Bundeswehr in den Hochschulen

AntimilitaristIn 08.11.2008 18:13 Themen: Bildung Militarismus

Military Studies und Sonderforschungsbereich 700

Lehre und Forschung an den Universitäten stehen unter dem Einfluss der Bundeswehr. Unter Protest wurde an der Uni Potsdam der erste Studiengang in direkter Kooperation mit zwei Bundeswehr-Instituten (1|2) gestartet: Military Studies. Auch der Sonderforschungsbereich 700 federführend ist die FU Berlin, produziert Kriegs- und Herrschaftswissen für globale Interventionen. Eine erste Protestaktion sowie kritische Artikel (1|2) und Veranstaltungen sind entstanden. Beim Langen Tag des Antimilitarismus, 26.10.08 in Berlin, wurden weitere anstehende Initiativen vorgestellt (1|2).

Bundeswehr in Arbeitsämtern, im öffentlichen Raum und in den Unis

Die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft zeigt sich an zahlreichen Orten. Die Bundeswehr dringt in die Arbeitsämter und in den öffentlichen Raum mit Gelöbnissen und Karrieretrucks vor, um Rekrutierung für gegenwärtige Kriegseinsätze zu betreiben und Militär im Alltag zur Normalität werden zu lassen.
Auch Lehre und Forschung an den Universitäten stehen unter dem Einfluss der Bundeswehr. Unter Protest wurde an der Uni Potsdam der erste Studiengang in direkter Kooperation mit zwei Bundeswehr-Instituten (1|2) gestartet: Military Studies. Auch der Sonderforschungsbereich 700. produziert Kriegs- und Herrschaftswissen für globale Interventionen. Im SFB 700 kooperieren mehrere "zivile" Institute, federführend ist die FU Berlin.

Der Masterstudiengang „Military Studies" an der Uni Potsdam

Unter Protest und Störaktionen startete zum Wintersemester 2007/08 der Masterstudiengang „Military Studies" an der Uni Potsdam als Kooperationsprojekt mit dem Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr (SOWI) und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA). Diese direkte Form der gemeinsamen Nachwuchsausbildung von Bundeswehr und Universität ist bisher einmalig in Deutschland.
Im Rahmen der Umwandlung der Bundeswehr für weltweite Interventionskriege wird ein Profil erarbeitet, das großen Bedarf an AkademikerInnen hat, die sich in ihren Forschungen um gesellschaftliche Akzeptanz der Bundeswehr sorgen, aber auch selbst Kompetenzen haben, um z.B. mit NGOs zusammenarbeiten zu können. Das Studium „Military Studies" wird mit zwei Schwerpunkten präsentiert: neben der Militärgeschichte geht es damit um die „Wechselwirkung von Militär, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur". (militarystudies.de)
Die Lektüre des Jahresberichtes des beteiligten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstituts der Bundeswehr (SOWI) macht deutlich wie sich die Wissenschaft begreift, die nun in die „Military Studies" eingeht: „Teil einer Bundeswehr in der Transformation und im Einsatz. (...) angewandte streitkräftebezogene sozialwissenschaftliche Forschung".

Neuer Personalbedarf der Streitkräfte

Der gestiegene Bedarf der Streitkräfte an militärsoziologisch und sicherheitspolitisch umfassend ausgebildetem Personal soll hier ausgebildet werden, wie die „Military Studies" auf ihrer Webseite betonen. Hintergrund ist das neue „globale Engagement deutscher Streitkräfte", wie sie selbst begründen.
Gleichzeitig sollen Akademiker ausgebildet werden, die nach militärstrategischen Gesichtspunkten in „Medien, Hochschulen, (...) Hilfsorganisationen und internationalen Einrichtungen sowie in Verbänden und Firmen" (militarystudies.de) wirken und damit innerhalb des Konzeptes „vernetzter Sicherheit" funktionieren. Zur Einübung zivil-militärischer Zusammenarbeit im Rahmen verpflichtender Praktika stehen diverse Bundeswehreinrichtungen bereit: das Zentrum für Transformation der Bundeswehr, das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, das Militärgeschichtliche Forschungsamt - „ein Dienstleister der Streitkräfte" (mgfa-potsdam.de) - und nicht zuletzt das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SOWI). Sicherlich wird das Verteidigungsministerium auch gerne Praktikanten der Military Studies einarbeiten, denn die „Forschungsplanung des [beteiligten SOWI-] Instituts [ist] nicht frei, sondern orientiert sich überwiegend am Erkenntnis- und Unterstützungsbedarf des Bundesministeriums der Verteidigung und der Bundeswehr", wie das SOWI in seinem Jahresbericht 2006 darlegt. (Seite 5 und 29)
Die Uni Potsdam hat sich entblößt, „mögliche kritische Forschung" zu betonen. Das gehört zwangsläufig zur Strategie, um BundeswehrwissenschaftlerInnen in der Uni zu verankern. Sie geben sich als „hauptsächlich" Sozial- und GeschichtswissenschaftlerInnen aus, die nebenbei erwähnen, für wen sie da im Auftrag lehren. Oder sie benennen es auch gar nicht, um dann weiterzufahren in ihren Analysen über Sicherheitspolitik, Soziologie/Geschichte des Krieges, Terrorismus, soldatische Motivationssteigerung, Meinungsforschung....
Angesichts des „Military Studies" Projektes wundert es nicht mehr, dass die Uni Potsdam sich auch am Sonderforschungsbereich (SFB) 700 beteiligt. Während im Rahmen des SFB 700 die Forschung und Nachwuchsgewinnung für neue Kriegsstrategien noch den Schein wissenschaftlicher Unabhängigkeit vorgibt, wird das Studium „Military Studies" bereits in direkter Kooperation mit der Bundeswehr durchgeführt.

Interventionsforschung an der FU Berlin: SFB 700

Unter dem Titel „Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit. Neue Formen des Regierens" geht es im SFB 700 um Forschungen für die Akzeptanz und Effektivierung von Interventionskriegen und langandauernder Besatzung oder andere Formen, die „erforderlich sein mögen, um ein Feld für politische Rekonstruktionsprozesse äußerlich zu sichern." (In: Risse/Lehmkuhl: Regieren ohne Staat? Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit. 2007: 359)
Der Sonderforschungsbereich 700 ist ein Kooperationsprojekt der federführenden Freien Universität Berlin mit der Uni Potsdam, dem Wissenschaftszentrum Berlin (WZB), der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), der Hertie School of Governance sowie dem European University Institute Florenz, langfristig finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).
Die Wissenschaftler_innen des SFB 700 betten sich ein in militärstrategische Projekte. Die Bundeswehr wandelt sich zur weltweit agierenden Interventionsstreitmacht. Mit diesem Ziel strebt das Militär in Konzepten „vernetzter Sicherheit" nach der Einbeziehung ziviler Akteure in Kriegsprojekte - von Medien („embedded journalists"), über Hilfsorganisationen bis hin zu Sozialforscher_innen.

Akzeptanzforschung für Interventionskriege

Der SFB 700 arbeitet an der Akzeptanz für Interventionskriege. Diese Kriege sind verbunden mit der effektiveren Kontrolle und Steuerung in unsicheren Weltregionen, um günstigere Bedingungen für Ressourcenausbeutung, Profitwirtschaft und geostrategische Kontrolle zu gewährleisten. An dieser Effizienzfrage arbeitet der SFB 700 und behauptet, mit der Governance-Forschung angeblich objektive Lösungen für globale Sicherheitsprobleme voranzubringen. Doch weder sind die behaupteten Sicherheitsprobleme „unsere" oder die der Menschen beispielsweise in Afghanistan. Noch sind die präsentierten „Lösungen" die „objektiv notwendigen". Andere Verständnisse und Bedürfnisse von Sicherheit und Ideen für das lokale und globale Zusammenleben – womöglich jenseits von Kapitalismus und Militarismus - werden ausgeblendet. Ausgeblendet wird auch die Verantwortung von Kolonialismus, entwicklungspolitischen Strukturanpassungsprogrammen und neoliberaler Wirtschaftspolitik für die katastrophalen Bedingungen im globalen Süden. Diese Länder werden nun wieder zum Objekt westlicher „Rekonstruktionsmaßnahmen".
In der Governance-Forschung des SFB 700 werden unternehmerische, politische und militärische Logiken verbunden. Dabei wird der Warlord zum Vorbild des Staatlichkeitsunternehmers. In Kolonialzeiten hatten Wirtschaftsunternehmen bereits eine vergleichbare Rolle in der Ausübung von Staatsaufgaben. Kritiklos knüpft der SFB 700 an die Erfahrungen des Kolonialismus an, um diese in modernisierter Form heute umzusetzen. Kolonialunternehmen wie den Ostindischen Handelskampagnien, die eine Doppelrolle als Geschäftsunternehmen und Staatsmacht ausübten, werden zu Vorbildern. Wirtschaftsunternehmen bekommen wieder Aufgaben der Herstellung einer Ordnung in Nachkriegsgesellschaften - heute unter dem Namen „Corporate Security Responsibility". Krieg ist nicht nur eine wirtschaftlich attraktive Unternehmung, sondern auch eine Voraussetzung für die unternehmerische Durchdringung sogenannter blockierter Gesellschaften.
Die Sozialwisschenschaftler_innen tragen das für die tiefe Durchdringung der Gesellschaften benötigte Wissen über soziale und kulturelle Gefüge bei. Die SFB 700-Forscher_innen schöpfen dafür unter anderem hemmungslos aus den historischen Kolonialerfahrungen. Datenbanken werden gefüllt mit historischem und aktuellem Wissen zur gesellschaftlichen Steuerung. In einem vordergründig als pragmatisch erscheinendem Ansatz werden in den Konzepten für Governance/ Regierbarkeit Wirtschaftsunternehmen in Kooperationsverhältnisse gebracht mit Militär, (schwachen) Regierungen, Warlords sowie akzeptierten „Vertretern der Zivilgesellschaft".

Parallele Auftragsforschung für die Bundeswehr

Der Anschein wissenschaftlicher Neutralität bricht bei etwas tieferer Recherche schnell zusammen. Die Afghanistan-Studie mit der sich die zuständigen Forscher des SFB in der Öffentlichkeit und Fachkreisen gerne brüsten, existiert in zwei parallelen Formen: Einmal als Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, durchgeführt in der von der Bundeswehr kontrollierten deutschen Besatzungszone im Norden von Afghanistan. Zum anderen als nicht-öffentliche Auftragsstudie für das Bundesministerium für Verteidigung!
Diese Afghanistan-Studie benutzen sie nun, um Schutz und Akzeptanz für die deutschen Soldaten effektiver aufzubauen. Sie verkünden im öffentlich zugänglichen Studienbericht, dass Entwicklungshilfe einen positiven Einfluss auf die Haltung der Bevölkerung gegenüber den Besatzungstruppen bewirkt. Tatsächlich lautete es im Auftrag der Studie „für den Dienstgebrauch" des Verteidigungsministeriums: „Aus der asymmetrischen Bedrohungslage in Afghanistan folgt militärisch die Notwendigkeit, die Akzeptanz der Afghanischen Bevölkerung soweit als möglich zu erhalten." Entsprechend wurde nicht mit offenem Ausgang nach der Haltung und den Wünschen der Bevölkerung gefragt, sondern danach wie die Akzeptanz der „internationalen Präsenz" bei der Bevölkerung verbessert werden kann.
Damit wird deutlich wofür Hilfeleistungen gedacht sind. Es geht um die Sicherheit der Soldaten und ihres Auftrags zur "Verteidigung deutscher (Wirtschafts-) Interessen am Hindukusch" und nicht etwa um die Bedürfnisse der afghanischen Bevölkerung, die in extremster Armut und Unsicherheit lebt. Damit wird auch die Funktion der Forschungsvorhaben des SFB 700 deutlich: Militärische und neokoloniale Protektorate sollen so installiert werden, dass sie die sozialen Gefüge der beherrschten Gebiete durchdringen und angepasst lokalen Widerstand klein halten und kontrollieren.
„Für die Erfüllung neuer Aufträge ist die Verankerung in der Wissenschaftslandschaft von entscheidender Bedeutung", formuliert das dem Verteidigungsministerium untergeordnete Militärgeschichtliche Forschungsamt, das sich selbst als „ein Dienstleister der Streitkräfte" beschreibt. Mit neuen Aufträgen sind globale militärische Interventionen gemeint.
Der Sonderforschungsbereich 700 hängt sich noch den Mantel wissenschaftlicher Neutralität um. Doch genauso wie bei Studiengang „Military Studies" an der Uni Potsdam, bei dem die Bundeswehr bereits direkt bzw. offen erkenntlich beteiligt ist, werden durch diese Projekte der Produktion von Kriegs- und Herrschaftswissen bereits andere Themen und Personal in Forschung und Lehre verdrängt. Derzeit wird bundesweit protestiert gegen den Wegfall der kritischen Professur „Politische Ideengeschichte" am Politikwissenschaftlichen Institut der FU. Diese fiel der Eingliederung zwei weiterer Professuren in den SFB 700 zum Opfer. Die Vergabe an Sven Chojnacki und Christoph Züricher war bereits ohne Ausschreibung festgelegt.

Links:

Bundeswehr wegtreten
Informationsstelle Militarisierung
Friedensforschung Uni Kassel
DHL-Kampagne
Widerstand gegen NATO-Gipfel 2009
IL-Seite für die NATO-Kampagne 2009
Gegen NATO-Sicherheitskonferenz München
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Ergänzungen

mg-Verfahren | Military Studies | MAN

Tatortinspektion 08.11.2008 - 22:20
Am 13. November findet im Rahmen des europäischen Aktionstags gegen militärische Infrastruktur und Militarismus eine Kundgebung vor dem Kammergericht in Berlin-Moabit statt. Anschließend geht es mit Reisebus und PKWs zur Uni Potsdam, zu MAN in Brandenburg und zum Einsatzführungskommando in Geltow. Während es bei der Uni Potsdam um die Militarisierung von Wissenschaft und Lehre geht wird mit MAN zum einen ein traditionsreicher Rüstungskonzern angesteuert und zum anderen der Ort einer konkreten Abrüstungsinitiative.

Die Bustickets sind in den Buchläden „Schwarze Risse“ (Gneisenaustraße 2a und Kastanienallee 85) erhältlich. Soli-Preis: ab 5 Euro. Wie immer gilt: am Geld soll die Teilnahme nicht scheitern.

Flyer als PDF:
 http://einstellung.so36.net/files/tatortbesichtigung.pdf

Tatortinspektion: Donnerstag 13.11. | 12 Uhr

Tatortinspektion 09.11.2008 - 04:54
12 Uhr Auftaktkundgebung und Startpunkt: Amtsgericht Moabit in der Turmstraße 91 in Berlin

Auch an der HU!

Kontroverso 09.11.2008 - 14:53
Auch an der HU gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den StrammsteherInnen der Bundeswehr. Am Institut für Geschichte lehrt seit einiger Zeit Rolf-Dieter Müller von der Bundeswehr am Lehrstuhl für Zeitgeschichte (er hat den Lehrstuhl aber nicht inne!) Dort geht es immer wieder um so muntere Themen wie "Heia Safari-Deutsche Streitkräfte in Afrika" oder aktuell "Partisanen, Terroristen, Banditen, Freiheitskämpfer - Erfahrungen deutscher Streitkräfte in den Weltkriegen". Dort wird unter anderem munter über die illegitimen KämpferInnen gegen die Deutschen schwadroniert und dass diese sich natürlich wehren mussten. Abgerundet wird das ganze durch die immer mal wieder stattfindenden Exkursionen zu Truppenübungen - also nicht zu den Kasernen, sondern zum Gefechtstraining - oder Planspielen, die, um sie erfolgreich abzuschließen, früher oder später das Mittel der militärischen Intervention verlangen und die Russen natürlich nicht gewinnen können.

In Zeiten, in denen die Mittel an den Unis knapp werden, nehmen diese gerne die Hilfe der Bundeswehrakademie an. Dort gibt es einen Regelrechten Dozierendenverleihservice. Dadurch hofft die Bundeswehr auf mehr Akzeptanz im "intellektuellen" Teil der Bevölkerung. Dies scheint ihr ganz gut zu gelingen. Zumindest an der HU sind die Seminare immer gut besucht.

Unverständlichkeiten

Kontroverso 09.11.2008 - 16:18
Hopsa. In meinem obigen Beitrag ist mir aufgefallen, dass man einen Satz falsch verstehen könnte. In den besagten Seminaren wird darüber schwadroniert, dass sich die Deutschen aus ihrer Sicht vollkommen legitim gegen die Partisanen zur Wehr setzten und ihnen deshalb heute auch kein Vorwurf zu machen sei.

Das wars.

Wehrtechnische Forschung etc

IMI 10.11.2008 - 16:08
Wer sonst noch so für die Bundeswehr forscht, kann man u.a. hier nachlesen:
 http://dokumente.linksfraktion.net/drucksachen/7736486244_1610156.pdf

Tatortinspektion in der Presse

pressebeobachteirn 17.11.2008 - 01:48
Tatort Rüstung und Militärstudien
16.11.2008
(Vom 15.11.2008)
Peter Nowak

Vor den Toren der MAN-Filiale im Brandenburger Industriegebiet spielten sich am Donnerstagnachmittag seltsame Szenen ab. Menschen mit weißen Overall hantierten mit Messgeräten. Auf einem Absperrband klebten Schilder mit der Aufschrift“ Bitte Tatort nicht betreten“. Hier waren Aktivisten der „antimilitaristischen Tatortinspektion“ bei der Arbeit. Antimilitaristen aus Berlin und Brandenburg haben am Donnerstag Orte besucht, die mit Krieg und Militarismus in Verbindung stehen. Der Besuch der MAN-Filiale hatte mehrere Gründe. Es handelt sich um einen weltweit agierenden Rüstungskonzern. Hinzu kommt ein aktueller Grund. Am 31.7.2007 sind drei Männer verhaftet worden, denen von der Polizei vorgeworfen wird, Brandsätze unter auf dem MAN-Gelände geparkte Militärfahrzeuge gelegt zu haben. Zur Zeit wird gegen die Männer vor dem Berliner Amtsgericht nicht nur wegen versuchter Brandstiftung verhandelt. Die Anklage wirft ihnen auch Mitgliedschaft in der militanten gruppe (mg) vor. Die antimilitaristische Tour begann am Donnerstagmittag vor dem Amtsgericht. Zuvor wurde auf einer Kundgebung kritisiert, dass in dem Verfahren die Trennung zwischen Polizei und Verfassungsschutz zunehmend aufgehoben werde. „Die Akten werden zwischen den eigentlich aus guten Grund getrennten Instanzen hin- und hergeschoben“, kritisierte eine Rednerin. Prozessbesucher berichteten über schikanöse Einlasskontrollen. Selbst die Mitnahme von Kugelschreiber und Notizblock sei oft nicht möglich. Mit der antimilitaristischen Tour wolle man die Angeklagten unterstützen, erklärte ein Redner. Dabei wolle man nicht über Schuld oder Unschuld spekulieren sondern betone generell Berechtigung von antimilitaristischen Widerstand. Der sei nicht auf Militäreinrichtungen beschränkt. Deswegen hatten die Aktivisten vor der MAN-Filiale den Campus der Potsdamer Universität einen einstündigen Besuch abgestattet. Mit einer Spontankundgebung wurde über den Studiengang Military Studies informiert. Nach Ansicht einer Rednerin wird dort unter dem Deckmantel von Sicherheits- und Konfliktforschung Kriegsakzeptanz betrieben. Allerdings waren nur wenige Kommilitonen bereit, mit den Aktivisten zu diskutieren. Einige beschwerten sich, dass sie durch die Kundgebung beim Essen gestört werden. Allerdings hatte es in der Vergangenheit auch universitätsintern schon Kritik an den Studiengang Military Studies gegeben“ . Die letzte Station der Tour führte vor die Henning von Treschkow-Kaserne in Geltow. Dort werde ein Einsatzkommando der Bundeswehr aufgebaut, kritisierten Kriegsgegner auf einer Kundgebung. Damit sollen die weltweiten Einsätze der Bundeswehr koordiniert werden. Am Ende der Tour zeigten sich die Aktivisten mit der Aktion. Nur über die geringe Resonanz an der Universität und die Abwesenheit von Arbeitern in der MAN-Filiale sei man etwas enttäuscht gewesen.

Quelle: ND 15.11.08

 http://www.neues-deutschland.de/artikel/139014.tatort-ruestung-und-militaerstudien.html

VIDEO: Antimilitaristische Tatortinspektion

freundeskreis videoclips 19.11.2008 - 13:07
Der freundeskreis videoclips hat ein Videofeature zur Antimilitaristischen Aktions- und Bildungstour veröffentlicht. Wir zeigen Bilder vom Innenleben des Kriminalgerichts Berlin-Moabit, um Interessierte zu ermutigen, den Prozess auch vor Ort solidarisch und kritisch zu begleiten. Solidarität statt Paranoia!

Link:  http://freundeskreis-videoclips.de/tatortinspektion.php

Auftragsforschung f. Verteidigungsministerium

Gegen Kriegsforschung 24.11.2008 - 00:07
Hier der Beleg dafür, dass Christoph Zürcher und Jan Koehler, Forscher des SFB 700, für die Afghanistan-Studie einen Auftrag des Ministeriums für Verteidigung ausgeführt haben.
Dargestellt ist im pdf-Anhang die Webseite der von Koehler/Zürcher gegründeten Conculting Firma ARC GbR, auf der dieser Auftrag erscheint. Die Webseite (www.arc-berlin.com) ist seit der Aktion gegen den SFB 700 an der FU Berlin (12.11.08) gesperrt!

Korrektur

folgender stelle 24.11.2008 - 13:26
"Die Afghanistan-Studie mit der sich die zuständigen Forscher des SFB in der Öffentlichkeit und Fachkreisen gerne brüsten, existiert in zwei parallelen Formen: Einmal als Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, durchgeführt in der von der Bundeswehr kontrollierten deutschen Besatzungszone im Norden von Afghanistan. Zum anderen als nicht-öffentliche Auftragsstudie für das Bundesministerium für Verteidigung!"

Es handelt sich um 2 verschiedene studien, deren erstellungszeitraum sich zwar überschneidet. Aber die öffentliche studie ist nur eine haushaltsbefragung, während es in dem geheimen dokument um viel mehr geht.

studie fürs kriegsministerium

antikriegerin 26.11.2008 - 00:08
hier könnt ihr die fragliche studie "Quick Impact Projects in Nordost-Afghanistan: Eine Studie im Auftrag des BMVg" der privatfirma arc von jan koehler und christoph zürcher runterladen. aus dem netz war sie kurz nach der aktion am sfb 700 verschwunden...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 2 Kommentare

Buch: Regieren ohne Staat?

Antimilitarist_in 30.01.2009 - 01:14
anbei der erste Teil des von Thomas Risse und Ursula Lehmkuhl herausgegebenen Buches "Regieren ohne Staat? Governance in Räumen begrenzter Staatlichkeit".

Viel "Spaß" bei der Lektüre dieses endlich einmal ideologiefreien - außer der herrschenden - Buches!

Buch: Regieren ohne Staat?

Antimilitarist_in 30.01.2009 - 02:00
und nun noch der zweite Teil des eben genannten Buches mit der gleichen Leseempfehlung ;)