Anmerkung der Moderationsgruppe: Trotz der Bitte, de.indymedia.org zum Veröffentlichen von eigenen Berichten und selbst recherchierten Reportagen zu nutzen, wurde hier ein Kommentar, ein Diskussionsbeitrag oder eine Stellungnahme einer Gruppe reinkopiert.
Es ist nicht das Ziel von Indymedia, ein umfassendes Infoportal incl. Forum für die Verlautbarungen politischer Gruppen anzubieten. Indymedia will ein Plattform für engagierte MedienmacherInnen und ihren eigenen Inhalte bieten. Indymedia will nicht als virtueller Flugblattständer für die Verbreitung, Kritik und Diskussion konkurrierender teilweise dogmatischer Ideologien herhalten. Das Veröffentlichen von Gruppenstellungnahmen und Flugblatttext gehört nicht zu den Zielen des Projektes. Mehr Informationen darüber, warum sich Indymedia nicht zum Diskutieren von politischen Texten eignet, findest Du hier.    Bitte nutze stattdessen die verlinkten Online-Diskussionsforen.

Ausschluss auf linker Buchmesse

ca ira / ag kritische theorie 25.11.2008 18:33
Seit vielen Jahren nimmt der ça ira-Verlag an der seit 1996 in Nürnberg stattfindenden Linken Literaturmesse teil, die vom Metroproletan-Archiv und dem Gostenhofener Literatur- und Kulturverein Libresso im "K4" ausgerichtet wird, in diesem November unter dem Motto "Alternativ zum kapitalistischen Mainstream". In einer recht gut besuchten Diskussionsveranstaltung präsentierte Fabian Kettner den Sammelband "Theorie als Kritik",
den er mit Paul Mentz (beide Rote Ruhr-Uni, Bochum) herausgegeben hat; im letzten Jahr stellten Joachim Bruhn und Jan Gerber das Buch "Rote Armee Fiktion" vor.
Bis 2007 wurde der ça ira-Verlag von der Mehrheit der ca. fünfzig Aussteller zwar nicht gerade heiß und innig geliebt, aber zumindest geduldet - und mehr war wohl auch nie zu erwarten, vertritt doch unser Verlagsprogramm mit Autoren wie Johannes Agnoli, Hans-Georg Backhaus und Moishe Postone eine subversive Kritik in der Tradition der Kritischen Theorie Frankfurter Machart, d.h. den Versuch der Synthese einer avantgardistischen Marx-Lektüre jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus mit polemischer Sozialkritik und Aufklärung über den Antisemitismus, auch und gerade in seiner Spielart des Antizionismus von Links. Dafür interessierte sich zwar ein (für unsere kleinen Verhältnisse) ansehnlicher Teil des Publikums, nicht aber die Mehrheit der Aussteller und der Organisatoren.

Das verwundert nicht: denn "alternativ zum kapitalistischen Mainstream", das bedeutete in Nürnberg immer schon, ein Gruselkabinett der neo-stalinistischen Antike auszustellen. Das Beste an der Linken Literaturmesse waren stets die Antiquariate. Der Rest: all die Maoisten, linksverwirrten Sozialdemokraten, Operaisten, Ernst Thälmann-, Walter Ulbricht- und Josef W. Stalin-Trauervereine, dazu die Enver Hodscha-Anhänger, die Befreiungsnationalisten aller Fraktionen, all die leidenschaftlichen AgitProp-Vereine gegen Heuschreckenplagen, für Tierschutz und jedenfalls und immer vorwärts (oder: rückwärts) gegen Israel - dazwischen, als Platzhalter revolutionärer Restvernunft, einige wenige traurige Anarchisten und die Marxisten-
Sophisten der Gruppe Gegenstandpunkt, dazu Graswurzel-Revolutionäre, DKP-Funktionäre, ein paar Trotzkisten, und nicht zu vergessen die Kollegen von der Internationalen Kommunistischen Strömung, bei denen man die Schriften des KPI-Mitbegründers Amadeo Bordiga erwerben kann, insbesondere dessen Traktat "Auschwitz oder das große Alibi der Bourgeoisie", einen Grundlagentext der Holocaust-Leugnung von links. Diesem Gruselkabinett präsidiert, gewissermaßen als ihre ideelle Gesamt-Journaille, die Berliner Tageszeitung "Junge Welt".

Das war und ist die Linke Literaturmesse. Und es war schön und gut so, wie es war. Denn in Nürnberg konnte man im Recycling-Hof der Linksgeschichte stöbern und einmal im Jahr einen Blick werfen in einen Abgrund der Gegenaufklärung, der seinesgleichen sucht.
Dann schlug das Betriebsklima um. Denn wenn es zwei Programmpunkte gibt, an denen sich die bestimmte Einheit dieser grausigen Vielfalt ergibt, dann sind das erstens der Haß auf Israel und den Zionismus, zweitens die - natürlich: kritisch-solidarische - Apologie der Roten Arme Fraktion. Wer das aus Gründen nicht mitmachen mag, wurde schon immer als "Antideutscher", d.h. als Volksfeind, geächtet und denunziert. Ça ira war unter diesen Krähen, die einander kein Auge aushacken, der Paradiesvogel - anders gesagt: der Hofnarr. Uns war es recht, und der Umsatz war gut, eine Art Weihnachtsgeld und 13. Monatsgehalt für 1 Euro-Verleger.

Unser Buch jedoch über die "Rote Armee Fiktion" war der berühmte Tropfen, der die linke Gegenöffentlichkeit zum Überlaufen brachte. Schon im letzten Jahr befand die "Junge Welt" in ihrer Ausgabe vom 17.12.2007, das Buch bringe nichts als "antideutsches RAF-Bashing" und sprenge damit den "Rahmen des linken Pluralismus und der Streitkultur" - obwohl Mitherausgeber Jan Gerber in seinem Beitrag "Schalom und Napalm. Die Stadtguerilla als Avantgarde des Antizionismus" lediglich akribisch nachgewiesen hatte, wie sich das bewaffnete
Linksdeutschland zum guten Gewissen beim Judenhaß verholfen hatte; unsere Gegendarstellung in Form eines Leserbriefs wurde links liegen gelassen, seitdem forderte das nationalbolschewistische Lager unter der Leitung der "Jungen Welt" unseren Ausschluß und stellte absurde Ultimaten.

Mit unserem Ausschluß aus der Linken Literaturmesse, den die "Junge Welt" vom 17.11.2008 vermeldete, erreicht diese Entwicklung ihren Höhepunkt. Dieser Artikel von Peter Wolter - "Rote Karte für Ça ira. Mit dem Ausschluß eines antideutschen Verlags endete die 13. Linke Literaturmesse" - ist, wie der letztjährige von Claudia Wangerin, ein Meisterwerk aus Prawda und Kolportage:

"Mit einem klaren Beschluß der Mehrheit aller Aussteller endete am Sonntag die 13. Linke Literaturmesse in Nürnberg: Der Verlag Ça ira wird künftig ausgeschlossen. Die anderen Verlage wollen es sich und ihrem Publikum nicht länger zumuten, daß auf dem Messestand von Ça ira die 'antideutsche' Zeitschrift Bahamas ausliegt. Sie empfinden es auch als unverfroren, wie leichtfertig anderen Linken in Veranstaltungen und Publikationen dieses Verlages Antisemitismus vorgeworfen wird. Die Aussage, die RAF sei 'der verlängerte Arm
der SS' gewesen, sei nach einhelliger Meinung der Höhepunkt der
Geschichtsklitterung gewesen. Im Vorfeld der Messe war Ça ira darüber hinaus unverhohlene Sympathie für einen Krieg gegen den Iran vorgeworfen worden."

Dazu stellen wir fest:

1. Von einem "klaren Beschluß der Mehrheit aller Aussteller" kann überhaupt gar nicht die Rede sein. Auf der Messe sind, wie die "Junge Welt" selbst im weiteren berichtet, "etwa 50 Verlage" vertreten gewesen - die beschlußfassende Versammlung bestand aus 15 Personen, vor denen sich unsere Genossen von der AG Kritische Theorie Nürnberg, die den ça ira-Messestand betreuten, rechtfertigen sollten, als sei's ein Revolutionstribunal. Davon enthielten sich zwei, gegen den Ausschluß stimmten der Vertreter des anarchistischen AV-Verlags, eine weitere Person, sowie die Vertreter der AG Kritischen Theorie und des ça ira Verlages. Die "Mehrheit aller Aussteller" bestand aus 8 Personen. Das ganze Theater war daher nur ein neo-stalinistischer Putsch gegen die Idee einer linken Gegenöffentlichkeit unter der Ägide der "Jungen Welt". Man wird sehen, was die "Mehrheit aller Aussteller" von derlei Intrigantenstadl halten wird.

2. Der Satz, die RAF sei "der verlängerte Arm der SS" gewesen, der Joachim Bruhn und Jan Gerber unterstellt wird, ist die freie Erfindung der "Jungen Welt", die wir hiermit zur Berichtigung auffordern. Denn dieser Satz findet sich weder in dem Buch "Rote Armee Fiktion", noch wurde er vor einem Jahr bei der 12. Literaturmesse geäußert. Der komplette Mitschnitt dieser Veranstaltung vom 15.12.2007 steht zum Download auf der ça ira-WebSite unter  http://www.ca-ira.net/res/lili-07.mp3 zur Verfügung.

Der tatsächliche Sachverhalt - worin zugleich der Grund für die Fälschung durch die "Junge Welt" liegt - ist vielmehr dieser: Es wurde im Zusammenhang der Entwicklung Horst Mahlers vom Mitbegründer der RAF zum Neo-Faschisten nach dem Stellenwert von Antizionismus und
Antisemitismus, von Judenhaß und sog. 'legitimer Israelkritik' gefragt und gezeigt, daß hierin die fatale deutsche Kontinuität liegt. Es wurde sodann aus einem Traktat Mahlers zur damals tosenden Debatte um Christian Klars Freilassung zitiert, Darin heißt es:

"Nach dem Ende der Studentenbewegung [sind] zwei Nachfolgeorganisationen
anstanden: ein Theorie-SDS und ein Waffen-SDS." (20. 4. 2007 (!) www.deutsches-kolleg.org/erklaerungen/raf.html "Soll die RAF die BRD-Terroristen begnadigen?")

Hier haben die Kolporteure offenkundig "Waffen-SS" statt "Waffen-SDS" verstanden und sodann den Herausgebern der "Rote Arme Fiktion" unterschoben. Es ist dies ihre Projektion, die allerdings so grundlos nicht ist, denn Mahler fährt fort:

"Während in den Formationen des Theorie-SDS die Denkungsart der
mitteldeutschen Revolutionäre und damit die gesamtdeutsche Perspektive
bestimmend blieb, verengte sich die Sicht im Waffen-SDS, der dann als RAF bekannt geworden ist. Bestimmt wurde diese Sichtweise von der Nazi-Kinder-Fraktion aus den gehobenen Kreisen der BRD, die an wichtigen Einflußstellen in Wirtschaft und Politik mit der westlichen Besatzungsmacht kollaborierten. Die RAF war der bewaffnete Aufstand der Kinder der westdeutschen Kollaborateure."

So ist, durch nichts als Projektion und Kolportage, binnen eines Jahres aus dem "antideutschen RAF-Bashing" von 2007, die Denunziation von 2008 geworden, mit der unser Ausschluß aus der Literaturmesse begründet werden soll.

Aus Horst Mahler hörte die "Junge Welt" sich selbst heraus, darum mußte sie dessen steile Behauptung abspalten, verleugnen und verdrängen und den "Antideutschen" zuschreiben. Der Antisemitismus und - in Gestalt des Antizionismus - der Haß auf Israel ist es, was Mahler, den RAF-Begründer, mit Mahler, dem Nazi, und mit der Chef-Redaktion der "Jungen Welt" eint und verbindet.

Abgespalten werden muß die Aussage Ulrike Meinhofs im Prozeß gegen Mahler 1972:
"Ohne daß wir das deutsche Volk vom Faschismus freisprechen - denn die Leute haben ja wirklich nicht gewußt, was in den KZ vor sich ging - können wir es nicht für unseren revolutionären Kampf mobilisieren."

Die RAF war bewaffnete Holocaust-Verharmlosung, und das Bild, das sie sich vom Antisemitismus machte, war danach, d.h. lag ganz auf der Generallinie von August Bebel bis zu Josef Stalin, ernährte sich von der nach Auschwitz endgültig irrsinnigen These, der Antisemitismus sei eine ihrer selbst unbewußte Revoltenenergie, speise sich aus der Behauptung vom "Sozialismus der dummen Kerle", der auf seine wundersame Erweckung und mildtätige Führung durch die Revolutionäre der "Jungen Welt" wartet. So schon Ulrike Meinhof vor Gericht:

"Der manipulierte Antisemitismus während des Hitler-Faschismus war seinem Wesen nach gegen die Banken, die Geldsäcke, die Raffer gerichtet, nur mit dem falschen Bewußtsein. (...) In diesem Antisemitismus, der in das Volk reinmanipuliert worden ist, war die Sehnsucht nach dem Kommunismus ..."

Die "Junge Welt" und das Revolutionstribunal der Linken Literaturmesse wollen diesen Zusammenhang unsichtbar machen, um in ihrer Stimmungsmache gegen Israel fortfahren zu können, um immer wieder aufs Neue die Legende zu kolportieren, der Antisemitismus sei das eine, der Antizionismus das ganz, ganz andere und schon gleich die halbe Revolution. Darum sind sie immer so gereizt, wenn darauf die Rede kommt. So gerät selbst noch Jutta Ditfurth ins Visier, deren im rechtsbürgerlichen Ullstein-Verlag erschienener Kolportageschmöker "Ulrike Meinhof. Die Biographie" ansonsten sehr goutiert und im jW-Shop zum Verkauf angeboten wird. Einmal auf den 480 Seiten ihrer Kolportage ("Unter der Bettdecke flüsterte Andreas zärtlich mit Gudrun.") kommt selbst sie nicht umhin, die Ausfälligkeiten der Meinhof gegen den "Moshe Dayan-Faschismus" zu erwähnen - prompt handelte sie sich den Vorwurf des jW-Rezensenten ein, "leider" fehle "in diesem Buch auch nicht das Ditfurthsche Steckenpferd - der Antisemitismus" (Ron Augustin, Privatperson im Kollektiv, junge Welt vom 12. 12. 2007). Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: der Antisemitismus, das "Ditfurthsche Steckenpferd."

Der ganz gewiß unbeabsichtigte Doppelsinn dieser erlesenen Gemeinheit ist es, der die Projektion offenbart, die auch in dem Satz zum Ausdruck kommt, der den Autoren und Herausgebern des Buchs über die "Rote Arme Fiktion" unterschoben wird.

3. Weiterhin wird behauptet, der ça ira-Verlag zeige "unverhohlene Sympathie für einen Krieg gegen den Iran." - Wir mögen diesen sekundären Abhub der Kolportage einer Kolportage nur dahingehend kommentieren, daß kein Autor des Verlags, zu denen auch Redakteure der
"Bahamas" gehören, jemals in der Lage sein wird, die infame Behauptung von Werner Pirker ("junge Welt" vom 07.06.2008) niederzuschreiben, wonach die militärische Vorbereitung der
legitimen Notwehr Israels gegen einen antizionistischen atomaren Erstschlag als "präventiver Holocaust" bezeichnet wird. Ulrike Meinhof und Horst Mahler lassen jedenfalls grüßen! Und man ersehe daraus, daß der Vorwurf des Antisemitismus unsererseits keineswegs, wie die "junge Welt" schreibt, "leichtfertig" erhoben worden ist.

4. Auf die profilneurotische Bloggerszene, die sich derzeit auch bezüglich der hier verhandelten Thematik austobt, gehen wir normalerweise schon aus Prinzip nicht ein. Auf einem sog. "redblog" äußert sich aber einer, der offensichtlich während der "peinlichen Befragung" anwesend war, und behauptet:

"Auf dem Plenum gab der Vertreter des Freiburger Verlages zu verstehen, daß es 'gute' (Westen) und 'böse' (Iran) Atombomben gäbe." ( http://redblog.twoday.net/20081118)

Mehr als einmal wurde unsererseits eingewandt, daß Atomwaffen generell ein Ausdruck irrationaler Verhältnisse seien. Das Differenzieren zwischen versch. Atommächten, wurde hier schlichtweg in ein Affimieren bestimmter Atombomben umgelogen. Da man allerdings davon ausgehen muss, daß der Verfasser seine Lüge auch noch selbst glaubt, bleibt unsererseits nur noch Ratlosigkeit gegenüber einem solchen Verlust jedes Verhältnisses zur Realität. (Was dann wiederum stellvertretend für einen Großteil der sog. Blogger stehen dürfte.)

5. und letztens: Selbstverständlich nehmen wir für uns das "Recht" in Anspruch, die Zeitschrift "Bahamas" an unserem Messestand auszulegen und zu verkaufen. Wir möchten natürlich gerade den Leuten, die inhaltlich an der Bahamas und ihren Texten etwas auszusetzen haben, die Gelegenheit bieten, die Zeitschrift an unserem Strand käuflich zu erwerben, um in aller Ruhe die "inkriminierten" Texte oder Aussagen - erst einmal - zu lesen; damit wäre schon viel gewonnen.
"Die Kritik ist der Kopf der Leidenschaft", schreibt Marx irgendwo, und man kann ganz sicher sein, daß kein "Bahamas"-Redakteur jemals der Ditfurth ihr "Steckenpferd" vorwerfen wird. Daß die Kritik doch wohl oft ins Schwarze trifft, läßt sich aus der Heftigkeit der Reaktionen schließen. Jedes Hantieren mit Denunziationen und Beschimpfungen zeigt nur umso mehr die Unfähigkeit und den Unwillen, sich mit der Kritik auseinander zu setzen, welche die "Bahamas" regelmäßig und mit großer Sorgfalt veröffentlicht. Das sich ständig beleidigt Fühlen jener berufsmäßigen Feinde der Bahamas agiert nach dem projektiven Modus der "verfolgenden Unschuld". Der Antizionismus und der Haß auf Israel, den die "junge Welt" schürt, zeugen allerdings nicht einmal von einer "Leidenschaft des Kopfes", sondern von den ordinären Machenschaften der Linksdeutschen.

Wir fordern daher:

1. Berichtigung und Entschuldigung durch die Redaktion der "jungen Welt".
2. Rücknahme des Ausschlusses von der nächstjährigen Linken Literaturmesse durch die Veranstalter bzw. Bestätigung der Resultate des neo-stalinistischen Putsches gegen auch nur die Idee einer linken Öffentlichkeit durch die tatsächliche Mehrheit der dort vertretenen Verlage.
3. Weihnachtsgeld bzw. 13. Monatsgehalt auch für die 1 Euro-Verleger von ça ira!

Freiburg/Nürnberg, den 24. November 2008

ça ira
Verlag der Initiative Sozialistisches Forum
Postfach 273, 79002 Freiburg
Tel.: 0761 / 379 39, Fax: 0761 / 379 49
Mail:  info@isf-freiburg.org, Web : www.isf-freiburg.org

AG Kritische Theorie
 http://kritischetheorie.wordpress.com/
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Die Kirche im Dorf lassen

Ralf 28.11.2008 - 11:50
Liebe Leute,

was mich wundert ist wieder einmal die deutsche (nichtvorhandene) Streitkultur. Klar, ISF, Ca ira, das sind sicher nicht die Leute, die ich toll finde und als Ex-Freiburger hat man so seine Erfahrung mit ihnen. Doch muss man auch anerkennen, dass sie immer wieder gute Bücher rausgeben. Moishe Postone sollte jeder Linke gelesen haben und es ist beachtlich, dass die jemanden veröffentlichen, der quer zu ihrer Position liegt. Man muss eben auch anerkennen, dass sie immer wieder zu ihren Veranstaltungen auch Leute einladen, die eine ganz andere Meinung haben und, auch wenn es oft nichts bringt mit ihnen zu diskutieren. Sie streiten jedenfalls.

Sie haben auch, was den Antisemitismus angeht, immer wieder richtig die Finger in eine offene Wunde gelegt. Man muss sich nur die Intervention nach den unsäglichen Sendungen im 1. Golfkrieg in Radio Dreyeckland von Möller anhören, wo er mit dem ausgewiesenen Antisemiten Spehl stundenlang plauderte und die Vergleich zwischen Israel und Nazi – Deutschland gruselig ständig aus den Lautsprechern waberten. Möller, Ex- Bewaffneter Kämpfer, verzichtete lieber auf andere Diskutanten, die da nicht mehr mitmachen wollten. Später log er, als er Mikroverbot erhalten sollte, er habe die Positionen des Typen nicht gekannt, der sich selbst nicht einmal als Linker definiert hat. Dabei hat Möllers Nah-Ost Gruppe immer wieder aus seinen Machwerken zitiert. Der Rückzug kam auch erst, nachdem Michi, Ali und Bernhard aus dem Knast seine abstrusen Theorien, in dem lesenswerten Text "Über das Schleifen von Messerrücken" auseinander genommen haben.

Möller war beim 2. Juni und einer der Vorläufergruppen, die " Schwarzen Ratten/Tupamaros Westberlin" sind ja gerade damit aufgefallen, ausgerechnet am 9. November den ersten Anschlag auch noch auf ein jüdisches Gemeindehaus auszuführen. Das in Deutschland. Hier mal ein Zitat aus der abstruse Begründung: "Am 31.Jahrestag der faschistischen Kristallnacht wurden in Westberlin mehrere jüdische Mahnmale mit 'Schalom und Napalm' und 'El Fatah' beschmiert. Im jüdischen Gemeindehaus wurde eine Brandbombe deponiert. Beide Aktionen sind nicht mehr als rechtsradikale Auswüchse zu diffamieren, sondern sie sind ein entscheidendes Bindeglied internationaler sozialistischer Solidarität. Das bisherige Verharren der Linken in theoretischer Lähmung bei der Bearbeitung des Nahost Konflikts ist Produkt des deutschen Schuldbewußtseins: "Wir haben eben Juden vergast und müssen die Juden vor dem neuen Völkermord bewahren." Die neurotisch historizistische Aufarbeitung der geschichtlichen Nichtberechtigung eines israelischen Staates überwindet nicht diesen hilflosen Antifaschismus. Der wahre Antifaschismus ist die klare und einfache Solidarisierung mit den kämpfenden Fedayin."

Zu einem derartigen Unsinn ist nicht mehr viel zu sagen und an Möller zeigte sich, das sich zumindesten bei einigen keine Entwicklung ergeben hat. Dass man in der deutschen Linken zum Teil eben ein Problem mit dem Antisemitismus hat, hat sich in der Debatte wieder deutlich gezeigt. Klar übertreiben die ISFler gern und schwingen die Antisemitismuskeule zu schnell und zu heftig, auch um jede Kritik an den schweren Menschenrechtsverletzungen, die eben Israel auch auf dem Kerbholz hat, zu untersagen. Doch dadurch sollte man sich ebenfalls nicht beeindrucken lassen. Interessant ist aber, dass sie mit Postone jemanden veröffentlicht haben, der auch Israel auch heftig angreift.

Nur schwingt man in der jW nun ja auch gerne heftige Keulen und ausgerechnet die jW ist ja nun wirklich kein Hort für eine positive Streitkultur. Angesichts meiner Erfahrungen mit der jW würde mich auch nicht wundern, wenn so falsch zitiert wird und heftig projiziert wird, wie oben beschrieben. Als ehemaliger Autor der Zeitung kenne ich das. Da sitzen so einige Leute, die glauben, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und wie beim ISF glauben auch sie, an ihrer Weisheit müsse die Welt genesen, die sie gerne auch autoritär umzusetzen versuchen.

Dabei hält die jW hält selbst ja nicht mal die kleinste Kritik aus. Ich erinnere nur an die Auseinandersetzung die einige Autoren mit ihr hatten, wo auch klar wurde, dass die jW ein Problem mit dem Antisemitismus hat. Der versteckt sich tatsächlich zumeist hinter einem Antizionismus, wie es eben von Stalin vorgekaut wurde (Slansky….) Wir hatten ein paar zarte kritische Zeilen an der Blattlinie formuliert (siehe unten) und die wollten sie nicht einmal veröffentlichen und nachdem wir das in anderen Medien taten, führte das zu panischen und aufgeregten Reaktionen und eben auch zu Rauswurf und Schreibverbot. Eine kritische Debatte hält man dort eben nicht aus.

Dass man Ca ira letztlich wegen dem Auslegen der Ätzschrift Bahamas rauswirft, halte ich für reichlich daneben und schwach. Man müsste schon bestimmen können, ob in der Zeitschrift oder den Büchern faschistischer, rassistischer, sexistischer oder antisemitischer Dreck verbreitet wird, sonst ist kein Rauswurf zu begründen. Wer spielt sich denn als Wächter der reinen Lehre auf? Es waren doch genau die Antideutschen, die das in den letzten Jahren vorangetrieben haben und in die Falle sollte man nicht tappen. Ich möchte ohnehin nicht wissen, was da sonst noch so auf diversen Tischen ausgelegt wurde und grenzwertig ist. Also liebe Leute, lasst mal die Kirche im Dorf und statt sich mit solchen banalen Sachen rumzustreiten, sollte man sich lieber den realen Schweinereien zuwenden, von denen es ja reichlich gibt, anstatt wieder einmal Nabelschau zu betreiben.

Hier noch der offene Brief, wens interessiert

Offener Brief an die junge Welt und ihre Leserschaft,
Wir sind AutorInnen der jungen Welt. Wir kommen aus unterschiedlichen Spektren der Linken und vertreten in manchen Fragen divergierende Standpunkte. Dennoch haben wir uns entschlossen, diese kurze gemeinsame Intervention zu verfassen.
Die Blattlinie der jungen Welt folgt an vielen Punkten einer antiimperialistischen Hauptfeind USA und Israel Linie.
In letzter Zeit ergehen sich Kommentatoren der jW in einer unerträglichen Verniedlichung des offen antisemitischen Staatschefs des Iran, was nicht selten wie eine Legitimation dessen Politik wirkt. So kommt Werner Pirker zu Ahmadi Nejads Holocaust Leugnereien auf den Einfall, dass dieser möglicherweise “wenig Ahnung von europäischer Geschichte zu haben” scheine (jW vom 16.12.05), und findet, dass dessen Anti Israel Tiraden in irgendeiner Form eine Spielart von legitimem Antizionismus sei (jW vom 29.10.05). Wir fragen uns, wie man in Zukunft ähnlichen “Überlegungen” von Neonazis argumentativ entgegen treten will. Diese Relativierung der deutschen Massenmordgeschichte und Ignoranz gegenüber Antisemitismus verbieten sich für eine linke Zeitung von selbst, ganz abgesehen davon, dass dieses Regime jede fortschrittliche linke Opposition mörderisch unterdrückt.
Wir sind mit dieser inhaltlichen Ausrichtung, die sich in einer derart vereinfachenden Position ausdrückt, wonach der Feind meines Feindes irgendwie auch mein Freund sei, nicht einverstanden. Ebenso entschieden wie wir den Kriegsplänen gegen den Iran entgegentreten, lehnen wir ein Kleinschreiben eines virulenten und aggressiven Antisemitismus ab.

Ich empfehle

Ralf 29.11.2008 - 12:53
Allen, die sich inhaltlich mit dem Thema auseinader setze wollen, mal hier  http://de.indymedia.org/2008/11/234151.shtml zu schauen, weil sich doch eine ganz interessante inhaltliche Debatte entwickelt.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 26 Kommentare

laaaaaaaaaangweilig

antideutschantiimp? 25.11.2008 - 20:17
ihr seid noch immer in den neunzigern hängen geblieben.
emanzipatorische politik sieht anders aus.
aber schön, dass ihr euch gegenseitig so beschäftigt und immer wieder selbst diskreditiert.
die einen durch den ausschluss und ihr durch eure übertreibungen a la "nationalbolschewistisch" und "neo-stalinistisch"...

schön, dass eure zeit abgelaufen ist - nur habt ihrs scheinbar noch nicht gemerkt.
emanzipatorische politik findet schon lange woanders und mit anderem hintergrund statt.
viel spaß im elfenbeinturm und den neunziger jahren.

Amadeo Bordiga

Ananda 25.11.2008 - 20:53
Dass ihr die Trotzkisten und Maoisten usw. usf. in den Dreck zieht, dass soll mir egal sein, dass ihr aber die Internationale Kommunistische Strömung als Holocaust-Leugner bezeichnet, weil sie den aus dem Jahre 1961 stammenden Text von Amadeo Bordiga „Auschwitz oder das große Alibi“ veröffentlichte, ist Grund genug, euch ein baldiges Ende zu wünschen.


Amadeo Bordiga: Auschwitz oder das große Alibi (veröffentlicht 1961 in der Zeitschrift Programme Communiste)

Der 40. Jahrestag der „Reichskristallnacht“ lieferte in diesen Tagen den Antifaschisten der Rechten, Mitte und Linken erneut die Gelegenheit unter Beweis zu stellen, dass der Rassenhass – und hauptsächlich der Antisemitismus – ihnen als großes Alibi dient. [1] Unter solchem Banner reiten sie am liebsten ins Feld, und es ist zugleich ihre letzte Zuflucht in der Diskussion. Wer kann dem Argument der Vernichtungslager und der Gaskammer widerstehen? Wer verstummt nicht vor den sechs Millionen ermordeten Juden? Wem schaudert es nicht vor dem Sadismus der Nazis? Und dennoch haben wir es hier mit einer der unverschämtesten Mystifikationen der Antifaschisten zu tun, die wir aufdecken müssen.
Die deutsche Bourgeoisie und Kleinbourgeoisie, angefangen mit den Staats-, Parteien-, Gewerkschafts- und Kirchenspitzen durfte wieder auf zahlreichen Kundgebungen im Westen wie im Osten den Nazismus für den Tod von fünfzig Millionen Menschen im letzten Weltkrieg, darunter sechs Millionen Juden, verantwortlich machen.

Diese Einstellung, die eine typisch bürgerliche ist, entspricht dem Spruch der angeblichen Kommunisten: die Faschisten sind schuld am Krieg gewesen. Da die bürgerlichen und reformistischen Ideologen sich weigern, den Ursprung der Erschütterungen und der Krisen, die periodisch die Welt verheeren, im kapitalistischen System selbst zu erkennen, versuchen sie alles immer durch das Böse im Menschen zu erklären. Wir sehen somit, dass die faschistischen und antifaschistischen Ideologen im Grunde dasselbe behaupten: die Gedanken, die Ideen, der Wille der Menschen und Gruppen bestimmen den Verlauf der gesellschaftlichen Entwicklungen. Gegen all diese Ideologien, die wir als bürgerlich bezeichnen, weil sie die Verteidigung des Kapitalismus anstreben, sowie gegen alle vergangenen, heutigen und zukünftigen „Idealisten“ hat der Marxismus bewiesen, dass es gerade umgekehrt ist: die materiellen Gesellschaftsverhältnisse sind es, die die Bildung der Ideologien bestimmen. Dies ist der Grundstein des Marxismus, und daraus ist zu ersehen, dass unsere angeblichen Marxisten auch dies aufgegeben haben, indem sie alles in die Ideenwelt verschieben: letzten Endes sind für sie der Kolonialismus, der Imperialismus und der Kapitalismus selbst nur Geisteszustände.

Damit führen sie alle Leiden der Menschheit auf Bösewichte zurück, die sie für Elend, Unterdrückung und Krieg schuldig erklären. Hingegen hat der Marxismus bewiesen, dass, weit entfernt davon durch bösartige Willkür erzeugt zu werden, das Elend, die Unterdrückung, der Krieg und die Zerstörung zum „normalen“ Prozess des Kapitalismus gehören. Dies gilt natürlich auch für die Kriege des imperialistischen Zeitalters. Aber da gerade die Zerstörung zu unserem Thema gehört, müssen wir diese Frage ein bisschen näher untersuchen.

Sogar wenn die Bourgeois oder die Reformisten zugeben, dass den imperialistischen Kriegen Interessenkonflikte zugrunde liegen, sind sie noch weit davon entfernt, vom Kapitalismus etwas verstanden zu haben. Man sieht es an ihrer Unfähigkeit, die Bedeutung der Zerstörungen zu erfassen. Sie alle sind der Ansicht, dass der Sieg der Zweck des Krieges ist, und erblicken in den Vernichtungen von Menschen und Sachwerten im feindlichen Lager allein ein Mittel, um dieses Ziel zu erreichen. Dies geht so weit, dass gewisse Naive vorgeschlagen haben, ganz einfach den nächsten Krieg mit Schlafmitteln zu führen!

Ganz im Gegenteil hierzu behaupten wir, dass gerade die Zerstörung der Hauptzweck des Krieges ist. Die imperialistischen Rivalitäten, die den unmittelbaren Anlass zum Kriege darstellen, sind selbst nur Folgen der immer weiter ansteigenden Überproduktion. Um dem tendenziellen Fall der Profitrate entgegenzuwirken, wird der Kapitalismus gezwungen, immer mehr und schneller zu produzieren; aus dem Widerspruch zwischen dem Zwang, immer mehr zu produzieren, und der Unmöglichkeit, für die Produkte Absatz zu finden, entsteht die Krise. Der Krieg ist die kapitalistische Lösung der Krise: durch die massive Zerstörung von Anlagen, Produktionsmitteln und Produktivkräften kann die Produktion danach wieder hochschnellen; zugleich hilft die massive Menschenvernichtung der periodischen „Überbevölkerung“ ab, die durch die Überproduktion bewirkt wird. Nur ein philisterhafter Träumer kann sich einbilden, dass die imperialistischen Konflikte ebensogut durch eine Kegelpartie oder an einem runden Tisch geregelt werden könnten und dass die kolossalen Zerstörungen und der Tod von Millionen Menschen nur der Verstocktheit der einen oder der Böswilligkeit und Habgier der anderen zuzuschreiben seien.

Schon im Jahre 18144 warf Marx den bürgerlichen Ökonomen vor, die Habgier als dem Menschen angeboren zu betrachten, anstatt sie zu erklären, und er zeigte, warum die Habgierigen habgierig sind. Übrigens hat auch schon im selben Jahr der Marxismus die Ursache der „Überbevölkerung“ aufgedeckt: „Die Nachfrage nach Menschen regelt notwendig die Produktion der Menschen wie jeder anderen Ware“ – schreibt Marx. „Ist die Zufuhr viel größer als die Nachfrage, so sinkt ein Teil der Arbeiter in den Bettelstand oder den Hungertod herab“. [2] Und Engels seinerseits: „Die Bevölkerung ist nur da zu gross, wo die Produktionskraft überhaupt zu groß ist“; die Überbevölkerung „hat uns gezeigt, wie, in letzter Instanz, das Privateigentum den Menschen zu einer Ware gemacht hat, deren Erzeugung und Vernichtung auch nur von der Nachfrage abhängt; wie das System der Konkurrenz dadurch Millionen von Menschen geschlachtet hat und täglich schlachtet“. [3]

Weit entfernt, den Marxismus zu widerlegen und dessen „Erneuerung“ zu rechtfertigen, hat der letzte imperialistische Krieg bestätigt, dass unsere Analyse genau zutrifft.
Wir mussten an all dies erinnern, um uns mit der Frage der Judenvernichtung beschäftigen zu können. Denn diese Vernichtung hat nicht zu einer beliebigen Zeit stattgefunden, sondern mitten in der Krise und dem imperialistischen Krieg. Wir müssen sie also innerhalb dieses riesigen Vernichtungsunternehmens erklären. Somit wird die Frage in das richtige Licht gestellt. Wir haben nicht mehr den „verheerenden Nihilismus“ der Nazis zu erklären, sondern warum sich diese Vernichtung teilweise auf die Juden konzentriert hat. Hier sind Nazis und Antifaschisten auch wieder einig: der Massenmord an den Juden wurde durch den Rassenhass, den Judenhass, eine freie und wilde „Leidenschaft“ verursacht! Wir Marxisten wissen aber, dass es keine freie soziale Leidenschaft gibt und dass nichts so sehr bestimmt ist, wie gerade diese großen kollektiven Hassausbrüche. Die Untersuchung des Antisemitismus der imperialistischen Zeit wird uns dies wieder bestätigen.

Wir sprechen absichtlich von dem Antisemitismus der imperialistischen Zeit, denn, obwohl die „Idealisten“ aller Art, von den Nazis bis hin zu den Theoretikern des „Judentums“, behaupten, dass der Judenhass immer und überall derselbe ist, wissen wir, dass dem nicht so ist. Der Antisemitismus der heutigen Zeit ist von dem der Feudalzeit grundverschieden. Es ist uns nicht möglich, die Geschichte der Juden, die der Marxismus genau erklärt hat, hier wieder zu entwickeln. Wir wissen, warum in der feudalen Gesellschaft die Juden sich als solche erhalten haben; wir wissen, dass die starken Bourgeoisien (Amerika, England, Frankreich), die früh imstande waren, ihre politische Revolution siegreich durchzuführen, ihre Juden fast ganz assimiliert hatten und dass die Schwachen dies nicht konnten. Es ist nicht das Überleben der Juden als solche, das wir hier zu erklären haben, sondern der Antisemitismus des imperialistischen Zeitalters. Und dies ist nicht schwer, sobald wir nicht Über das „Wesen“ der Juden oder der Antisemiten nachgrübeln, sondern ihre Stellung in der Gesellschaft erforschen.

Engels schrieb 1890, dass der Antisemitismus „nichts anderes ist, als eine Reaktion mittelalterlicher, untergehender Gesellschaftsschichten gegen die moderne Gesellschaft, die wesentlich aus Kapitalisten und Lohnarbeitern besteht“. [4] Durch ihre Geschichte befinden sich die Juden heute hauptsächlich im Mittelstand. Diese Klasse ist aber durch den unaufhaltsamen Fortschritt der Kapitalkonzentration zum Tode verurteilt. Hier liegt auch die Quelle des neuen Antisemitismus. Im Deutschland der Zwischenkriegszeit spitzt sich diese Tendenz extrem zu. Wie ein Alpdruck lastet die Nachkriegskrise auf dem durch den 1. Weltkrieg und die revolutionären Ausbrüche der Jahre 1918-28 erschütterten und von den Angriffen des Proletariats noch immer bedrohten deutschen Kapitalismus. Während die siegreichen, stärkeren Bourgeoisien (USA, England, Frankreich) weniger betroffen wurden und die Umschaltung der Kriegswirtschaft auf Friedenswirtschaft relativ leicht überstanden, erlitt der deutsche Kapitalismus einen chaotischen wirtschaftlichen Einbruch.

Und wie in allen Krisen, die durch die Ausschaltung eines Teils der kleinen und mittleren Unternehmen zu einer höheren Konzentration des Kapitals führen, war es nicht zuletzt der Mittelstand, der am meisten von der Krise bedroht wurde. Hier war die Lage so, dass die ruinierten, bankrotten und verschuldeten Kleinbürger gar nicht ins Proletariat hinabfallen konnten, das ja selbst schwer unter der Arbeitslosigkeit litt (7 Millionen Arbeitslose am Höhepunkt der Krise): sie fielen daher direkt in den Bettlerstand hinab und waren zum Hungertod verurteilt, sobald ihre Reserven aufgezehrt waren. Angesichts dieser schrecklichen Bedrohung, haben die Kleinbürger den Antisemitismus „entdeckt“. Sie taten dies nicht so sehr, wie die Metaphysiker es behaupten, um sich ihr Unglück zu erklären, sondern um zu versuchen, sich davor zu schützen, indem sie die Bedrohung auf eine ihrer Gruppen konzentrierten.

Unter dem ungeheuren wirtschaftlichen Druck, angesichts der Vernichtungsgefahr, die das Leben aller seiner Mitglieder unsicher machte aber noch allgemein und diffus war, hat der Mittelstand einen seiner Teile in der Hoffnung geopfert, so das Leben der anderen zu retten und zu sichern. Der Antisemitismus rührt ebensowenig von einem „machiavellischen Plan“ wie von einer „inneren Pervertiertheit“ her. Er ist eine direkte Konsequenz des wirtschaftlichen Zwangs. Statt die erste Ursache der Ausrottung der Juden zu sein, ist der Judenhass nur der Ausdruck des Wunsches, die Vernichtung auf sie zu konzentrieren und zu beschränken.

Manchmal geschieht es, dass sogar die Arbeiter dem Rassismus verfallen, wenn sie massenhaft durch die Arbeitslosigkeit bedroht sind und versuchen, diese auf eine Teilgruppe, Italiener, Polen, Türken oder andere „Gastarbeiter“, Araber, Neger usw. zu konzentrieren. Aber im Proletariat geschieht dies nur in Momenten schlimmster Demoralisierung und ist nicht von bleibender Dauer. Sobald das Proletariat den Kampf wiederaufnimmt, sieht es klar und konkret, wo sein Feind steckt. Das Proletariat ist eine einheitliche Klasse, die eine historische Perspektive und Mission hat.

Der Mittelstand dagegen ist eine aussichtslose und verurteilte Klasse. Damit ist er auch dazu verurteilt, nichts verstehen zu können, und ist unfähig zu kämpfen; in der Mühle, die ihn zermalmt, kann er nur blind um sich schlagen. Der Rassismus ist keine Geistesverwirrung, er ist die kleinbürgerliche Reaktion auf den Druck des Großkapitals und wird sie auch weiter bleiben.

Die Auswahl der „Rasse“, d.h. der Gruppe, auf die er die Vernichtung zu konzentrieren versucht, hängt natürlich von den Umständen ab. In Deutschland erfüllten die Juden die „notwendigen Bedingungen“ und waren die einzigen, die sie erfüllten. Sie waren fast alle im Mittelstand und im Mittelstand die einzig genügend identifizierbare Gruppe. Auf sie konnte die Kleinbourgeoisie die Katastrophe ableiten. Es war ja notwendig, dass diese Identifizierung keine Schwierigkeiten bot. Man musste genau bestimmen können, wer zu vernichten und wer zu verschonen war. Daher die lächerlich erbärmliche Zählerei der getauften Großeltern, die offen der Bluts- und Rassentheorie widerspricht und schon allein genügen könnte, um ihre Haltlosigkeit zu beweisen. Aber um Logik ging es da am allerwenigsten. Der Demokrat, der bloß die Widersinnigkeit und Niederträchtigkeit des Rassismus hervorhebt, geht hier – wie gewöhnlich – an der wirklichen Frage vorbei.
Vom Kapital bedrängt, haben also die deutschen Kleinbürger die Juden den Wölfen hingeworfen, um damit ihren Schlitten zu erleichtern und sich zu retten.

Wie gesagt, geschah dies nicht bewusst; aber das war der Sinn ihres Judenhasses und ihrer Befriedigung, als sie die jüdischen Geschäfte schlossen und ausraubten. Das Großkapital rieb sich, könnte man sagen, zufrieden die Hände: der Mittelstand war damit einverstanden, einen Teil seiner selbst zu liquidieren; noch besser, die Kleinbürger waren bereit, diese Liquidierung selbst durchzuführen. Aber diese „Personifizierung“ des Kapitals ist nur ein schlechtes Bild: die kapitalistische Bourgeoisie weiß genau sowenig wie die Kleinbürger, was sie wirklich tut. Das Kapital unterliegt unmittelbar dem wirtschaftlichen Zwang und geht den Weg des geringsten Widerstandes.

Das Proletariat hat seinerseits in dieser Geschichte nicht direkt mitgespielt. Das deutsche Proletariat war geschlagen worden, und selbstverständlich konnte die Ausrottung der Juden erst nach seiner Niederlage erfolgen. Aber die sozialen Kräfte, die zu dieser Vernichtung drangen, existierten schon vor der Niederlage des Proletariats. Nach ihr konnten sie sich „verwirklichen“, da nun der Kapitalismus freie Bahn hatte.
Mit der wirtschaftlichen Liquidierung der Juden hat es dann begonnen [5]: Expropriation unter allen möglichen Formen, Ausschluss aus den freien Berufen, den Verwaltungen usw.

Allmählich waren die Juden jeglicher Lebensgrundlage beraubt; sie lebten von den Reserven, die sie hatten retten können. Bis zum Kriegsausbruch besteht die Politik der Nazis den Juden gegenüber in zwei Worten: Juden raus! Alles wurde getan, um die Auswanderung der Juden zu fördern (sogar mit Hilfe der illegalen Einwanderung in Palästina!). Während aber die Nazis die Juden, mit denen sie nichts anzufangen wussten, loswerden wollten, während ihrerseits die Juden nichts anderes wünschten, als aus Deutschland herauszukommen, wollte man sie nirgends hereinlassen. Und dies erklärt sich so: niemand konnte sie hereinlassen, denn kein Land war imstande, mehrere Millionen von ruinierten Kleinbürgern aufzunehmen und ihnen Lebensmöglichkeiten zu bieten. Nur eine kleine Anzahl der Juden konnte auswandern Die meisten mussten bleiben, gegen ihren Willen und gegen den Willen der Nazis. Sie schwebten sozusagen in der Luft.

Mit dem imperialistischen Krieg hat sich die Lage zugleich quantitativ und qualitativ zugespitzt. Quantitativ, da der deutsche Kapitalismus, zum Abbau des Mittelstandes genötigt, um in seinen Händen das europäische Kapital zu konzentrieren, die Liquidierung der Juden sogar auf ganz Mittel- und Osteuropa ausdehnte. Der Antisemitismus hatte sich bewährt und war im Schwung. Dies entsprach übrigens dem einheimischen Antisemitismus der mittel- und osteuropäischen Länder, obwohl dieser komplexer war (ein abscheulicher Mischmasch von feudalem und imperialistischem Antisemitismus, den wir hier nicht genauer untersuchen können). Zugleich hat sich auch die Lage qualitativ zugespitzt. Die Lebensbedingungen waren durch den Krieg viel schwieriger geworden; die Reserven der Juden schmolzen zusammen, und sie waren dem mehr oder weniger baldigen Hungertod geweiht.

Zu „normalen“ Zeiten und wenn es sich um eine kleine Anzahl handelt, kann der Kapitalismus die Menschen, die er aus dem Produktionsprozess stößt, allein krepieren lassen. Aber mitten im Krieg und bei Millionen von Menschen ist dies nicht möglich: ein solches Chaos hätte alles gelähmt. Der Kapitalismus musste ihren Tod organisieren.
Allerdings hat er sie nicht sofort getötet. Zuerst hat er sie außer Verkehr gebracht, er hat sie umgruppiert, konzentriert. Er hat sie zu schwerer Arbeit gezwungen und unterernährt, d. h. er hat sie zu Tode ausgebeutet.

Es ist eine alte Methode des Kapitals, den Menschen durch die Arbeit zu morden. Schon im Jahre 1844 schrieb Marx: „Der industrielle Krieg“ (im Text bedeutet Krieg industrieller Kampf, Konkurrenz), „um mit Erfolg geführt zu sein, erfordert zahlreiche Armeen, die er auf denselben Punkt aufhäufen und reichlich dezimieren kann“. [6] Solange diese Leute noch lebten, mussten sie die Kosten ihres Lebens einbringen und zugleich auch die Kosten ihres Todes. Sie mussten Mehrwert erzeugen, solange sie dazu fähig waren. Denn selbst den Mord der von ihm verurteilten Menschen kann der Kapitalismus nur dann vollstrecken, wenn er Profit einbringt. So geht es auch im Krieg im allgemeinen.

Jedoch ist der Mensch zäh. Zu reinen Skeletten geworden, krepierten diese noch nicht schnell genug. Man musste sie abschlachten: jene, die nicht mehr arbeiten konnten, und dann jene, die man nicht mehr brauchte, weil ihre Arbeitskraft durch den ungünstigen Verlauf des Krieges keine Anwendung mehr fand.

Der deutsche Kapitalismus hat sich allerdings nur ungern zum einfachen Mord entschlossen. Nicht etwa aus moralischen Bedenken, sondern weil er nichts einbrachte. So entstand der Auftrag an Joel Brand [7], den wir hier erwähnen, weil er die Verantwortung des Weltkapitalismus klar offenbart. Joel Brand war einer der Leiter der Untergrundorganisation ungarischer Juden. Durch versteckte Unterkunft, illegale Auswanderung, Bestechung von SS-Leuten und alle möglichen Mittel versuchte diese Organisation, Juden zu retten. Das SS-Judenkommando duldete derartige Organisationen aufgrund von Bestechungen und auch, weil es nach Möglichkeit versuchte, sie als Helfershelfer für Sammel- und Auswahloperationen unter den Juden zu verwenden.
Im April 1944 wurde Brand aufs SS-Judenkommando von Budapest vorgeladen: Eichmann, der Leiter der Judenabteilung der SS, wollte ihn sprechen. Und Eichmann, mit Himmlers Zustimmung, beauftragte ihn, mit den Westmächten über den Verkauf von einer Million Juden in Verhandlung zu treten. Die SS verlangte dafür 10.000 Lastwagen, war aber zu jeder Schacherei, sowohl über Art wie über Menge der Tauschware, bereit. Um den Ernst ihres Angebots hervorzuheben, schlug sie die sofortige Lieferung von 100.000 Juden gleich nach der Zustimmung vor. Es war ein ernstes Geschäft.

Das Angebot war da, es gab aber leider keine Nachfrage: nicht nur die Juden, sondern die SS selbst war der „humanitären“ Propaganda der Alliierten auf den Leim gegangen! Denn die Alliierten wollten die Million Juden nicht, weder für 10.000 Lastwagen, noch für 5.000, nicht einmal umsonst.

Auf die Einzelheiten von Brands Misserfolgen können wir hier nicht eingehen. Er fuhr über die Türkei in den Nahen Osten, ging von einem englischen Gefängnis ins andere. Die Alliierten wollten die Sache nicht ernst nehmen und machten alles, um Brand in Verruf zu bringen und ihm das Wort abzuschneiden. Schließlich traf Brand in Kairo den britischen Staatsminister für den Nahen Osten, Lord Moyne. Er flehte ihn an, ihm wenigstens ein schriftliches Einvernehmen zu übergeben, selbst mit der Absicht, es nicht einzuhalten: das würde doch 100.000 Menschenleben retten!

„Und wieviel sollen es insgesamt sein?“
„Eichmann sprach von einer Million.“
„Wie stellen Sie sich das bloß vor, Mister Brand? Was soll ich mit dieser Million Juden tun? Wohin soll ich sie bringen? Wer wird die Leute nehmen?“ (...)
„Wenn der Planet keinen Platz für uns hat ...“ sagte Brand verzweifelt, „dann bleibt unseren Leuten nichts anderes übrig, als ins Gas zu gehen“.
Die SS hat das nicht gleich verstanden, so sehr glaubte sie an den „Idealismus“ des Westens! Nach Brands Misserfolg und mitten im Massenmord hat sie noch versucht, dem Joint (Joint American Jews Comitee) Juden zu verkaufen, indem sie sogar einen „Vorschuss“ von 1.700 Juden in der Schweiz ablieferte . Aber außer ihr hatte niemand es eilig, dieses Geschäft abzuschließen.

Joel Brand selbst hatte begriffen, oder fast. Er sah, wie die Dinge standen, aber nicht warum. Es war nicht der Planet, der keinen Platz mehr hatte, sondern die kapitalistische Gesellschaft.

Und es gab keinen Platz für die Juden, nicht weil sie Juden, sondern weil sie aus dem Produktionsprozess ausgestoßen, für die Produktion unnütz waren.

Lord Moyne wurde von zwei jüdischen Terroristen getötet, und Brand erfuhr später, dass er oft Mitleid für das tragische Schicksal der Juden gezeigt hatte: „Die Politik, die er führen musste, (war) ihm von einer seelenlosen Administration in London diktiert worden“, sagte Brand. Aber Brand hat nicht verstanden, dass diese Administration nur die des Kapitals ist und dass eben das Kapital das Unmenschliche ist. Das Kapital wusste mit diesen Leuten nichts anzufangen. Selbst mit den wenigen Überlebenden, jenen „Displaced Persons“, für die man keinen neuen Platz fand, wusste es nichts anzufangen.

Den überlebenden Juden ist es schließlich gelungen, sich einen Platz zu schaffen. Mit Gewalt und dank der internationalen Konjunktur wurde der Staat Israel gegründet. Sogar das erforderte aber, dass andere Bevölkerungen „deplaciert“ wurden: seitdem fristen Hunderttausende von Palästinensern ihr für das Kapital hinderliches Dasein in den Flüchtlingslagern.

Wir haben gesehen, wie der Kapitalismus Millionen von Menschen zu Tode verurteilte, indem er sie aus dem Produktionsprozess ausstieß. Wir haben gesehen, wie er sie umgebracht und ihnen dabei allen nur möglichen Mehrwert abgepresst hat. Wir müssen jetzt noch sehen, wie er sie sogar nach ihrem Tode weiter ausnutzt, wie er sogar ihren Tod selbst ausnutzt.
Zuerst haben die Imperialisten des alliierten Lagers sie benutzt, um ihren Krieg zu rechtfertigen und nach ihrem Sieg die gemeine Behandlung des Besiegten. Man hat sich auf die Lager und die Leichen gestürzt! Überall hat man die Greuelbilder herumgezeigt und gerufen: „Seht ihr, was für Schufte die Nazis waren! Wie Recht wir hatten, sie zu bekämpfen! Und wie Recht haben wir jetzt, ihnen das Leben sauer zumachen!“

Man denke an die unzähligen Verbrechen des Imperialismus; man denke z.B. daran, dass gerade am 8. Mai 1945, als in Frankreich Thorez, der ehemalige KPF-Führer, den Sieg über den Faschismus auskrähte, 145.000 Algerier, die die Avantgarde der antikolonialen Bewegung gegen den Imperialismus darstellten, unter dem Vorwand, faschistische Provokateure zu sein, niedergemetzelt wurden; man denke an die Verantwortung des Weltkapitalismus für alle diese Massaker – da packt einen der Ekel vor dem gemeinen Zynismus und der heuchlerischen Selbstzufriedenheit des siegreichen imperialistischen Blocks!

Gleichzeitig haben sich alle braven antifaschistischen Demokraten auf die Leichen der Juden gestürzt. Und sie schwenken diese Bilder vor den Augen des Proletariats. Selbstverständlich tun sie es nicht, um die Abscheulichkeit des Kapitalismus zu zeigen! Im Gegenteil, sie versuchen zu zeigen, wie schön die wahre Demokratie und der wahre Fortschritt des anderen Lagers ist, wie wohl es sich lebt in der renovierten kapitalistischen Gesellschaft!

Vor dem Greuel des kapitalistischen Todes soll das Proletariat die Greuel des kapitalistischen Lebens vergessen und dass beide unzertrennlich miteinander verbunden sind. Vor den Experimenten der SS-Ärzte soll vergessen werden, dass der Kapitalismus im großen Maßstab mit Alkohol, mit krebserregenden Produkten, mit den Strahlungen der „demokratischen“ Atombomben usw. experimentiert. Man zeigt die Lampenschirme aus Menschenhaut, damit vergessen wird, dass der Kapitalismus aus dem lebendigen Menschen, seiner Arbeitskraft, einen Lampenschirm macht.

Vor den Bergen von Haaren, Goldzähnen, vor dem zur Ware gewordenen Körper des toten Menschen soll man vergessen, dass der Kapitalismus das Leben der Menschen selbst, die Arbeit, zur Ware gemacht hat. Hier ist die Quelle allen Unglücks. Dies hinter den Leichen der Opfer des Kapitals verstecken zu wollen, diese Leichen zum Schutz des Kapitals zu verwenden, das ist wirklich die abscheulichste Art, sie bis zu Ende auszunutzen.


Hey AntiDs..

---- 25.11.2008 - 21:24
Merkt ihr nicht langsam, das die mehrheit der linken gegen euch ist??

Wird Zeit für echte selbstkritik!!!!!!!!!!!!!!!!


"Du sollst die Antideutschen, nicht mit linken verwechseln!!!!"

Was kommt als nächstes?

(A) 25.11.2008 - 21:36
Als Anarcho könnten mir Anarchos zwar am Arsch vorbei gehen. Aber bei Beiträgen dieser Art, da frag ich mich schon:
Mal wird gegen linke Literatur polemisiert, ein anderes mal werden linke Läden attackiert ( http://de.indymedia.org/2008/11/233841.shtml. Haben AntiDs einen Freifahrtsschein?

(A)

(A) 25.11.2008 - 21:47
Ich meinte natürlich nicht "Als Anarcho könnten mir Anarchos zwar am Arsch vorbei gehen" sondern Als Anarcho könnten mir Anarchos zwar am Kommis vorbei gehen". Sorry.

kleiner tip

rted 25.11.2008 - 22:22
Denkt mal über euch nach. Selbstkritik ist angesagt.

Ha! und ich erst!

Fogel 25.11.2008 - 22:45
Denkt doch überhaupt erstmal alle übers Nachdenken nach, ihr Fögel!

Schade, schade,

schade 25.11.2008 - 23:00
hab echt einiges von euch - besonders horvorzuheben der Agnoli - im Schrank stehen.
Wenn ihr aber die Bahamas auslegt, die sich explizit das Ziel gesteckt hat, die Linke zerschlagen zu wollen (welche Linke auch immer), dann hat man euch zu Recht von der Messe entfernt.

Aber ihr habt's ja selbst gedruckt: Segui il tuo corso... - also braucht ihr jetzt nicht jammern.

asd

asd 25.11.2008 - 23:10
wie ich diese ganze spalterei hasse
denoch
ein wort an die antideutschen
warum geht es in linken verhältnisen?
um eine progresive emanzipatorische antwort auf den kapitalismus
Wen ihr euch nun fragt wieviel zeit ihr in eure kapitlaimus kritik und in die frage
nach den alternativen zum kaptilaimus steckt
und wie viel zeit ihr drauf verwendet inner linken antisemitismus auf zudenken
dan mus euch doch kalr sien das eure priorität en igrend wie falsch gelegt sind
Kein linker mensch hast juden oder amerikaner
kein linker mensch will israel vernichten
nehmt doch das einfach so hin und sucht euch ne neue tätigkeit
ich finde einige kritische ansätze der antideutschen extrem wichtig
aber diese akzente wurden schon gesetzt
und verinnerlicht
ich hab shcon anti deutsche und hadcor anti imps streiten sehn
und mich so auf den punkt gefreut als es endlich zur existens frage israels kommt
und der anti deutsch standpunkt jedes beschäftiguns feld verlor als der anti imp sagt
"wer israel jetzt noch weg haben will hat aus der geschichte nichts gelernst oder will auc polen zurück "
deswegen zucht euch dringend ne beschäftigung
sonst wirds noch bitter fürs ego
würdet ihr antideutschen so viel zeit darauf verwenden en bischen kampsport zu machen
wie darauf linke kindis auf ihre pali schals anzuquatschen dan
hätten wir binnen kürzseter zeit kaum mehr problem mit nazi übergriffen

und noch was
wie lächerlich ist es in einem artikel tausend strömungen zu diessen und diese als antisemitisch zu bezeichen und sich dan aus zu heulen das man ausgeschlosen wird ?
vll einfahc mal en bsichen mässigung an der kritik an linken leuten ?

Warum nur Hofnarr? Ich sag`s euch...

egal(itär) 25.11.2008 - 23:39
Will mal einfach nur n paar statements zu euerm Diskussionstil ablassen, liebe Bahamas-Redakteure:

- in Grundsätzen tendenziell sinnvolle Kritik
- maßlos übertriebene und verallgemeinerte Aussagen
- Polemisierung
- sprunghafte Argumentationsketten
- avantgardistische Grundeinstellung, wie ihr zugebt (*muss mich mal kurz übergeben*)


Wollt ihr immer "Hofnarr" bleiben?
Oder doch mal nen echt herrschaftsfreien frankfurter style Diskurs führen - mit dem Zwang zum besten Argument und der Gier nach Konsens?

Think about it.
egal(itär).

Alles Antisemiten außer Bush jun.!

Anti-Zionismus

Anarcho 25.11.2008 - 23:46
Da Zionismus nur eine von vielen Formen des Rassismus/Faschismus ist, ist der Antizionismus nicht nur gerechtfertigt, sondern auch wichtig, da die Toleranz des Zionismus "die" radikale Linke ihrer Glaubwürdigkeit (soweit vorhanden) berauben würde.

Also hört auf zu jammern und sucht euch eine nationalistische Buchmesse

danke

für den bericht 26.11.2008 - 00:04
arme deutsche linke. schade, dass auch hier in den kommentaren nicht auf inhalte eingegangen wird. kritik kann vielleicht mal etwas überpointiert sein - ist aber die grundvoraussetzung für emanzipation. wenn dadurch die heile linke welt gestört reagiert diese mit ausschluss und versucht so kritik abzuwehren. das ist erbärmlich.

@ anarcho

kofi 26.11.2008 - 00:16
kofi annan nannte die resolution der UNO welche besagt, dass zionismus mit rassismus gleich zu setzen, wäre die dunkelste stunde der UNO. die resolution wurde vor ein paar jahren endlich zurückgezogen. wer im jahre 2008 zionismus mit rassismus gleichsetzt oder irgendwelche paralellen zieht, verkennt die historischen zusammenhänge und die notwendigkeit des zionistischen projekts israel. vielleicht eben weil auch hier in den kommentaren ein unterschwelliger / unterbewußter antisemitismus mitschwingt, dessen potential nicht zu unterschätzen ist. ich bin ernsthaft besorgt.

@asd

adf 26.11.2008 - 00:35
selbst wenn: »Lieber mal die Szene spalten als Idioten auszuhalten!«

ça ira zurück auf die buchmesse!

@ ag kritische theorie

britney 26.11.2008 - 00:38
nur mal ne frage: von euch wird indymedia doch in der regel als "indyfada" tsc. bezeichtnet. mich würde echt interessieren, warum ihr eure cerebrale diarrhoe dann hier noch absondert?Linksradikale posten auch nicht im Nationalen Forum der NPD...euer Platz ist im ADF Forum und eventuell auf altermedia, wo ihr wenigstens vereint im Hass auf Linksradikale noch ganz gut hinpassen würdet.
P.S.: Ihr fordert den Bruch mit der Linken!? Vollzieht ihn endlich!

Kindergarten!

veganxedge 26.11.2008 - 01:51
Euch allen fehlt doch eindeutig der Respekt vor der anderen, vielleicht genauso ernst gemeinten Meinung. Weder mit Verbannung, welche ich absolut beschissen finde, noch mit rhetorischen Übertreibungen zur Stärkung der eigenen Position wird man einen Weg finden! Steinzeitkommunisten sind genauso kritisch zu hinterfragen wie Bahamas Ex-Linke, welche ja quasi vom KB'ler direkt zum affirmative Turn hin zum Neoliberalismus Lobhudeler gewandert sind. Die Ca Ira Veröffentlichungen sind allerdings oftmal sehr gute Bücher!

gdgdgdgd

gdgdgdg 26.11.2008 - 03:05
zusammenfassung: wir finden die buchmesse scheisse, und alle die dort sind sind eh nur deutschelinke/faschisten/stalinisten/antisemitendenwiralslinkenazisbeschimpfendürfen....aber skandal dass wir nicht mehr dabei sein dürfen.

Typisch AD. Linke hassen, aber gerne ihre strukturen benutzen.

wiedermal zelebrieren die linken sekten

.... 26.11.2008 - 06:52
Die Volksgemeinschaft die sie nur zu gerne hätten! ... Ekelhaft, keine Auseinandersetzung mit Inhalten - es geht um die Deligitimation einer kritischen Bewegung und die Heilsfindung im Kollektiv - und das resultierende Kollektiv geht beängstigend in richtung Querfront.

Anti Imps Horrorkabinett

D.F. 26.11.2008 - 07:06
Mir geht das getue solcher sexistischen Spinner wie J. Wertmüller (Bahamas) auch auf den Nerv. Das ganze Magzin ist nix als Provokation und lebt eigentlich nur von der Aufregung der Restlinken... und ein paar studentischen Antipoden, die oft keineswegs an Adorno und Marx "geschult" sind und die Texte gar nicht verstehen... das ist die selbsternannte Avangard der kritischen Theorie. Aber eine radikale Linke kann so was aushalten, muß sowas aushalten. Das der antideutsche Gestus extrem unsympatische ist, kann nun wirklich kein Grund für einen Ausschluss sein. Auch wenn die Kritik oft überzogen kommt und provozieren will, wie wichtig der Grundgedanke der Kritik des linken Antisemitismus ist, zeigen auch die Kommentare hier im Forum (Siehe Beitrag "Amadeo Bordiga"...grusel).

und tschüss

Aaron Levi 26.11.2008 - 08:34
für die zwei bis drei Primitivargumente, die ihr eloquent verpackt und dem Leser in dicken Büchern serviert, ist es nicht schade.

das

ad 26.11.2008 - 16:08
"Merkt ihr nicht langsam, das die mehrheit der linken gegen euch ist?? "

liegt nur an der unendlichen dummheit der linken

der kunde ist könig

mr kyle 26.11.2008 - 18:09
die warn aber auch unfreundlich. ein kleiner schmunzler und ich musste mir anhören warum ich denn so lache und wurde nachgeäfft. sehr unsympatische gesellen.nicht seht selbstbewusst.
aber ausschluss? naja..die nach altem papier riechende ecke auf der anderen seite des saals ist auch nicht unbedingt progressiver. so ist die deutsche linke eben. und so sollte sie vielleicht auch dargestellt werden.

trotzdem besteht die gefahr, dank antid hardlinern vor lauter antisemitismusvorwürfen den antisemitismus nicht mehr zu sehen.
antisemitismus ist zu einem schicken vorwurf geworden den sich vollgekokste affen auf traurigen elektoparties in friedrichshain machen, um danach ihre gelebte inkonsequentz mit der frankfurter schule zu rechtfertigen. trag ich heute meine retro adidas oder meine israel sneakers, wenn ich zum gruppentreffen in mc donalds gehe?
wäre ich nicht so oft mit euch konfrontiert fänd ich euch irgendwie geil!
deutschland wegbumsen!!! findet ihr mich jetzt wieder cool???

FÜR MEHR ATOMBOMBEN WELTWEIT!

ich 27.11.2008 - 15:58
Vereinzelt euch, seid stark, individualistisch, autistisch, konsumistisch, alkoholistisch, stalinistisch, oberflächlich und autoritär, damit auch ihr euch nicht zum deutschen Volksgenossen eignet!

Die sind schon in den 90ern in Freiburg

Pita 27.11.2008 - 17:58
aus allen Veranstaltungen rausgeflogen, weil es Denunzianten und Spalter sind, die sich im linken Mantel verkleiden. Übler Haufen, schlimm genug wenn Bruhn und Co so lange in Nürnberg weilen durften und ihrem Antideutschen Unfug verbreiten durften.

RAFfke

Reiner Text 27.11.2008 - 22:08
Das verwundert nicht: denn "alternativ zum kapitalistischen Mainstream", das bedeutete in Nürnberg immer schon, ein Gruselkabinett der neo-stalinistischen Antike auszustellen. Das Beste an der Linken Literaturmesse waren stets die Antiquariate. Der Rest: all die Maoisten, linksverwirrten Sozialdemokraten, Operaisten, Ernst Thälmann-, Walter Ulbricht- und Josef W. Stalin-Trauervereine, dazu die Enver Hodscha-Anhänger, die Befreiungsnationalisten aller Fraktionen, all die leidenschaftlichen AgitProp-Vereine gegen Heuschreckenplagen, für Tierschutz und jedenfalls und immer vorwärts (oder: rückwärts) gegen Israel
Dafür muß man nicht nach Nürnberg pilgern, dieses Sammelsurium kannst heut bequem am Rechner einsehen.

Abgespalten werden muß die Aussage Ulrike Meinhofs im Prozeß gegen Mahler 1972:
"Ohne daß wir das deutsche Volk vom Faschismus freisprechen - denn die Leute haben ja wirklich nicht gewußt, was in den KZ vor sich ging - können wir es nicht für unseren revolutionären Kampf mobilisieren."
Erinnert an Wolfgang Neuss. Keiner hat gewußt, das es KZs gab. Aber n Riesenbammel hatten sie alle davor.

Dann schlug das Betriebsklima um. Denn wenn es zwei Programmpunkte gibt, an denen sich die bestimmte Einheit dieser grausigen Vielfalt ergibt, dann sind das erstens der Haß auf Israel und den Zionismus, zweitens die - natürlich: kritisch-solidarische - Apologie der Roten Arme Fraktion.

Woher kommt der Hass auf Israel der sich insbesonders auf den Hass auf den Zionismus manifestiert? Darauf gibt es eine eindeutigen Antwort. Futterneid. Neid auf eine konkrete Utopie die zumindest Erfolg hatte. Der Zionismus bekam seinen Staat, sicher, es wurde weder eine perfekte, noch eine kommunistische Gesellschaft und zu meckern gibt es sicher viel. Doch das sahen sie selbst. Wenn wir in Israel jüdische Gauner und Prostituierte haben, dann können wir sagen, wir sind ein normales Volk geworden. Das ist es, wenn man Utopien realisiert, dann kommt nie das heraus, was man wollte sondern nur was dazwischen. Es hat schon seinen Grund, wenn Religionen, den Tag des Messias, des Madi, des jüngsten Gerichts und was noch alles, auf den St Nimmerleinstag verschieben. Denn wenn es soweit ist, ist auch der Frust da. Der Zionismus hatte den Mut, die Utopie zu realisieren, wohl wissend, das es viele Enttäuschte geben wird. Darin unterschied er sich von den Kommunisten, die das Paradies auf die Erde holen wollten und damit niemand vom Ergebnis enttäuscht ist, die Enttäuschten in Lager und Sibirien entsorgte.
Zitieren wir dazu noch einen Comment.
Anarcho 25.11.2008 - 23:46
Da Zionismus nur eine von vielen Formen des Rassismus/Faschismus ist, ist der Antizionismus nicht nur gerechtfertigt, sondern auch wichtig, da die Toleranz des Zionismus "die" radikale Linke ihrer Glaubwürdigkeit (soweit vorhanden) berauben würde.
Eine radikale Linke die gemeinsam mit Hamas und Fundamentalisten Tod dem Zionismus brüllt, muß sich um ihre Glaubwürdigkeit keine ernsthaften Gedanken machen. Oder so, ihr Gewissen ist rein, wird selten benutzt.
Nu ja ws soll man auch von Traditionslinken erwarten? Kritische Aufarbeitung der eigenen Irrtümer? Unsinn, wir haben recht, wir hatten immer recht und wir behalten recht. Wirst mal auf ihren Grabstein lesen können. Der Unterschied ist nur, es sind nur ne Handvoll Spinner, denen niemand zuhört. Ihre Druckwerke liest eh kein normaler Mensch und ohne Internet wären sie praktisch nicht meht existent. Auf Demos müssen sie schon froh sein, wenn sie noch genug Leut zum Transpischleppen haben. Sie sind längst zu übrig gebliebenen Strandgut einer musealen Bewegung geworden. Nur weil es www gibt, können sie sich noch zu Wort melden, doch da ist ohnehin Platz für den ganzen Politmüll der Vergangenheit.

@RAFfke

---- 28.11.2008 - 02:44
Und nu..? Was willste uns sagen?? Tod all denen die (religiös gesehen) keine Juden werden wollen?? Tod all denen die im Kapitalismus nicht des menschen heil sehen??

Wie sieht deine Utopie konkret aus, was sind deine träume und vorstellungen??


Ich bleib dabei: Antideutsche sind keine linke und trotzdem bin ich kein freund von hamas und co - genausowenig von USA, israel oda d-land.

Ich denke, wenn ihr AntiDs in die FDP eintreten würdet und den alten möllemann-mief auskehrt, dann habt ihr eure Heimat gefunden - aber nennt euch bitte nicht links - und kämpft endlich mit offenen Karten gegen uns!!!!