Nbg: 3.000 bei Schulstreik

Mittwoch, halb zwölf, vor der Lorenzkirche in Nürnberg: der Platz ist voll, die Stimmung bombastisch und noch immer kommen mit jeder U-Bahn neue Leute, Schüler aus allen Stadtteilen Nürnbergs und darüber hinaus, um gegen die Bildungspolitik in Deutschland zu protestieren. Lautstark wird über die Situation an der eigenen Schule, über zu große Klassen, Unterrichtsausfall und starrköpfige Direktoren diskutiert. Die Reden vom Lautsprecherwagen werden begeistert beklatscht, die Aufforderung, Verweise und Strafen der Schulleitungen nicht einfach hinzunehmen, stoßen auf große Zustimmung. Immer wieder wird die Rede von Klatschen, Rufen und Parolen unterbrochen. Jeder, der vor der Lorenzkirche steht, weiß warum, jeder hat mit Lehrern, Mitschülern oder dem Direktoriat ausführlich diskutiert, jeder weiß, was ihm stinkt und warum er dagegen protestiert. Die Streikenden kommen dabei nicht nur aus allen Teilen Nürnbergs und der Umgebung, sie kommen auch von allen möglichen Schulen und Schularten, von Berufsfachschulen, den FHs der FOS, Real,- Hauptschule oder dem Gym. Dementsprechend reichen die Plakate und Transpisprüche, die Diskussionen und Parolen auch von : „G8 fuck off“, „Weg mit Studiengebühren“ über „Eine Schule für Alle“ und „Reiche Eltern auch für mich“, bis zu „Mehr Ausbildungsplätze“ und „Bildung für Alle-und zwar umsonst“. Alle eint der Wunsch gegen die momentane Bildungssituation zu demonstrieren und der Spass, den sie dabei haben.

Nach dem kurzen, stimmungvollen Auftakt setzt sich die Demo laut, bunt und deutlich vernehmbar in Richtung Rathaus in Bewegung. Die Polizei spricht von 3000, die sich am Streik beteiligen Die Passanten sind interessiert, die offiziellen Stadtoberen im Rathaus hingegen wenig begeistert. Von Parolen wie : „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ und „ Für die Banken sind sie fix,-für die Bildung tun sie nichts!“ werden sie lautstark über unserer Anwesenheit in Kenntniss gesetzt. Die einzige Sorge der Nürnberger Stadtspitze ist jedoch, ob die Kreide, mit der die Parolen unübersehbar ans Rathhaus geschrieben wurde, wohl wieder abgeht. Klar ist aber: unseren Protest werden sie so schnell nicht wieder los!

Dass man Jugendliche, die für ihr Grundrecht auf gute, kostenlose Bildung protestieren und streiken auch mit der Androhung vor Repression, Verweisen und Ähnlichem nicht davon abbringen kann, diese Erfahrung musste heute auch das Rektorat des Willstädter-Gymnasiums machen. Dort waren Schülern, die sich am Streik beteiligen wollten, ernste Konsequenzen angedroht worden. Unter dem Motto “Wenn ihr nicht zur Demo kommen dürft, dann kommt die Demo eben zu euch“ gab es daraufhin eine Zwischenkundgebung direkt vorm Willstädter Gym, Vielen Teilnehmern der Demo war das aber noch nicht genug: sie stürmten in die Schule, von Klassenzimmer zu Klassenzimmer und forderten die Leute auf, sich am Streik zu beteiligen. Auch wenn alles sehr friedlich ablief, musste die Schulleitung schließlich Polizei und USK rufen, um die „Ordnung“ in ihrem Schulgebäude wieder herstellen zu lassen.

Von dieser Zwischenkundgebung aus ging es, nun verstärkt durch einige Streikende vom Willstädter , weiter zurück in Richtung Innenstadt. Immer wieder bekundeten dabei Passanten und Anwohner ihre Solidarität und Zustimmung zu unserem Protest.

Der von der SDAJ Nürnberg unterstütze Schulstreik endete schließlich wie er begonnen hatte: Cool, laut und unübersehbar!

Wir fordern alle Schüler auf, es nicht bei diesem einen Protesttag zu belassen, sondern weiterhin an der Schule aktiv zu sein und sich selbst für das Recht auf ein besseres Bildungssystem einzusetzen.