Hamburg: Straßentheater gegen Coca Cola-Truck

/me 10.12.2008 22:37 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
Am 10.12. war der Coca Cola-Weihnachtstruck in Hamburg-Niendorf zu Gast um der Bevölkerung mitzuteilen, was der genannte Konzern doch für eine tolle Firma sei. Zu diesem Thema ist aber auch einigen AktivistInnen etwas eingefallen, weswegen eine kleine Straßentheater-Aktion gestartet wurde, um am Beispiel von Coca Cola die global auftretenden Schattenseiten des Kapitalismus zu zeigen.
Um über die Ermordung von bisher 7 GewerkschafterInnen durch von Coca Cola unterstützte Paramilitärs in Kolumbien und andere Machenschaften des Konzerns, wie die massive Umweltzerstörung in der Umgebung einer Abfüllanlage in Indien, wo sich der Grundwasserspiegel um 110m gesenkt hat, zu informieren wurden ab 18:30 Uhr Flyer verteilt und ein kleines Theaterstück aufgeführt.
Neben der von Coca Cola für die Werbeveranstaltung angemieteten Fläche auf dem Marktplatz von Niendorf (nördlicher Stadtrand) stellten sich ca. 10 Leute mit einem Transpi ("Bessere Arbeitsbedingungen jetzt!") und improvisierten Streikwesten auf, die von einem Weihnachtsmann im Auftrag ihres Arbeitgebers mit einer Spielzeugpistole erschossen wurden. Die dazu verteilten Flyer stießen bei den Umstehenden und vielen PassantInnen auf großes Interesse.
Ebenfalls interessiert zeigten sich einige BeamtInnen des örtlichen Polizeireviers, die von den Coca Cola-Securityleuten geholt worden waren. Sie erklärten, dass das Verteilen von Flyern ohne vorherige Genehmigung des Bezirksamtes verboten sei, die Aktion außerdem "veranstaltungsähnlichen Charakter" hätte, deswegen keine Flyer mehr verteilt werden dürften und die mittlerweile ca. 20 AntikapitalistInnen entweder eine Spontankundgebung anzumelden oder zu verschwinden hätten. Außerdem wurden wegen angeblich "aggressiven Verhaltens" gegenüber Security-Kräften die Personalien des Weihnachtsmannes aufgenommen. Besonders der offenbar ranghöchste Bulle ließ sich durch nichts von seiner realitätsfernen Rechtsauffassung abbringen und beharrte auf seinem "Das Gesetz bin ich"-Standpunkt. Da schon beinahe alle Flyer verteilt bzw. einige von den Securities geklaut worden waren wurde die Aktion nach ca. 30 Minuten beendet und die (ex-)TeilnehmerInnen gingen samt blaugekleideter Eskorte zum U-Bahnhof Niendorf Markt.
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Ergänzungen

Diskussionsveranstaltung 18.12.

ljs 10.12.2008 - 22:56
Am 18.12. um 19:00 findet in der Landesgeschäftsstelle der Linkspartei (Kreuzweg 7) eine Diskussion zum Thema
"Coca Cola, Nestle und Siemens - Welche Macht haben Konzerne?
Sind Boykott-Aufrufe sinnvoll um gegen sie vorzugehen?
Steckt der Fehler im kapitalistischen System?"
statt, zu der auch bei der Aktion mobilisiert wurde.

Verkürzung

pRiot 11.12.2008 - 15:54
Seit langem fällt mir unangenehm auf, das die (noch) Diskussion um verkürzte Kapitalismuskritik oder nicht, in einen handfesten Streit ausartet. Die Arroganz beider Seiten lähmt diese wichtige Diskussion ungemein. Nun ist der Kapitalismus ein gesamtgesellschaftliches Verhältniss, klar. Aber Verhältnis hin oder her, die Theorie Kapitalismus manifestiert sich einzig und allein durch die Handlungen der Menschen. Das betrifft CocaCola genauso wie die Deutsche Bank und Tante Emma, auch das wissen hier wohl alle. Der Unterschied ist die Dimension der Tätigkeit. Auch Tante Emma unterstützt zB sklavenähnliche Arbeitsbedingungen, wenn sie konventionelle Schokolade anbietet- sehr wahrscheinlich sogar, aber das ist doch nicht der Punkt so einer Aktion. Eine Demo/ dA oder sonstwas, die diesen "alltagskapitalismus" anprangert fände ich genauso relevant wie eine Demo gegen CC. Aber warum nicht CC? Hier sind die kapitalistischen Nebenwirkungen schön offensichtlich und allgemein verständlich- das ist noch keine Verkürzung!

Kapitalismus ist wohl ein Verhältniss, aber Kapitalisten- das sind Menschen!
(zB bei CC:  http://www.killercoke.org/crimes.htm)

ergänzung - pk24

dagewesen 13.12.2008 - 14:59
um 19:30 war ich dort. einzig fand ich ein paar bullen vor, und passanten, die wie die idioten den truck fotographierten.

eine halbe stunde vorher muss es von der polizei auf der kollaustraße eine fahnfung gegeben haben. vielleicht in zusammenhang mit euren protesten?

bei pk24 auf einen "lorenz" aufpassen. ziemlich unbequemer kerl. außerdem kommt in niendorf nachts am wochenende schnell die polizei! anwohnerInnen gucken regelmäßig aus dem fenster und rufen dann schnell die bullen. nur an zivilcourage mangelt es dort, wenn sich leute prüfeln.

ferner hat das pk24 einen großzügigen fuhrpark an zivi-autos, jedoch keine erfahrung mit politischen straftaten.

den tibarg/niendof markt würde ich abends bei gewissen vorhaben meiden! es patroullieren öfters bullen dort, wegen öfteren schlägerein.

danke! nazis gibt es in niendorf übrigens so gut wie keine.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Man kann ja...

egal 10.12.2008 - 23:42
...über die Methoden des Kapitalismus streiten, keine Frage. Vieles ist sicherlich verwerflich. Wann aber hört das Geschwätz auf, ein Konzern wie Coca-Cola gebe MORDE in Auftrag?!? Leute - das ist hanebüchen! Überlegt doch mal ein klein wenig, bevor Ihr sowas schreibt.

"egal", was bist du für einer?

ich 10.12.2008 - 23:55
die morde durch coca cola in kolumbien sind nun kein geheminis mehr. aber was nicht sein darf, das nicht sein kann? macht dir jemand dein bild vom guten kapitalismus kaputt? wenn es um viel geht, wird immer über leichen gegangen. war schon immer so. auch wenn der spiegel was anderes schreibt.

Oh man

Anti-Coca-Cola 11.12.2008 - 00:32
@egal,
haha, was soll an diesen Tatsachen bitte "hanebüchen" sein? Kauf/leih dir mal ein paar Bücher zu diesem Thema aus oder gib einfach mal Coca-Cola bei Google ein. Da wirst du sehr schnell ein paar Handfeste Fakten finden!


Zum Thema:
Gute Aktion, weiter so. Wäre schön, wenn man noch Fotos sehen würde..

"Keine Coca-Cola...

Titi 11.12.2008 - 12:14
...für Menschen mit verkürzter Kapitalismuskritik!"

@"ich"

blumenkind 17 11.12.2008 - 12:33
"wenn es um viel geht, wird immer über leichen gegangen."
du hast es erkannt und da nimmt coca cola keine sonderrolle ein, sondern befolgt lediglich die spielregeln des kapitalismus genau wie der dönermensch bei dir um die ecke oder der der bio laden mit lauter tollen fair trade produkten

hab ich dir jetzt dein bild vom bösen kapitalisten kaputtgemacht?

Verkürzte Kapitalismuskritik

/me 11.12.2008 - 13:13
Die Aktion wurde in der hamburger ['solid]-Gruppe geplant und wie mensch vielleicht weiß gibt es in diesem Jugendverband den BAK Shalom, der sich den Kampf gegen die (verkürzte) Kapitalismuskritik auf die Fahnen geschrieben hat. Insofern wurden wir natürlich mit dem Vorwurf im Vorfeld konfrontiert. Wir haben uns aber entschieden, diese Möglichkeit, Antikapitalismus auf die Straße zu tragen zu nutzen. Dabei haben wir bewusst auf einen Aufruf zum Boykott verzichtet, denn es ist Konsens, dass nicht das individuelle Konsumverhalten sondern die Gesellschaftsordnung das Problem ist. Außerdem steht fett auf dem Flyer "Wir denken, dass der Coca Cola-Konzern keine Ausnahme ist. Wir fordern und erkämpfen gewerkschaftliche Rechte, um gegen Ausbeutung und Kapitalismus vorzugehen". Natürlich wird auf dem Flyer keine große Analyse vorgenommen und insofern ist die Kritik immernoch "verkürzt", es sollte aber IMHO keinen Schwanzvergleich der Kapitalismuskritiken geben, denn wer da dann "die längste" hat ist mit ziemlicher Sicherheit beim vermittlungslosen Antikapitalismus angekommen, also allenfalls noch in der Lage langjährige "Szenelinke" anzusprechen. Es geht aber gerade jetzt (auch in Anbetracht der Krise) darum, unsere Kritik so breit wie möglich in die Bevölkerung zu tragen. Wer sich dafür dann interessiert kann ja zur angekündigten Diskussion kommen und wird dort erfahren, dass das Problem eben nicht bei den einzelnen Konzernen liegt und es auch keine "nichtkapitalistischen" Unternehmen gibt.

@blumenkind

carlsonvomdach 11.12.2008 - 13:25
dein Dönermensch an der Ecke macht aber auch nicht omnipresente Werbung im Umfang von Milliarden von Euros/Dollars/Sonstwas... Immer schön alles kaufen, was in der Reklame kommt, sonst könnte ja der Kapitalismus noch abgewürgt werden, wenn nicht alle jeden tag völlig unbrauchbaren Mist kaufen würden.

Geh doch zur FDP!

Schöne Aktion, weiter so!

@ carlsonvomdach

blumenkind 17 11.12.2008 - 23:40
und warum tut er das nicht?
genau weil er nicht kann

Morddrohung gegen Streikführer bei Ford Russl

antifa.sozialbetrug 13.12.2008 - 12:33
Morddrohung gegen Streikführer bei Ford Russland

Am 8. November wurde der Gewerkschaftsvorsitzende Alexei Etmanov nach der Mittagschicht im Ford-Werk Vsevolozhsk in der Nähe von St. Petersburg vor seinem Haus von drei mit Schlagringen bewaffneten Männern angegriffen. Er verteidigte sich mit einem Elektroschockgerät und schlug sie in die Flucht. Am nächsten Tag erhielt Vladimir Lesnik, ebenfalls von der kämpferischen Gewerkschaft bei Ford, einen Anruf, wenn sie ihren Weg weiter gehen würden, spielten sie mit ihrem Leben.

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about1171.html

Neuer Überfall auf Ford-Streikführer Aleksej Etmanov in Vsevolozhsk

Am 14. November wurde ein neuer Anschlag auf Aleksej Etmanov verübt. Direkt im Hausflur seines Hauses überfiel ihn ein Unbekannter. Etmanov musste sich wieder mit seiner Spray-Pistole verteidigen.

Die russischen Gewerkschafter berichten: "Glücklicherweise waren Kollegen in seiner Nähe, die ihm nach den Schüssen zu Hilfe eilten. Sie fesselten und entwaffneten den Unbekannten und übergaben ihn der Polizei. Was die Ermittlungen angeht, darüber haben wir bisher keine Informationen."