[Aachen] Neonazi-Angriff und Opferkult

ak antifa aachen 07.11.2008 15:22 Themen: Antifa
Zwei Tage vor einem geplanten Naziaufmarsch durch die Aachener Innenstadt kam es erneut zu einem Übergriff durch Neofaschisten. Unterdessen versucht die NPD die Symbiose zwischen Reitz’ Geschichtsrevisionismus und dem aktuellen Opferkult der extremen Rechten. In diesem Sinne beruft sich die Dürener NPD auf einen Vorfall im April 2008 in Stolberg, auf die Tötung eines jungen Mannes, der unbedingt einer der ihren sein soll.
My little runaway…
Donnerstagabend versuchten Neonazis erneut, Linke zu attackieren. In der Nähe des Autonomen Zentrums griffen drei Neonazis unvermittelt eine Jugendliche an, verfolgten im Anschluss zwei AZ-Konzertbesucher und machten dann den dummen Fehler, direkt vors AZ zu gehen, um diesen Ort nicht ganz freiwillig aber dafür schnell wieder zu verlassen.


Anteilnahme und so…
Unterdessen vermarkten sich die örtlichen Neonazistrukturen um NPD und „Freie“ als Opfer der Geschichte und Gegenwart. Im Rahmen eines von Axel Reitz angemeldeten Aufmarsches zum Vorabend der Reichspogromnacht unter dem Motto „Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung. Gedenkt deutscher Opfer“ mobilisiert nun auch die Dürener NPD zu diesem Anlass. Während Reitz, seiner Lieblingsbeschäftigung als bekennender Pogromfan gemäß, deutsche Geschichte umdeuten will, die Pogrome und nicht zuletzt die Shoa relativiert, wenn nicht verherrlicht, übt sich die NPD in einer modernisierten Form des Opferkultes der extremen Rechten.
So meint Ingo Haller, Vorsitzender der NPD Düren, das Motto schließe auch „den Mord an Kevin [mit ein], dessen Mörder mit einer Freiheitsstrafe von lediglich 6 Jahren davon kam. Wir hoffen auf rege Anteilnahme.“ Wahrscheinlich meint Haller, Meister der Stilblüten, eine „rege Teilnahme“. Nämlich an dem Aufmarsch. Aber Anteilnahme ist ja auch ganz schön.


Rechter Opferkult
Scherz beiseite. Haller sucht hier den Opferkult Reitz’ mit einem Vorfall in Stolberg im April diesen Jahres zu verknüpfen. Am 4.4. wurde Kevin P., den die Neonaziszene seitdem als „einen der ihren“ zu vereinnahmen versucht, von einem jungen Migranten erstochen, der unlängst zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. In Folge dieses Ereignisses fanden in Stolberg drei Aufmärsche der extremen Rechten statt.
Bereits am Nachmittag des 5.4.2008 versammelten sich 160 Neonazis spontan am Tatort. An migrantischen Einrichtungen skandierten sie Parolen wie: „Kein Vergeben, kein Vergessen, Türken haben Namen und Adressen“. In Neonazikreisen setzte sich eine Konstruktion der Ereignisse durch, die auf Opfermythos, Märtyrerkult und rassistische Implikationen setzt. Es wurde ein Bild gezeichnet, nachdem die Tat nur ein weiteres Beispiel für eine ständige Verfolgung „der Deutschen“, der Nationalisten durch Migranten, durch Linke und durch eine breite Öffentlichkeit sei, gegen die sie sich gemeinsam, entschlossen und gewaltsam zur Wehr setzen müssten.
Schließlich folgten gleich zwei Demonstrationen, eine am 12.4., an der sich spektrums- und länderübergreifend 800 Neonazis, formiert zu einem bis dahin in dieser Größenordnung noch nicht in Erscheinung getretenen „NS-Black-Block“, beteiligten und eine von der NPD organisierte Demonstration am 26.4.2008 mit 400 Teilnehmer.
Inzwischen hat die örtliche NPD diesbezüglich bis 2018 jährliche Demonstrationen angemeldet.


Aber zurück nach Aachen: Juristisches:
Nachdem das Aachener Verwaltungsgericht den Reitz-Aufmarsch durch Aachen genehmigte, legte der Polizeipräsident Rechtsmittel gegen diese Entscheidung ein.
Die Aufhebung des Verbotes begründete das Aachener Verwaltungsgericht folgendermaßen:
„Es liege zwar nahe, dass einzelne Teilnehmer erneut Straftatbestände erfüllen würden. Aber es sei nicht ‚fast mit Gewissheit’ anzunehmen, dass es dazu komme. Denn es sei ungewiss, wer an der Versammlung teilnehme. Dass es in Zusammenhang mit früheren Versammlungen zu strafrechtlichen Verurteilungen gekommen sei, habe der Polizeipräsident nicht erklärt. Ob Straftaten nach § 130 StGB vorlägen, sei überdies im Einzelfall nur schwer zu beurteilen“.

Im Gegensatz dazu bestätigte 2005 das Verwaltungsgericht Köln das Verbot der von Axel Reitz angemeldeten Demonstration unter dem Motto „Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung“, welche nahe an der Synagoge vorbeiführen sollte. In der Begründung hieß es, dass die öffentliche Sicherheit oder Ordnung bei der Durchführung der Versammlung unmittelbar gefährdet sei. Auch das Datum der Novemberpogrome sei zu berücksichtigen. Im Gegensatz zum Verwaltungsgericht Aachen sah das Kölner Gericht sehr wohl die Gefahr, dass Reitz bei der Durchführung der Demonstration Straftaten begehen werde. In der Erklärung hieß es, dass Reitz im September 2005 bereits wegen Volksverhetzung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden sei. „Hinzu komme, dass bei der im vorigen Jahr [2004] in Leverkusen von demselben Veranstalter unter demselben Motto durchgeführten Demonstration in aggressiver Weise rechtsradikale Parolen skandiert, Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet worden seien und eine Verherrlichung und Verharmlosung des Nationalsozialismus stattgefunden habe.“ Es blieb bei dem Verbot.
Reitz ließ daraufhin zwei Wochen später vor dem Kölner DGB Haus aufmarschieren. Diese Veranstaltung musste nach drei Minuten abgebrochen werden, weil Sascha Krolzig, ein Zögling von Reitz, die Reichspogromnacht öffentlich bejubelte.
Und: „Die schönsten Nächte überall – sind die Nächte aus Kristall“ war eine beliebte Parole der NS-bewegten Neofaschisten auf einem Reitz-Aufmarsch am 9.11.2004 in Leverkusen. Ob hier volksverhetzende oder gar den Nationalsozialismus verherrlichende Momente zu finden sind, ist sicherlich nur schwer zu beurteilen… Ganz klar.


Stand der Dinge:
Die Verhandlungen um den Aufmarsch in Aachen gehen nun in die nächste Runde. Während also der Polizeipräsident Rechtsmittel einlegte, tat dies auch der Anmelder Axel Reitz. Ihm wurde vom Amtsgericht untersagt, als Redner und Versammlungsleiter aufzutreten. Dagegen legte Reitz Widerspruch ein und verkündete zugleich, er wolle sich vorbehalten, die Funktion des Versammlungsleiters an den Neonazikader Christian Worch abzugeben. Es wird also Nazi-Prominenz erwartet.
Und die nächste Runde wird heute vorm Oberverwaltungsgericht Münster ausgetragen.


Was geht?
Unterdessen regt sich in Aachen Widerstand. Die Fachschaft Philosophie, die VVN, das antifaschistische Aktionsbündnis und der ak antifa aachen rufen dazu auf, ab 10h den Aachener Hauptbahnhof zu blockieren um die dortige Ankunft der Nazis um 12h zu verhindern. Auch zu dem Bahnhof Rothe Erde im migrantischen Viertel wird mobilisiert. Etliche andere Organisationen mobilisieren ebenso zu der Kundgebung am Bahnhof, so der Aachener Friedenspreis, DIE LINKE und die GRÜNEN. Letztere unterstützen ebenso eine vom DGB organisierte Demonstration durch die Aachener Innenstadt, welche sich um 13:30 an der Synagoge einfinden wird. Sollten sich DGB und Parteienspektrum dazu entschließen, auf dem Synagogenplatz zu bleiben, wird auch dieser für die Nazis unzugänglich.


Und sonst?
Nicht nur auf den 8. November bezogen, regt sich Protest. Das Problem einer erstarkenden Neonaziszene scheint langsam in der Öffentlichkeit angekommen zu sein. Gerade in der Straße, in der sich wöchentlich Freitags und Samstags Mitglieder der Kameradschaft Aachener Land (KAL), NPD Anhänger und so genannte „autonome“ Nationalisten der AG-Rheinland treffen, in der Pontstraße, zeigten sich etliche Wirte und Wirtinnen an Gegenmaßnahmen interessiert. Neben einer anstehenden antifaschistischen Kampagne haben sich auch die Geschäftsleute dort zu einer von den örtlichen Jusos initiierten Aktion „Pontstraße gegen Rechts“ zusammengeschlossen.
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Ergänzungen

EA und Infotelefon

ak antifa aachen 07.11.2008 - 15:34
Wir rufen alle, die nicht zulassen wollen, dass Nazis am Vorabend des Gedenktages an die Novemberpogrome marschieren, dazu auf, am 8.11. bereits um 10 Uhr am Aachener HBF zu sein, und dort zu bleiben, um den Nazis ihre Ankunft zu verunmöglichen, zu bleiben, bis der Spuk vorbei ist, ob das nun 12, 13 oder 20h wird. Danach kann immer noch gefeiert oder relaxt werden! Tut was!

Mehr: akantifaac.blogsport.de

In Aachen ist am 8.11.2008 ab 9h der Ermittlungsausschuss für Euch erreichbar. Nr.: 017665411488

Ein Infotelefon gibt’s auch ab 9:30: 0160/98615397


Weils zu schön wäre, immer nur einen Termin gleichzeitig zu haben hier noch solidarische Links auf die anderen stattfindenden Aktionen am 8.11.2008:

Köln: Mahnwache von ‚Pro Köln’ verhindern!
Samstag, 8. November 2008, 10 Uhr, Innere Kanalstraße/Venloer Straße, Köln-Ehrenfeld
Mehr:  http://koeln.antifa.net/cms/

Schwerte: Antifaschistischen Demonstration
Am Samstag den 8.11.2008 um 14:00 Uhr am Hauptbahnhof.
Mehr:  http://antifamaus.blogsport.de/

Hattingen: Antifa-Demo um 13 Uhr
Mehr:  http://www.antifa-sprockhoevel.de.vu/

Und schließlich am 9.11.2008 sicherlich auch in Deiner Stadt aber hier insbesondere:
Leverkusen: Gedenken an die Novemberpogrome
18:00 Uhr Bahnhofstraße, Leverkusen-Opladen
Mehr:  http://aalev.antifa.net

(Erstmal) verboten. Näxte Runde.

ak antifa aachen 07.11.2008 - 15:44
Die "Aachener Nachrichten" meldeten gerade:

Münster verbietet braunen Aufmarsch

(sim) 07.11.2008, 14:30

Aachen. Der 5. Senat des Oberverwaltungsgerichtes Münster hat am Mittag den für Samstag geplanten Neonazi-Aufmarsch in der Aachener Innenstadt verboten.

Damit folgten die Richter der Beschwerde des Aachener Polizeipräsidenten Klaus Oelze gegen ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Aachen.

Die hiesigen Richter hatten das Verbot des Aachener Polizeipräsidenten einkassiert und die Demonstration am Vorabend der Reichspogromnacht unter Auflagen gestattet.

Oelze hingegen sah durch den bewusst provokant gewählten Termin die öffentliche Sicherheit gefährdet, befürchtete die Begehung von Straftaten und massive Volksverhetzung. Dieser Auffassung schlossen sich die Richter am Oberverwaltungsgericht an.

Ob die Neonazi-Demo wirklich nicht stattfinden darf, muss nun das Bundesverfassungsgericht in Leipzig entscheiden. Dort hatte Organisator Axel Reitz bereits für den Fall einen Antrag auf einstweilige Verfügung hinterlegt, dass die Münsteraner die von ihm angemeldete Demo verbieten sollten.

klugschiss

Leipziger 07.11.2008 - 17:00
Wir haben hier nur das Bundesverwaltungsgericht - das Verfassungsgericht wird sich sicher nicht mit so nem Kleinkack befassen. ;)
Viel Erfolg euch trotzdem - tretet braune Hintern!

Titel der Ergänzung

f.u.c.k.u.p. 07.11.2008 - 17:28
Auch wenns kackegal ist: Unser kleiner Hitler aus Köln klagt vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.

Egal wie es juristisch ausgeht... ¡No Pasarán!
Autonome Undogmatische Antifa Aachen

Rechte Demo in Aachen verboten

http://www.express.de 07.11.2008 - 20:00
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hat einen für Samstag angekündigten Aufmarsch von Rechten in Aachen verboten und damit eine Verfügung des Polizeipräsidenten bestätigt.

Alleine von dem Motto "Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung! Gedenkt der deutschen Opfer!" gehe eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung aus.

Dieser Gefahr könne nur durch ein Verbot begegnet werden. Der Antragsteller kündigte an, das Bundesverfassungsgericht anzurufen.

Eine Demonstration unter dem Motto am Vortag des 70. Jahrestags zur Reichspogromnacht bedeute eine Verharmlosung der Ereignisse vom 9. November 1938. Die mit der Demonstration verbundene Billigung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft sei geeignet, den öffentlichen Frieden zu stören.

Rechtsradikale Gruppen hatten eine Demonstration mit über 100 Teilnehmern angemeldet. Mehrere Gruppen wollten gegen den Aufmarsch der Rechten demonstrieren.

Kein Nazi kommt in die Nähe der Synagoge

http://www.az-web.de/ 07.11.2008 - 22:29
Eines steht felsenfest: In die Nähe der Synagoge wird am Samstag kein Nazi kommen. Natürlich wollten die Rechten bei ihrem Zug durch Aachen genau dorthin - zumindest in die Nähe, nämlich zum Willy-Brandt-Platz. Und überhaupt hatte man sich einiges vorgenommen.

Sechs Kilometer lang sollte der Marsch quer durch die Innenstadt lang sein. Daraus wird nichts.

Und zwar unabhängig von der noch ausstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts über die Rechtmäßigkeit der Veranstaltung: «Schon nach dem für uns negativen Urteil des Aachener Verwaltungsgerichts haben wir dem Anmelder eine Verfügung geschickt, mit der ein Weg festgelegt wird», sagt Polizeipräsident Klaus Oelze.

Und der macht einen weiten Bogen um die Synagoge wie auch um die Wege der zahlreichen Gegendemonstrationen. Der Polizeipräsident zeigte sich am Freitag in einer Stimmung zwischen Frohlocken und gespannter Erwartung: «Ich habe fürchterlich gute Laune» bekundete er zunächst.

Kein Wunder, hatte das Oberverwaltungsgericht Münster seiner Argumentation zum Verbot des rechten Aufmarschs am Vortag des Gedenkens an die Reichspogromnacht 1938 hundertprozentig Recht gegeben und damit den Spruch des Aachener Gerichts gekippt.

Nicht nur das Datum der Demo, auch das Motto «Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung! Gedenkt der deutschen Opfer» berge Gefahren für die öffentliche Sicherheit.

Dennoch: «Zum Zurücklehnen ist es zu früh. Wir müssen vom schlimmstmöglichen Fall ausgehen», so Oelze. Das von den Organisatoren angerufene Bundesverfassungsgericht könnte schließlich noch einmal eine Kehrtwende vollziehen.

«Wir halten unsere Planungen voll aufrecht», bekundete Helmut Lennartz. Der Leitende Polizeidirektor steht am Samstag an der Spitze des Einsatzes, an dem hunderte Polizisten beteiligt sein werden.

Findet die rechte Demo doch statt, ist die Polizei gerüstet. Wenn nicht, ändern sich höchstens die Blickwinkel. Denn die Nazis könnten sich trotzdem auf den Weg nach Aachen machen.

«Wir werden dafür sorgen, alle genehmigten Demonstrationen zu schützen», so Lennartz. Unter anderem wird es auch einen großen Motorradkorso des Vereins «Kuhle Wampe» geben.

Auch den Bürgern, die in die Stadt wollen, könne er sagen: «Sie können sicher sein, dass wir genügend Personal haben.» Trotzdem könne es zu Beeinträchtigungen insbesondere des Verkehrs kommen.

Die richtige Taktik ist für die Polizei vor allem am Hauptbahnhof angesagt, wo man in erster Linie mit der Ankunft der Nazis rechnet, die sie dann von Gesetzes wegen ebenso schützen muss wie sie das bei allen anderen Demonstranten zu tun gedenkt.

Gleichzeitig aber muss auch noch der normale Bahnhofsbetrieb in Kooperation mit der Bundespolizei aufrecht erhalten werden.

Die Stadt arbeitet im Schulterschluss mit der Polizei und hat ab 9 Uhr einen Krisenstab eingerichtet. Hilfsdienste und Krankenhäuser sind zudem in Alarmbereitschaft, sollte es zu Situationen mit mehreren Verletzten kommen.

Oberbürgermeister Jürgen Linden ruft die Aachener dazu auf, sich an den Gegendemonstrationen zu beteiligen - friedlich.

Lob zollt er dem Polizeipräsidenten: «Ich bin froh, dass er hartnäckig bei seiner Linie geblieben ist und nicht nach dem ersten Urteil zurückgezogen hat.» Linden betont: «Aachen ist zu schön, um irgendwo braune Flecken zu bekommen.»

Neonazis dürfen doch marschieren

http://www.az-web.de 07.11.2008 - 23:48
Nazis dürfen am Vortag des Gedenkens an die Reichspogromnacht in Aachen unter dem Motto «Gegen einseitige Vergangenheitsbewältigung! Gedenkt der deutschen Opfer» aufmarschieren. Das hat das Bundesverfassungsgericht am späten Freitagabend entschieden. Damit bestätigten die höchsten deutschen Richter eine Entscheidung des Aachener Verwaltungsgerichts, nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster wenige Stunden vorher just dieses Urteil gekippt und die Demonstration verboten hatten. Der Initiator der Demo hatte umgehend das Verfassungsgericht in Karlsruhe angerufen. «Das Bundesverfassungsgericht hat die Entscheidung des OVG Münster aufgehoben», teilte BVG-Sprecherin Anja Kersting auf Anfrage unserer Zeitung mit. Eine Begründung dafür lag am Abend noch nicht vor, sie soll am Montag veröffentlicht werden. Das OVG hatte zuvor mit deutlichen Worten das Aachener Urteil aufgehoben. Von der Versammlung, zu der rund 150 Neonazis erwartet werden, gehe eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung aus, der nur per Verbot begegnet werden könne. Offenbar haben die Verfassungsrichter wie in einigen Fällen zuvor die im Grundgesetz verankerte Meinungs- und Versammlungsfreiheit höher bewertet.

Das OVG hatte wie der Aachener Polizeipräsident Klaus Oelze, der die Demonstration verboten hatte, im Titel und in der zeitlichen Nähe zum historischen Datum eine Verharmlosung der Ereignisse am 9. November 1938 und eine «die Würde der Opfer verletzende Billigung der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft» gesehen.

Damit kommt es am Samstag in der Aachener City zum Ausnahmezustand. Zahlreiche Gegendemonstrationen sind angemeldet, hunderte, wenn nicht gar weit über 1000 Polizisten werden zusammengezogen. In der Stadt kann es zu Sperrungen und Verkehrsbehinderungen kommen. Als schwierigste Aufgabe sieht es die Polizei an, am Hauptbahnhof, wo die Rechtsextremisten ankommen wollen, die verfeindeten Gruppen auseinander zuhalten und den normalen Bahnhofsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Keinesfalls wird die rechte Demo in die Nähe der Aachener Synagoge kommen. Die Polizei hat einen Weg festgelegt, der um diesen Punkt einen weiten Bogen macht. Ursprünglich hatten die Nazis einen sechs Kilometer langen Marsch angemeldet.

Naziaufmarsch doch erlaubt!

Operator 08.11.2008 - 00:27
Okay... morgen gehts um die (Soja)-Wurst! Aachen zählt auf eure breite Unterstützung.

Morgen 10h Hauptbahnhof! Nazis blockieren! Sie kommen nicht durch!

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