Antimilitaristische Inspektionstour

Tatortinspektorin 14.11.2008 03:14 Themen: Militarismus
Highlight der antimilitaristischen Inspektionstour war heute ein brennender MAN-Militärlastwagen: Ein großes Papp-Transparent mit dem Bild eines Bundeswehrwagens von MAN fing Feuer zum Ende der Tatortbesichtigung bei der Werkstatt des Kriegsprofiteurs MAN in der Stadt Brandenburg. Das Gelände der Werkstatt der „MAN Nutzfahrzeuge Vertrieb GmbH“ wurde zuvor mit rot-weißem Flatterband und Tatort-Schildern abgesperrt. Vermessungsarbeiten wurden durchgeführt und eine lautstarke Berichterstattung fand statt durch in weiße Schutzoveralls gekleidete Inspektoren und Inspektorinnen. Das antimilitaristische Inspektionsteam in Reisebusstärke, ausgestattet mit zahlreichen weiteren Transparenten, Infomaterial, Megaphonen und Lauti-Kleinbus besuchte an diesem Tag mehrere Tatorte des Militarismus.

Vom Gerichtsprozess zu Tatorten des Militarismus

Der Reisebus startete pünktlich um 13 Uhr vor dem Kammergericht Berlin-Moabit zur Tatortinspektionstour. Nicht das Gericht reiste, sondern ein Bus voll AntimilitaristInnen, die sich mit Florian, Oli und Axel solidarisieren, gegen die heute wieder wie bereits seit September verhandelt wurde, wegen dem Vorwurf der versuchten Inbrandsetzung von drei MAN-Bundeswehr-LKW in der oben genannten Werkstatt in Brandenburg. Eine berechtigte Initiative notwendiger praktischer Abrüstung, wie auf der einstündigen Kundgebung vor dem Start der Bustour heute erneut bekundet wurde. Auf die Anklagebank gehören die Täter des Militarismus.

Viele Tatorte des Militarismus

Mehrere Tatorte des Militarismus wurden heute besucht: Neben MAN, einem der wichtigsten Rüstungsproduzenten, der Militär-LKW in alle Welt verkauft, wurde unter anderem das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam-Geltow aufgesucht. Das Einsatzführungskommando befindet sich in der Henning von Tesckow-Kaserne, mitten im Wald. Diese Station war wichtig, aufgrund der zentralen Bedeutung dieses Ortes für die Steuerung von globalen Kriegen. Sie war jedoch auch die kürzeste, denn sie lag auf dem Rückweg einer über fünf-stündigen Tour. Mit viel Power waren wir bereits zur späten Mittagspausenzeit auf dem Uni-Campus in Potsdam.

Military Studies an der Uni Potsdam

An der Uni Potsdam wurde vor einem Jahr unter Protest der Studiengang „Military Studies“ eingeführt, eine direkte Kooperation von zwei Bundeswehrinstituten und der Uni. Die Uni Potsdam macht sich damit zur Speerspitze einer Militarisierung der Lehre und Forschung. Mit mehreren Transparenten, zwei Megaphonen und Flugblättern wurde über den Campus gezogen und die Cafeteria aufgesucht, um die Studierenden zum gemeinsamen Teach-In in die Mensa einzuladen. In der Mensa wurde informiert über neue Kriegsführungsstrategien und warum die Bundeswehr nun in die Unis eindringt, um Nachwuchspersonal nach ihren Vorstellungen zivil-militärischer Zusammenarbeit auszubilden. „Bundeswehr raus aus der Uni“ war als klares Ziel auf Transparenten zu lesen. „Military Studies“ auflösen ist die notwendige Konsequenz. Deshalb zog die Gruppe nach dem Teach-In zu den Büros der Leitung der „Military Studies“ und kennzeichnete die Wände des Flurs als Ort der Täter mit zahlreichen Plakaten.

Bildungsbausteine unterwegs

Die Fahrtzeiten zwischen den Inspektionen der Tatorte wurde intensiv für die gegenseitige Bildung genutzt. Dabei gab es folgende Bildungsbausteine:

  • Der bisherige Verlauf des Gerichtsverfahrens gegen die angeklagten Antimilitaristen in Berlin.
  • Die Militärkonzepte „Vernetzte Sicherheit“ und „Zivil-militärische Zusammenarbeit“.
  • Der Sonderforschungsbereich (SFB) 700, an dem sich auch die Uni Potsdam beteiligt neben mehreren Berliner Unis und Forschungsinstituten. Sozialwissenschaftliche Forschung für Interventionskriegstrategien und verbesserte zivil-militärische Zusammenarbeit zur gewaltsamen Umgestaltung der Welt nach kapitalistischen, neoliberalen Vorgaben.
  • Die antimilitaristische Entbettungsaktion an der FU Berlin gegen den SFB 700 am Vortag.
  • Die Bedeutung der Einsatzführungszentrale der Bundeswehr für die Planung und Steuerung internationaler Kriege der Bundeswehr und von EU-Einsätzen.
  • Potsdam als langjähriges Zentrum militaristischer Tradition am Beispiel der Garnisonskirche.
  • Die Rolle von DHL als Logistik-Dienstleister für Feldpost und Munitionstransport in globale Kriegsgebiete und die gestartete Kampagne gegen DHL.
  • Der anstehende Prozess wegen dem Anbringen von Aufklebern mit dem Bild des brennenden Bundeswehr-LKW, original vom Heinrich Böll-Bucheinband „Ende einer Dienstfahrt“ (1. Dezember, Berlin-Moabit).
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Ergänzungen

Weitere Bilder 01

Tatortinspektorin 14.11.2008 - 03:40
Fotos während der Tatortinspektionstour

Weitere Bilder 02

Tatortinspektorin 14.11.2008 - 03:42
Fotos während der Tatortinspektionstour

Beitrag auf der Tour zu MAN

Tatortinspektorin 14.11.2008 - 03:53

250 Jahre Rüstungskonzern MAN

Wie ein Rüstungskonzern am blutigen Geschäft mit Krieg seit jeher bombig verdient hat. Tatortinspektion bei denen, die Tatorte beziehungsweise Kriegsschauplätze erst möglich machen.

„Wir achten die Würde des Menschen. Das Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit findet Beachtung bei all unseren weltweiten Aktivitäten.“ (aus dem „Leitbild“ der MAN AG)

Die Gründung der heutigen MAN Aktiengesellschaft reicht in das Jahr 1758 zurück. Die Munitionsproduktion gehörte fast von Beginn an zur Produktpalette. Während des Ersten Weltkriegs wurde die MAN zum bedeutendsten Rüstungsunternehmen Süddeutschlands. Insgesamt wurden während des Ersten Weltkriegs rund 934 000 Granaten, 254 000 Minen und fast 2,5 Millionen Zünder gefertigt. Im Geschäftsjahr 1917/1918 machte das Geschäft mit Kriegsgerät fast 50 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Dass die MAN nach Kriegsende sogleich begann Prothesen für Kriegsversehrte zu produzieren, zeugt von einem zynischen Geschäftssinn.

Dank der ausgezeichneten Kontakte zum Marinekommando und Heereswaffenamt konnte die MAN während der Weimarer Republik als Produzentin von Kriegsgerät ihre Rüstungssparte weiter ausbauen. Mit den Nazis suchten die Führungskräfte der MAN sogleich den Kontakt und profitierten stark von den Aufrüstungsprogrammen. 40 Prozent aller in Deutschland gebauten Panther-Kampfpanzer wurden in den MAN Werken Nürnberg hergestellt. Bis

1944 beschäftigte die MAN und ihr Mutterkonzern, die GHH, 31 500 ZwangsarbeiterInnen. „Entschädigungszahlungen“ leistete MAN 2001 nicht weil das Gewissen drückte, sondern weil sie sich damit Rechtssicherheit vor weiteren Ansprüchen erkaufen konnte.

In den sechziger Jahren wurde vor allem die Firmensparte „Nutzfahrzeuge“ ausgebaut. Besonders dicke Geschäfte machte MAN mit dem Apartheidregime in Südafrika. In der Nähe von Durban baute MAN eine Fabrik. Südafrika gehörte seit den 60er Jahren zu den größten Abnehmern von MAN-Produkten.

Seit Bestehen der Bundeswehr zählt MAN zu den Hauptlieferanten von Militärfahrzeugen. Mitte der 70er Jahre ging der Auftrag zur Fertigung von rund 8600 verschiedenen handelsüblichen und teilmilitärisierten Fahrzeugen, sowie einiger militärischer Sonderentwicklungen an MAN. Diese LKW wurden sukzessive durch verbesserte Modelle ersetzt. Auch heute produziert MAN nahezu alle Fahrzeuge der LKW-Flotte der Bundeswehr. Aber auch Dieselmotoren, Turbomaschinen und Industriedienstleistungen gehören zum Kernbereich der Produktpalette. Die militärische Produktion der im Internet nur schwer zu findenden „Military Division“ von MAN nahm bis heute stets an Bedeutung zu.

„We are setting military benchmark“ („Wir setzen militärische Maßstäbe“) (Homepage MAN)

Die „Military Division“ beliefert Verteidigungsministerien in 150 Staaten der Erde und stattet 44 nationale Armeen mit Militärlastwagen aus. Mit einem Auftrag von 7200 „support vehicle“ Spezialfahrzeugen an die britische Armee avancierte MAN 2005 zu einem der größten Militärausrüster weltweit.

„Den neuen Bedrohungen folgend“ hat das Unternehmen zusammen mit dem Panzerbauer Krauss Maffei Wegman einen gepanzerten LKW entwickelt, der schon seit einigen Jahren im Kosovo im Einsatz ist und nun in großer Stückzahl an verschiedene europäische Armeen ausgeliefert wird. Der SX45

8x8 verfügt über eine minensichere Kabine und eine automatische Waffenstation. Die Fahrzeuge sind mit einem elektronischen Flottenmanagementsystem ausgestattet, also gerüstet für die zukünftige Kriegsführung.

Das Geschäft mit dem Tod lohnt sich für MAN. 2007 war das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte.

Seit einigen Monaten stehen drei Kriegsgegner in Berlin vor Gericht. Sie werden des Versuchs beschuldigt, MAN-LKW hier in Brandenburg angezündet zu haben. Der Prozess ist eine Farce. Es soll sich bei den Angeklagten um eine kriminelle Vereinigung handeln. Den Beweis für diese kühne Behauptung blieb die Bundesstaatsanwaltschaft bisher schuldig. Die Strafprozessordnung wird mit Füßen getreten. Die Angeklagten werden wie schlimme Schurken behandelt.

Aber wer ist denn jetzt der Schurke? Ein Rüstungskonzern der

  • seit jeher Mordinstrumente baut und verkauft?
  • seit fast 250 Jahren am millionenfachen Tod von Menschen auf der ganzen Welt profitiert?
  • beide Weltkriege als Kriegsgewinnler glänzend überstanden hat?
  • sich aktiv an der „Arisierung“ der jüdischen Betriebe beteiligte und davon profitierte?
  • ohne jeden Skrupel ZwangsarbeiterInnen ausgebeutet hat?
  • von sich aus nicht unternommen hat, um dieses Unrecht materiell zu entschädigen?
  • der zur Aufrechterhaltung des südafrikansichen Apartheidregimes aktiv beigetragen hat?
  • bis heute Rekordgewinne einstreicht und 150 Länder mit Militärgütern beliefert?

„Hier sitzen die falschen auf der Anklagebank. (...) Auf die Anklagebank gehören Kriegstreiber, Kriegsbefürworter und Rüstungskonzerne.“ (aus der Prozesserklärung der Angeklagten)

Bundesweiter Aktionstag zum mg-Prozess

Antifa 14.11.2008 - 08:29
Das Bündnis für die Einstellung des § 129a-Verfahrens [Einstellungsbündnis], Antifaschistische Linke Berlin [ALB], Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin [ARAB], Revolutionäre Perspektive Berlin [RPB] rufen zu einem Aktionstag am 13.Dezember im Zusammenhang mit dem mg-Prozess auf. Auf verschiedenste Weise soll an diesem dezentralen bundesweiten Aktionstag am 13. Dezember 2008 gegen Repression agiert werden. Anlass dafür ist der aktuell stattfindende § 129-Prozess gegen Axel, Florian und Oliver, drei linke Aktivisten aus Berlin. "Wir würden uns freuen, wenn wir an diesem Tag gemeinsam in verschiedenen Städten gegen staatliche Repression auf die Straße gehen würden. Schließlich betrifft diese uns alle, wie unter anderem das derzeit laufende Verfahren in Berlin zeigt. Im Rahmen mehrerer § 129-Verfahren wurden in den letzten Monaten und Jahren Teile bundesweiter linker Strukturen ausgespäht. Informationen zum Prozess und zum Aktionstag unter :  http://www.einstellung.so36.net

13.Dezember | Aktionstag zum mg-Prozess | Überall

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