Hannover Kundgebung gegen Bundeswehrkonzert

Antimilitarismus 04.12.2008 17:54 Themen: Militarismus Weltweit
Am Montag den 01.12.2008 hat in der Hannoverschen Neustädter Stadt-und Hofkirche das 8. Adventskonzert der 1. Panzerdivision Hannover stattgefunden.
Vor der Kirche protestierten ca. 60 Antimilitarist_innen gegen den erneuten Schulterschluss von Kirche und Bundeswehr.
Die erste Panzerdivision ist nicht irgendeine Truppe des deutschen Heeres. Sie ist mit der Umgestaltung der Bundeswehr zu einer weltweit einsetzbaren Interventionsarmee die Eingreifdivision des deutschen Heeres geworden. Sie ist demnach zuständig für Angriffskriege. Dafür ist die Divisionsstärke von 10.000 auf 19.000 SoldatInnen aufgestockt worden. Um die Einsatzfähigkeit zu erhöhen, besteht die Division fast ausschließlich aus Berufs- und ZeitsoldatInnen. Momentan sind 4.500 dieser SoldatInnen auf drei Kontinenten im Auslandseinsatz. Die „Schnelle Eingreiftruppe“, mit der die BRD ihren Afghanistaneinsatz ausweitete, setzt sich aus Einheiten der 1. Panzerdivision zusammen.
Aber auch im Inneren ist die 1. Panzerdivision an vorderster Front: Fennek-Spähpanzer waren im Juni 2007 rund um den G8-Gipfel gegen GlobalisierungskritikerInnen im Einsatz.

Deshalb ist die 1. Panzerdivision auch schon seit längerem ein Angriffspunkt für hannoversche Antimilitarist_innen. Wie der Verfassungsschutz so schön sagt "Die Autonomen in Hannover setzen beim sogenannten Antimilitarismus einen Schwerpunkt."
und das auch noch ziemlich erfolgreich. Das diesjährige Adventskonzert fand nähmlich nur deshalb als geschlossene Veranstaltung in der Neustädterkirche statt weil der bisherige Veranstaltungsort, die Marktkirche (Hannovers Hauptkirche), nach Protesten im letzten Jahr nicht mehr zu Verfügung stand.
Aktion im letzten Jahr:  http://de.indymedia.org/2007/11/200854.shtml
Absage der Marktkirche:  http://de.indymedia.org/2008/08/224315.shtml
Freispruch für Antimilitaristen:  http://de.indymedia.org/2008/11/232692.shtml

Da die Bullen von den vielen antimilitaristischen Aktionen in Hannover mittlerweile ziemlich angepisst sind, war die Kirche bis auf 150 m abgesperrt. Außerdem wurde die vom Friedensbüro angemeldete Kundgebung mit absurden Auflagen überzogen.
Verbot eines Lautsprecherwagens und elektroakustischer Verstärkung außer einem Megaphon, das auch noch weg von der Kirche auszurichten sei.
Trotzdem machten ab 18 Uhr ca. 60 Antimilitarist_innen ihrem Unmut Luft und mit Hilfe von Pfeifen, Luftballons und anderem Zeug eine Menge Lärm, der wohl auch noch in der Kirche zu hören war. Eine halbe Stunde nach dem Beginn des Adventskonzertes wurde die Kundgebung beendet. Bereits in den Tagen vor dem Konzert wurden in der Umgebung der Neustädterkirche Briefwurfsendungen durchgeführt, mit der die Gemeindemitglieder aufgefordert wurden sich gegen den Schulterschluss ihrer Kirche mit der kriegsführenden 1. Panzerdivision zu wenden.
Der größte Erfolg wurde aber wohl schon im Vorfeld, damit dass dieses Konzert nicht mehr in der Marktkirche sondern in der verhältnismäßig kleinen Neustädterkirche stattfand, errungen. Ein Umstand den die 1. Panzerdivision übringens in der Presse mittlerweile mit angeblichen Terminproblemen und der Restauration der Marktkirchenorgel erklärt.

Keine Feier mit der 1. Panzerdivision!
Kein Frieden mit der Bundeswehr!



Zum HAZ-Artikel ist anzumerken, dass es über 50 Teilnehmer_innen gewesen sein müssen.
Wir haben zwar nicht gezählt aber die Bullen achten in Hannover immer peinlich genau darauf, dass "elektroakustische Verstärkung erst ab einer Teilnehmerzahl von min. 50 gestattet" ist.

Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) vom 02.12.2008
"Bundeswehr: Demonstranten protestieren vor Kirche

Das Adventskonzert der 1. Panzerdivision ist auch in diesem Jahr von Protesten begleitet worden. Etwa 30 Demonstranten hatten sich gegen 18 Uhr vor dem neuen Veranstaltungsort, der Neustädter Hof- und Stadtkirche, versammelt, um die Veranstaltung mit Trillerpfeifen und Megafonen zu stören.
Das Adventskonzert der 1. Panzerdivision in der Neustädter Kirche.
„Wir sind gegen den Schulterschluss zwischen Militär und Kirche. Deswegen stehen wir heute Abend hier“, sagte Brunhild Müller-Reiß vom Friedensbüro.
Die Polizei hatte den Platz vor der Kirche allerdings weiträumig abgesperrt, sodass der Lärm im Inneren so gut wie nicht zu hören war. Den Bundeswehr-Gegnern gelang es im Gegensatz zum Vorjahr nicht, in die Kirche einzudringen. Als einige als Clowns verkleidete Demonstranten es trotzdem versuchten, wurden sie von den Beamten daran gehindert. Festnahmen gab es keine. Im November 2007 hatten Antimilitaristen während des Adventskonzertes die Marktkirche gestürmt, um vor dem Altar ein Transparent zu entrollen. Die Bundeswehr hatte daraufhin beschlossen, das Konzert nur noch als nicht öffentliche Veranstaltung zu organisieren und sich neue Räumlichkeiten zu suchen.
„Wir haben nichts gegen die Demonstranten. Es ist ihr Recht, und das sollen sie auch ausüben dürfen“, sagte Andreas Kehler, der Kirchenvorstand der Hof-und Stadtkirche. Vor den knapp 300 geladenen Gästen erinnerte Generalmajor Wolf Langheld vor Beginn des Konzerts auch an die vielen Soldaten, die „im Dienst für den Frieden im vergangenen Jahr verletzt wurden oder gefallen sind“.
Anschließend spielte das Bundeswehr-Orchester unter der Leitung von Oberstleutnant Manfred Peter vorweihnachtliche Musikstücke von Johann Sebastian Bachs „Air“ bis hin zu der John-Lennon-Komposition „Happy X-mas“. Auch in diesem Jahr kam der Erlös der Veranstaltung der Organisation „bed by night“ zugute, die sich seit Jahren um Straßenkinder in Hannover kümmert. Die Demonstranten beendeten gegen 19.30 Uhr, eine gute halbe Stunde vor Ende des Konzerts, ihren Protest und rollten ihre mitgebrachten Plakate wieder ein."
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Ergänzungen

Silvesterdemo gegen innere+ äußere Aufrüstung

in Hannover 04.12.2008 - 19:02
Die nächste Gelegenheit für antimilitaristischen Widerstand, Silvesterdemo in Hannover.
31.12. 20 Uhr Aegidientorplatz

Aufruf etc:

die bundeswehr und ihre traditionsbildung

mandy warhol 04.12.2008 - 23:58
eine zu empfehlende broschüre zu militarismus, deutschem nationalismus und patriotismus findet sich unter  http://nevergoinghome.blogsport.de/. die broschüre trägt den namen "fragwürdige traditionslinien - stauffenberg und der 20. juli 1944 deutschen erinnerungsdiskurs"

einen netten trailer gibt es obendrein unter  http://operationwalkueretrailer.wordpress.com/

nie wieder deutschland!