Potsdam: 300 auf Demo gegen Innenminister

Dr. Joe van der Hoe 20.11.2008 22:11 Themen: Repression
Heute, am Donnerstag den 20.11 fand um 17.00 Uhr in Potsdam eine Demonstration gegen die dort stattfindende Innenministerkonferenz statt. Ein großes Bündnis aus Flüchtlingsinitiativen und linken Gruppen mobilisierte zu der Demonstration: „Bleiberecht für Alle! Kinderrechte Jetzt!“. Auch das Antikapitalistisches Bündnis Potsdam rief unter dem Motto: „Innenministerkonferenz absägen! - Gegen Kontrolle, Überwachung und Kapitalismus“ zu der Demonstration auf.
Potsdam: 300 Menschen auf Demo gegen Innenministerkonferenz

Heute, am Donnerstag den 20.11 fand um 17.00 Uhr in Potsdam eine Demonstration gegen die dort stattfindende Innenministerkonferenz statt. Ein großes Bündnis aus Flüchtlingsinitiativen und linken Gruppen mobilisierte zu der Demonstration: „Bleiberecht für Alle! Kinderrechte Jetzt!“. Auch das Antikapitalistisches Bündnis Potsdam rief unter dem Motto: „Innenministerkonferenz absägen! - Gegen Kontrolle, Überwachung und Kapitalismus“ zu der Demonstration auf.

Schon am frühen Nachmittag wimmelte es in der Potsdamer Innenstadt von Polizisten. Ca. 600 Beamte aus über drei Bundesländern waren für die „Sicherheit“ rund um das Treffen der Innenminister verantwortlich. Auch die 24te Einsatzhundertschaft aus Berlin war vertreten, die erst vor zwei Wochen brutal die Gäste einer „illegalen Party“ angegriffen haben. Des Weiteren verkürzte die Polizei die Demoroute und verbot faktisch das Mitführen von Seitentransparenten.

Trotz des schlechten Wetters und des immer wieder einsetzenden Platzregens versammelten sich ca. 300 Menschen auf dem Platz der Einheit. Nach einigen Redebeiträgen und einer Theatervorführung setzte sich der bunte Demonstrationszug gut gelaunt und lautstark in Bewegung. Schön zu sehen war, dass sich viele Betroffene an der Aktion beteiligten. Mit Sprechchören wie: „Um Europa keine Mauer, Bleiberecht für Alle und auf Dauer!“ oder „Solidarität muss praktisch werden – Feuer und Flamme den Abschiebebehörden!“ machten die Demonstrant_innen auf die prekäre Situation vieler Migrant_innen aufmerksam.

Rund 80 Demonstrant_innen im Antikapitalistischen Block thematisierten mit Sprüchen, Plakaten und Flyern die Zusammenhänge zwischen kapitalistischer Verwertungslogik und staatlicher Repression. „In den Beschlüssen der Sicherheitskonferenzen geht es also weniger um eine real existierende Bedrohung der deutschen Verfassung, als viel mehr um präventive Maßnahmen zur Stabilisierung labiler, kapitalistischer Verhältnisse.“ - heiß es in einem Aufruf. Mit Parolen wie: „Wir sind alle 129a!“ solidarisierten sich die Aktivist_innen außerdem mit den Betroffenen des „MG Verfahrens“.

Am Nauener Tor kam es zu der einzigen Zwischenkundgebung, bei der Redebeiträge von „Jugendliche ohne Grenzen“, dem „Antikapitalistischen Bündnis“ und Einzelpersonen verlesen wurden. Ein Redner machte auf staatliche, rassistische Gewalt anhand mit dem in Dessau getöteten Oury Jalloh aufmerksam. „Oury Jalloh das war Mord – Widerstand an jedem Ort!“ hallte es über die verregneten Straßen. Nach 500 weiteren Metern Fußmarsches mit vereinzelten Tanz- und Hüpfeinlagen gegen die beißende Kälte kam es dann zu der vorzeitigen Abschlusskundgebung. Die „Initiative für Begegnung“ und „linksjugend`Solid“ machten auf die rassistischen Zustände in deutschen Flüchtlingslagern aufmerksam und der Münchner Rapper „lea won“ spielte noch zwei Songs. Dann löste sich die Demonstration langsam in Richtung Innenstadt auf.

Absolut bemerkenswert, dass sich trotz des miserablen Wetters und der massiven Polizeipräsenz rund 300 Menschen auf die Straße wagten. Die Innenminister bekamen zwar wohl nicht besonders viel von dem Protest mit, aber wir waren da, wir haben demonstriert und wir haben gezeigt, was wir von Ausgrenzungspolitik und dem kapitalistischen Überwachungsapparat halten. Immerhin entstanden neue Kontakte und beim nächsten Mal sägen wir die ganze Konferenz einfach ab!

Informationen und Hintergrund:

www.jogspace.net // www.antikap-potsdam.de // www.inforiot.de

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Fotos von der Demonstration bitte posten! Danke!
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Ergänzungen

Aufruf Antikap

Antikap 20.11.2008 - 22:29
hier der Aufruf des Antikapitalistischen Bündnisses:

Sowas lässt sich nicht beschönigen...

Potsdamer 20.11.2008 - 23:57
...auch wenn Du es echt mit allen Tricks versuchst. Beamte aus "mehr als drei Bundesländern" usw. Faktisch ist es einmal mehr erbärmlich, dass lediglich 300 Leute ihren Arsch hochkriegen, um für Grundrechte und Selbstverständlichkeiten zu demonstrieren. Potsdam ist nicht irgendwo. Potsdam ist bei Berlin. Aber von der tollen Berliner Szene hat man - mal wieder - so gut wie keinen gesehen. Schade, dass Solidarität manchmal, wenn es regnet, schon an der eigenen Stadtgrenze aufhört...

na ja, es hätte besser laufen können ...

Bernd Kudanek alias bjk 21.11.2008 - 08:48
Als ich gestern gegen 15:45 Uhr am Bahnhof Berlin-Friedrichstraße in S-Bahn Richtung Potsdam Hauptbahnhof einstieg, sah es eigentlich nicht nach Regen in den nächsten Stunden aus, auch wenn es sehr stark bewölkt war. Gegen 16:20 Uhr am Potsdamer Hauptbahnhof angekommen machte ich mich zum angekündigten Demostart am Breitscheidplatz.auf, Es war schon ziemlich dunkel aber noch regnete es nicht.

Das Erste, was mir dann am Breitscheidplatz auffiel, waren Unmengen von Bullen, die rund um den Breitscheidplatz in Stellung gegangen waren, als ob es einen Bürgerkrieg zu verhindern gelte. Von einer Demo war sonst noch nichts zu sehen. Ich umrundete den Breitscheidplatz. Es begann zu regnen. In der Charlottenstraße standen besonders viele Bullen rum, sogar im Innern des kleinen Kaufhauses hatten sie sich postiert. Aber nirgends ein Hinweis, wo der Demo-Sammelpunkt war.

Also ging ich wieder zurück zur Straße Am Kanal. Es regnete stärker und war schon richtig dunkel. Dort in Höhe der Straßenbahnhaltestelle angekommen, sah ich dann so etwa 50 - 70 Antifas rund um einen Lauti auf dem breiten Gehweg versammelt. Ich machte schon mal ein paar Aufnahmen. Außer Musikgedudel aus dem Lauti gab es keine besonderen Aktivitäten. Mittlerweile schüttete es aus allen Kübeln, Als sich gegen 17:30 Uhr noch immer nichts rührte und die Zahl der DemonstrantInnen auch nicht größer wurde, machte ich mich, vom Regen durchgeweicht, durchgefroren und enttäuscht, wieder auf den Heimweg.

Rückblickend meine ich, diese Demo war nicht besonders einladend für ortsunkundige TeilnehmerInnen außerhalb Potsdams organisiert. Für's schlechte Wetter können die Veranstalter nix aber für fehlende Hinweise wie z. B. genaue Beschreibung des Sammelpunktes und die vorgesehene Demoroute mit dem Ort der Abschlußkundgebung dagegen schon. Denn schließlich müssen Ortsunkundige ja wissen, wie sie ohne langes Herumirren wieder heimfahren können - und das bei dem Sauwetter. Gerade deswegen hätte auch die Demo wenigstens annähernd pünktlich, also gegen 17 Uhr wie angekündigt, beginnen müssen. So aber mußte mensch im Regen rumstehen, warten und frieren. Ein Trost dabei war, den Bullen ging's nicht anders. :)))

Dieser Bericht ist auch eingestellt in:
 http://www.carookee.com/forum/WISP/5/23090439#23090439
 http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/22/23090464#23090464

Die gestrige Demo in Potsdam konnte leider mit der Bleiberechts-Demo vom 6.12.07 in Berlin nicht mithalten, mein entsprechender Fotobericht aus 2007 ist nachzulesen unter  http://www.carookee.com/forum/freies-politikforum/22/19252128.0.30115.html

Bernd Kudanek alias bjk
Unterschichtler

Foren:
 http://freies-politikforum.carookee.com
 http://wisp.carookee.com

Erfolg??? Beachtlich???

NewSchoolAFA 21.11.2008 - 12:30
Dass die geradezu lächerliche Anzahl von 300 DemoteilnehmerInnen hier auch noch gefeirt wird ist ja der blanke Hohn. Beim Bleiberecht geht es um eines der wichtigsten Themen überhaupt, um die Frage ob Menschen vor der Festung Europa verrecken oder nicht!!! Schande!!

In Nürnberg waren es vor zwei Jahren noch wenigstens 2000 Menschen, von Berlin 2007 kenn ich leider die Zahlen nicht.

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Neonazi-Feier zur Pogromnacht in Potsdam — http://www.inforiot.de