Griechenland - Der Aufstand hält an

ContraInfo 17.12.2008 11:43 Themen: Soziale Kämpfe
16. Dezember 2008 - Während die kommerzielle Tagespresse zumindest in der Schweiz ihr Interesses an den Ereignissen in Griechenland zu verlieren scheint, gehen dort die Unruhen und Proteste so wie Besetzungen von Schulen, Rathäusern, TV- und Radiostationen unvermindert weiter. Zunehmend werden auch ganz konkrete politische Forderungen laut – oder sie erreichen langsam den deutschen Sprachraum. Die Beteiligten selbst und laut Umfragen auch das Gros der griechischen Bevölkerung sprechen nicht mehr von spontaner Wut und Trauer, sondern sehen die Ereignisse als einen Volksaufstand (popular Insurection). Die Ereignisse blieben jedoch für beobachtenden im Ausland schwierig einzuschätzen.
Ereignisse überschlagen sich weiter

Zwar haben die heftigen Strassenkämpfe etwas an Intensität verloren, doch die Strassenproteste in verschiedenen griechischen Städten halten an und immer wieder kommt es zu Zusammenstössen mit der Polizei. Verändert hat sich auch die hier wahrnehmbare Zielgerichtetheit der Proteste. Viele der Aktionen haben ihren Ausgang vor Polizeistationen, Gerichten und Gefängnissen, um dort Solidarität mit den Festgenommenen zu bekunden und um gleichzeitig gegen die Polizei zu demonstrieren - teilweise wurde gar die gänzliche Entwaffnung der Polizei gefordert. Demonstriert wurde aber auch vor dem Gefängnis, in welchem der Todesschütze in Untersuchungshaft sass, so dass dieser verlegt werden musste.

In verschiedenen Stadtteilen Athens haben sich lokale Initiativen gebildet, um die Proteste zu koordinieren und gemeinsame Forderungen zu formulieren. So war für heute eine Versammlung vor der Polizeihauptwache von Eksarhia angekündigt, dies mit der klaren Forderung, dass die Polizei den Stadtteil verlassen müsse. Ähnlichen Demonstrationen wurden auch aus den Stadtteilen Brahami, Sepolia, Petralona, Nea Ionia und Dafni gemeldet. Gestern Montag den 15. Dezember demonstrierten SchülerInnen und StudentInnen in Form eines Sit-In‘s vor einem Polizeihauptquartier in Athen. Der Protest sei zunächst friedlich verlaufen, eskalierte dann aber. Mehreren Augenzeugen berichteten, dass die Polizeikräfte versucht hätten die Blockade aufzulösen, dies mittels einem weiteren Einsatz von Reizgas, was dann zum Aufflammen neuerlicher Zusammenstösse geführt habe. Weiteren Berichten war zu entnehmen, dass es im Zuge dieser Zusammenstösse zu mehreren brutalen Übergriffen auf SchülerInnen gekommen war.

Auch die Justiz beginnt allmählich sich einzuschalten. Gestern Montag wurden erste Inhaftierte, welche im Verlauf der heftigen Krawalle von letzter Woche festgenommen worden waren, dem Haftrichter vorgeführt, was für viele Untersuchungshafthaft bedeutete. In ersten Schätzungen, welche mittlerweile auch einige Tage alt sind, ist die Rede von mehr als 200 Festgenommenen und über 70 verletzte Personen seit Beginn der Proteste am 6. Dezember. Offensichtlich ist es das Bestreben der Justiz mit einer Nulltoleranzlinie und harten Entscheiden der überforderten Polizei unterstützen beizustehen, um so mit Abschreckung den Wind aus den Protesten zu nehmen. Dies wird auch durch eine Aussage eines Richter bestätigt, der bei der Untersuchungshaftanhörung in Kozani gesagt haben soll: „Die Polizei kann sich nicht länger mit euch auseinandersetzen - also werden wir das tun!”

Der Bericht zum Tathergang und den Umständen der Erschiessung von Alexis Grigoropoulos am, welche die Revolte ausgelöst hatte, wird noch immer unter Verschluss gehalten. Griechische Medien spekulieren, dass dies aus Angst vor neuerlichen schweren Unruhen geschehe. An die Öffentlichkeit gelang bislang nur, dass ein ballistisches Gutachten bestätige, dass die Kugel abgelenkt worden sei, dies wurde bisher aber nicht bestätigt. Dieser Darstellung widersprechen mehrere Augenzeugen der Tat noch immer. Darunter auch ein Freund von Alexis, der mit ihm bis zum Zeitpunkt dessen Todes unterwegs gewesen war und miterlebt hatte wie der Polizist gezielt auf Alexis geschossen habe, wie er in einem Interview am Sonntag gegenüber der renommierten griechischen Zeitung „Eleftherotipía“ bestätigte. Aussagekräftig ist jedoch auch, dass mittlerweile selbst der griechische Staatspräsident Papoulias (Sozialist) von „Mord” spricht.

Die gesamte Situation lässt es für die amtierende konservative Regierung zusehends heikel werden. Laut einer Umfrage der Tageszeitung "Kathimerini" stuft die Mehrheit der befragten GriechInnen die Proteste mittlerweile als „Volksaufstand" ein. Weitere Umfragen legen dar, dass bei nun abgehaltenen Neuwahlen die Konservativen an die fünf Prozent hinter den Sozialisten liegen würden – Neuwahlen werden aber von der konservativen Regierung weiterhin ausgeschlossen. Mittlerweile äussern BeobachterInnen die Befürchtung, dass sich die Ereignisse der 60er-Jahre in Griechenland wiederholen könnten. So bringt es ein deutscher Gewerkschaftsaktivist mit familiären Bindungen nach Griechenland wie folgt auf den Punkt: In den 60 er Jahren war die Situation schon einmal ähnlich gefährlich für die herrschende Klasse und sie beantwortete ihre Notlage mit einer sieben Jahre währenden Militärdiktatur.


Besetzungen halten an

Die Vereinigung der griechischen LehrerInnen (OLME) spricht derzeit von 400 Schulen und dazu etliche Universitäten, welche von SchülerInnen und StudentInnen besetzt seien, die Regierung ihrerseits bestätigt hingegen lediglich an die 100 besetzte Institute. In unzähligen Mitteilungen melden sich BesestzerInnen verschiedener Institute zu Wort und fordern darin die Fortführung der Proteste und formulieren klare politische Position. So auch StudentInnen der “School of Economics and Business“ in Athen:

"Morgen geht die Sonne auf und nichts ist gewiss. Und was könnte befreiender sein als dies nach so vielen Jahren der Gewissheit? Eine Kugel vermochte es die triste Einöde dieser identischen Tage zu unterbrechen. Die Ermordung des 15 Jahre alten Jungen, war der Moment der Loslösung. Ein Moment stark genug um die Welt auf den Kopf zu stellen. Eine Loslösung von dem beständigen Warten auf den nächsten Tag. Die Loslösung führte zum kollektiven Gedanken: „Das war‘s, kein Schritt weiter, alles muss sich ändern, und wir werden es verändern.“ Die Rache für den Tod von Alex, wurde zur Rache für jeden einzelnen Tag, an dem wir gezwungen waren in dieser Welt aufzuwachen. Und was als so schwierig erschien, stellte sich als so einfach heraus.
Das ist es was passiert ist, was wir bewerkstelligt haben. Wenn uns etwas Angst macht ist es die Rückkehr zur Normalität. Weil in den zerstörten und geplünderten Strassen unserer ach so heilen Städte wir nicht nur die offensichtlichen Resultate unserer Rage sehen, sondern auch die Möglichkeit endlich leben zu beginnen. Uns bleibt nichts weiter zu tun als uns einzurichten in dieser realen Möglichkeit der Umwandlung in ein lebendiges Experiment: Angefangen beim alltäglichen Leben, unserer Kreativität, der Kraft unsere eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, der Macht die Wirklichkeit nicht zu betrachten, sondern sie zu konstruieren, zu gestalten. Dies ist unser lebenswichtiger Raum. Alles andere ist Tod."

Bei mehreren Besetzungen von Radio- und TV-Stationen wurden solche Erklärungen verlesen und einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Gerade heute wurde gemäss Indymedia Athen der staatliche TV-Sender NET von AktivistInnen für einige Minuten besetzt. In deren Verlauf wurden Bilder von StudentInnen ausgestrahlt, welche ein Transparent mit der Aufschrift “STOP WATCHING - EVERYONE TO THE STREETS!” in die Kamera hielten.

Eine Steigerung der Proteste in der politischen Dimension wird auch durch den Umstand der diversen besetzten Kommunal- und Stadtteilregierungsgebäude untermauert, welche nun teilweise schon mehrere Tage anhalten. So ist zurzeit (mir bekannt) die Saint Dimitrios City Hall/Athen, Halandri old City Hall/Athen, Ioannina City Hall/Ioannina und die Sykies City Hall/Thessaloniki von AktivistInnen besetzt. Englische Übersetzungen liegen mir leider bis anhin nur von der Besetzung in Saint Dimitrios vor, was mir konkrete Aussagen über Hintergründe und Motive nur für diese Besetzung ermöglicht. Jedoch lässt sich auch die Besetzung des Regierungsgebäude von Ioannina zumindest etwas einordnen - da wurde die schwarz-rote Fahne der libertären AnarchistInnen gehisst.

Seit der Besetzung des Regierungsgebäudes von Dimitros am 11. Dezember werden dort regelmässige Volksversammlungen abgehalten. An der ersten Versammlung am 13. Dezember beteiligten sich an die 300 Menschen aus dem gesamten Stadtteil. Seither ist der Ort zu einem wichtigen Zentrum für Informationsaustausch, einem lokalen Treffpunkt und einem Raum für die Selbstorganisation der BewohnerInnen des Stadtteils geworden. In der Einladung zu einer der ersten Versammlungen formulierten die BesetzerInnen Ihre Motivation:

"Die Revolte hat uns einen Raum geöffnet, in dem wir uns endlich frei entfalten können. Als eine Fortführung der Revolte auf der Strasse, haben wir uns entschieden einen Schritt vorwärts zu gehen und haben das Regierungsgebäude von Ag. Dimitros besetzt, dies mit dem Ziel der Formierung einer Volksversammlung, die für alle offen ist."

Die Besetzung geniesst in der Bevölkerung eine gute Verankerung. Dies äussert sich nicht nur in der regen Beteiligung an den kommunalen Treffen, sondern auch in der Bereitschaft sich an der Verteidigung des Gebäudes gegen Angriffe der Polizei zu beteiligen. Weiter haben sich auch die Angestellten zu Wort gemeldet. In einem Schreiben solidarisieren sie sich mit den BesetzerInnen und bekunden deren Unterstützung.


Internationale Solidaritätswelle

Die Ereignisse in Griechenland lassen weltweit Menschen auf die Strassen gehen. Zu gewaltsamen Zusammenstössen mit der Polizei kam es dabei in Rom, Madrid und Barcelona sowie in Kopenhagen. In London, Berlin, Venedig und Bologna wurde schon letzte Woche kurzfristig die griechische Botschaft oder Konsulat besetzt oder blockiert. Zu weiteren Demonstrationen kam es unter anderem in Bern, in mehreren deutschen Städten, Dublin, Edinburgh, in mehreren farnzösischen Städten, Glasgow, Leeds, Ljubljana, Melbourne, Moskau, New Castle, New York, Sofia und St. Petersburg. Für den kommenden Samstag den 20. Dezember wird weltweit zu einem Aktionstag mobilisiert, somit dürfte die Serie globaler Sympathiebekundungen auch zukünftig nicht abreissen.
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Ergänzungen

überregionale Demo in Hamburg am 20.12

egal 17.12.2008 - 11:58
Solidarität mit den Betroffenen staatlicher Repression in Griechenland und überall!
Freilassung der Gefangenen und Einstellung aller Verfahren!
Kapitalismus abschaffen - Patriarchat versenken!




Samstag 20.12.08
Überregionale Demonstration
14 Uhr Uni Hamburg/Allende-Platz
Richtung Hauptbahnhof/St. Georg


Samstag 20.12.08
Kundgebung am griechischen Konsulat
ab 17 Uhr Gänsemarkt / ABC-Straße

Besetzung der GSEE-Zentrale

Entdinglichung 17.12.2008 - 12:59
ansonsten wurde heute morgen die Zentrale des (sozialpartnerschaftlichen) Gewerkschaftsdachverbandes GSEE von ArbeiterInnen besetzt, (Quelle:  http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=948395 )

We will either determine our history ourselves
or let it be determined without us

We, manual workers, employees, jobless, temporary workers, local or migrants, are not passive tv-viewers. Since the murder of Alexandros Grigoropoulos on Saturday night we participate in the demonstrations, the clashes with the police, the occupations of the centre or the neighborhoods. Time and again we had to leave work and our daily obligations to take the streets with the students, the university students and the other proletarians in struggle.

WE DECIDED TO OCCUPY THE BUILDING OF GSEE

-To turn it into a space of free expression and a meeting point of workers.

-To disperse the media-touted myth that the workers were and are absent from the clashes, and that the rage of these days was an affair of some 500 "mask-bearers", "hooligans" or some other fairy tale, while on the tv-screens the workers were presented as victims of the clash, while the capitalist crisis in Greece and Worldwide leads to countless layoffs that the media and their managers deal as a "natural phenomenon".

-To flay and uncover the role of the trade union bureaucracy in the undermining of the insurrection -and not only there. GSEE and the entire trade union mechanism that supports it for decades and decades, undermine the struggles, bargain our labor power for crumblings, perpetuate the system of exploitation and wage slavery. The stance of GSEE last Wednesday is quite telling: GSEE cancelled the programmed strikers' demonstration, stopping short at the organization of a brief gathering in Syntagma Sq., making simultaneously sure that the people will be dispersed in a hurry from the Square, fearing that they might get infected by the virus of insurrection.

-To open up this space for the first time -as a continuation of the social opening created by the insurrection itself-, a space that has been built by our contributions, a space from which we were excluded. For all these years we trusted our fate on saviours of every kind, and we end up losing our dignity. As workers we have to start assuming our responsibilities, and to stop assigning our hopes to wise leaders or "able" representatives. We have to acquire a voice of our own, to meet up, to talk, to decide, and to act. Against the generalized attack we endure. The creation of collective "grassroot" resistances is the only way.

-To propagate the idea of self-organization and solidarity in working places, struggle committees and collective grassroot procedures, abolishing the bureaucrat trade unionists.

All these years we gulp the misery, the pandering, the violence in work. We became accustomed to counting the crippled and our dead - the so-called "labor accidents". We became accustomed to ingore the migrants -our class brothers- getting killed. We are tired living with the anxiety of securing a wage, revenue stamps, and a pension that now feels like a distant dream.

As we struggle not to abandon our life in the hands of the bosses and the trade union representatives, likewise we will not abandon no arrested insurgent in the hands of the state and the juridical mechanism.

IMMEDIATE RELEASE OF THE DETAINED
NO CHARGE TO THE ARRESTED
SELF-ORGANIZATION OF THE WORKERS
GENERAL STRIKE


WORKERS' ASSEMBLY IN THE "LIBERATED" BUILDING OF GSEE
Wendesday, 17 December 2008, 18:00

General Assembly of Insurgent Workers

klingt gut

tagmata 17.12.2008 - 13:21
"An die Öffentlichkeit gelang bislang nur, dass ein ballistisches Gutachten bestätige, dass die Kugel abgelenkt worden sei, dies wurde bisher aber nicht bestätigt."

Kein Wunder. Es war das von der Verteidigung des Polizisten in Auftrag gegebene Gutachten.

Ich sag mal so: wenn eine Kugel von der Straße abprallt *und* dann noch einen Menschen tötet, dann sieht man ihr das normalerweise an. Polizeiwaffen verschießen üblicherweise Kugeln, die auf Stoppwirkung ausgelegt sind, also Hohlspitz, Teilmantel etc (die in Militärwaffen wiederum verboten sind). Bei Hohlspitz ist das "letaler Querschläger"-Szenario extremst unwahrscheinlich, bei anderen gängigen Polizeikugeln immer noch eher unplausibel.

Und wenn es ein Querschläger war, warum hören wir nicht von irgendwelchen Abrieb- oder Splitterspuren auf dem Straßenpflaster? Warum hören wir nicht von einem von unten nach oben verlaufenden Schußkanal? Warum erwähnen die Tatortberichte keine massiven von außen erkennbaren Verletzungen, die beim Eindringen einer querschlagenden Kugel üblicherweise entstehen? Warum starb Alexis dann überhaupt? Wie oft werden generell Personen von Querschlägern aus Polizeipistolen getötet (wenn es sich nicht um paramilitärische Polizei handelt, die Militärmunition verschießt)? "Nicht wirklich oft"; zumindest in der BRD haben Leute, die von Polizeiquerschlägern getroffen wurden, mit schöner Verläßlichkeit überlebt. Hoher Blutverlust, häßliche Narben - aber *keine* kleine Einschußwunde in Kombination mit tödlichen inneren Verletzungen.

Es wäre *so* einfach, die Theorie von einem gezielten, direkten Schuß zu widerlegen, *ohne* auf irgendwelche halbgaren ballistischen Hypothesen zurückzugreifen.

Entweder die griechische Polizei verschießt regulär Militärmunition und scheißt drauf, daß man damit quasi nur so nach Kollateralschäden bettelt. Oder Alexis hat *unglaublich* Pech gehabt. Oder das Gutachten der Verteidigung ist Mist.

grafiken und bilder

zum drucken 17.12.2008 - 14:14
aus indy athen

theorie des querschlags

Roub 17.12.2008 - 15:14
Bisher sehr schöne Beispiele von Querschlägern. Normalerweise werden Menschen dadurch nicht getötet, weil das Projektil einen Großteil seiner kinetischen Energie verliert und dadurch nicht tief eindringen kann. Erinnert sich jemand an die Serie Band of Brothers? Wäre der Schuss in Episode 2 glatt gekommen, wäre der Fuß zertrümmert gewesen, ist er aber nicht, weswegen es lediglich zu einer Fleischwunde gekommen ist.

Wiki: Ein Querschläger ist ein Projektil, das nicht mit seiner Spitze in einem Ziel einschlägt, sondern seitlich. Querschläger entstehen zum Beispiel, wenn ein Projektil durch andere leicht zu durchschlagende Objekte abgelenkt wird und so seine stabile Flugbahn verliert.

Die Eindringtiefe wird also dadurch gemindert, dass das Geschoss sich dreht wie ein Kreisel. Ich bin kein Forensiker, aber ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass ein lethaler Treffer ins Herz von einem Q. erzielt werden kann. Selbst wenn: Der Warnschuss hätte in einem Winkel zu Alexis abgegeben werden müssen, der Rückschlüsse darauf ziehen lässt, mit welcher Fahrlässigkeit und Sorglosigkeit dieser Bulle von seiner Schusswaffe gebraucht macht: Er hat zumindest eine Gefährdung des Jungen in Kauf genommen. Es bliebe immer noch fahrlässige Tötung (oder was auch immer die griechische Entsprechung sein mag).

18.12. europaweite Soli-Demo in Berlin

- 17.12.2008 - 17:47
Solidarität mit den Protesten in Grichenland!

Die kaltblütige Ermordung des Schülers Alexis Grigoropoulos durch einen Polizisten am vergangenen Samstag war kein Einzelfall. Willkürliche und ungeahndete Polizeigewalt ist in Griechenland an der Tagesordnung. In Griechenland verletzt die Polizei Menschenrechte. Sie foltert Häftlinge, sie misshandelt Demonstranten. Die Verantwortlichen bleiben ungestraft. Ein Staat, der die Gesellschaft plündert, ist angewiesen auf Polizeigewalt und Repression. Der gesellschaftliche Aufstand in Griechenland wurde durch den allgemeinen Sozialabbau provoziert.

Kommt zur europaweiten Solidaritätsdemo am 18.12.
14.30 Uhr - Marx-Engels-Forum

Demoverlauf: vom Marx-Engels-Forum via Unter den Linden bis zum Pariser Platz, also Brandenburger Tor.

Infos unter: sibg08.wordpress.com

Zu dem deutschen Sozi

flo 17.12.2008 - 19:12
"So bringt es ein deutscher Gewerkschaftsaktivist mit familiären Bindungen nach Griechenland wie folgt auf den Punkt: In den 60 er Jahren war die Situation schon einmal ähnlich gefährlich für die herrschende Klasse und sie beantwortete ihre Notlage mit einer sieben Jahre währenden Militärdiktatur."

Das ist eine völlig Verdrehung der Tatsachen. Die Reaktionen und Aktionen der letzten Woche, in ihrer sozialen Verankerung im Bildungssektor aber auch gerade darüber hinaus, sind nach meiner Einschätzung im Gegenteil als demokratische Lehre aus der Zeit der Miltärjunta sowie ihrer Überwindung zu verstehen, mit Bezügen zur nationalen Konstitution Griechenlands im 19. Jahrhundert.
Leider kann ich hier nicht mit irgendwelchen Quellenverweisen dienen, aber vielleicht kennt ja irgendjemand welche.

tagesschau

sagt: 17.12.2008 - 23:26

Soli-Demo in Wuppertal

Stefan 18.12.2008 - 02:13
Solidemo am 20.12. in Wuppertal-Elberfeld um 14.00h! Treffpunkt AZ (Markomannenstr. 3).

Erneut Schüler angeschossen!

riot 18.12.2008 - 12:30
Gemäss Schweizer Medien ist gestern Abend erneut ein 16-Jähriger Schüler angeschossen worden. In die Hand. Von wem ist scheinbar noch unklar.

 http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Athen-16Jaehriger-von-Kugel-getroffen/story/19704748




Griechisches feuer zum Flächenbrand ausweiten!

SchülerInnen, StudentInnen und ArbeiterInnen mobilisieren!!

hamburg

ist scheiße 18.12.2008 - 12:39
in hamburg übertreiben die bullen bei linken demos (mal von der völligen gehleinschätzung und unterbestzung beim schulstreik abgesehen, wo 40 bullen und ein ängstlicher einsatzleiter auf 8000 leute kamen) in letzter zeit schon hart. schwarze klamotten, ein alter unter 30 jahren oder dreads sind schon genug um ärger zu bekommen. natürlich als einzelne komponenten schon. wechselkleidung fährt gut! irgendetwas tragen, was nicht einfarbig ist, hat mir beispielsweise zutritt zur hsh-nordbankpassage gebracht, wo der ts-laden stand.

wechselklamotten in einkaufstüten sind gut. hierbei empfehle ich h&m, c&a oder andere klamottenläden, weil es im stadtzentrum eigentlich keine supermärkte gibt. am bahnhof gilt ebenso einen stadtplan in der hand zu haben und dann z.b. einen fotoapparat um den hals. das müsste reichen!


wer in schwarz kommt, kann in hamburg nur unnötigen ärger bekommen. im hamburger wanderkessel ist es ebenso schwer zur demo zuzustoßen, nachdem sie los ist, ebenso wie sie zu verlassen. ich empfehle in diesem fall mit eintreffen eines anwalts und anzeige zu drohen, dann machen einige hamburger bullen schlapp. vor allem die, die sonst nicht so viel erfahrung mit politischen sachen haben.
mitunter wurden z.b. beim tag der deutschen schweinheit rucksäcke nahezu aller jungen leute durchsucht. es reichten dunkle regenklamotten um von den feierlichkeiten ausgeschlossen zu werden.

ich hoffe mal die 23. aus berlin ist NICHT da. ich wollte meine versammlungsfreheit wirklich in freiheit genießen und nicht durch bewaffnete staatsmacht geärgert werden.

weiß jemand, ob der EA besetzt ist??

Wer die Jugend unterdrückt...

Mein Name ist Mensch 18.12.2008 - 13:42
unterdrückt die Wahrheit...

Leider brauchte es wieder einen feigen öffentlichen Mord, um ein wenig Adrenalin in die Adern der unterschiedlichen Protestbewegungen zu pumpen. Aufgrund der militanten Rebellion (und der damit verbundenen Medientauglichkeit) sowie der Tatsache, dass es sich bei dem Opfer um ein 16jähriges Kind handelt und der Täter Beamter eines westlichen, als souverän anerkannten Staates ist, bekommt auch die breite Öffentlichkeit die Gelegenheit, sich mit den (vor)herrschenden Verhältnissen in Europa auseinanderzusetzen. Diese Gelegenheit sollte genutzt werden, um erstens, auf die andauernde bzw. zunehmende Repression gegenüber Menschenrechtsaktivisten/innen, "nicht-profitabler" Minderheiten, Systemkritikern usw. aufmerksam zu machen. Außerdem ist zu hoffen, dass die vielfältigen Aktionen der griechischen Jugend (ob militant oder nicht), von der Öffentlichkeit nicht nur als eine Antwort auf den Mord des Jungen gesehen werden oder als sinnlose Zerstörungswut (lt. neusten Medien), sondern auch als eine Antwort auf ein mörderisches Weltsystem, dessen Betreiber die Natur und den Großteil der Menschheit in einer Wüste aus Hoffnungslosigkeit, Wut und Verzweiflung hinter sich gelassen hat. Berlin, Genua, Athen etc. sind schließlich nur kurze Momente des Schocks einer modernen „zivilisierten“ Gesellschaft, im Vergleich zu der Welt, die sich außer Sichtweite unserer Insel befindet.

Zukünftige Proteste sollten daher weniger reformorientierte Bestrebungen anzielen (i.d. Fall z.B. die Forderung der griechischen Linken nach Neuwahlen), sondern die Zerstörung eines Systems, welches nicht zu reformieren ist. Welche Reform konnte den Missbrauch staatlicher Gewalt aufheben, Korruption beseitigen oder Ausbeutung eindämmen?! Hier trifft eine kleine Veränderung auf einen langfristigen Strom, diese bestitz daher nicht die Kraft dessen Richtung bedeutend bzw. dauerhaft zu verändern. Sogar Revolutionen endeten meistens damit, dass eine schlechte Regierung gestürzt und durch eine schlechtere ersetzt wurde. In dieser „heißen Phase“ erhält nicht nur die griechische Jugend die Chance, unabhängig von linken wie rechten Rattenfängern, ein unvergessliches Zeichen der Ablehnung zu setzen. Der Ablehnung gegenüber einer Welt, in der die meisten Menschen schon vergessen haben, nach welcher „Erfüllung“ sie suchen.

„Ich bin der andere, der andere ist ich. Er ist der Spiegel, der es dem Ich erlaubt, sich zu erkennen. Seine Zerstörung zerstört die Menschheit in mir.“ J. Ziegler (*1934)

Auf das die Hungrigen, Wütenden und Verzweifelten dieser Erde auf die Straßen gehen und die Flammen der Hoffnung so hoch lodern, dass die 'Allmächtigen' sich auf ihren Thronen den Arsch verbrennen! Zeigen wir mit grenzenloser Leidenschaft auf eine neue Welt, ohne Herrschaft...
von Dummheit.

FIGHT THE SYSTEM & LET IT BURN

FÜR EINE HERRSCHAFTSFREIE WELT OHNE ZWANG UND AUSBEUTUNG!

@ Wuppertaler Solidemo ei Fake?

W. Taler 20.12.2008 - 00:33
Auf der Az-Seite (az-wuppertal.de) steht nichts darüber, auch sonst noch nichts davon gehört (was aber nicht unbedingt was heißen muß). Provo?

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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mehr querschläger — tagmata

mit den zug nach hh — berlin

Weiß — jemand

zu Hamburg — Gebr. Wolf

these — ich bin auch ein mensch