Schweiz: Hausbesetzung in Thun

PR-Gruppe Aktion Hausgeist 22.12.2008 15:41 Themen: Freiräume Soziale Kämpfe
Eine anonyme Gruppe „Aktion Hausgeist“ hat am Wochenende in einem leer stehenden Gebäude in Thun im Kanton Bern eine Party gefeiert, das Haus ist seither besetzt.
Ehemaliges Asylbewerberdurchgangszentrum besetzt

Das Anliegen der Menschen ist ein autonomes Jugendzentrum (AJZ). In den letzten Monaten gab es mehrmals vergleichbare Aktionen. Im Sommer wurde zum Beispiel zweimal spontan eine Strassenparty auf dem Thuner Rathausplatz veranstaltet, im April das ehemalige Durchgangszentrum für Asylbewerber an der Seestrasse besetzt. Am Samstagabend nahmen Menschen das ehemalige Firmenareal des Malergeschäfts H.Rupp+Co. in Beschlag. Das Gebäude am Hopfenweg 19A steht schon länger leer. Auf dem Areal, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mitsubishi-Garage Spymag AG befindet, plant die Helmle Archidea AG einen Neubau mit Wohnungen. In einer Pressemitteilung schrieben die BesetzerInnen die Stimmung sei die ganze Zeit über gut gewesen. Rund 110 Besucher hätten im Verlauf der Nacht am „friedlichen“ Anlass teilgenommen. Den Aufenthalt in der kühlen Halle machen Strom und Wasser, welches nach wie vor vorhanden sei, erheblich angenehmer.


Polizei hat bisher nicht mit einer Gegenaktion reagiert

Die Polizei reagierte nicht auf die Besetzung, „es gingen keine Reklamationen wegen Ruhestörung ein“, sagte Polizeisprecher Olivier Cochet gestern Nachmittag. Deshalb sei keine Patrouille an den Hopfenweg ausgerückt. Auch der Besitzer der Liegenschaft habe sich nicht gemeldet. „Solange er dies nicht tut, ist die ganze Sache eine private Angelegenheit“, führte Cochet aus. Die Aktion Hausgeist hat im Moment „keine Absicht“, das Gebäude zu verlassen. „Das Ziel ist, mit dem Besitzer Verhandlungen über eine weitere Nutzung der Räumlichkeiten zu führen“, äußern die Menschen ihre Pläne. Klar sei, dass es in Thun mehr Raum für alternative Kultur brauche, und dafür werde sich die Aktion Hausgeist weiter einsetzen.


Ziel ist eine weitere Nutzung

Ziel sei es, mit dem Besitzer über die weitere Nutzung zu verhandeln. Die Besetzung ist der neuste Streich in einer Reihe von Protestaktionen, die in letzter Zeit in Thun stattgefunden haben. Die Besetzer rechtfertigen ihre Aktion, mit dem mangelnden Ausgangsangebot, über das sich auch „gemäßigtere“ Jugendliche beklagen. „Die vielen BesucherInnen haben gezeigt, dass ein solches Haus ein Bedürfnis für die Jugend ist“, ließ die Aktion verlauten. Die Ausgangsituation sei sich zwar langsam am verbessern, jedoch werde auch in den neuen Lokalen nur gewinnorientierter Konsum angeboten. Ein AJZ solle jedoch, gerade in der (Wirtschafts-)Krise, einen Freiraum von der ganzen Hektik, Leistungsdruck, hierarchischen Strukturen usw. bieten. Eine farbige Insel im Grau der Stadt Thun, mal sehen wie sich die Dinge so über Weihnachten entwickeln.
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Ergänzungen

rechtliche Situation i.d. Schweiz?

muss ausgefüllt werden 22.12.2008 - 19:54
ist hier jemand juristisch sattelfest, was Hausbesetzungen in der Schweiz betrifft? Mir wurde nämlich mal erzählt, daß dort HausbesItzer, wenn sie ein nicht genutztes, aber besetztes Gebäude von den Bullen räumen lassen wollen, nicht nur nachweisen müssen, daß sie Pläne mit der Immobilie haben, sondern sogar, daß sie diese realisieren können, sprich: die Kohle für Investitionen haben. Klingt für mich fast zu paradiesisch, um wahr zu sein...

Leider nicht

aa 23.12.2008 - 04:49
nein ist leider nicht so! Die einzige Stadt wo solche gesetzte vorhanden sind ist in Genf meines wissens.

Neue Regelung

Amelie 23.12.2008 - 10:02
Ich glaube früher war das so, aber jetzt räumt z.B. die Stadt Zürich auch auf Vorrat

sowieso alles verschieden

marc 23.12.2008 - 10:38
In der Schweiz ist sowieso von Kanton zu Kanton und von Gemeinde zu Gemeinde alles etwas anders geregelt. Sprache, Dialekt und Gesetzte ändern sich in der kleinen Schweiz im halbstundentakt. So erhalten Jugendliche unter 18 Jahren in gewissen Kantonen keine Zigaretten, wenn sie aber einen Zug besteigen und in 10 Minuten in einen anderen Kanton fahern bekommen sie die Kippen mit 16;-)

Zwischennutzung

Holly 23.12.2008 - 19:51
Im Ansatz gibt es sowas in Holland.
Da muss der Eigentümer X Dinge erst vorweisen, eher geräumt wird.
Übrigens (ohne irgendwelche jedwede Werbung zu machenzu wollen! Nur als Hinweis!) : der Bundesverband der Grünen Jugend fordert sowas in der Art. Ist nicht alles toll drinnen, aber ein Anfang.

Zwischennutzung von Häusern legalisieren!
 http://www.gruene-jugend.de/beschluesse/393220.html

Gibt es eine temporäre Lösung ?

http://www.bernerzeitung.ch 25.12.2008 - 12:03
Die Eigentümer signalisieren Gesprächsbereitschaft für eine weitere Nutzung
 http://www.bernerzeitung.ch/region/thun/Gibt-es-eine-temporaere-Loesung-fuer-Hausbesetzer/story/13677347