Spontandemo - Duisburg hat Klasse [7.11.]

ARGE ärgern 09.11.2008 00:47 Themen: Soziale Kämpfe
Duisburg hat Klasse – Spontandemo gegen Hartz IV, Niedriglöhne und Sozialabbau

Um die 30 Duisburger AktivistInnen aus allen gesellschaftlichen Bereichen versammelten sich am Freitag den 7.11. gegen 17.45 Uhr spontan vor dem Eingang des am 18. September 2008 in Duisburg eröffneten " Forum". Die Spontandemo richtete sich in erster Linie gegen die Entmündigung und Diskriminierung durch die Duisburger ARGE, den allgemeinen Sozialabbau, Zwangsarbeit, Niedriglöhne und deren Auswirkungen.
"Das Forum" ist ein neu eröffnetes Einkaufszentrum in der Duisburger Innenstadt und eines der größten innerstädtischen Zentren in Deutschland. Als Besonderheit gilt die 65 m hohe aus feuerveredeltem Blattgold bestehende "goldene Leiter", die "das Forum" schon von weitem erkennbar macht.

Mit den Plänen für ein rein innerstädtisches Einkaufscenter konnten sich vor allem CDU und Grüne in Duisburg anfreunden.

Ankermieter des neuen Konsumtempels ist neben Saturn und C&A, die Karstadt Quelle AG, welche dort in großen Lettern mit den Worten wirbt: "Duisburg hat Klasse".

Dieser Werbespruch wurde von den AktivistInnen erfreut aufgegriffen und fand kreative Verwendung. So entfalteten sie vor den Pforten des Shoppingcenters ein Transparent, mit dem sie den Verantwortlichen deutlich machen wollten, dass "die Klasse" Duisburgs sich sicherlich nicht durch einen solchen Millionenbau präsentieren und auf der anderen Seite weiterhin entmündigen lässt.

Für jeden vorbeikommenden Passanten war daher gut sichtbar zu lesen:

"Duisburg hat Klasse – sie steht hier – gegen Hartz IV, Niedriglohn, Zwangsarbeit, Diskriminierung"

Daneben zielte die Aktion darauf ab, die Öffentlichkeit über Maßnahmen zur Verschönerung der aktuellen Arbeitslosenstatistik und Hetzkampagnen der Massenmedien wie zum Beispiel der BILD-Zeitung aufzuklären. Die Protestierenden beklagten hier in erster Linie deren Versuche zur öffentlichen Spaltung zwischen Erwerbslosen, Studenten, Rentnern, Niedriglohnarbeitern und Arbeitnehmern.

Lautstark drückten die aufgebrachten Demonstranten ihren Ärger aus, indem sie mit der Parole "Heute wir - morgen ihr – weg mit Hartz IV" die Abschaffung der Hartz-Gesetze forderten. Sprüche wie "Erst kommt das Essen, dann kommt die Moral – Wohlstand für alle – Kampf dem Kapital" machten dazu deutlich, dass die negativen Auswirkungen des Kapitalismus von immer mehr Gesellschaftsschichten wahrgenommen und eine Tendenz zum Umdenken spürbarer wird.

Um die Aktion herum verteilten die AktivistInnen hunderte von Flyern, in denen es daher u.a. auch hieß:

"Wir Duisburger - Schüler, Studenten, Arbeitnehmer und Erwerbslose stehen heute hier, um unseren Unmut auszudrücken und protestieren gemeinsam gegen den Sozialkahlschlag der durch die Politik der letzten Jahre ausgelöst wurde. Wir fordern die Erhaltung und den Ausbau der sozialen Errungenschaften und somit soziale Gerechtigkeit.

Das Geld ist da, aber es ist in den falschen Händen.

Es gibt nur eine Lösung: den Raubbau des Kapitalismus abschaffen!"

Das Motto der Flyer "Heute wir – Morgen ihr!" machte auch auf den in den kommenden beiden Jahren drohenden Wiederanstieg der Arbeitslosenzahlen, die erneute Verschuldungswelle der Privathaushalte und die damit immer grösser werdende Kluft zwischen "Arm und Reich" aufmerksam.

Die durch die Betreiber des Einkaufszentrums nach ca. 40 Minuten herbeigerufene Polizei handelte überraschend freundlich und zeigte absolutes Verständnis für die Demonstranten. Sie erklärte nach kurzer Erörterung der Sachlage die Protestaktion für legal und gestattete die Fortführung, trotz massiver Beschwerde durch die Sicherheitskräfte und Verantwortlichen des Forums. Gegen 18.50 Uhr löste sich die Menge friedlich auf, als die Aktion durch die von der Polizei bestimmte Verantwortliche offiziell für beendet erklärt wurde. Zuvor ließ man es sich aber nicht nehmen, noch schnell genau vor dem Karstadt Schaufenster mit besagtem Werbeslogan zu posieren.

Es war eine sehr spontane und dadurch sicherlich "kleinere" Aktion, die aber gezeigt hat, dass der Unmut und die Protestbereitschaft allgemein gestiegen sind.

Durch Vernetzung und Solidarität verschiedener Gruppen und EinzelaktivistInnen sollte nun also weiterhin mit gezielten, aufklärenden Aktionen versucht werden, gemeinschaftlich eine Atmosphäre zu schaffen, die den Menschen Mut macht zusammenzustehen und das Gefühl der Ohnmacht nimmt.
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Politische Ausrichtung? — frangender

reisserisch(?) — schwarzeKatze