[Jena] Ouri Jalloh -Demo gegen das Vergessen
[brp/elfe]Als Reaktion auf das Gerichtsurteil im Fall Oury Jalloh fand gestern am 11.12.2008 eine Demonstration in Jena statt. Gegen 18 Uhr versammelten sich auf dem Holzmarkt in Jena ca. 50 Demonstrant_innen.
Auffällig waren die rund um den Holzmarkt massiv präsenten Polizeikräfte, die bei den überwiegend jugendlichen Demoteilnehmer_innen Vorkontrollen durchführten. Bevor die Demo los ging wurde in einem Redebeitrag der alltägliche Rassismus in Deutschland und insbesondere der Mord an Oury Jalloh thematisiert. Am 07. Januar 2005 starb der Asylbewerber in seiner Zelle im Dessauer Polizeirevier. Mit angelegten Fesseln (die an Eisenringe in der Wand und am Boden gezogen waren) verbrannte er auf einer feuerfesten Kunstledermatratze. Erst durch zahlreiche Proteste wurde der Fall im März 2007 vor Gericht gebracht. Nun am Montag (08.12.) wurden am Landgericht Dessau-Roßlau die beiden angeklagten Polizisten freigesprochen. Die gestrige Demo zog dann, abgeschirmt von der Polizei, Richtung Weihnachtsmarkt wo eine kleine Zwischenkundgebung abgehalten wurde. Es wurde eine lückenlose Aufklärung und vor allem Gerechtigkeit gefordert. Anschließend ging es weiter bis die Demo am Holzmarkt wieder ankam und endete.
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Ergänzungen
Aufruf?
@derdernichtsmitbekommt
was mich aber nun mal interessiert; wo waren die ~100 leute von der sponti vom dienstag?!?
(oder sagen wir die, die am dienstag "da-waren", nicht jedoch gestern).
schade drum, da (schlimmerweise) vergleichbarer anlass!
ganz einfach
die Leute vom MITTWOCH wussten einfach nicht, dass da am Donnerstag so etwas geplant war.
ein paar Infos über die üblichen kanäle hätten gereicht um die Teilnehmerzahl auf 100 zu bringen.
gute aktion...
ansonsten gute Aktion - sehr sehr guter Redebeitrag vom TheVoice-Refugee-Forum auf der Zwischenkundgebung. nur etwas lauter und kraftvoller hätte die Demo meiner Meinung nach sein können, gerade bei diesem Anlass...
Wichtige Signale gegen die 'Festung Europa'
Fehlerchen
ich fande auch das es mehr als 50 leute waren
Presse und Boykott
ich habe mit steigendem Entsetzen den Artikel zum Prozess Jalloh im Tagesspiegel (9.12, Seite 4) gelesen. Darin heißt es "Afrikaner sprangen auf". Ich finde es zunächst mal schlimm wie jeder dunkel häutige Mensch sofort zu einem "Afrikaner" gemacht wird, abgesehen davon das das Entsetzen über das Urteil keineswegs eine Sache der Hautfarbe war/ist. Insgesamt ist der Artikel zumindest unterschwellig rassistisch meiner Meinung nach und ich rufe deshalb zu einem Boykott des Tagesspiegel auf. Ähnliche Halbwahrheiten und propagandistische Mittel sind auch gerade bei den Artikeln rund um den Mord an dem 15 jährigen griechischen Jungen zu finden.
Urteilsspruch im Prozeß Oury Jalloh
http://www.freie-radios.net/mp3/20081208-urteilsspruc-25337.mp3
Radiocorax sprach am Telefon mit einem Mitglied der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, welches sich gerade vor Ort bei der Gerichtsverhandlung gegen zwei beteiligte Polizisten befand.
http://www.freie-radios.net/mp3/20081208-interviewzu-25333.mp3
Polizisten im Prozess um Tod von Oury Jalloh freigesprochen
http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1336.html
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Unterstützt den Aufruf von Geh Denken – Ein klares Stopp zum Rechtsextremismus!
http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1215.html
»im Namen des Volkes«
„Am 7.1.2005 ist Oury Jalloh aus Sierra Leone im Polizeigewahrsam zu Dessau, in Zelle Nr. 5 auf einer Schaumgummimatratze festgekettet, um die Mittagszeit verbrannt. Oury Jalloh, Anfang zwanzig, hatte in der BRD vergebens Asyl gesucht. Warum wurde Oury Jalloh in eine Zelle gebracht und festgekettet; warum wurde die Situation des Gefesselten nicht andauernd überprüft; wer hat die Matratze in Brand gesteckt; wie kam ein Feuerzeug in die blitzsaubere Zelle; warum wurde Oury Jalloh nicht rechtzeitig losgekettet und gerettet? Fragen über Fragen.
Über zwei Jahre nach dem Feuertod in polizeigeschützter Gewahrsamzelle wurden zwei Polizeibeamte, einer höheren Rangs, staatsanwaltlich angeklagt. Am 8.1.2008 um 16.45 Uhr ging der Prozeß mit einem längst erwarteten Freispruch zu Ende.“
Bezeichnend für den Verlauf dieses Prozesses ist die Begründung des Urteils vom Vorsitzenden Richter:
„Das Verfahren habe in einem rechtstaatlichen Sinne als Wahrheitssuche nicht stattfinden können. Dafür aber seien drei miteinander zusammenhängende Gründe verantwortlich: eine unzureichende staatsanwaltliche Zeugenvernahme und Klageschrift (letzteres deutete der Richter nur an); eine Polizeibehörde, die nicht nur das Verfahren ungehörig zu beeinflussen suchte, sondern lebenswichtige Vorkehrungen insbesondere in der Gewahrsamzelle und in Sachen Feuerschutz zu treffen schlampig versäumte; insbesondere aber ein anhaltendes Lügenspinnen der polizeilichen Zeugen, die Angeklagten eingeschlossen. Jede und jeder habe berufliche Pflichten versäumt und statt dessen nach dem Prinzip des Opportunismus sich verhalten: Rette sich, wer kann. Darum häuften sich Fehlaussagen, Widersprüche, zu spät kommende Erinnerungen, groteske Kompetenzmängel und ähnliches mehr. – »Sie, dieses Corps der Polizeibeamtinnen und -beamten, die Leitung eingeschlossen – alle haben dem Rechtsstaat geschadet.« So der Vorsitzende Richter. Der Freispruch erfolge, weil das Gericht »im Namen des Volkes« zur Wahrheit verpflichtet sei. Diese sei von der Polizei von Lügen zugehängt worden.“
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
... — Derdernichtsmitbekommt