Jährliches NPD-Gedenken in Rheinau

an eye on Hinterland 19.11.2008 15:16 Themen: Antifa

Jedes Jahr wieder lädt die NPD-Karlsruhe Land zum "Heldengedenken" am "Eherenmal Panzergraben" bei Rheinau-Memprechtshofen ein. Auch dieses Jahr folgten um die 100 Nazis der Einladung und demaskierten sich selbst.

Im Vorfeld rechnete die Polizei mit weniger Vorkommnissen, da sie vermuten, die lokalen Antifagruppen würden sich "auf den anstehenden NATO-Gipfel vorbereiten" (siehe Badische Zeitung vom 13.11.2008). Tatsächlich blieben dieses Jahr Antifa-Gruppen dem Ereignis größtenteils fern. Das lokale Bündnis "bunt satt braun" (Ver.di, VVN, Einzelpersonen ...) organisierte eine Gegenveranstaltung auf dem Freistetter Marktplatz mit Zeitzeugenberichten, Reden und Live-Musik. Außerdem wurde vom Bündins dieses Jahr das erste Mal direkt an der zufahrt zum Schandmal ein deutliches Zeichen der Unmut gesetzt: ein zwischen zwei Strohballen gespanntes Transparent, welches aufforderte an alle, und vor allem die zivilen, Opfer des 2. Weltkrieges zu gedenken. Außerdem wurden mehrere Informationstafeln aufgestellt.


Ausgerufener Treffpunkt der Nazis war 11:30 Uhr auf einem Parkplatz an der B36, ca. 500 m vom "Ehrenmal" entfernt. Bereits gegen 11:00 Uhr fuhr ein VW-Bus im Militär-Look (OG WP 1888) direkt zum Denkmal. Drei Personen stiegen aus und gingen unter den Augen der anwesenden Polizei auf das provisorische antifschistische Mahnmal zu und zerstörten es. In Folge wurden 4 Personen, unter ihnen der örtliche NPD-Führer Axel Borkmann, festgenommen. Weil sich auch der Besitzer der mitgeführten Lautsprecher-Anlage unter den Festgenommenen befand, musste die Veranstaltung ohne elektronische Verstärkung und Musik auskommen.

Gegen 11:30 Uhr machten sich erste Kleingruppen (6 - 12), nach peniblen Sicherheitskontrollen durch die Polizei, auf den Weg zum "Ehrenmal". In immer kleiner werdenden Gruppen wurden sie an der Einfahrt zum "Ehrenmal" erneut durch Team Green aufgehalten. Diese wollten, laut lokaler Presse, auf jeden Fall einen Aufzug in geschlossener Formation verhindern, wie er 2006 noch stattfand.


Die "Kameradinnen und Kameraden" standen dann ungefähr eine Stunde in der Kälte, lauschten den Reden ihrer "Führer" und sangen alte Lieder (Ich hatte einen Kameraden, Deutschland-Lied...). Trotz diesem Entertainment-Bombardements zog es eine Gruppe von ihnen, vor allem aus dem Raum Karlsruhe/Rastatt, nach Freistett, wo ca. 25 von ihnen 100 m vor der, zu diesem Zeitpunkt mäßig besuchten, antifaschistischen Kundgebung festgesetzt und kontrolliert wurden. Sie erhielten Platzverweise - unter ihnen ein auffallend hoher Anteil an weiblichen Nazis. Andere Autonome Nationalisten hielten sich zum teil auch in direkter Nähe der Kundgebung auf, ohne weiter von der Polizei beheligt zu werden.

Mit der Zerstörung der antifaschistischen Installation beim "Ehrenmal" und dem Versuch einer Störung der Bündnis-Kundgebung hat die Aggessivität der Nazis eine neue Qualität erreicht. Es nehmen fast nur noch jugendliche/junge Nazis teil. Die TeilnehmerInnenzahl (Polizei: 110, Presse : 80), die in den letzten 2 Jahren konstant blieb, zeigt, dass das "Heldegedeken" am "Ehrenmal Panzergraben" mittlerweile einen Event-Charakter für die jungen Nazis hat. Das Strammstehen am Grab dient nur noch als Aufhänger für einen "erlebnisorientierten Ausflug". Wenn die Antifa weg bleibt, nehmen sie sich das nächste ziel. Noch 2006 griffen sie Antifas am Bahnhof in Achern an und fuhren in den angrenzenden Orten Patroullie, auf der Suche nach potentiellen opfern.

Die Teilnahme von Nazis aus dem Elsaß hat hingegen abgenommen. Zwar hielten auch dieses Jahr die "Volksdeutschen Elsaß-Lothringen" eine reden und legten einen Kranz ab, insgesamt überwiegten jedoch TeilnehmerInnen aus des Einzugsgebiet der Aufrufenden NPD-Karlsruhe Land.

Wir dürfen gespannt sein, wie die AnwohnerInnen von Rheinau auf die wachsende Gefahr, die von den militanten Nazis ausgeht, in ZUkunft reagieren werden.

Vorab:
Badische Zeitung vom 13. November 2008:
NPD-Aufmarsch: Polizei ist in Alalrmbereitschaft

Berichte:
SWR-Aktuell:SWR-Aktuell vom 16.11.2008: (Bericht ab 5:10 min.)
Badische Zeitung vom 17. November 2008:Polzei erteilt Neonazis Platzverweise
Mittelbadische Presse:Zwischenfall am Panzergraben
stattweb.deRheinau: Kein Ehrenmal für die Getöteten!

Ein Artikel zum "Ehrenmal" bei wikipedia.

2006:
Nazi-Denkmal in Rheinau (OG/RA) verschönert
Naziaufmarsch und NPD-Parteitag in BaWü

2007:
NPD-Heldengedenken in Rheinau am 18.11.07

weitere infos u.a. bei Antifaschistische Aktion Freiburg

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Ergänzungen

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Kassel 19.11.2008 - 18:00
..."folgten um die 100 Nazis der Einladung und demaskierten sich selbst"

Diesen Satz mal bitte erläutern.

Ansonsten muss man bei diesem Satz glauben: die Nazis haben sich nicht wie erwartet verhalten, sondern Klos im Asylantenheim geputzt?

Erläuterung

egal 19.11.2008 - 18:32
Das demaskieren bezieht sich wahrscheinlich auf das Zerstören des antifaschistischen Mahnmals und der versuchte Angriff auf die Kundgebung. Angemeldet hatte die NPD, welche sonst immer auf ein "bürgernahes" Image bedacht ist.