Solidemo zu Griechenland in Frankfurt/M

Dabei Gewesen 09.12.2008 20:49 Themen: Repression
Am späten Nachmittag war in Frankfurt/M zu einer Solidemo mit dem Aufstand in Griechenland und zum Gedenken an den ermordeten jugendlichen Anarchisten Alexis Grigoropoulos aufgerufen worden.
An der Bockenheimer Warte sammelte sich gegen 16.30 Uhr die Demo, eine viertel Stunde später ging es los. Sofort versuchte der Einsatzleiter einen Verantwortlichen zu finden und schickte seine RoboCops los, um die Demo zu verhindern. Erfrischend ignorant und selbstbewußt wuselte sich der Demozug durch die Polizeiketten und marschierte unter lauten Parolen in Richtung des griechischen Konsulates.
In der kleinen Nebenstraße, die der kürzeste Weg gewesen wäre, war eine Straßensperre errichtet, so dass wir einen kleinen Umweg machen mußten. Vor dem Konsulat angekommen, kam der Verkehr auf großen Ausfallstraße davor zum Stehen. Über Megafon wurde ein zweisprachiger Redebeitrag zur aktuellen Situation in Griechenland und den politisch/sozialen Hintergründen gehalten, anschießend wurde ein Brief eines Genossen aus Athen vorgelesen, der ebenfalls auf die Situation vor Ort einging.

Bevor der Demozug (an dieser Stelle waren wir wohl rund 150 Leute) weiterging, kam es noch zu einer spontanen "Würdigung" des heutigen Schandurteils aus Dessau. Bei dem Prozess gegen zwei Polizisten, wegen dem 2005 in einem Dessauer Polizeirevier verbrannten Oury Jalloh, der sich - gefesselt und auf einer feuersicheren Matratze festgebunden - angeblich selbst angezündet haben soll, gab es zweimal Freispruch mangels Beweisen. Selbst die ZEIT kommentiert "Die Angeklagten und ihre Kollegen haben die Aufklärung des Falls wiederholt behindert. Und es gibt Aufzeichnungen von rassistischen Bemerkungen der Beamten über den Schwarzafrikaner. Die Vermutung einer fremdenfeindlichen Tat liegt daher nah."

Wieder versuchte der Einsatzleiter den Demoweg vorzuschreiben, doch an der Bockenheimer Landstraße schlug sich ein Teil der Demo in Richtung Innenstadt durch, nicht ohne vorher noch Arbeitsplätze bei der Glaserinnung zu sichern.

Der gößere Teil versuchte die Demo auf der Ausfallstraße in Richtung Messe fortzusetzen, wurde aber behindert und tauchte kurzzeitig unter, um dann auf der stark bevölkerten Leipziger Straße einen weiteren lauten Demozug zu organisieren.

Es war eine angemessene und zielstrebige Demo, sie hat Spaß gemacht und da die CityBank ja Milliardenkredite bekommen hat, muß auch sie zum Abschluß ihren Beirag zur Sicherung einiger Arbeitsplätze bei den Glaser bezahlen.

Hoffentlich sind alle gut heimgekommen.
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Ergänzungen

ergänzung

aad³ 09.12.2008 - 21:12
Scheinbar wurden 13 Personen zur Personalienfeststellung in Gewahrsam genommen worden. Sind aber wohl schon wieder auf freiem Fuß

 http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/index.jsp?rubrik=36082&key=standard_document_35942342

Wut und Trauer zu Widerstand!!!

An der Leipziger

ich 09.12.2008 - 21:51
ging es weiter in die U-Bahn und damit zur Hauptwache. Waren etwa 50 Leute und sind dann sehr lautstark über den Weihnachtsmarkt gezogen.

Scheiben klirren und ihr schreit...

expropriator 09.12.2008 - 23:20
Was für ein seltsames Gejammer wegen der Citibank! Wer die Arbeitsbedingungen in dem Schuppen kennt und weiss, mit welchen Methoden die mit ihren KundInnen umspringen, die das Pech hatten, auf einen Kredit angewiesen zu sein, wird dieser Scheibe keine Träne nachweinen. Ganz im Gegenteil...

Erinnert sei beispielhaft nur mal hieran:  http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/cc/citibank.html

Presse

anonym 10.12.2008 - 13:04
Die Soli-Aktion in Frankfurt/M wird auch in diesem Bericht über den aktuellen Generalstreik in Griechenland erwähnt.

 http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,595583,00.html

Es scheint als würden solche Aktionen in den nächsten Tagen sehr viel Presse Aufmerksamkeit provozieren ...

Folgendes schrieb die FR

... 10.12.2008 - 15:53
Krawall bei Athen-Demo

Polizei nimmt 13 junge Leute in Gewahrsam
Von Georg Leppert

Ein Protestzug gegen die griechische Regierung ist am Montagabend mit Zusammenstößen zwischen linken Demonstranten und der Polizei zu Ende gegangen. Die Beamten berichteten von Sachbeschädigungen und Rangeleien. Sie nahmen 13 junge Leute vorübergehend fest.
Der Demonstrationszug, der sich gegen das Vorgehen der griechischen Polizei bei den Auseinandersetzungen in Athen und anderen Städten des Landes richtete, hatte sich gegen 16.30 Uhr am Campus Bockenheim in Bewegung gesetzt. Die etwa 100 Teilnehmer liefen dann zunächst friedlich zum griechischen Konsulat an der Zeppelinallee.
Vom Konsulat zogen die Demonstranten zurück zum Campus, wo sie sich trennten. Eine Gruppe wollte über die Bockenheimer Landstraße in die Innenstadt gelangen, die andere war auf der Leipziger Straße unterwegs.
Auf beiden Routen habe es Krawalle gegeben, sagte Polizeisprecher Manfred Füllhardt. In der Bockenheimer Landstraße hätten die Demonstranten einen Bauzaun und mehrere Müllcontainer auf die Fahrbahn geworfen. Auf der Leipziger Straße schmissen Randalierer nach Darstellung der Polizei das Schaufenster der Citibank ein.
Ob es sich bei den Demonstranten um Studenten handelte, blieb zunächst unklar. Vor zwei Wochen hatten Studierende der Goethe-Uni unter der Führung von Autonomen das House of Finance auf dem Campus Westend besetzt.

Brief von Athener GenossInnen

Aristoteles 12.12.2008 - 11:19
Dieser Brief wurde am Dienstagabend auf der Kundgebung vor dem griechischen Konsulat in Frankfurt/M. verlesen. Eine Solidemonstration mit ca. 150 Menschen zog am späten Nachmittag durch Bockenheim zum Konsulat, um sich mit den aufständischen Menschen in Griechenland zu solidarisieren - und zum Gedenken an den ermordeten jugendlichen Anarchisten Alexis Grigoropoulos.


Liebe Genossinnen und Genossen!

Wir freuen uns über eure Solidarität und wir verfolgen trotz aller bewegenden Ereignisse bei uns auch die Protestaktionen, die außerhalb von Griechenland passieren.

Am Samstagabend wurde im Athener Stadtteil Exarchia der 15jährige Alexis Grigoropoulos mit drei Schüssen in die Brust von einem Streifenbullen erschossen. Der Tatvorgang ist ziemlich eindeutig: 4 Bullen parkten mit einem Auto am Straßenrand, Alexis und ein paar andere hatten einen Wortwechsel mit den Bullen. Zwei Bullen stiegen aus dem Auto aus und verfolgten Alexis und seine Freunde über etwa 200 Meter. Die Bullen provozierten und beleidigten, wie sie das fast immer tun, wenn sie meinen linke Jugendliche vor sich zu haben, Beschimpfungen wechselten und als Alexis sich abdrehte und wegging warf er eine kleine Wasserflasche nach ihnen. Daraufhin zog einer der Polizisten die Knarre und erschoss ihn aus ca. 10 Meter. Das war kein Querschläger, sondern eine Hinrichtung. Die Nachricht über den Mord verbreitete sich sehr schnell über die Nachrichten und bereits in der Nacht zum Sonntag kam es zu ersten, sehr heftigen Protestaktionen.

An der Demo am Sonntag, die zum Polizeipräsidium zog und zu der viele linke Gruppen aufgerufen hatten, beteiligten sich bereits tausende. Es kam zu Angriffen auf die Polizei, über die sich aber niemand aufregte, weil alle - auch diejenigen, die nicht militant sind - damit gerechnethatten und in dieser Situation auch Verständnis für die Wut zeigten.

Am Montagvormittag gab es sehr viele Demonstrationen von SchülerInnen. Ganze Schulen gingen auf die Straßen. Alle großen Verkehrsadern Athens wurden für Stunden blockiert. Das Polizeihauptquartier wurde von SchülerInnen belagert, die sogar versuchten, dort einzudringen.

Am Abend, 18 Uhr, fand dann die zweite große Demo wegen des Mords an dem Schüler Alexis statt. Für viele erstaunlich war, daß diese Demo noch sehr viel größer war als die am Sonntag. Denn nach den heftigen Auseinandersetzungen mit den Bullen am Sonntag wurde befürchtetet, daß am Montag nicht mehr so viele Leute kommen würden. Das Gegenteil war der Fall. Die Schätzungen für die Demo-Teilnahme gestern bewegen sich bei Zahlen um die 20.000. Es waren viele Menschen dabei, die man entweder noch nie oder jedenfalls lange nicht auf Demos gesehen hat, viele Eltern, viele SchülerInnen. Die Demo war sehr kämpferisch und entschlossen und hat sich auch nicht durch den teilweise massiven Tränengaseinsatz stoppen lassen.

An den Seiten der Demonstration blieb nichts heil. Fast alle Geschäfte - ausgenommen einige kleinere (davon gab es auf der gestrigen Demo-Route nicht so viele) - wurden entglast. Banken und Filialen großer Konzerne, vor allem auch internationaler, wurden in Brand gesteckt.
Einige wenige Gebäude brannten komplett aus, in anderen nur die im Erdgeschoß liegenden Geschäfte. Viele Autos wurden in Brand gesteckt - gestern, im Gegensatz zum Vortag, allerdings im wesentlichen Luxuskarossen. Interessant war auch, dass Menschen zu Steinen gegriffen haben, bei denen man sonst nie vermutet hätte, dass sie das tun könnten. Viele meinten, dass sie das erste Mal in ihrem Leben Steine geworfen hätten.

Tatsächlich ist diese Wut nicht nur damit zu erklären, dass der griech. Staat mordet, und zwar hier völlig ohne Grund einen 15-jährigen Jugendlichen. Die Lebensbedingungen großer Teile der Bevölkerung haben sich in den letzten Jahren rapide verschlechtert. Die Teuerung nimmt rasant zu. Viele haben keine gesicherten Arbeitsbedingungen mehr, vor allem junge Leute. Die Ausbildung an Schulen und Unis wird immer schlechter, weil der Staat nichts investiert, dafür aber die Zulassung von Privatschulen und Privatunis vorantreibt. Die Privatisierungen werden unvermindert vorangetrieben. öffentlicher Grund wird zu Schleuderpreisen an Klöster des Bergs Athos verhökert, von wo er dann an Investoren verkauft wird. Welche Politiker sich damit eine goldene Nase verdienen, wissen wir im Einzelnen nicht. Klar ist aber, dass
alle in irgendeiner Form beteiligt sind. Die Menschen haben diesen Politiksumpf satt, und das kommt jetzt zum Ausdruck.

Das zeigt sich auch darin, dass nicht nur an den bekannten Orten, wo es radikale Linke und eine aktive Szene gibt - in Athen, Thessaloniki, Patras, auf Kreta etc. - sondern auch in vielen Provinzstädten zu Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit den Bullen kam - an manchen Orten das erste Mal seit dem Ende des Bürgerkrieges.

Was die aktuelle Situation betrifft, ist die Lage gespannt. Nachdem gestern noch fast alle Medien der Meinung Ausdruck gaben, dass die Zerstörungen am Rande der Demo vom Sonntag verständlich und neben dem Mord an dem Teenager nicht wirklich relevant seien, scheint die Stimmung nach der Demo gestern Abend zu kippen.
Diese Demo war wirklich einzigartig. Wir zogen mit sicher 40.000 Leuten in die Stadt und vor das Parlament. Die, die kamen wussten, was sie erwartet und waren gut ausgerüstet: mit Masken, Schals und Malox, einem flüssigen Gegenmittel gegen das Tränengas. Auch das ist ein Erfolg der Bewegung.

Was dann geschah habt ihr den Nachrichten sicher gesehen. Die Bullen schützten als letzten Ort das Parlament und gaben die Innenstadt mit ihren luxuriösen Einkaufsstraßen praktisch auf.

Aber wie schon gesagt, die Situation steht auch auf der Kippe. Es wird fast nur noch von Vandalismus und Plünderungen berichtet - wobei das Ausräumen einiger Geschäfte um den Omoniaplatz herum nicht von Demo-Teilnehmern, sondern von Menschen, die dort wohnen, bewerkstelligt wurde -; die Schäden in der Innenstadt werden zum Anlaß genommen, die linken Parteien und Organisationen zur Distanzierung aufzufordern; Leute auf Balkons brennender Häuser werden gezeigt, die um Hilfe rufen. Der Staat und seinen mordende Polizei geraten aus dem Blickfeld.

Gelingt es der Staatsmacht und den Massenmedien, von dem Mord abzulenken und den Protest dagegen zum Hauptthema zu machen, könnte es sein, dass die Regierung und dass sogar auch die Polizei relativ unbeschadet aus der Sache herauskommen. Es wird an der Linken liegen, die Dinge beim Namen zu nennen und der Wut ihren Namen zu geben.
Insofern ist die Lage im Augenblick offen. Der Umstand, dass die meisten von uns gestern mit leuchtenden, wenn auch vom Tränengas brennenden, Augen von der Demo zurückkamen; der Umstand, dass wir der Polizei fast überall ohne größere Probleme Paroli bieten konnten; der Umstand, dass wir alle das Gefühl hatten, an einer Art (kleineren) Aufstands beteiligt zu sein - all das darf nicht dazu führen, dass wir Kapital und Staat unterschätzen und übersehen, dass sie gerade zum Gegenangriff übergehen.

Seit dem frühen Mittag belagern mehrere Tausend das Parlament und forderten die Absetzung der Regierung. Schüler und Lehrer demonstrieren. Die Schulen und Universitäten sind geschlossen. Der Ministerpräsident kündigte heute an, dass die Polizei nun mit voller Härte gegen die Demonstrationen vorgehen wird. Gerüchte um eine Verhängung des Ausnahmezustands für Athen machen die Runde. Der Ausnahmezustand würde theoretisch auch einen Einsatz des Militärs ermöglichen. Aber wenn die Regierung das tut, dann ist sie wirklich am Ende. Zu viele wissen noch aus den Zeiten der Diktatur, was es heiß, wenn Soldaten die Straßen kontrollieren.

Auch während der Beerdigung von Alexis kommt es zu Auseinandersetzungen.
Die trauernde Menschenmenge wird mit Tränengas angegriffen.

Heute Abend wird es wahrscheinlich noch einmal Auseinandersetzungen mit der Polizei geben. Morgen findet der bereits seit langem angekündigte Generalstreik statt. Die Gewerkschaftsführung hat erklärt, dass keine Demo stattfinden solle, um Randalierern keine Gelegenheit zu Zerstörungen zu geben. Wir werden sehen, ob es gleichwohl zu einer Demo kommt, und wir werden sehen, wie sich die Situation dann weiter entwickelt.

Aber noch können wir in all unserer Wut und Trauer auch lachen. Ein griechischer Regierungssprecher sagte am Montagabend im Staatsfernsehen ANT1: "Die Polizei konnte niemanden metaphysisch schützen."
Zumindest die griechische Philosophie ist nach allem noch nicht am Ende. Wir auch nicht!

Wir schicken euch allen unsere besten Grüsse aus Athen!

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