Analyse) "sozialen Aufstandes" sagen sie aber genau das: bessere Lebensbedingungen, besser bezahlte Jobs, einfach bessere soziale Bedingungen. Sie finden sogar die Verhältnisse in Deutschland besser als ich und verstehen nicht warum ich Hartz IV abschaffen will.

Wer also von euch seine romantische Vorstellungen auf den Aufstand projeziert sollte erstmal zur Kenntnis nehmen dass es in Griechenland keinen Sozialstaat wie in Deutschland gibt, die Bedingungen besonders im Gesundheitswesen sind erschreckend. Und wie die BBC schon sagte: ein land mit europäischen Preisen und afrikanischen Löhnen.

Hinzu kommen aktuell der Neoliberalismus und die aktuelle Finanzkrise.

Und die materiellen Bedingungen sind nun mal der Motor der Revolte, sind sich alle Analysen, außer dem Text oben, einig.

Ebenso wäre es nicht der erste soziale Aufstand in Griechenland, der nach einer Ermordung eines Genossen ausbricht und dann in sich rasch zusammenfällt, WEIL ER NICHT AUF DIE KERNE DER INDUSTRIELLEN ARBEITERKLASSE übergreift. Siehe 1985 nach der Ermordung Michael Kaltezas.

Aber die radikale Linke in Deutschland hat nie begriffen, das materielle Forderungen die eigentlich revolutionären sind. Sie hat schon 1968 soziale Kämpfe für höhere Löhne und so weiter als reaktionär diffamiert.

Es ist leicht aus abgesicherten materiellen Verhältnissen ärmeren Menschen, die wie z B in Griechenland zwei Jobs zum Überleben brauchen weil es dort kein Hartz IV gibt, ihre ideologischen Vorstellungen aufzupropfen, das konnte die radikale Linke in D immer schon ehr gut. Auch die romantischen Vorstellungen einiger von Anarchismus, den hier jetzt viele im Munde führen, hat ja nun rein gar nichts mit den historischen Anarchisten in seinen wichtigsten Zentren Spanien, Italien, Argentinien und auch Griechenland zu tun. Machno fällt da auch aus dem Rahmen.

Meint ihr Durruti und die CNT/FAI haben die Aufstände der Landarbeiter und des Industrieproletariats aus Spaß gemacht und nicht für die materielle und soziale Emanzipation der Arbeiterklasse?

...Auf die hier ja einige meinen beim sozialen Aufstand in Griechenland verzichten zu können. Anscheinend kennt ihr auch nicht die Militanz und die Kampferfahrung der griechischen Arbeiterklasse das ihr von Deutschland aus meint darauf verzichten zu können.

Aus Deutschland lässt sich das auch leicht sagen. Die Antwort darauf ist: versuche nicht auf dem Arsch anderer durch´s Feuer zu reiten.

Falls die Revolte weitergeht und sich auf anderere Bereiche der griechischen Gesellschaft ausbreiten sollte wird das von europäischer Bedeutung sein. Nicht von ungefähr wird dort Tränengas aus Deutschland und Israel verfeuert und die Beraterteams der SEK sind schon da.

Also bitte mehr Ernsthaftigkeit im neuen Jahr.

Und wer wie hier alles auf indy soviel Kraft in sich hat sollte mal besser dran denken dass am 9. JANUAR!!! in Griechenland ein wichtiger traditioneller Aktionstag ist.

Also bereiten wir mit der gleichen Leidenschaft mit der wir hier diskutieren was in in unseren Städten vor!