Animal Liberation: Antispe-Demo in Berlin

Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA) 18.11.2008 14:38 Themen: Biopolitik Ökologie
Animal Liberation -
Escada aus dem Pelzhandel kicken!


Mehr als 500 DemonstrantInnen beteiligten sich am 15.11.2008 an der antispeziesistischen Demonstration in Berlin. Zum einen sollte ein Zeichen gegen speziesistische Verhältnisse allgemein gesetzt werden, zum anderen fand die Demonstration im Rahmen der globalen Kampagne gegen den Pelzhandel des Luxusmodekonzerns ESCADA (Escada-Campaign). Die Demonstration wurde von einer Vielzahl von kreativen Aktionen begleitet: Eine Sambaband und eine "radical Cheerleading"-Aktionsgruppe begleitete die Demo, zu einem "Zwischenfall" kam es als Jubeldemonstrant_innen versuchten gegen die Demo zu protestieren. Vor der Filiale des Escada-Konzerns in der Friedrichstraße fand zudem eine Kunstblutaktion statt.

Erstveröffentlichung eines Berichtet der Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA)

„Animal Liberation – Escada aus dem Pelzhandel kicken“ lautete daher das Motto und so zogen die Demonstrant_innen vom Alexanderplatz über die Karl-Liebknecht-Straße vorbei am Hackeschen Markt durch die Oranienburger Straße und die Friedrichstraße zum Escada Flagship-Store, wo dem Unmut über das Beharren des Konzerns auf dem Verkauf von „Pelzprodukten“ lautstark Ausdruck verliehen wurde.

Der Demozug setzte sich nach einem ersten Redebeitrag zum Thema Speziesismus am Alexanderplatz in Bewegung. Musikalisch begleitet wurden die AktivistInnen dabei neben der Beschallung aus dem Lautsprecherwagen auch von den Trommeln einer Sambaband.

Bei einer Zwischenkundgebung vor Nordsee und dem Steak-Restaurant Blockhouse wurde zunächst ein Redebeitrag zum Thema Fleisch gehalten. Im Anschluss sorgte ein „Überidentifikationsbeitrag“ der selbsternannten „Tierfeinde e.V.“ zunächst für Irritation und schließlich für allgemeine Heiterkeit. Einige Aktivist_innen hatten sich mit Pro-Tierausbeutungs-Schildern als Gegendemonstrant_innen verkleidet. In einem Redebeitrag plädierten sie energisch und ironisch für mehr Tierausbeutung – für Jagd, Vivisektion, Fleischkonsum und Pelze.

Ernster wurde es bei der letzten Zwischenkundgebung mit einem Redebeitrag zum Thema Knast und Repression. Knäste seien das höchste Mittel des Staates und des Kapitals zur Abschreckung aller, die aktiv den bestehenden Verhältnissen gegenübertreten, hieß es dort. Konkret wurde auch auf die aktuelle Situation der Repression in Österreich hingewiesen. Die breiten Solidaritätsbekundungen seien sehr wichtig für die Inhaftierten gewesen. Soli-Partys und Spenden seien zur Deckung der Anwaltskosten der betroffenen Aktivist_innen noch immer sehr willkommen.

Der Demozug zog auf dem weiteren Weg durch die belebten Einkaufsstraßen um den Hackeschen Markt und in der Friedrichstraße die Aufmerksamkeit der Passant_innen auf sich, die mit lautstarken Parolen und Flyern über den Sinn und Zweck der Demo aufgeklärt wurden.

Die Endkundgebung durfte schließlich nicht direkt vor dem Escada-Shop abgehalten werden, sondern musste in einer Seitenstraße stattfinden. Die Demo war dennoch lautstark genug, um ihr Anliegen – „Wir demonstrieren, dass ihr‘s wisst, bis Escada pelzfrei ist“ akkustisch bis in den Laden hineinzutragen.Zum Ausklang gab es noch einen motivierenden Redebeitrag zur Kampagne gegen Escada und die Pelzindustrie im Allgemeinen. So, wie die Unternehmen international agieren, sollten auch die Proteste internationalisiert werden, bekräftigte der Beitrag. Abschließend zogen eine Kunstblutaktion mit Pelzen sowie eine „Radical-Cheerleading“-Einlage die Aufmerksamkeit von Demonstrant_innen und Passant_innen auf sich.

Insgesamt gestaltete sich die Demo trotz ihrer Dauer von über drei Stunden vor allem aufgrund der verschiedenen kreativen Aktionen recht unterhaltsam. Die Schar der Demonstrant_innen war etwas bunter als gewohnt. Neben einer Stelzenläuferin, gesellten sich auch Kühe und Außerirdische zu den Teilnehmenden. So wurde dem Anspruch der Organisator_innen, eine abwechslungsreiche Demo auf die Beine zu stellen, auf der mehr passiert als ein kollektives Von-A-nach-B-Laufen durchaus genüge getan – und Escada wurde einmal mehr nachdrücklich und lautstark nahegelegt, endlich aus dem blutigen Pelzhandel auszusteigen.

Weitere Informationen



Pressebereicht und -meldungen



Ein Fotobericht folgt in Kürze

P.S.: Im Vorfeld wurden auch auf zwei Homepages von Neonazis Aufrufe für die Demonstration veröffentlicht. In der Auftaktkundgebung auf dem Alexanderplatz machten die Organisator_innen deshalb gleich zu Anfang deutlich, dass Nationalismus und Tierbefreiung nicht vereinbar sind: „Nazis sind hier nicht erwünscht und werden auch nicht geduldet!“, so die klare Ansage der Demoorga, darüber hinaus wurde sich im Redebeitrag mit der zeitgleich stattfindenen Antifa-Demo "Kein Kiez für Nazis" in Berlin-Pankow solidarisiert" Im Verlauf der Veranstaltung wurden von den Teilnehmehmenden drei Personen, die aus den Zusammenhängen der sog. autonome NationalistInnen bekannt sind, von der Demo entfernt. Sie hatten versucht sich in die Demo einzureihen und die Demonstrant_innen zu fotografieren und zu filmen.

Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Frage zu den Nazis...

Styla 18.11.2008 - 16:28
Ist bekannt wer diese 3 Nazis waren und wo sie hergekommen sind? Waren es Berliner/Brandenburger Nazis? Wurden sie abfotographiert?!

kleiner Hinweis

Entdinglichung 18.11.2008 - 17:07
"Die Natur bleibt bei aller Liebe immer unser Objekt, sie wird nur Subjekt per Projektion." ... aus  http://www.glasnost.de/autoren/fittkau/fitt9611.html (lesenswert) ... weiterhin interessant: Klaus Eder: Die Vergesellschaftung der Natur. Studien zur sozialen Evolution der praktischen Vernunft. Frankfurt 1988

Noch ein Hinweis

bär 19.11.2008 - 14:13
"... in der fehlgelaufenen Mensch-Tier-Beziehung bricht die Analogie zu anderen Objektivierungen, die so oft im radikalen Diskurs beschworen wird, systematisch zusammen."
so Donna Haraway (University of California, Santa Cruz) über die Ausbeutung im tierindustriellen Komplex und die gesellschaftliche Konstruktion von Speziesgrenzen. Nachzulesen in "Die Entfremdung der Lebewesen" ( http://www.guthmann-peterson.de/verlag-guthmann-peterson/verzeichnis-buch-verlag-guthmann-peterson/noske-entfremdung.html)der niederländische Kulturanthropologin Barbara Noske.

Blog-Beitrag mit Bildern

Codeispoetry 19.11.2008 - 23:48
Mein Blogbeitrag zu der Demo hat einige wenige Bilder:  http://blog.adrianlang.de/?p=5

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 10 Kommentare

beide daumen hoch

supporter 18.11.2008 - 15:12
Beide Daumen hoch für eure Demo! War bisher weniger in Tierrechtlerischen Kreisen unterwegs und muss sagen: Mir gefiel es gut, ich hatte ne menge cooler und interessanter Gespräche und ich werde sicherlich nicht das letzte Mal auf Kundgebungen oder Aktionen der TierrechtlerInnen gegangen sein. Tiere sind verdammt noch mal nicht unser Eigentum!!

Frage

FragerIn 18.11.2008 - 15:49
ihr schreibt dass "Nationalismus und Tierbefreiung nicht vereinbar" seien ... warum, könnt ihr mir das erklären, gibt es zwischen den beiden Ideologien einen logisch ableitbaren, diametralen Widerspruch oder ist das nur eure Meinung?

Tiere sind unser Eigentum

Tiermörder 18.11.2008 - 16:20
Kein Pelzhandel seh ich ja noch ein, aber ihr seid doch bescheuert.
Warum können Menschen wohl Fleisch perfekt verdauen, hm?

Veganismus/Vegetraismus ist eine Zivilisationskrankheit!
Vor ein paar hundert jahren hatten die euch für geisteskrank erklärt wenn ihr gegen Fleisch essen seid!
Oder fragt mal eure Großeltern was sie euch gesagt hättem wenn ihr in der Nachkriegszeit so einen Müll gelabert hättet.

Tiere werden schon immer gegessen und das wird auch so bleiben!
Schön blutig und am besten sich vorher noch das Tier angucken damit man auch weiß was man isst.

Kein Verzicht

Bratmaxe 18.11.2008 - 16:43
Was ist denn an Veganismus emanzipatorisch? Fleisch ist wichtig für den Organismus, zumindest Fisch in ausreichendem Maße ist nötig zum Lebenserhalt. Aber auch die Lebensqualität sollte in einer emanzipatorischen Gesellschaft durch Fleisch angereichert werden, ob gegrillt oder gebraten, fördet es die Geselligkeit. Und wie lecker es gewürzt werden kann!
Fleischverzicht ist Mord an der Lebenslust!

Tiere

Straight Edge 18.11.2008 - 16:44
Lieber Tiermörder,

mein Opa ist mittlerweile 94 Jahre alt und ich führe mit ihm gerne ausführliche Gespräche über sein Leben. Du wirst es nicht glauben, aber in seiner Jugend war Fleisch ein Luxusgut, das sich die wenigsten Menschen leisten konnten. Dementsprechend selten stand es auf dem Speiseplan. In den Jahren nach dem Krieg war Fleisch auch ein äusserst knappes Gut, aber das muss ich einem Experten, wie dir, wohl nicht erklären.

Ein Blick auf die Wirschafts- und Sozialgeschichte wird dir zeigen, dass Fleisch für Jahrhunderte fast ausschließlich von der reichen Oberschicht konsumiert wurde. Armer Leute, besonders Bauern waren auf den Ackerbau angewiesen, um sich und ihre Familien zu ernähren und zwar aus dem ganz einfachen Grund, dass Ackerbau um ein vielfaches ertragreicher war, als die Viehhaltung.

Gleiches gilt für heute. Für ein Kilo Fleisch werden sehr viel mehr Ressourcen, Boden und Arbeitskraft aufgewandt, als für ein Kilo Getreide. Es ist somit auch eine wirtschaftliche Frage und eine Frage um die effektive Nutzung unserer knappen Ressourcen.

Wir haben heute das erste mal in der Geschichte der Menschheit die Möglichkeit ohne Probleme vegetarisch oder vegan zu Leben. Das ist keine Zivilisationskrankheit, sondern eine Weiterentwicklung.

Vor ein paar hundert Jahren wäre man übrigens auch für verrückt erklärt worden, wenn man behauptet hätte die Erde ist eine Kugel oder Hexen existieren nicht.

Sehr gute Demo

ja, meiner 18.11.2008 - 17:04
Seit langer Zeit konnte ich mal wieder auf einer Demo sein, die mir auch Spaß machte. Die verschiedenen Aktionen und die unterschiedlichen Menschen zeigten, dass dieses Thema nicht nur einer Gruppe am Herzen liegt.
Die Organisierenden konnten mit ihrer Arbeit zeigen, dass sie, nicht wie viele andere Menschen in der linken "Szene", einen Stock im Arsch haben und sich auch selbstironische betrachten können und auch fähig zur Selbstkritik sind. (siehe besonders die Theateraktion)

teilnehmerzahl übertrieben

. 18.11.2008 - 17:38
das war nie und nimmer mehr als fünfhundert leute. am alex habe ich knapp zweihundert gesehen. als es das dann losging, waren es höchtens dreihundert. war wohl nichts mit großdemo.

die "tiere wollen leben, fleisch ist mord!"-sprechchöre sorgten nicht gerade für verständnis eim omnivoren publikum. immerhin habt ihr euer kernanliegen nicht hinter dem pelzthema versteckt.

die berliner sind ja den auftritt von irren gewohnt. wenn ich da an die abtreibungsgegner zuletzt denke - puha! die hatten es allerdings geschafft, mit ihrem wald von kreuzen die ähnlich geringe teilnehmerzahl optisch zu verdoppeln. vielleicht eine anregung für unsere antispezidingsbumser: mit gekreuzigten fellkleidungstücken aufmaschieren?

Demo am 20.11 in Potsdam (Donnerstag)

Filipe 19.11.2008 - 00:18
Aufruf zum antikapitalistischen Block

In der Zeit vom 19.11 bis zum 21.11 2008 fi ndet in Potsdam die Innenministerkonferenz (IMK)
statt. Innenminister / -senatoren der Bundesländer, der Bundesinnenminister und dutzende Sicherheits-
und Polizeiorgane nehmen an den zwei Mal im Jahr statt fi ndenden Sitzungen teil. Vor allem
innenpolitisch sicherheitsrelevante Fragen sollen auf den Treffen der Innenminister diskutiert
werden. „Verfassungsrecht“, „Ausländerrecht“, „Gefahrenabwehr“ oder „Bekämpfung des Terrorismus“
- Worte aus der Bürokratie des Innenministeriums. Im Klartext heißt das nichts anderes
als die Ausweitung und Verschärfung des Kontroll- und Überwachungsapparats. Innen- aber auch
Außenpolitisch geht es um die Erhaltung und Erweiterung bestehender Machtverhältnisse und
wirtschaftlicher Interessen.

Im Jahr 2006 einigten sich die Teilnehmer_innen der Innenministerkonferenz in einem Beschluss auf die so genannte „Antiterrordatei“. Ein Register den Polizei, Nachrichtenagenturen und unzählige Geheimdienste zur Nutzung stehen. Rein präventiv wird hierbei eine Datenbank von „Terrorverdächtigen“ erstellt, wie selbst in den Beschlüssen der Konferenz beschrieben. Mit dem „Gesetz zur Errichtung gemeinsamer Dateien von Polizeibehörden und Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder “ werden tausende Menschen, vermeintliche Verdächtige täglich überwacht und kontrolliert. Es fi ndet eine undurchschaubare Zusammenarbeit von Polizei und Geheimdiensten statt,
welche selbst der bürgerlichen Verfassung ein Dorn im Auge sein müsste. Das 1949 festgeschriebene Trennungsgebot von Nachrichtendiensten und Polizei hat seine Wirkung längst verloren. Es wurde damals als Lehre aus dem nationalsozialistischen Überwachungsapparat gezogen. Der vorbeugende Charakter von staatlichen Kontrollmaßnahmen wurde auch im Zusammenhang mit den Repressionen gegen Anti G8 Aktivist_innen im letzten Jahr deutlich. Hausdurchsuchungen und ständige Überwachung dutzender Personen fanden unter dem Vorwand der Paragraphen 129a und b („Mitglied, Unterstützung einen terroristischen Vereinigung“) statt. Fast ein Jahr nach den G8 Protesten wissen nur die Wenigsten, was Wenige auch schon zum Anfang der Ermittlungen wussten. Diese wurden vom Bundesgerichtshof
für rechtswidrig erklärt, die Masse der Verfahren nach 129a eingestellt. Die Ausweitung der Überwachungssysteme dient offensiv dazu oppositionelle, progressive Strukturen und Bewegungen
zu kriminalisieren. Neu ist, das Protagonist_innen der herrschenden Verhältnisse, Menschenrechtsverletzungen nicht mehr bestreiten. Wohin die Reise geht, zeigt uns das vor
Im Jahr 2006 einigten sich die Teilnehmer_innen der Innenministerkonferenz in einem Beschluss auf die so genannte „Antiterrordatei“. Ein Register den Polizei, Nachrichtenagenturen und unzählige Geheimdienste zur Nutzung stehen. Rein präventiv wird hierbei eine Datenbank von „Terrorverdächtigen“ erstellt, wie selbst in den Beschlüssen der Konferenz beschrieben. Mit dem „Gesetz zur Errichtung gemeinsamer Dateien von Polizeibehörden und Nachrichtendiensten des Bundes und der Länder “ werden tausende Menschen, vermeintliche Verdächtige täglich überwacht und kontrolliert. Es fi ndet eine undurchschaubare Zusammenarbeit von Polizei und Geheimdiensten statt,
welche selbst der bürgerlichen Verfassung ein Dorn im Auge sein müsste. Das 1949 festgeschriebene Trennungsgebot von Nachrichtendiensten und Polizei hat seine Wirkung längst verloren. Es wurde damals als Lehre aus dem nationalsozialistischen Überwachungsapparat gezogen. Der vorbeugende Charakter von staatlichen Kontrollmaßnahmen wurde auch im Zusammenhang mit den Repressionen gegen Anti G8 Aktivist_innen im letzten Jahr deutlich. Hausdurchsuchungen und ständige Überwachung dutzender Personen fanden unter dem Vorwand der Paragraphen 129a und b („Mitglied, Unterstützung einen terroristischen Vereinigung“) statt. Fast ein Jahr nach den G8 Protesten wissen nur
die Wenigsten, was Wenige auch schon zum Anfang der Ermittlungen wussten. Diese wurden vom Bundesgerichtshof für rechtswidrig erklärt, die Masse der Verfahren nach 129a eingestellt. Die Ausweitung der Überwachungssysteme dient offensiv dazu oppositionelle, progressive Strukturen und Bewegungen zu kriminalisieren. Neu ist, das Protagonist_innen der herrschenden Verhältnisse, Menschenrechtsverletzungen nicht mehr bestreiten. Wohin die Reise geht, zeigt uns das vor kurzem beschlossene Versammlungsgesetz in Bayern. Mit fadenscheinigen Begründungen wurde dort
die Versammlungsfreiheit faktisch abgeschafft. „Versammlungen an privaten Orten“ unterliegen
der neuen Gesetzesänderung eben so wie die Anmeldepflicht des Flugblattverteilens.

Das die Innenministerkonferenz gesamtgesellschaftlich in einem weitaus größeren Kontext zu betrachten ist wird spätestens bei migrationspolitischen Themen sichtbar. Jährlich versuchen tausende
Flüchtlinge, wegen fehlender Existenzgrundlagen in ihren Herkunftsländern, die Grenzen nach
Europa zu überqueren. Viele von Ihnen sterben bei der Flucht, Andere werden Abgeschoben und wieder Andere schaffen es sich durch die äußerst prekären Lebens- und Arbeitsverhältnisse in Europa zu
hangeln. In den halbjährlichen Berichten der IMKonferenzen heißt es unter Anderem: „Ein „ausgewogener Gesamtansatz“ soll Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Einwanderung umfassen
und die Vorteile der legalen Migration nutzbar machen.“ Dem offensichtliche Problem der Migration
wird mit kapitalistischer Verwertungslogik begegnet. Migrant_innen werden offen in gut und böse selektiert. Menschen werden zur Ware. „Arbeitsmigranten“ und „Illegale“. Den meisten Migrant_innen
droht allerdings der rassistische Alltag. Sie werden mit Sondergesetzen wie Residenzpfl icht,
Drittstaatenregelung oder gar Abschiebung, was im Wortlaut des Gesetzbuches: „freiwillige Rückreise“
lautet, konfrontiert. Die Festung Europa wird ununterbrochen aufgerüstet und Flüchtlinge bekommen
es plötzlich mit „Grenzschutzagenturen“ zu tun. Im Bericht der Innenminister heißt es dazu: „Im Rahmen der operativen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten sollen das Mittelmeer mit Hilfe von
FRONTEX verstärkt überwacht und weitergehende Maßnahmen wie ein Küstenpatrouillennetz und
ein Satellitenüberwachungssystem geprüft werden.“ Und wo Grenzschutzagentur drauf steht ist auch Grenzschutzagentur drin. Die „Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen“ erhält mit seinen über 150 Angestellten ein EU gefördertes Budget von über 70 Millionen Euro (2008). Grenzsicherung sowie „Abschiebung von nicht aufenthaltsberechtigten
Ausländern“ gehört zum Aufgabenfeld des Unternehmens. Frontex, Residenzpflicht und Co. vermitteln, dass wir uns über Nation zu identifizieren haben. Somit sollen wir uns als Menschen
mit unterschiedlichen, gegensätzlichen Interessen wahrnehmen. Nicht aber als ausgebeutete, unterdrückte Menschen. Nicht als internationale Klasse. Von Vorratsdatenspeicherung, „Terrorpagraphen
129 a und b“ hin zum Projekt „Festung Europa“. Staatliche Kontrolle und Repressionen ergeben einen
Sinn. Sie sollen gesellschaftliche Widersprüche und Klassengegensätze negieren, gar unsichtbar
machen.

Gerade in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise ist es das Ziel der Innenminister, präventiv Maßnahmen vorzubereiten, die angewandt werden sollen, wenn aus der Wirtschaftskrise eine politische Krise wird. Denn es wird immer klarer, heute geht es nicht um die „Gier“ und das „Fehlverhalten“ einzelnen Bänker, kapitalistische Verwertungsbedingungen und Wachstumslogik stehen zur Disposition. In den Beschlüssen der Sicherheitskonferenzen geht es also weniger um eine real existierende Bedrohung der deutschen Verfassung, als viel mehr um präventive Maßnahmen zur Stabilisierung labiler, kapitalistischer Verhältnisse. Um allen Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, das auf Solidarität und Selbstbestimmung aufbaut, bedarf es einer revolutionären und antikapitalistischen Perspektive. Wir rufen auf sich an der Demonstration, am Donnerstag den 20.11 um 17.00 Uhr am Platz der Einheit, zu beteiligen.

Gegen Kontrolle, Uberwachung und Kapitalismus!
Hinein in den antikapitalistischen Block!
Innenministerkonferenz absägen!

Für eine Welt frei von Überwachung, Ausbeutung und Kapitalismus!

Antikapitalistisches Bündnis Potsdam

(Fast) ganz gut

egal 19.11.2008 - 03:11
Also auch wenn ich persönlich mit dem Thema Spezizismus immer noch nicht besonders viel anfangen kann und auch den Veganismus eher für ne tolle subjektive Erfahrung als für eine gesamtgesellschaftliche Perspektive halte finde ich's gut, das es generell auf der Demo mal wieder Aktionsformen abseits des bloßen "Latschens" gab. Da können einige andere Leute sich noch eine Scheibe abschneiden.
In der Hinsicht weiter so, in anderes Sachen...kommt ma wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Durch Polemik hat sich noch nix geändert.

Möchtegern Identitätsantideutsche

Meh. 19.11.2008 - 23:16
Lächerlich, wie hier versucht wird, Kritik am Veganismus und Vegetarismus zu üben und Fleisch als Lebensqualität dargestellt wird, die es aus einer emanzipatorischen Perspektive zu erhalten gälte, weil Fleisch nun einmal dazugehöre.
Dieses Gequatsche klingt zumindest, als käme es von Leuten, die nicht müde werden zu betonen, sie seien antideutsch, wenngleich sie immer noch nicht die Grundpositionen der Ideologiekritik verstehen - angefangen damit, wieso die Einordnung in ein Kollektiv, auch ein Antideutsches (denn das ist letztenendes Fremdzuschreibung) schwachsinnig ist.
Natürlich könnte das auch einfach eine unreflektierte Position aus der Restlinken sein, aber der Sprachduktus klingt ein wenig danach.
Falls das tatsächlich der Versuch war, Kritik am Antispeziesismus aus dieser Perspektive zu üben: Emanzipatorisch heißt NICHT darauf zu verweisen, wie es schon immer war und immer sein wird.
Willst du so als nächstes Frauen die an den Herd gekettet werden rechtfertigen?
Es gibt am Antispeziesismus einiges das im Argen liegt.
Völlig krude geführte Diskurse, angefangen beim Tierrechtskonstrukt, das einfach die (momentan?) anthropogene Natur des Rechtsbegriffes vernachlässigt.. stuff like that.
Da braucht sich mensch keine pseudobiologischen Fakten darüber, wie sehr Fleisch die Lebensqualität steigert zu erfinden.
Vegetarismus und Veganismus sind sinnvolle Entscheidungen, alleine im Hinblick auf den ökologischen Fußabdruck eines jeden, aber sie sind und bleiben individuelle Entscheidungen.
Und die habt ihr gefälligt zu respektieren.
Wie auch bei aller Kritik am Tierrecht folgendes angemerkt werden sollte: Die Tötung eines Tieres ist die Tötung eines Lebewesens. Als solches sollte sie zumindest reflektiert sein. Das macht sie nicht automatisch "böse", aber es sei doch bitte zumindest klar, wie Tiere im Kapitalismus leben und was die Ausbeutung von Leben im Allgemeinen bedeutet.
Es gibt da kein Schönreden, dass das zwingend zum schönen Leben gehöre (es gibt nämlich durchaus luxuriöse Fleischersatzprodukte, die kein bisschen Absinken der Lebensqualität haben), es gibt nur die Einverständniserklärung dafür, oder eben nicht.
Beide Entscheidungen sind akzeptabel, aber die Tiertötung schön oder notwendig zu reden ist doch arg absurd.