Gefangeneninfos droht Einstellung

lesender arbeiter 26.11.2008 00:51 Themen: Medien Repression
Dem Gefangeninfo droht im Janaur die Einstellung. Doch dagegen regt sich Widerstand.
Das Gefangeninfo ist eine monatlich erscheinende Publikation, die 1989 während des letzten kollektiven Hungerstreiks der RAF-Gefangenen gegründet wurde. Damals hieß es noch Angehörigeninfo, weil die Angehörigen der RAF-Gefangenen offiziell die Herausgaber waren. Als immer mehr RAF-Gefangene freigelassen wurden, wurde es in umbenannt. Gefangeneninfo ist genau der richtige Name. Denn es wurde von vielen – nicht nur politischen Gefangenen zu einer wichtigen Informationsquelle. Gefangen aus dem In- und Ausland haben schon im letzten Jahr geschrieben, wie wichtig ihnen das Info ist.

Mögen wir auch im Internet surfen, wenn ihr eine Info suchen, machen wir uns oft gar nicht klar, dass das für Gefangene nicht möglich ist. Die haben einfach kein Internet. Außerhalb des Knastes allerdings hatte es das Info tatsächlich schwieriger, neue LeserInnen zu finden. Aber immer dann, wenn Menschen von Repression bedroht waren, wurde das Info auch wahrgenommen, z.B. im Antifabereich, oder im G8-Widerstand.
Allerdings wurde auch nur noch von wenigen Menschen wirklich Werbung für das Info geamcht. Und das hat seinen Grund. Im Januar droht die Einschaltung des Infos, das seit seiner Gründung vom GNN-Verlag herausgegeben wird. Offiziell wird betont, dass mit der angekündigten Freilassung von Christian Klar der letzte Gefangene aus der RAF-Geschichte freigelassen wird. Doch das ist offensichtlich falsch, Schließlich ist mit Birigit Hogefeld ist noch eine ehemalige RAF-Gefangene im Knast. Es wäre eigentlich eine Selbstverständlichkeit, das Info solange herauszugeben, bis sie auch frei ist. Und bis dahin könnten eben offensiv neue LeserInnen gewonnen werden.
Doch der eigentliche Grund für die drohende Einstellung des Infos liegt darin, dass es für die Herausgeber mittlerweile ein Hindernis am Marsch in die deutsche Republik geworden ist. Die Herausgeberin des Infos Christiane Schneider ist seit der letzten Wahl Mitglied der Hamburger Bürgerschaft für die Linkspartei . Schneider will innerhalb der Partei auch vorwärts kommen. Deshalb passt es ihr nicht, wenn die Springermedien und konservative Politker bei jeder Gelegenheit daran erinnern, dass Schneider eine Publikation herausgibt, die RAF-Gefangenen die Möglichkeit gibt, sich zu äußern. Für die Rechte ist das schon fast Sympathie mit Terroristen. Es gab in der Vergangenheit öfter solche Angriffe. Die wurden aber solidarisch zurück gewiesen. Deswegen stößt die drohende Einstellung auch auf Widerstand. Nie wurde das Info mehr gebraucht als jetzt, ist die einhellige Meinung. Die Publikation erscheint jetzt fast 20 Jahre und sollte nicht wegen der Karrierewünsche der Herausgeberin geopfert werden, meint Hein Schulte. Der Hamburger Hafenarbeiter liest das Info seit der ersten Nummer. „In den ersten Jahren habe ich immer 10 Exemplare mit den Betrieb genommen. „Die sind bei den bewussten Kollegen von Hand zu Hand gegangen“, erinnert sich Schulte. Damals haben die Arbeiter noch etwas von internationaler Solidarität verstanden und wenn sie mit vielen Erklärungen der RAF nichts anfangen konnten, spürten sie doch, dass die gegen die Ausbeuter für die Unterdrückten kämpfen. Heute ist ein solches Bewusstsein oft nur noch in Spurenelementen vorhanden. Dafür sorgt die kapitalistische Vereinzelung und Entfremdung. Statt Kollektivität und Klassenkampf wird der kapitalistische Fetisch der Individualität hochgehalten. Das Info war ein kleiner Baustein dagegen. Es darf nicht sterben, sagt nicht nur Hein Schulte. Die Freundinnen und Freunde des Infos wollen jetzt mit der Überzeugungsarbeit bei Schneider beginnen. Se sind überzeugt, dass sie als langjährige Herausgeberin begreift, dass eine Einstellung die falsche Entscheidung wäre.
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Ergänzungen

Selbst in die Hand nehmen

web 26.11.2008 - 10:54
Auf Indymedia ( http://de.indymedia.org/2008/11/234005.shtml) meldet ein "Lesender Arbeiter" gegen die drohende Schließung des vom GNN-Verlag Hamburg herausgegebenen "Gefangeneninfos" Widerstand an. Von einer bevorstehenden Einstellung der Publikation wussten wir nichts und sind natürlich dafür, dass es das Heftchen weiter gibt. Es ist erstmal äußerst dankenswert vom Verlag, eine solche Publikation dann zwei Jahrzehnte herausgebracht zu haben. Das war auch mit x Strafverfahren gegen die Herausgeber/in verbunden.
Wir kennen bisher keine vom Verlag genannten Gründe. Es kann also durchaus das zutreffen, was in der Indymedia-Notiz vermutet wird. Das kann man kritisieren, aber verwundern sollte das einen nicht. Aber warum sollte man den Verlag oder die (bisherige) Herausgeberin zwingen wollen, eine Publikation herauszugeben, die sie nicht mehr herausgeben will/wollen?
Wir empfehlen: Nehmt die Sache selbst in die Hand. Auf die Position, dass ihnen die Rechte am Titel und Layout gehören, wird sich der Verlag wohl kaum zurückziehen.

Hungersteik gegen Lebenslänglich

xyz 27.11.2008 - 17:43
Im Dezember 2008 werden italienische Gefangene eine Aktion zur Abschaffung der lebenslänglichen Freiheitsstrafen durchführen.
An dieser Aktion beteiligen sich viele Gefangene aus allen europäischen Ländern.
Diese Aktion beginnt am 1. Dezember mit einem 3-tägigen Hungerstreik aller Gefangenen (gemeint sind die, welche sich beteiligen werden) europaweit. Nach diesem Auftakt wird der
Hungerstreik dann Woche für Woche in italienischen Knästen fortgeführt.

Bundesvorstand und Geschäftsführung der Interessenvertretung Inhaftierter (= Iv.I.) sowie
der überwiegende Teil der Iv.I. Repräsentant/Innen in den deutschen Knästen erklären vollumfängliche Solidarität mit den italienischen Gefangenen und schließen sich deren Forderungen an! Die Interessenvertretung Inhaftierter bittet alle um Unterstützung in Form von Teilnahme an diesem 3-tägigen Hungerstreik. Diese Aktion soll durch mündliche Weitergabe überall in den Gefangenenkreisen bekannt gemacht werden.
Die Iv.I. geht davon aus, dass Justizministerien (wie gehabt) das Vorhandensein und die Durchführung einer solchen Aktion in bekannter Manier erneut dreist bestreiten.
Wichtig sei, dass die Gefangenen an einem Strang ziehen ... und dies über die Zeit der Inhaftierung hinaus. Deshalb bittet Iv.I. alle Gefangenen: „Schickt uns weiterhin für die Dokumentationsstelle der Iv.I. Eure Schilderungen übelster Vorgehensweisen des Vollzuges gegen Gefangene. Motiviert hierzu auch Nichtmitglieder!! Das neue und aktualisierte Iv.I. Manifest erscheint im Januar 2009. (20 Seiten, 64 aufgelistete Beschwerdepunkte und 37 Forderungen!! Und wie immer: Ungeschminkter Klartext!!) Wer es will, soll es anfordern und 6 Briefmarken für Rückporto/Kostenbeitrag beilegen. Gebt es dann an viele andere Gefangene weiter!!!! Danke!!!!!!!!!!!“

Peter Scherzl
Am Womberg 16 - 61276 Weilrod

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