Hamburg: Burschis gestört

student 25.11.2008 00:22 Themen: Antifa
Über 200 AntifaschistInnen haben am Freitag Abend gegen das "Verbände- Kommers" von Hamburger Burschenschaften und Verbindungen demonstriert, zu dem der "Akademische Bismarkausschuß" ins Haus der Provinzialloge zu Niedersachsen direkt am Platz der jüdischen Deportierten eingeladen hatte.
Ein solches Festkommers findet jedes Jahr statt, und ist eine Großveranstaltung bei der alte und junge Korporierte aus den unterschiedlichen Verbindungen zusammen kommen. In Hamburg gab es zuletzt im Jahr 2005 eine Mobilisierung gegen diese Veranstaltung. Bei der Kundgebung wurde das Logenhaus mit lauter Musik beschallt, Sprechchöre gerufen und Redebeiträge gehalten. Es gab eine Schweigeminute für die Opfer des Faschismus und am Mahnmal am Platz der jüdischen Deportierten wurden Blumen und Kerzen hinterlegt. Die Kundgebung wurde mehrfach gestört durch Aggressionen von Seiten der Polizei, die grundlos in die Versamlung reinprügelte und einen Antifaschisten verhaftete.

Ein Erfolg der antifaschistischen Mobilisierung konnte schon am Abend des Kommerses verbucht werden: Die Burschenschaft "Germania", die eindeutig dem neofaschistischen Spektrum zuzuordnen ist, wurde dieses mal kurzfristig ausgeladen. Vorher hatte ein offener Brief des Hamburger Bündnisses gegen Rechts über die Aktivitäten der Burschenschaft aufgeklärt, und die "Arbeitsgemeinschaft für Strafverteidigerinnen und Strafverteidiger", die das Logenhaus ebenfalls nutzt, hatte sich sich bei den Betreibern des Hauses beschwert. Daraufhin erklärten sich sämtliche in der "Deutschen Burschenschaft" organisierten Hamburger Burschenschaften mit der Germania solidarisch und sagten aus Protest ihre Beteiligung am Kommers ab. Ebenfalls abgesagt haben die "Vereinigung Alter Burschenschafter" (in deren Vorstand seit Februar der ex-FAPler und Anti-Antifa-Aktivist Norbert Weidner sitzt), sowie die "Landsmannschaft Mecklenburgia". Die Ausladung hat die Korporierten offenbar vollkommen überrascht und überfordert. Angeblich haben sich aber auf dem Kommers alle anwesenden Bünde gegen die Ausladung ausgesprochen.

Die Kundgebung ist als klarer Erfolg zu bewerten. Weitere Aktivitäten sind notwendig, ebenso wie eine verstärkte Aufklärung über die Machenschaften von Burschenschaften und Verbindungen. Die gewalttätigen Übergriffe von Seiten der Polizei auf die Kundgebung sollten ein Nachspiel haben.
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Ergänzungen

hier noch weiteres + presse

jaja 25.11.2008 - 09:43

weiteres zum Veranstaltungsort

Entdinglichung 25.11.2008 - 15:31

ich weiß ja nicht

moi-même 25.11.2008 - 17:09
war auch auf der kundgebung und wäre da weniger optimistisch bzw. zufrieden. 200 leute kommt niemals hin, es waren nach meiner schätzung zu keinem zeitpunkt mehr als 80 antifaschist_innen da. aber das kennt mensch von indy-berichten ja kaum anders. außerdem war die kundgebung sicher kein klarer erfolg: nazi-opas gingen unbehelligt durch die kundgebung (!) zum logenhaus, gegen die bullerei wurde sich kaum anständig gewehrt, um 21 uhr gingen alle nach hause. als ich gegen 23:30 nochmal am haus vorbeifuhr, war es ruhig und friedlich und vor der tür rauchten 10 burschis in aller seelenruhe ihre kippen... antifaschistischer protest sollte später und unangekündigt anfangen und dafür mehr rocken!

Zu Norbert Weidner

Peddar 25.11.2008 - 22:53
In den störmelder-Postings fand ich was zu Norbert Weidner :

""…Zu Norbert Weidner: Seine Aktivitäten liegen lange zurück. Er ist mittlerweile FDP-Mitglied….

Seine Zeit als aktiver militanter Neonazi ist vorbei.

Er ist damals nicht ausgestiegen, sondern hat sich als “Zurückzieher” bezeichnet, der seine “Kameraden” und Überzeugungen nicht verraten wollte.
Er wollte privaten und künftigen beruflichen Schwierigkeiten aus dem Weg gehen.
Seine grundsätzlichen Überzeugungen hat er nicht verändert, da ist es kein Argument das er in der FDP sein soll. Es gibt dort auch schon lange die sog. “Stahlhelm-Fraktion”.

…und bei jedem Rechtsbrecher, linkem Polit-Gewalttäter und Kokser nach einer “zweiten Chance” krakeelt wird, soll hier jemand per se zur Unperson gemacht werden….

Eine zweite Chance meint umgangssprachlich, das jemand sich ändert, einen anderen Lebensweg geht, sich verändert.
Ein Großbetrüger, bekommt ja auch keine zweite Chance als normaler Betrüger.

Weidner hat seine politischen Ansichten nur modifiziert, burschenschaftlich angepasst, “smart” gemacht. Wandel und Veränderung sehen anders aus.

Doch nun steht er wieder im Blickpunkt, sieht sich wahrscheinlich sogar als Opfer. Doch wird es ihm bald in diesem Blickpunkt sicher ebenso gut gefallen, wie als Neonazi im Kameralicht der Medien. "

 http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2008/11/20/proteste-gegen-burschenschaftskommers-in-hamburg_589

Ein wenig Recherche

Danyal 26.11.2008 - 02:07
Zu dem völkischen, rassistischen und antisemitischen Sumpf, in dem sich die Burschenschaft Germania und andere befreundete Burschenschaftler befinden:

 http://cosmoproletarian-solidarity.blogspot.com/2008/11/burschenkommers-in-hamburg.html

Porträt Norbert Weidner

Jürgen 26.11.2008 - 12:33
Auf der Seite keine-stimme-den-nazis.org findet sich ein ausführliches Porträt zu Norbert Weidner
 http://www.keine-stimme-den-nazis.org/index.php?option=com_content&task=view&id=600&Itemid=34

Offener Brief an das Logenhaus

Entdinglichung 26.11.2008 - 13:53
Quelle:  http://keine-stimme-den-nazis.org/index.php?option=com_content&task=view&id=1016&Itemid=34

Studentenfeier mit NPD-Beteiligung?
Offener Brief des Hamburger Bündnisses gegen Rechts an das Logenhaus in der Moorweidenstraße

betreffend den Hamburger Verbändekommers am 21. November 2008


Sehr geehrte Damen und Herren,

am Freitag dem 21. November 2008 soll in Ihrem Hause der Verbändekommers der „Vereinigung Hamburger Akademikerverbände“(VHA) stattfinden.
Nach unseren Informationen laden zu dem Kommers nicht alle Hamburger Studentenverbindungen ein, sondern vor allem die schlagenden Korporationen aus dem „Hamburger Waffenring“ (HWR).

Die dort versammelten Korporationen zeichnen sich alle durch einen Exklusivitätsanspruch aus, welcher einem undemokratischen Elitedünkel nicht fern ist. Grundprinzip dieser Korporationen ist die Bildung von Seilschaften, um akademischen Nachwuchs, am allgemeinen Wettbewerb vorbei und unabhängig von tatsächlicher Qualifikation, in Führungspositionen zu lancieren („Können ist gut, Kennen ist besser“ ist ein Motto jener Korporationen). Von diesen Karrierechancen ist mindestens die Hälfte aller Studierenden ausgeschlossen, denn Frauen dürfen in den Verbindungen des HWR nicht Mitglied werden. Einige weit rechts stehende Korporationen ermöglichen darüber hinaus auch nur „Deutschstämmigen“ die Aufnahme.

Besonders bedenklich stimmt uns, dass die extrem rechte Burschenschaft Germania ebenfalls zu dem Kommers aufruft. Die Rechtslastigkeit dieser Verbindung ist seit Jahren in der Öffentlichkeit bekannt. Die Hamburger Handwerkskammer machte es 2006 der VHA zur Auflage, „dass die Hamburger Burschenschaft ‚Germania’ weder mit Aktiven noch mit so genannten ‚Alten Herren’ an dem Kommers teilnehme und dass keine Verbindungen (namentlich Burschenschaften) und keine Einzelpersonen mit radikalem bzw. undemokratischem (extremistischem) Gedankengut zu dem Kommers zugelassen oder an ihm teilnehmen werden“, damit der Verbändekommers dort stattfinden konnte.An der politischen Richtung der Burschenschaft Germania wie auch einiger anderer Burschenschaften hat sich bis heute nichts geändert: In den Vorstand der „Vereinigung Alter Burschenschafter“ wurde mit Norbert Weidner in Hamburg dieses Jahr ein ehemaliger Funktionär der verbotenen, militanten FAP gewählt. Die Burschenschaft Germania macht(e) sowohl dieses, wie auch letztes und kommendes Jahr Veranstaltungen in ihrem Haus mit Referenten, welche für die NPD publizistisch und/oder als Redner tätig sind. Auch dem Verfassungsschutz ist laut NDR-Info bekannt „dass es Kontakte von eindeutig erkannten Rechtsextremisten zur Germania gibt.“

Elitedünkel und Vetternwirtschaft, Diskriminierung von Frauen und Nichtdeutschen, das Pflegen von ritualisierten Alkoholexzessen und Körperverletzungen, sowie eine offene Flanke zu neofaschistischen Kreisen sind mit einer modernen, demokratischen Universität, welche allen Studierenden, unabhängig von Herkunft und Geschlecht offen steht, unvereinbar. Wir fordern Sie deshalb hiermit höflich auf, den Veranstaltern des Verbändekommerses keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Sollte eine kurzfristige Kündigung nicht möglich sein, dann bitten wir Sie, entsprechend ähnlich gelagerten Fällen in anderen Städten, die eingenommene Miete ehemaligen Verfolgten des Naziregimes, z.B. der Jüdischen Gemeinde oder der Rom und Cinti Union, zur Verfügung zu stellen.

Wir hoffen auf eine baldige Antwort
und verbleiben mit freundlichen Grüßen,

Hamburger Bündnis gegen Rechts

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