Nbg/Fü: 500 bei Doppeldemo gegen Repression

AAB, ALF & OA 08.11.2008 23:29 Themen: Antifa Repression
Rund 500 Menschen demonstrierten heute durch Nürnberg und Fürth, um die wachsende Repression gegen AntifaschistInnen in der Region anzuprangern. Viele PassantInnen zeigten sich interessiert und äußerten sich auch oft empört über das Verhalten von Bullen und Justiz. Bullen hielten sich (dank Motto?) zurück. Solidaritätsbündnis fordert auch weiterhin dazu auf Widerstand zu leisten, gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu kämpfen und Betroffene nicht alleine zu lassen.
Bei strahlender Sonne trafen schon um zehn Uhr morgens die ersten DemonstrantInnen ein, um einen Infostand zu unterstützen, der nocheinmal möglichst viele PassantInnen mobilisieren sollte. Überraschenderweise und entgegen der vorher getroffenen Ansagen der Bullen, standen gleich vier Videobusse, teils zivil, teils grün, an allen Ecken des Platzes der Auftaktkundgebung und unterstrichen mit permanenten Aufnahmen die Brisanz des Mottos des Tages: „Gegen jede Kriminalisierung von AntifaschistInnen und AntikapitalistInnen, denn kriminell ist das System und nicht der Widerstand!“

„Lasst es krachen, lasst es knallen, den Bullen in den Rücken fallen!“

Den Tag verderben lies sich davon aber keiner und nachdem gegen 12:15 Uhr die Auftaktkundgebung begann war klar, dass die Demo ein voller Erfolg werden würde. Um auch alle nochmal zu informieren um was es ging, gab es erst mal einen Redebeitrag der Antifaschistischen Linken Fürth [ALF] zu hören, der die Repressionswelle in der Region, die vor gut einem Jahr begann zusammenfasste. Auch gab es noch ein Grußwort eines Antifaschisten zu hören der vor einem Jahr mit drei anderen zusammen mit dem Vorwuf festgenommen wurde, sie hätten antifaschistische Parolen mit Straßenmalkreide an Hauswände gemalt. Nachdem der berüchtigte Fürther Jugendrichter Engelhardt die vier zu Jugendarrest und Geldstrafen verurteilte, wurden sie letzten Mittwoch in zweiter Instanz Freigesprochen. Aus Sicht des Solidaritätsbündisses eine Selbstverständlichkeit, da ihnen die Tat nicht bewiesen werden konnte und auch der Vorwurf an sich eine Farce war. Gleichzeitig ist das Urteil aber auch als Erfolg der Antirepressionsarbeit zu werten, die große Teile der Öffentlichkeit informierte und schon zum Berufungsprozess eine Kundgebung mit über 60 TeilnehmerInnen auf die Beine stellte.
Rund 500 Menschen beteiligten sich dann auch an der heutigen Demo und zeigten laut und entschlossen, dass sie in keinster Weise von politischen Prozessen und Bullengewalt eingeschüchtert sind.
Vor dem Polizeipräsidium Nürnberg Mitte fand die erste Zwischenkundgebung statt, danach versüßten einige Rauchbomben und Knaller den Weg zurück durch die Karolinenstraße. Dieser wurde von Bullen und Ordnungsamt so vorgeschrieben, da ansonsten der Konsum in der parallel verlaufenden Breiten Gasse gestört werden könnte.

„Wir demonstrieren wo wir wollen, auch in euren U-Bahnstollen!“

Nach dem kurzen Weg weiter bis zum ehemaligen Komm, jetzigen K4, gab's dort abschließend noch zwei Redebeiträge und ein paar Infos zur nächste Woche stattfindenden Linken Literaturmesse, bei der es zahlreiche Buchvorstellungen und von Klassikern bis Neuerscheinungen alles was das linke Leser-Herz begehrt geben wird. (mehr Infos unter www.linke-literaturmesse.org).
Mit der U-Bahn ging's dann weiter nach Fürth. Nach der 15-minütigen Fahrt, bei der zahlreiche zufällige MitfahrerInnen informiert und mit Parolen und Lieder beschallt wurden, empfing auf dem Bahnhofsvorplatz die Sonne die TeilnehmerInnen. Bevor es durch die Fußgängerzone weiter zum Fürther Amtsgericht ging gab's nochmal einige Reden um neu dazu gekommene AntifaschistInnen und PassantInnen über die Vorkommnisse des letzten Jahres zu informieren. Schon in der Fürther Fußgängerzone begannen die ersten DemonstrantInnen die Stadt zu verschönern und schrieben mit Kreide Parolen auf den Boden und die Hauswände. Wenn irgendwelche Konzerne ihre Werbung dort zeigen dürfen, weshalb sollen dann nicht auch wir ein Zeichen gegen Nazis, Bullen und Kapitalismus setzen dürfen?

„Organisiert den Widerstand, malt mit Kreide an die Wand!“

Nachdem die ersten damit angefangen hatten, war auch der Rest nicht mehr aufzuhalten und viele FürtherInnen werden sich wohl noch lange über die Parolen und Statements gegen Ausbeutung und Unterdrückung freuen. Die Bullen wussten mit dieser Inflation des Kreideterrorismuses dann auch nichts mehr anzufangen bzw. wussten nicht was dagegen tun und beschränkten sich darauf, die Anmelderinnen wegen ein paar Knallern und DemonstrantInnen auf dem Gehsteig statt auf der Straße zu stressen. Unbeeindruckt von der Forderung des Ordnungsamtes und der Bullen im Park gegenüber der Fürther Bullenwache die Abschlusskundgebung abzuhalten, blieb die Demo mitten auf der Straße stehen. Immerhin verkündete auf dem polizeilich vorgesehene Platz sogar ein Schild, dass das Betreten der Grünfläche verboten ist.

„Beim Hungern und auch beim Essen, vorwärts und nicht vergessen, die Solidarität!“

Letztendlich fuhren alle wohlbehalten und ohne Festnahmen in der U-Bahn zurück Richtung Nürnberg. Im Stadtteilladen Schwarze Katze in Gostenhof gab's noch leckeres Essen für die von dem doch sehr langen Tag erschöpften DemonstrantInnen.
Was bleibt vom heutigen Tag: Niemand ist alleine, bei staatlicher Represseion. Aus verschiedenen süddeutschen Städten kamen AntifaschistInnen und AntikapitalistInnen um ihre Soilidarität zu zeigen und auch um ihre eigenen Erfahrungen mit Repression zu erzählen. Beispielsweise erzählten Antifas aus Stuttgart über den Prozess gegen Anti-Nazi-AktivistInnen, die in Böblingen angeblich Nazis überfallen haben sollen und dafür teilweise zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Auch zeigte die Radikale Linke [RL] aus Nürnberg auf, inwieweit sich das neue bayrische Versammlungsgesetz im Zusammenhang mit Repression einordnen lässt. Vom Soli-Komitee www.natalja.blogsport.de gab's einen Redebeitrag zu der Aktivistin Natalja aus dem Nürnberger Raum, die wegen verschiedenen Vorwürfen noch bis Mitte nächsten Jahres im Knast sitzt. In einem weiteren Redebeitrag setzte sich die organisierte autonmie (OA) mit Repression und dem Widerstand dagegen auseinander.
Passend zum Arbeitsbereich des Arschloch-ähh Jugendrichters Gerd Engelhardt wurde an seinem Arbeitsplatz, dem Fürther Amtsgericht, eine Rede der Autonomen Jugendantifa (AJA) zum Jugendstrafgesetz und jugendspezifischer Repression gehalten.
Zusätzlich referierte das Antifaschistische Aktionsbündnis Nürnberg über die polizeilichen Einschüchterungsversuche gegen Mitglieder des Bürgerforums Gräfenberg, die im Sommer dieses Jahres einen Aufmarsch der NPD erfolgreich blockierten.

Die Aktionen wurden von einem Solidaritätsbündnis bestehend aus dem Antifaschistischen Aktionsbündnis Nürnberg [AAB], der Antifaschistischen Linken Fürth [ALF] und der organisierten autonomie [OA], sowie zahlreichen unterstützenden Gruppen organisiert.

Über weiter Aktionen und anstehende Prozesse werdet ihr auch in Zukunft unter www.antifa-fuerth.de.vu und www.redside.tk informiert.

Zeigt Solidarität mit den Betroffenen staatlicher Verfolgung!
Denn:
Betroffen sind Einige, gemeint sind wir Alle!
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Ergänzungen

Tolle Demo

Schreihals 09.11.2008 - 02:09
Ich fand die Demo war ein voller Erfolg die Bullen haben sich zurück gehalten, wir konnten laufen und es gab Sonnenschein. Was will Mann (und Frau) mehr an einem Samstag Nachmittag.

Wer noch Pics Hat bitte ladet sie hoch.

Danke :)

Schö wars

TutNixZurSache 09.11.2008 - 13:27
Schön wars. Die Bullen haben sich auch zurückgehalten. Waren aber viele in zivil da.
Aber es gab keine Festnahmen und keine Verletzten. Noch nicht mal Pfefferspray.

Fürther Polizei behindert Feuerwehreinsatz

Hans 09.11.2008 - 13:49
Während der Abschlusskundgebung hat es die Fürther Polizei noch geschafft, einen Löschzug der Feuerwehr aus der (freien) Fahrspur auf die Gegenfahrbahn umzuleiten - mitten in die Demonstration hinein. Zwar konnten die DemonstrationsteilnehmerInnen die Fahrbahn in ca. 10 bis 15 Sekunden passierbar machen, man muss sich aber schon fragen, wie es zu einer solchen Schwachsinnsaktion kommt. Unfähigkeit oder Provokation?
Ich habe schon gesehen, wie 13jährige Schüler auf Demos erfolgreich den Strassenverkehr umleiten. Die Fürther Polizei besitzt diese Fähigkeit wohl nicht. Wie fragte die "Bild" mal so nett?
WOLLT IHR TOTE, IHR CHAOTEN?

bla

ONE SOLUTION 09.11.2008 - 15:24
haha ja das mit der feuerwehr am schluss war wirklich sehr sehr komisch naja gut wie dem auch sei ich fand die demo wirklich sehr gelungen die stimmung war gut und zum glück ham sich die bullen zurückgehalten! die aktion mit der straßenmal kreide verteilen fand ich einfach nur genial!

1 vorl Festnahme

ja 09.11.2008 - 16:19
Dem EA wurde doch eine vorläufige Festnahme gemeldet. Sie fand in der Fürther U-Bahn statt.

Schöner Tag!

fürther antifaschistIn 09.11.2008 - 17:45
War wirklich eine gute und wirklich mal kraftvolle Demo!
Auch wenn am Ende in Fürth ein bisschen die Luft raus war, ist der Tag mMn als Erfolg zu werten. Böller, Rauchbomben und gute Redebeiträge rundeten alles ab.

Was aber gar nicht ging, war der teilweise exessive Alkohol-Konsum im hinteren Teil der Demo, da waren tatsächlich Leute mit nem vollen Bierkasten um 12Uhr erschienen - und um 16uhr war er leer! =/

Dickes Dankschön vor allem an die vielen Auswärtigen für die gelebte Solidarität!

seitentranspis?!

egal 09.11.2008 - 17:47
gibts vielleicht auch noch bilder von den seitentranspis, da waren doch einige schicke Teile dabei?!

Bericht der Nürnberger Nachrichten

RZJ 09.11.2008 - 19:49
Im Internet-Portal der Nürnberger Nachrichten kann man unter
 http://www.nn-online.de/artikel.asp?art=914860&kat=10&man=3
einen Artikel nachlesen.


So ganz friedlich waren die Bullen nicht

Netizm 10.11.2008 - 07:16
Also von wegen die Bullen hätten sich zurück gehalten... dem kann ich so nicht zu stimmen. Meiner Freudin und mir hat einer in die Ferse getreten, als ich dann fragte ob´s ihm nicht gut geht hat er noch das schubsen angefangen. Dann wurde er aber von seiner Schlägerbande getrennt und hat krampfhaft versucht hinterherzukommen so da wir wieder unsere Ruhe hatten. Da war´s ihm dann doch ein bisschen zu "gefährlich"... ganz allein, mitten unter "kriminellen Jugendlichen"... Aber alles in allem war´s schon ein friedliches Verhalten von den Bullen.

Die U-Bahn fahrt nach Fürth war der absolute Höhepunkt des Tages. Nur noch geil.