bundesweiter Schulstreik am Mittwoch

Wladek Flakin 11.11.2008 00:58 Themen: Bildung Soziale Kämpfe

Am Mittwoch findet ein bundesweiter Schulstreik statt.


In Berlin wird es mindestens der vierte Schulstreik der letzten zwei Jahre sein. Doch es wird der erste wirklich bundesweite Schulstreik seit Jahren sein. Spekulationen über TeilnehmerInnenzahlen sind bekanntlich gefährlich, aber manche rechnen mit bis zu 100.000 streikenden SchülerInnen quer durch die BRD. Auf jeden Fall handelt es sich um den größten SchülerInnenprotest seit dem 20. März 2003 – also seit mehr als fünf Jahren –, als rund 300.000 gegen den Irak-Krieg auf die Straße gingen. Dieses Feature beinhaltet einen Artikel, ein Interview mit einem Berliner Schüler, einen Bericht zu einer Straßenbesetzung in Hamburg letzten Sonntag und eine Liste mit vielen Terminen für den Streik.

 

++++++++++++++++++++ Artikel ++++++++++++++++++++

SchülerInnen machen mobil

Lernende und Lehrende auf der Straße: bundesweit Proteste gegen Verkürzung der Abiturzeit, LehrerInnenmangel und Privatisierungen im Bildungsbereich

Die Liste wird immer länger: neben Berlin, Kassel und Oldenburg auch Braunschweig, Kiel und Potsdam, dazu noch Bremerhaven, Köln und Rostock. In etwa 30 Städten bundesweit werden am morgigen Mittwoch Schulstreiks stattfinden. Die Gründe für die Proteste sind vielfältig: die Verkürzung der Abiturzeit auf acht Jahre, Mangel an LehrerInnen, Privatisierungen und überhaupt alles, was allgemein "Bildungsmisere" genannt wird.

Die Bundesregierung wirbt seit Monaten für den "Aufstieg durch Bildung" und die "Bildungsrepublik Deutschland" mit einer großangelegten Plakatkampagne und einer Website. Es geht Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Kabinett aber nicht einfach darum, für alle Menschen das Recht auf Bildung zu gewährleisten – obwohl in Deutschland die Bildungschancen stärker vom sozialen Status abhängen als in fast jedem anderen Industrieland, wie die OECD attestiert.

Laut "Nationalem Bildungsbericht 2008" fehlen der Wirtschaft bald jedes Jahr eine halbe Million Studienabgänger im naturwissenschaftlichen Bereich. Hier ist der wirkliche Grund für den Aktionismus der Regierung in den letzten Monaten zu suchen. Am 22. Oktober verstaltete die Kanzlerin einen "Bildungsgipfel" in Dresden, was sie als einen "Riesenschritt" bezeichnete. Sebastian Förster vom Berliner SchülerInnenbündnis dagegen nannte ihn eine "Nullnummer", weil lediglich 25 Milliarden Euro in das Bildungssystem investiert werden sollen – und das erst 2015! Doch niemand weiß, woher das Geld kommen soll. Vor allem will die Elite an der sozialen Auslese durch das gegliederte Schulsystem und durch Studiengebühren festhalten. Statt von der Abschaffung der Studiengebühren ist lediglich von Stipendien die Rede, damit Ausgewählte die Gebühren bezahlen können.

Die Schulstreikbewegung

Angesichts der Lethargie in der Bildungspolitik sehen sich Abertausende SchülerInnen veranlaßt, selbst aktiv zu werden. Im Juni dieses Jahres gab es einen ersten Anlauf zu einem bundesweiten Schulstreik: die Vorbereitungszeit war ziemlich kurz, es gab Termin- und Kommunikationsprobleme, und die Berliner SchülerInnen probten bereits Ende Mai den Ausstand. Trotzdem streikten am 12. Juni mindestens 25.000 SchülerInnen in acht Städten, was die Motivation für einen "wirklich bundesweiten Streik" massiv erhöhte.

In den vergangenen Monaten war die bundesweite Mobilisierung sehr intensiv. Vom 10. bis 12. Oktober kamen rund 200 SchülerInnen aus der ganzen BRD in Berlin zu einem SchülerInnenkongress zusammen. Mittlerweile wurden in 30 Städten Schulstreikbündnisse gegründet. Emil Hübner aus Braunschweig meint: "Bei uns kommen jede Woche rund 50 SchülerInnen zum Treffen." Eine enorme Resonanz, die er sich vor wenigen Monaten nicht habe vorstellen können. Auch in Hamburg, München oder Berlin-Pankow sind große SchülerInnenbündnisse schnell entstanden.

Nun laufen in verschiedensten Städten Mobilisierungsaktionen. In Potsdam etwa haben Aktivisten mehrmals die Umrisse einer Leiche auf die Pflastersteine in der Fußgängerzone gemalt und den Passanten erklärt, daß das Bildungssystem der BRD nur noch eine Leiche sei. In Kassel wurde an einer ganzen Reihe von Schulen Transparente für den Streik aufgehängt. (Siehe auch den Bericht unten zur Straßenbesetzung in Hamburg.)

Aber auch die Gegenseite mobilisiert: die niedersächsische Direktorenvereinigung warnte vergangene Woche in einer Erklärung "dringend vor der Teilnahme an Demonstrationen gegen das gegliederte Schulwesen", weil es bei den Streiks um die "Zerschlagung der Gymnasien" gehe. Benjamin Müller, der letztes Jahr Abitur in Berlin gemacht hat, kontert, daß viele Gymnasiasten die Streiks mitorganisieren: "Bereits vorhandene Schichtungen in der Gesellschaft werden durch das Bildungskastensystem noch verschärft."

Über die Schulen hinaus

Der morgige Schulstreik soll nicht auf Schulen beschränkt sein. Auch an den Universitäten sind Proteste geplant. Berlins Studierendenvertretungen beschlossen, zum gemeinsamen Bildungsstreik mit den SchülerInnen aufzurufen. "Den neoliberalen Umbau der Hochschulen mit Studiengebühren und erhöhtem Leistungsdruck können wir nur stoppen, wenn wir mit SchülerInnen, LehrerInnen und der Arbeiterbewegung zusammenhalten", meint Stefan Neumann, der an der Freien Universität für den Streik mobilisiert.

Eher zufällig fällt der Schulstreik mit den Protesten im Öffentlichen Dienst Berlins zusammen. Vom 10. bis 17. November sind unter anderem die nicht verbeamteten LehrerInnen Berlins zum Streik aufgerufen, um die Forderungen nach einer Lohnerhöhung von 2,9 Prozent und dreimal Zahlungen von je 300 Euro durchzusetzen. Am Mittwoch werden streikende SchülerInnen und LehrerInnen aufeinander treffen – leider wird es keine gemeinsame Demonstration geben, aber immerhin gegenseitige Solidaritätserklärungen auf den jeweiligen Kundgebungen.

Ein verbeamteter Lehrer auf einem Berliner Oberstufenzentrum, der gegenüber dieses Reporters anonym bleiben wollte, kündigte an, dass er auch am Streik der GEW teilnehmen wird, obwohl er formal kein Streikrecht besitzt: "Das Schlimmste, was mir passieren kann, ist dass ich einen Tageslohn verliere." Seine SchülerInnen wollte er gleich zur Streikundgebung mitnehmen.

Die Schulstreikaktivisten lassen sich von Italien inspirieren. Dort wurde die Regierung von Silvio Berlusconi mit Besetzungen und Großdemonstrationen, an denen bis zu einer Million Menschen teilgenommen haben, gezwungen, eine neoliberale Bildungsreform auf Eis zu legen. Die Frage ist jetzt, ob es in Deutschland möglich sein wird, ähnlich viele Lernende und Lehrende zu mobilisieren. Beobachter rechnen immerhin mit bis zu 100.000 Protestteilnehmern morgen.

von Wladek Flakin, von der unabhängigen Jugendorganisation REVOLUTION

Eine kürzere Version des Artikels erschien in der jungen Welt am 11. November

 

++++++++++++++++++++ Interview mit Berliner Schüler ++++++++++++++++++++

"Bekanntlich ist man nur zusammen stark"

Für den bundesweiten Schulstreik engagieren sich SchülerInnen an der Basis. Ein Gespräch mit Jakob Treptow

Jakob Treptow (14) besucht die neunte Klasse auf dem Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium in Berlin-Lichtenberg und ist dort im Streikkomitee aktiv

Du bist im SchülerInnenbündnis "Bildungsblockaden einreißen!" aktiv und nimmst an der Vorbereitung des bundesweiten Schulstreiks teil. Wie ist der Stand der Mobilisierung?

Die Mobilisierung läuft wirklich gut. Es gibt jetzt in etwa 30 Städten SchülerInnenbündnisse, die den Streik organisieren. Das sind große Städte wie Hamburg, München und Berlin. Aber auch kleinere wie Kassel, Rostock und Wetzlar. Soweit ich das hier aus Berlin weiß, ist die Mobilisierung auf einem sehr guten Stand. Wir rechnen mit bis zu 10000 SchülerInnen, die am Mittwoch allein in Berlin dabei sind, und Zehntausenden bundesweit. Es wird der größte Schul streik seit Jahren sein.

Was ist der konkrete Anlaß für den Streik?

Für solch einen großangelegten Streik gibt es bei weitem nicht nur einen Anlaß. Die Schule wird immer belastender für SchülerInnen und LehrerInnen. Deswegen fordern wir Klassen von maximal 20 SchülerInnen, deutlich mehr LehrerInnen, die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems sowie eine völlig kostenfreie Bildung für alle. Es kann nicht sein, daß wir ein Bildungssystem haben, welches nur die Reichen fördert und dabei Leute aus "bildungsferneren" Schichten völlig auf der Strecke läßt. Deswegen braucht man eine Schule, in der keiner Vor- oder Nachteile hat und die auf die individuellen Stärken und auch Schwächen aller SchülerInnen eingeht.

Welche Zustände an deiner Schule haben dich dazu bewegt, für den Schulstreik aktiv zu werden?

Wir SchülerInnen leiden einfach unter katastrophalen Lernbedingungen: die Klassen sind überfüllt, die LehrerInnen sind überfordert und machen zum großen Teil innovationslosen Frontalunterricht, bei dem schwächere SchülerInnen einfach übergangen werden. Außerdem hat unsere Schule viel zu wenige LehrerInnen, weswegen oft Unterrichtsstunden ausfallen.

Was hat euer Streikkomitee bisher gemacht?

Wir haben regelmäßige Treffen organisiert, bei denen wir bildungspolitische Filme wie z. B. "Treibhäuser der Zukunft" schauen und diskutieren. Außerdem haben wir schon ein paar Aktionen an unserer Schule durchgeführt. Wir haben beispielsweise ein fünf Meter langes Transparent aus dem Fenster gehängt und Flyer verteilt, oder besser gesagt aus dem Fenster fliegen lassen. An unserer Schule haben wir bisher zwar einiges gemacht haben, wir haben jedoch noch einiges zu tun bis zum Streik und vor allem auch nach dem Streik.

Die Bundesregierung hat das Thema Bildung zu einem Schwerpunkt erklärt. Du warst in Dresden, als Kanzlerin Angela Merkel im vergangenen Monat den "Bildungsgipfel" veranstaltete. Was ist dein Eindruck vom neuen Engagement der Regierenden?

Meiner Meinung nach sehen die Regierenden das Thema Bildung nicht wirklich als Schwerpunkt, was man auch sehr gut an den Resultaten dieses Gipfels erkennen kann. 25 Milliarden an zusätzlichen Ausgaben bis 2015 ist einfach viel zu wenig, vor allem wenn man diese Ausgaben im Verhältnis zu den 500 Milliarden für das Bankenrettungspaket sieht. In dem Sinne beweist die Regierung ihre Inkompetenz beim Thema Bildung, da sie keinerlei Bemühung in Richtung unserer Forderungen zeigt und das Geld lieber anders ausgibt, zum Leid der SchülerInnen und LehrerInnen. Deswegen glaube ich, daß es nun vor allem in der Hand von SchülerInnen und LehrerInnen liegt, für eine bessere Bildung zu kämpfen.

In Berlin streiken in dieser Woche auch angestellte LehrerInnen. Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen den SchülerInnen und der LehrerInnengewerkschaft GEW?

Ja, es gibt eine Zusammenarbeit und wir werden zusammen mit den LehrerInnenn am Mittwoch auf die Straße gehen, um den Regierenden zu zeigen, daß etwas verändert werden muß. Dabei darf man nie vergessen, daß unser Streik nicht gegen LehrerInnen und Beschäftigte an den Schulen gerichtet ist, denn auch diese leiden unter den Kürzungen im Bildungswesen gleichermaßen. Wir solidarisieren uns mit den LehrerInnen und anderen Beschäftigten. Wir wollen ja alle etwas an dieser ungerechten Kürzungspolitik verändern. Außerdem ist man ja bekanntlich nur zusammen stark.

 

++++++++++++++++++++ Straßenbesetzung in Hamburg ++++++++++++++++++++

Am 12.11. ist Schulstreik – auch in Hamburg. Um noch ein letztes Mal richtig Aufmerksamkeit zu bekommen, entschlossen wir, das Hamburger Streikkomitee, uns spontan vom Treffen des 9.11. aus eine kleine Aktion zu starten. Und so zog am späten Nachmittag eine Menge von 50 Menschen mit Transpis und Schildern bewaffnet los, um dem nahen Dammtorbahnhof einen kleinen Besuch abzustatten.

Dort warteten wir die Grünphase der Ampel ab, um uns auf der Straße ein wenig breit zu machen; die überraschten AutofahrerInnen waren mit einer schreienden Gruppe konfrontiert, die ihnen den Weg versperrten. Wir hielten die gelben Plakate des Schulstreiks hoch, hatten ein großes Transpi und schrien Parolen wie "Streik in der Schule, Streik im Betrieb, das ist unsere Antwort auf eure Politik!". Auch wenn sich viele AutofahrerInnen nicht gerade in uns verliebt haben, konnten wir doch einiges an Aufmerksamkeit erreichen; es kam sogar zu vereinzelten Solidaritätsbekundungen.

Um nicht allzu viele Menschen gegen uns aufzuhetzen, entschieden wir uns nach circa zehn Minuten, die Straße zu räumen und in die Halle des Dammtorbahnhofes zu gehen. Dort riefen wir eine Zeit lang weiter unsere Parolen, um dann eine "Bildungsleichen"-Aktion zu starten, indem wir uns wie "tot" auf den Boden lagen. Als kurze Zeit später das leicht angenervte Bahnpersonal erschien, zogen wir unter "Deutsche Bahn, Deutsche Bahn"-Gesängen von Dannen.

Auf einer hinter dem Bahnhof gelegenen Brücke setzten wir springend und singend unsere Aktion fort, als die Bullen in etwa drei Einsatzwagen unter Blaulicht und Martinshorn ankamen. Als wir die Brücke runter zogen, kam uns ein Trupp von etwa 50 mit Helm und Schlagstock bewaffneten Männern/Frauen entgegen. Zum Glück konnten einige MitstreiterInnen unter Kooperation mit dem (interessiert scheinenden) Einsatzleiter Schlimmeres verhindern, wenn auch unter der Bedingung den Demozug aufzulösen. Also gingen die Menschen in einzelnen Gruppen von Bullen überwacht auf den Nachhauseweg.

Kommt zur Demo am 12.11. um 10 Uhr am Hachmannplatz/Hauptbahnhof. Auch in vielen anderen Städten der BRD wird gestreikt.

von A., REVOLUTION-Unterstützer aus Hamburg

 

++++++++++++++++++++ Termine für den Schulstreik ++++++++++++++++++++

Für den morgigen Mittwoch sind SchülerInnenproteste in den folgenden Städten angekündigt:

Aachen, 9 Uhr Elisenbrunnen
Bad Wildungen, 9 Uhr Stresemannstraße, zwischen BGS und Berufsschule
Berlin, 11 Uhr Rotes Rathaus
Bonn, 9.30 Uhr Hofgartenwiese
Braunschweig, 10 Uhr Platz der Deutschen Einheit (Rathausvorplatz)
Bremerhaven, 11.30 Uhr An der Großen Kirche
Freiberg, 11.30 Uhr Obermarkt
Göttingen, 11.30 Uhr Gänseliesel
Gotha, 10 Uhr Hauptmarkt
Gütersloh, 10 Uhr Anne-Frank-Gesamtschule, 11 Uhr Berliner Platz
Hamburg, 10 Uhr Hauptbahnhof/Hachmannplatz
Hannover, 12 Uhr Opernplatz
Jena, 10.30 Uhr Holzmarkt
Kassel, 10 Uhr Rathaus
Köln, 10.30 Uhr Rathaus
Kiel, 10.30 Uhr Asmus-Bremer-Platz
Lübeck, 11.55 Uhr Am Kohlmarkt
Lüneburg, 10.30 Uhr Clamartpark, vorher Sternmärsche
Minden, 10 Uhr Hamburger Hof
München, 9 Uhr Geschwister-Scholl-Platz vor der Uni
Neuruppin, 12 Uhr Friedrich-Schinkel-Gymnasium
Northeim, 11.30 Uhr Am Münster
Nürnberg, 11.30 Uhr Lorenzkirche
Oldenburg, 10 Uhr Hauptbahnhof
Paderborn, 12 Uhr Rathausplatz
Potsdam, 9 Uhr Platz der Einheit, Anschließend Teilnahme in Berlin
Rostock, 10 Uhr Uniplatz
Stralsund, 10 Uhr Alter Markt
Stuttgart, 9 Uhr Lautenschlagerstr. (gegenüber Hauptbahnhof)

Weitere Informationen im Internet: www.schulaction.org


++++++++++++++++++++ Links über Schulstreiks ++++++++++++++++++++

Bildungsblockaden einreißen!

Berliner Schulstreik im September 2006
Berliner Schulstreik im April 2007
Berliner Schulstreik im Mai 2008
Schulstreik gegen die MSA-Wiederholung
SchülerInnenproteste dieses Jahr in Chile
Infoseite über Schulstreiks von REVOLUTION

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Ergänzungen

Berlin

Ein Freund 11.11.2008 - 07:25
Dieses Jahr gibt es einen antikapitalistischen Block, der vor der eigentlichen Demo laufen wird, er wird, soweit bekannt, einen eigenen Lauti haben, also erscheint zahlreich!

Für eine revolutionäre Jugendbewegung - Für den Kommunismus!

Streik in Frankfurt

ich 11.11.2008 - 08:38
Auch in Frankfurt gibt es einen Schulstreik. Treffpunkte für die Demo: 8.00 Uhr Marktplatz Dornbusch und Günthersburgpark. 9.30 Uhr Offenbach Marktplatz (gemeinsam nach Frankfurt). 10.00 Uhr gemeinsame Zwischenkundgebung Konstabler Wache und weiter Richtung Römer.

Weitere Infos: www.jugendbuendnis-ffm.de

Schulstreik Bremen

Bremerin 11.11.2008 - 10:54
Auch in Bremen streiken SchülerInnen am 12.11
TREFFPUNKT: 11:00 Uhr am Bahnhofsvorplatz

nicht nur schulstreik

.... 11.11.2008 - 13:00
am mittwoch soll es, wegen der deutlich mangelnden staatlichen finanziellen unterstützung deutscher krankenhäuser, laut tlz auch zu einem bundesweiten kurzstreik der krankenhäuser kommen. mittags soll die arbeit bundesweit für eine stunde niedergelegt werden.

nürnberg

egal 11.11.2008 - 13:02
www.schulstreik.org
11.30 Lorenzkirche

SCHULSTREIK!!!

antifa.sozialbetrug 11.11.2008 - 13:35
Schulstreiks in ganz Deutschland am Mittwoch

Schulstreik | 12.11. 08 | bundesweit

 http://antifasozialbetrug.siteboard.de/antifasozialbetrug-about728-30.html

Tübingen

FSO-Sympathisantin 11.11.2008 - 13:41
In Tübingen wird die Freie SchülerInnen Organisation (FSO), die den ersten Anlauf zu (kleineren) bundesweiten initiiert hatte, am 12.11. keinen Streik veranstalten. Statt dessen wird eine Demonstration am Nachmittag der Auftakt für eine Eltern-SchülerInnen-LehrerInnen-Konferenz sein, mit der die Basis für die Bewegung verbreitert werden soll.

Mehr Infos: www.fso-tuebingen.de

Black-Block ?

Berliner Antifa 11.11.2008 - 14:22
Zum Thema Black-Block auf Schülerdemos (ich gehe im Folgenden von der Situation in BLN aus, wie's in anderen Städten ist, kann ich nicht einschätzen):
Eine Abgrenzung/Separation von der restlichen Demo durch einen als "antikapitalistisch" deklarierten schwarzen Block sehe ich als das denkbar schlechteste Mittel, wie die radikale Linke auf den Schülerstreik einwirken kann. Ziel des linksradikalen Bündnisses (ARAB, ALB, ARGS) sollte doch vielmehr sein, INHALTLICH auf das "Schulaction"-Bündnis einuwirken und denen mal klar machen, wozu Schule im Kapitalismus da ist und weshalb somit die Schulaction-Forderungen ziemlich naiv (um es nett auszudrücken) sind. Evtl könnte somit eine inhaltliche Radikalisierung der Schülerstreiks erreicht werden und der antikapitalistische Aspekt mehr ins Zentrum DES GESAMTEN BÜNDNISSES gerückt werden.

Durch eine Abgrenzung sowohl inhaltlich ("Wir sind die AntikapitalistInnen, ihr die Anderen") als auch praktisch (autonomer Block) wird dies alles nicht erreicht werden. Auch aus Demo-praktischen Gründen ist das Black-BLock-Prinzip morgen fehl am Platz (der Black Block bekommtn fettes Spalier verpasst und den Bullen wird es wieder einmal unnötig leicht gemacht).

Ich, als autonomer Antikapitalist, werde morgen definitiv nicht im schwarzen Block mitlaufen. Dunkel kleiden werde ich mich jedoch schon, sowohl um nach außen zu zeigen, dass ich nicht einfach nur Lernmittelfreiheit, sondern die ganze Bäckerei fordere, als natürlich auch aus dem Anonymitäts-Grund bzw um mich vor staatlicher Repression zu schützen.

Französische Verhältnisse schaffen.

Solidarität für streikende LehrerInnen

Wladek Flakin 11.11.2008 - 14:41
Heute sind rund 8.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Berlin in den Streik getreten, darunter etwa 1.000 angestellte LehrerInnen. Ein Aktivist vom SchülerInnenbündnis "Bildungsblockaden einreißen!" hielt den folgenden Redebeitrag auf der Abschlusskundgebung vor dem Hauptgebäude der Technischen Universität:

"Ich habe eine Solidaritätserklärung, die sich vor allem an die streikenden LehrerInnen hier richtet. Denn Manche behaupten, dass SchülerInnen und LehrerInnen verfeindet seien.

Aber ich bin vom SchülerInnenbündnis "Bildungsblockaden einreißen!" und ich kann euch sagen, dass die SchülerInnen und Studierende, die in diesem Bündnis organisiert sind, um gegen die Bildungsmisere zu kämpfen, sich mit euch und mit eurem Streik solidarisieren!

Denn ihr und wir kämpfen gegen den gleichen "rot-roten" Senat, der seit Jahren das Geld für das Bildungssystem kürzt.

Wir von "Bildungsblockaden einreißen!" wollen eine gemeinsame Bewegung gegen die Kürzungspolitik, und zwar von allem Menschen im Bildungsbereich: SchülerInnen, Studierende, LehrerInnen, Beschäftigten an den Schulen, meinetwegen auch ProfessorInnen.

Nun: was können wir gemeinsam machen? Für den Schulstreik treffen wir uns morgen um 11 Uhr hinter dem Roten Rathaus. Ihr könnt eure SchülerInnen auffordern, selbst zum Streik zu gehen oder mit euch zum Streik zu gehen.

Leider treffen immer wieder Horrormeldungen bei uns ein, wie manche SchuldirektorInnen mit allen denkbaren Mitteln versuchen, SchülerInnen von ihrem demokratischen Recht auf Versammlungsfreiheit und freie Meinungsäußerung abzuhalten. Ihr könnt also den SchülerInnen Mut machen, damit sie ihr Recht auf Streik trotz der Repressionsdrohungen in Anspruch nehmen.

Zuletzt könnt ihr auch auf unsere Demo kommen. Wir treffen uns um 11 Uhr hinter dem Roten Rathaus und werden gegen 12 Uhr am Bebelplatz, wo eure Abschlusskundgebung stattfindet, vorbeiziehen. Wir wollen, dass möglichst viele GEW- und ver.di-Mitglieder mit uns demonstrieren.

Wenn SchülerInnen, Studierende, LehrerInnen und ArbeiterInnen alle zusammenhalten und gemeinsam streiken, können wir der Kürzungspolitik in dieser Stadt und in diesem Land ein Ende setzen!"

Der Redebeitrag wurde immer wieder durch Applaus unterbrochen. Im Anschluss forderte die Moderatorin von ver.di die streikenden LehrerInnen nochmal auf, streikwillige SchülerInnen zu unterstützen und nicht zu hindern.

Der Redner wurde im Publikum immer wieder von LehrerInnen und SchulsekretärInnen gefragt, ob SchülerInnen ein Streikrecht haben bzw. wie auf die Repressionsdrohungen mancher SchulleiterInnen zu antworten sei. Viele LehrerInnen haben auch Schulstreikflyer für ihre Kinder mitgenommen.

Es bleibt zu hoffen, dass viele LehrerInnen an der Demonstration des Schulstreiks teilnehmen.

Quelle:  http://www.schulaction.org/?q=taxonomy/term/1

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verlinker 11.11.2008 - 15:32

wer sagt das?

antikapitalist 11.11.2008 - 15:55
wer redet von einem black block VOR der Demo? das ist Schwachsinn und schlicht nicht wahr!. Fakt ist: Es gibt Aufrufe zu EINEM antikapitalistischen BLOCK. Und dass bedeutet, jeder, der/die sich als AntikapiatalistIn bezeichnet, wird dort hingehen. Wo der Block sein wird und wie er aussieht? Keine Ahnung, aber aus reiner Erfahrung heraus war der "linksradikale"
Block meist, aus verschiedenen Gründen ein "Black Block" und meist auch vorne IN einer Demo, auch das hat seine Gründe. Mir scheint, ein besonders eifriger Mensch ist hier schonmal übers Ziel hinausgeschossen und meint gleich einen abgesonderten SuperMachoBlock ausrufen zu können. Das ist schlichtweg peinlich @jawuc & co. hoffe mensch sieht sich doch im antikapitalistischen Block einfach weil das eine gewisse Aussagekraft hat. Hoffe gleichzeitig, gewisse Macker können ihr Geltungsbedürfnis etwas hinunterschrauben und in Kontakt mit den Schülern sein, anstatt einfach blöd VOR der eigentlichen Demo (wie schwachsinnig ist das denn ?!?)rumzuposern

Giessen

Knut 11.11.2008 - 16:10
Auch in Gießen findet ein Streik statt.
10:00 am Kirchenplatz!
kommt zahlreich
Bildungsblockaden einreißen!

Laupheim

Lauph.eim 11.11.2008 - 18:10
Treffpunkt in Laupheim ist ab 9.00 Uhr hab ich gehört.

Lüdinghausen

Weizsäcker 11.11.2008 - 18:17
In Lüdinghausen, einer 25.000 Seelen Stadt im Münsterland wird es auch zu Protesten kommen, doch der Direktor des Richard-von-Wizsäcker Berufskollege hat bereits angekündigt jeden der an diesem Protest teilnimmt von der Schule zu verweisen!

Wir nehmen dies nicht einfach hin!
Widerstand lässt sich nicht verbieten!

black block in HH unerwpnscht

name 11.11.2008 - 19:06
boah ey, welches arschloch hat hier zu einem black block aufgerufen? komm zum lauti und wir werden dir was erzählen. Das ist definitv nicht im sinne der veranstaltenden. meine fresse, dadurch wird wieder nur bestätigt, dass einige einen an der klatsche haben.

HIER DIE ANSAGE:
EIN BLACK BLOCK IN HAMBURG IST UNERWÜNSCHT!!! DAS IST EINE BILDUNGSDEMO UND HAT NICHTS MIT REPRESSION UND SONSTIGER ANGST ZU TUN. WER EINEN BLACK BLOCK AUFMACHEN WILL, KANN DAS GERNE FERNAB DER DEMO MACHEN.

EA Berlin ist besetzt

EA Berlin 11.11.2008 - 20:20
Wir vom Berliner Ermittlungsausschuss (EA) sitzen morgen am Telefon, so dass sich Leute, die festgenommen wurden (oder deren FreundInnen, ZeugInnen von Festnahmen etc.), bei uns melden können unter der bekannten Telefonnummer 030-69 22222.
Wir werden uns um die Leute kümmern, die länger festgehalten werden. Meistens werden Leute, die in Gewahrsam genommen wurden, nach einigen Stunden wieder freigelassen. Es ist wichtig, dass sich die Leute, die freigelassen wurden, wieder bei uns abmelden. Viele vergessen das häufig und wir schicken dann umsonst AnwältInnen in die Spur.

Deshalb sollten alle auf der Demo wissen, dass:

1. der EA besetzt ist
2. auch wenn der AB drangeht, man bitte drauf sprechen soll, möglichst deutlich
3. alle wieder abgemeldet werden, die wieder freigelassen werden
4. man bei der Polizei keine Aussagen, außer zu seinen Personalien machen muss und auch nicht sollte
5. man in der Sprechstunde des EA Dienstags von 20 - 22 h im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a gerne vorbeikommen kann, wenn man Post von der Polizei bekommt oder einfach Fragen hat


erfolgreiche Demo wünscht:
der EA

Mittwochabend

SoList 11.11.2008 - 21:49
Schulstreik?! Und nun wie weiter?

Wir wollen gemeinsam über die Schule und die Bildung im Kapitalismus diskutieren. Aber auch wie wir uns für eine andere Schule einsetzen können.

Los geht es am Mittwoch * 12.11.08 * 19 Uhr * B5 * Brigittenstr. 5

Veranstalterin: SoL * Sozialistische Linke  http://www.sol-hh.de



Schulkritik muss auch immer Gesellschaftskritik sein!

Die Schulbildung in Deutschland ist darauf ausgerichtet, uns auf die Eingliederung in die kapitalistische Arbeitswelt vorzubereiten. Unsere eigenen Bedürfnisse werden dabei meistens außeracht gelassen. Die Folgen sind Demotivation und Desinteresse, welchen mit unnötiger Autorität und unfairer Selektion begegnet wird. Schon nach der vierten Klasse werden die Möglichkeiten stark eingeschränkt. Die Weichen stehen auf Manager, Angestellter oder Arbeitsloser. Um ganz nach oben zu kommen, hilft ein starker und harter Ellenbogen meistens mehr als ein kluger Kopf. Hierbei zählen soziale und ethnische Herkunft mehr als das tatsächliche Leistungspotenzial, sodass man sich im Sieb der Schule fast ausschließlich nach unten bewegen kann, nur die allerwenigsten schaffen es tatsächlich von unten nach oben. Die Bildungselite wendet nun ihre erlernten Fähigkeiten an, um die Konkurrenz auszuschalten, die sozial Schwachen auszubeuten, um selbst den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. So schließt sich der Kreislauf: die Armen bleiben arm, die Reichen bleiben reich. In streng autoritärer Manier wird man auf die altdeutschen Werte Pünktlichkeit, Gehorsam und Leistungsfähigkeit gedrillt, halt einfach alles, was du brauchst um ausgebeutet zu werden oder um es selbst zu tun. Aus der Reihe tanzen ist nicht drin, zu groß ist die Angst, dass man bei dem Lehrer in Missgunst gerät oder sich gar vor dem hohen Gericht der Schulleitung zu verantworten hat. All dies geschieht unter dem Deckmantel der „Demokratie“. Doch wo ist sie? Wo versteckt sich die Demokratie? Demokratie ist nicht dort, wo Anfang jedes Jahres einflusslose Schülervertreter gewählt werden. Diese vermeintliche Demokratie ändert nichts an der Tatsache, dass man als Schüler tagtäglich der Willkür von Lehrpersonal und Schulleitung ausgesetzt ist. Demokratie ist dort, wo sich die Schüler selbst vertreten! Demokratie ist dort, wo wir als Schüler selber, völlig frei von jeglichem Leistungsdruck, entscheiden, was wir lernen! Sie ist dort wo kein Konkurrenzkampf herrscht, sondern ein solidarisches Bewusstsein den Schulalltag prägt und jeder dem anderen hilft!

Wozu bräuchten wir noch Noten, wenn wir wirklich für uns selber lernen würden? Wozu noch übertriebene Autoritäten, wenn wir aus freien Stücken lernen können?

Wir sind uns bewusst, dass eine Schule, wie wir sie uns vorstellen, in diesem System nicht möglich ist. Dieses System beruht nun mal auf der von uns kritisierten Selektion und Konkurrenz.

Daher fordern wir eine absolut kostenfreie und praxisorientierte Schule, die uns auf das Leben an sich vorbereitet! Wir wollen nicht für dieses kapitalistische System funktionieren, sondern leben, lernen und kämpfen!





Bar*SoL jeden Freitag ab 22 Uhr im internationalen Zentrum B5!

Antikap-Block in Bln= Teil der Demo

bündnismensch 11.11.2008 - 22:17
auch wenn es so gute 13stunden vor der demo zwar nicht mehr viel machen wird, so soll hier nochmal eine berichtigung statt finden.
der antikapitalistische block der berliner demo läuft nicht separat vor der demo, sondern ist läuft im vorderen teil der demo.
schon bei den letzten demos gab es verschiedene "blöcke", jedoch nicht in form von separierungen innerhalb der demo, sondern in form von lautsprecherwägen.
für berlin heißt das konkret, dass der lautsprecherwagen der antikapitalisten vorne sein wird. die demo ist EIN zug, nicht mehrere seperate teile.

Wie weiter nach dem Streik

Revo 11.11.2008 - 23:26
Eine offene Diskussionsveranstaltung von REVOLUTION

Über den Streik hinaus...
Möglichkeiten zur Organisierung

Freitag, 14. November, 18 Uhr
Rote Insel: Mansteinstraße 10
U-Bhf Yorckstraße, Berlin-Schöneberg

Diskussionspapier zum Schulstreik

Jugendantifa Frankfurt/M 12.11.2008 - 12:51
Grundsätzlich begrüßen wir den für den 12. November angesetzten bundesweiten Schulstreik und somit eine Auseinandersetzung und - hoffentlich vernünftige - Reflexion der eigenen sozialen Lage seitens der SchülerInnen. Kritik ist an der inhaltlichen Auslage der Veranstaltung sowie der dafür verantwortlichen Gruppen unserer Meinung nach trotzdem zu üben. Diese inhaltliche Kritik hat in keinster Weise als persönlicher Angriff oder dergleichen gewertet zu werden, vielmehr möchten wir einige zusätzliche Denkanstöße geben.

1. "Radikal sein heißt das Problem bei der Wurzel zu packen"

Vorausgehend möchten wir unser Verständnis von "emanzipatorischer" Gesellschaftskritik darlegen. So kann jede vernünftige Kritik unserer Meinung nach nie bei den bestehenden Verhältnisse aufhören, vielmehr muss sie gerade diese in ihrer Totalität begreifen und kritisieren. Der oft gehörten Forderung nach einem sozialerem, besserem oder fairerem Kapitalismus setzen wir die klare Ablehnung dieses menschenverachtenden Systems der Verwertung, sowie die legitime Forderung nach der Umwälzung aller Verhältnisse "in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist" (K. Marx) entgegen. Gesellschaftliche Entwicklungen können nie als von der Gesellschaft isoliert betrachtet werden, sonder müssen immer in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext gestellt werden, dies alleine schon deshalb weil sie ihren Ursprung doch gerade eben in dieser Gesellschaft finden. Zwar ist eine Kritik auftretender Tendenzen möglich, jedoch nur so lange es nicht bei einer bloßen Kritik eben dieser bleibt. Der Kapitalismus als allumfassendes System macht halt eben auch und gerade vor dem Bildungssystem nicht halt. Wer sich selbst also einen revolutionären Anstrich verpasst, der kommt um eine Kritik der bestehenden Verhältnisse nicht herum, jedwede gesellschaftliche Intervention die dies zu umgehen versucht ist von Beginn an zum scheitern verurteilt.

2. Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint

Mit Sicherheit sind die gestellten Forderungen nach einer "besseren Bildung", das heißt Abschaffung von G8, Aufhebung des dreigliedrigen Schulsystems, Abschaffung von Noten usw. tendenziell als positiv zu werten, da sie einen gewissen - wenn auch nur im Kapitalismus immanenten - Standard stellen. Generell ist aber zu hinterfragen, ob mensch sich mit seinen Forderungen an den Staat, bzw. die Parteien die ihn repräsentieren richten sollte, auch wenn minimale systemimmanente "Verbesserungen" möglich sind, zu einem "Sturz des Kapitalismus durch die Revolution der Arbeiterklasse"(Gruppe REVOLUTION) kommt es so mit Sicherheit nicht. Durch Verrechtlichung werden soziale Kämpfe so vielmehr zu einer Angelegenheit des Staates, bzw. oppositioneller Parteien, dass dies keinesfalls zu der doch so viel beschworenen Weltrevolution führt sollte jedem klar sein. Der Staat ist weder Freund noch Helfer, wer ihn um Hilfe bittet, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden, so ist es doch gerade der Staat, der durch die Aufrechterhaltung seines Gewaltmonopols für einen mehr oder weniger reibungslosen Ablauf des kapitalistischen Produktionsprozesses sorgt, dass diese Aufrechterhaltung vielfältige Wege beschreiten kann, zeigt unter anderem die momentane Finanzkrise. Die einzig vernünftige Perspektive liegt für uns in einer staats- und parteiunabhängigen Selbstorganisierung.

3. Bildung ist nicht Bildung ist nicht Bildung
"Es zielt nicht auf Begriffe und Bilder, nicht auf das Glück der Einsicht, sondern auf Methode, Ausnutzung der Arbeit anderer, Kapital" (Adorno/ Horkheimer, Dialektik der Aufklärung)

Die Forderung nach einer guten Bildung ist in aller Munde, von CDU bis zur SPD, die Lösungsansätze könnten unterschiedlicher nicht sein, hier setzt mensch auf integrierte Gesamtschulen, dort auf die Förderung von Eliten, das Ziel jedoch bleibt stets das gleiche, der Standort Deutschland soll fit gemacht werden für den internationalen Wettbewerb. Systemimmanente "Verbesserungen" sind zwar möglich und können so kurzfristig den Schulalltag für den Einzelnen erträglicher machen, langfristig dienen sie jedoch nur der Verwertung von Kapital. Bildung wird als bloßes Werkzeug zur Erwerbung von Fähigkeiten, die einen in der gnadenlosen Auslesefunktion des Wettbewerbs bestehen lassen, benutzt. In diesem Zusammenhang wird Bildung nicht an sich selbst, sondern in dem Maße ihrer Nützlichkeit für den Produktionsprozess gemessen und ist somit letztendlich lediglich Mittel zum Zweck und verfehlt ihren eigentlichen Sinn. Anstatt also eine bessere Bildung einzufordern, welche jedoch trotz allem für den Kapitalismus funktional bleibt, sollte mensch sich, jenseits des gegebenen, Gedanken über mögliche Alternativen machen.

4. Revolution feat. Klassenkampf& Proletariat

Die Revolution als Universallösung, diesem Eindruck kann mensch sich unmöglich bei einem Blick auf die Internetseite einiger Gruppen entziehen. Zwar sollte eine Revolution mit Sicherheit stets Ziel einer sich emanzipatorisch nennenden Bewegung sein. Wer jedoch Revolution nicht bloß um der Revolution wegen machen will, sondern sich Glanz und Gloria einer möglichen emanzipatorischen Gesellschaft als Ziel gesetzt hat, der sollte einige Basisbanalitäten nicht aus den Augen verlieren. Als Antwort auf jegliches realpolitische Geschehnis wird stets die Revolution genannt, eine kritische Auseinandersetzung mit der Ausgangssituation sowie dem Ergebnis dieser möglichen Revolution findet nicht statt.

4.1.Proletariat

Klare Sache, verantwortlich für die Weltrevolution kann natürlich nur das Proletariat sein, die VerliererInnen des globalen Kapitalismus, die Unterdrückten und Ausgebeuteten. . Doch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass gerade auf das deutsche Proletariat in Sachen Weltkommunismus eher weniger Verlass ist. So war es doch gerade ein Großteil des deutschen Proletariats, das sich 1933 anstatt sich über alternative Gesellschaftsmodelle Gedanken zu machen, sich lieber der Idee vom groß- deutschen Reich anschloss und letztendlich selbst zum Träger dieser Idee wurde. Momentan dürfte das deutsche Proletariat dann wohl eher an den Ergebnissen der deutschen Nationalmannschaft interessiert sein als ihrer revolutionären Bestimmung gerecht zu werden. So schön es auch wäre, Revolution ist halt nicht mit jedermann/frau zu machen, wer dies nicht wahrhaben will, trägt eher zu ihrer Verhinderung als Erfüllung bei.

4.2.KapitalistInnen

KapitalistInnen werden von Marx als die besitzende Klasse definiert, sie verfügt über alle Produktionsmittel, das Proletariat hingegen hat nichts zu bieten außer ihrer Arbeitskraft und ist somit die unterdrückte Klasse da sie gezwungen ist diese Arbeitskraft den KapitalistInnen für einen gewissen Lohn zu verkaufen. So weit so richtig, falsch sind allerdings die Schlüsse die nun einige der VeranstalterInnen aus diesem Missstand ziehen. So wird die Bourgeoisie als ein kleiner elitärer Kreis, der völlig willkürlich und bewusst, über den Rest der Menschheit herrsche, dargestellt. Dies spiegele sich unter anderem in dem imperialistischen Kurs einiger Staaten wieder (konkret werden hier vor allem die USA und Israel genannt). Kapitalismus in seinem zerstörerischen Ausmaß wird so auf das Fehlverhalten einzelner Personen bzw. Staaten reduziert und somit letztendlich stark vereinfacht. Mit Sicherheit trägt das Verhalten der Bourgeoise zur Aufrechterhaltung des Kapitalismus bei, folgendes sollte jedoch nicht vergessen werden:

a) bei der "herrschenden Klasse" handelt es sich immer noch um Personen die jederzeit austauschbar sind.

b) JedeR einzelne reproduziert tagtäglich die bestehenden Verhältnisse, sei es durch den Gang zu Arbeit, zur Schule oder den Einkauf von Waren.

c) Auch die KapitalistInnen unterliegen gewissen Sachzwängen innerhalb der kapitalistischen Verwertungslogik, so sind sie beispielsweise gezwungen die Produktionskosten so niedrig wie möglich zu halten um im Wettbewerb bestehen zu können.

Eine solche Kapitalismuskritik, die sich nur auf einzelne Personen oder Staaten stützt und nicht aufs Ganze zielt, greift in unseren Augen zu kurz, da der Kapitalismus als dominantes System von Außen begriffen werden muss. Die vom Menschen geschaffenen Institutionen, wie Kapital und Staat haben sich längst verselbstständigt und "zwingen" mensch zur alltäglichen Reproduktion. Ebenso muss der Imperialismus betrachtet werden – dessen Streben nach neuen Absatzmärkten nur eine logische Form und Entwicklung innerhalb des Kapitalismus ist. Eine Personifizierung dieser Entwicklung ist deshalb klar von der Hand zu weisen und zu verurteilen.

4.3.Klassenkampf

Auch die Rolle des Klassenkampfes als Instrumentarium der Revolution muss so hinterfragt werden, da es sich bei dem Kampf der "besitzlosen-" gegen die "besitzende Klasse", nicht um den Transport emanzipatorischer Inhalte, sondern nur um ein (größeres) Stück am produzierten Kuchen. Es geht also nur um Mehrwert, was bedeutet, dass er sich innerhalb des Systems vollzieht und so seine angestrebte Funktion verfehlt.

Jugendantifa Frankfurt/M

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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haburg — schulstreik

@ Berliner Antifa 11.11.2008 - 14:22 — jawuc - jawuc.blogsport.de

@lüdinghausnerIn — berliner

Schülersprecher... — unfair