Gedenkaktionen für ermordete Antifaschisten

Aktivist 11.11.2008 13:20 Themen: Antifa
Ab den frühen Morgenstunden konnten die Berliner an der Brücke „Frankfurter Allee“ und der Brücke „Greifswalder Strasse“ zwei Transparente hängen sehen die an die Ermordung der Antifaschisten „Silvio Meier“ und „Fjedor Filatov“ erinnern.
Am Abend des 21. November 1992 war Silvio Meier mit drei FreundInnen auf dem Weg zu einer Party. Auf dem U-Bahnhof Samariterstraße trafen sie auf eine Gruppe junger Neonazis, von denen einige rechte Aufnäher trugen. Die Linken stellten die Rechten zur Rede und nahmen ihnen die Aufnäher ab.

Durch den Streit hatten sie die letzte U-Bahn verpasst und wollten den Bahnhof wieder verlassen. Auf der Mittelebene warteten jedoch die Neonazis und stachen auf Silvio und seine Freunde ein; er starb kurze Zeit später. Die Polizei leugnete zudem, dass der Mord einen politischen Hintergrund hätte. Erst durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen und spektakuläre Aktionen (wie das Niederbrennen des Jugend-Clubs, in dem die Nazis verkehrten) wurde die Tat weiter untersucht und die rechte Gesinnung der Täter offensichtlich.
Die Anklage lautete auf »schwere Körperverletzung mit Todesfolge«, was eine Tötungsabsicht von Grund auf ausschließt. Silvio wurde mit mehreren Messerstichen in die Brust getötet.

Rechte Gewalt gegen Migranten und Linke in Moskau und St. Petersburg forderten in jüngster Zeit erneut Todesopfer. Im Oktober wurden in Rußland erneut zwei Antifaschisten von Neonazis ermordet. In Moskau lauerten die Täter dem antirassistischen Skinhead Fjedor Filatov vor seiner Wohnung auf, in Irkutsk wurde die 16jährige Olga Rukosyla vermutlich wegen ihres alternativen Äußeren zum Opfer neofaschistischer Schläger. Diese Morde markieren den vorläufigen Höhepunkt der sich stetig zuspitzenden rechten Gewalt in Rußland.
Im Jahr 2007 starben dort 76 Menschen bei neofaschistischen Überfällen, 2006 waren es 62 Tote, und in diesem Jahr wurden bereits 80 Morde registriert.

Kommende Woche stehen im gesamten Bundesgebiet ein Aktionstag für die Ermordeten der Faschisten an, so wie das Aktionswochenende „Siempre Antifascista“ in Berlin, das u.a. in Form einer Konferenz auf die Internationalen Morde durch Faschisten und die Situation in den verschiedenen Ländern eingehen wird.

Die Gedenkaktionen sollen auch dazu aufrufen sich an der bevorstehenden antifaschistischen Demonstration „Aus Trauer wird Widerstand – Silvio-Meier-Demo“ am Samstag dem 22 November / 15 Uhr / U-Bhf Samariterstrasse, - zu beteiligen.

Heute haben die „Aktionstage Siempre Antifascista“ begonnen!
Infos unter:  http://siempre.red-skins.de/

Nie wieder Faschismus!
Alerta Antifascista!
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Ergänzungen

Gedenktransparent für Carlos

Siempre Antifascista 11.11.2008 - 14:07
Auch in Berlin-Mitte wurde im Rahmen des Aktionstages ein Gedenktransparent für den genau vor einem Jahr in Madrid von Nazis ermordeten Carlos aufgehängt - kommt alle am 14./15.11.08 zum Siempre Antifascista Wochenende nach Berlin!

Zur aktuellen Situation in Spanien:

Zwischen Franco und „Blood&Honour"

In Spanien existiert eine starke Rechte, sowohl staatliche alimentiert in Form von Parteien und Verbänden, wie auch in Form von militanten Schlägertrupps im Stil der deutschen SA. Im Jahr 2007 wurde die Anzahl rechter, rassistischer, antisemitischer und homophober Übergriffe auf 4000 (!) geschätzt. Seit dem Jahr 1991 sind ungefähr 38 Menschen durch Neonazis ermordet worden. Besonders in den Großstädten Madrid, Valencia oder Barcelona häufen sich die Aktivitäten seitens der theoretischen und aktionistischen Rechten. Rechte und rechtsradikale Positionen schaffen es in Spanien dank der rassistischen Kriminalisierung afrikanischer MigrantInnen, welche als ErntehelferInnen in den Gemüseanbauregionen arbeiten, in die so genannte „Mitte" der Gesellschaft.

Die Parlamentarische Rechte agiert mit Hilfe populistischer, anti-muslimischer Demagogie und befindet sich im Aufwind seit den letzten Kommunalwahlen in den Jahren 2006 und 2007. Xenophobe Parteien wie „Democracia Nacional (DN)" oder „Espana 2000" vergrößern stetig ihre Wahlerfolge und sitzen in vielen Kommunen in den Parlamenten und Rathäusern.

Ein weiterer wichtiger Akteur der spanischen rechten ist die „Alianza Nacional (AN)", welche aktiv rassistische Stimmungen gegen MigrantInnen schürt. Als Konsequenzen werden MigrantInnen im Alltag als „Illegale" diskriminiert und stehen ständig unter dem Druck zu zeigen, dass sie nicht „kriminell" seien. Weitere politisch relevante rechtsradikale Parteien sind die neo-franquistischen „Falange Autentica" und die „Falange Espanola", welche politisch den antikommunistischen und faschistisch-ultranationalistischen Falange-Gruppierungen der Franco-Ära ab 1936, nahe stehen. Der Faschist Franco führte sein autokratisches Regime bis zu seinem Tod und liegt seit seinem Tod 1975 in Valle de los Caídos begraben und zieht jedes Jahr an seinem Todestag am 20. November zehntausende Faschisten an die Grabstätte, wo er mit Hitlergrüßen und anderer faschistischer Symbolik verehrt wird. Aufgrund der starken katholischen Ausrichtung der Franco-Politik sind franquistische (bzw. klerikal-faschistische) Positionen im „erzkatholischen" Teil der Bevölkerung weit verbreitet und bieten einen Nährboden für neonazistische Positionen. Militante Neonazis orientieren sich gerne an dem „nordischen Kameraden" namens „Deutschland". So wird das in Spanien legale Rock-against-Communism-Label (RAC) „Blood& Honour - Espana" unterstützt und in einigen Naziläden ist auch schon die deutsche Neonazi-Marke "Thor Steinar" zu erwerben.

Es komme immer mal wieder vor, dass zum Beispiel ein Radfahrer schwarzer Hautfarbe unvermittelt mit einem Schlag aus einem vorbeifahrenden Auto vom Fahrrad gestoßen oder zusammengeschlagen werde, erzählt Spitou Mendy, ein aus dem Senegal stammender Gewerkschaftler. Jugendliche waren es auch, die im Februar 2005 den 40-jährigen Migranten Azzouz Hosni ermordeten, als er aus einer Kaffeestube kam. Der Prozess ist noch im Gang. Im Mai 2007 wurden zwei jugendliche Neonazis in Almeria festgenommen, nachdem sie einen Mann durch Messerstiche verletzt hatten.

Eine wichtige Rolle im militanten Neonazispektrum stellen die Parteien „Nacion y Revolucion" und „Combat Espana" dar, welche eine explizit militant-faschistische Politik betreiben. Als Rekrutierungsfeld für das meist jugendliche Zielpublikum fungieren vor allem die Fußballstadien. Städte wie Sevilla, Madrid oder Valencia stehen in Ruf verhältnismäßig starke rechte „Ultra"-Gruppierungen zu haben. Im Dezember 1998 wurde die rassistische Grundstimmung in den Stadien erstmals stärker thematisiert, als Aitor Zabaleta von einem Anhänger der neonazistischen Madrider Ultras „Bastion" ermordet wurde. Doch das gesellschaftliche Klima änderte sich nicht, in den Jahren 2004 und 2005 kam es zu exzessiven rassistischen Vorfällen als gegnerische Spieler beschimpft und als „links" eingestufte Fans von rechten/rechtsradikalen Ultra-Gruppen angegriffen wurden. Einen besonders brutalen Ruf haben die „Ultras Sur" des Vereins Real Madrid, welche gerne mit faschistischer Symbolik wie Keltenkreuzen und Fahnen der Falange in der Stadt und im Stadion auftreten.

Der vorläufige Höhepunkt der Eskalierung rechtsradikaler Gewalt war die Ermordung des antifaschistischen Skinheads Carlos in Madrid am 11.11.2007. Der Täter mit seinen beiden „Kameraden" waren auf dem Weg zu einer Demonstration der Jugendorganisation der benannten rechtspopulistischen „Democracia Nacional". Carlos und seine Freunde wurden in der U-Bahn von der Gruppe angegriffen und erstochen. Erst danach und für viele MigrantInnen, AntifaschistInnen und alle anderen Opfer rechter Gewalt setzte eine starke Diskussion um die Präsenz rechter Gewalt ein- noch ohne spürbaren Erfolg...nicht präsent sind die Tatsachen, dass 2007 ein Kongolese seit einem Schlag von Neonazis in Alcalá querschnittsgelähmt ist; dass 2005 der junge Madrider Ramón in San Sebastián de los Reyes einen Messerstich in Herznähe erhalten hat und dass Roger 2004 in Barcelona von einem Neonazi ermordet wurde. Solche Diskurse sind schwer in weite Bevölkerungsteile hineinzutragen, wenn die konservative „Partido Popular" (PP), welche aus der Franco-Falange entstand, zweitstärkste Partei in Spanien ist und mit homophoben/ antikommunistischen Parolen bis zu 500.000 Menschen mitsamt Falange-Symbolik mobilisieren kann.

Siempre Antifascista Soliaktion in Göttingen

Siempre Antifascista Göttingen 11.11.2008 - 15:10
Auch in Göttingen wurde von AntifaschistInnen ein Gedenktransparent im Rahmen des Aktionstages aufgehangen. Antifaschistische Solidarität weltweit!

Siempre Antifascista - Reinickendorf

Siempre Antifascista 11.11.2008 - 18:03
Auch in Reinickendorf hat man sich am Antifaschistischen Aktionstag beteiligt!
Ab ca.09.00 Uhr Morgens machte ein Transpie über der A 111 die Fahrer in Richtung Berlin auf die ca. 1000 rechts Motivierten Straftaten schon in der ersten hälfte vom Jahre 2008 aufmerksam!

Siempre Antifascista Aktion in Oranienburg

Antifa Gruppe Oranienburg 11.11.2008 - 19:43
Auch in Oranienburg wurde den Menschen gedacht, die von Neonazis und anderen Faschisten ermordet wurden.
In Deutschland gab es seit 1990 fast 150 Tote durch Neonazis - so auch in Oranienburg.
Am 18.12.1992 wurde Hans-Jochen-Lommatsch von zwei rechten Skinheads zu Tode geprügelt, als er nach seinem Auto sehen wollte, in dessen Nähe die Mörder randalierten. Scheinbat fühlten sie sich von dem 51jährigen Baumaschinisten sosehr in ihrer Freiheit provoziert, dass sie ihn zu Tode prügelten und traten.
In den vergangenen Monaten wurden verstärkt Antifaschisten in Europa von Neonazis umgebracht. Allein in Russland sind bis zu 80 Menschen von Faschisten umgebracht worden.
Dem treiben der Nazis in Europa, wie auch in unserer Umgebung, wollen wir ein deutliches Zeichen entgegensetzen.

Kein Mensch ist vergessen - Keine Tat wird verziehen
Siempre Antifascista

15.11.2008 - Berlin-Pankow - 14 Uhr - Demonstration "Kein Kiez für Nazis"

Madrid

autonomo 12.11.2008 - 01:16
In Madrid demonstrierten heute abend ca. 5000 Menschen, unter ihnen die Mutter und viele Nachbarn von Carlos Palomino im Gedenken an den vor exakt einem Jahr ermordeten Antifaschisten.

Fotoserie:
 http://www.lahaine.org/index.php?p=34100

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 9 Kommentare an

@fred — Trixi

alter macht nicht weise — jungspund

Alter hin oder her — Pferdemann

@ jungspund — tut nichts zur sache

@Siempre Antifascista — EINSCHEISSER

@ Cypher, @ Bat — Kommunarde