Global Action Day for Education in Hamburg

steffie streik 06.11.2008 03:25 Themen: Bildung Weltweit
Für heute, den 5. November, wurde ein "Global Action Day for Education" ausgerufen.
An diesem beteiligten sich Studierende weltweit, unter anderem auch in Hamburg.
Dort hat eine Gruppe Studierender der Parteizentrale der GAL (Grüne Hamburg) einen Überraschungsbesuch abgestattet. Vor einigen Wochen wurde der GAL bereits der Preis des "Chancentodes 2008" vom ABS (Aktionsbündnis gegen Studiengebühren) verliehen. Heute bekam sie von Studierenden vor Ort einen GALgen überreicht, um auszudrücken, dass auch bei dem Thema Studiengebühren der Gang durch die Institutionen von den Grünen beerdigt wurde.
Anschließend traten die Menschen vor Ort in einen unbefristeten Hungerstreikm welcher im Eingangsbereich platziert war. Nach mehrstündigen Diskussionen, in welchem die GAL wie erwartet die Problemlage abgestritten hat konnte sie schließlich doch noch überzeugt werden, gegen anfänglichen Unwillen den Preis doch anzunehmen. Nach ca. dreistündigem Protest wurden die Studierenden von einer Delegation der Vollversammlung der Erziehungswissenschaft an der Uni Hamburg abgeholt und unterbrach somit die Belagerung sowie den Hungerstreik. Gegangen sind sie mit den Worten, den Hungerstreik "unterbrechen" zu müssen, um fit zu sein für den bevorstehenden Castortransport im Wendland.
Heute haben im Rahmen des Global Action Days Studierende weltweit gegen die Kommerzialisierung der Bildung protestiert. (Mobivideo:  http://www.youtube.com/watch?v=OOeoMVnBjWg )
Auch in Hamburg gab es dazu eine kleine Aktion:
Eine Gruppe Studierender beschloss, den Tag als Anlass zu nehmen, der Parteizentrale der GAL (Grüne Hamburg) einen Besuch abzustatten. Die GAL, lockte noch Anfang des Jahres mit dem Wahlversprechen "Wer Grün wählt, wählt Studiengebühren ab" zur Urne. Doch schon kurze Zeit später, brach sie ihre Wahlversprechen und blockierte Anträge zur Abschaffung der Studiengebühren im Parlament. Dies geschah, um die Koalitionsgespräche mit der CDU nicht zu gefährden. In diesen Koalitionsgesprächen wurde der faule Kompromiss beschlossen, eine "neue Studiengebühr" zu entwerfen. Um ihren WählerInnenbetrug zu kaschieren, senkten sie die Gebühren um ein Viertel, schafften aber gleichzeitig alle Härtefälle ab. So gesehen also eher eine Umverteilung, da nun alle ausnahmslos zur Kasse gebeten werden. Doch 375 klingt ja besser als 500...
Als weiteres Bonbon führten sie die Möglichkeit der "Stundung" ein - einen zinslosen Studienkredit, der allerdings nur für die Regelstudienzeit plus zwei Semester gilt. Danach muss sich privat Kredit verschafft werden.
Es gäbe noch mehr zu kritisieren an diesem Gesetz. Bei aller Lesung bleibt aber festzuhalten,
dass es keine sozialverträglichen Studiengebühren gibt, wie sich auch in diesem Gesetz wiederspiegelt. Das Trugbild von "besseren" Studiengebühren hält höchstens bis zur nächsten Forderung der Uni.

Den Studierenden gelang es, überraschend ins Parteibüro zu gelangen, wo sie von verdutzten Parteimitgliedern empfangen wurden. Schnell wurde klar, dass es sich hierbei nicht nur um eine Delegation handelte. Der Flur wurde in Beschlag genommen, ebenso ein Raucherraum mit Fenstern. Ein Banner wurde aufgehängt, sowie der Flur mit Plakaten geschmückt, auf denen unter anderem auch für den Schulstreik, der nächste Woche stattfinden soll, geworben wurde.
Bei dem Versuch, dem Ranghöchsten im Hause den Preis, einen GALgen, zu überreichen, kam es zum ersten Dissenz - er weigerte sich, den Preis anzunehmen und wollte lieber diskutieren. Auf dem GALgen stand jedoch schon die eigentlich eindeutige Botschaft:
"Der Gang durch die Institutionen ist gescheitert".
Als Ausdruck der gestorbenen Hoffnung in diesen Weg hängte im GALgen eine Sonnenblume.

Aufgrund der Verweigerung gegenüber dem Protest, traten einige der Anwesenden daraufhin in einen unbefristeten Hungerstreik und machte es sich auf dem Flurboden weitestgehend gemütlich.
Währenddessen wurden einige Tageszeitungen angerufen, sowie Pressemitteilungen an lokale Redaktionen gefaxt.
Nach einiger Zeit kam dann Katharina Fegebank, frischgewählte GAL-Vorsitzende, extra aus Lüneburg angereist. Auch ihre Versuche, die Studierenden doch zur Einsicht zu bringen, dass ihre Studiengebühren doch besser seien und einen Gewinn darstellen würden, scheiterten kläglich. Einzig Interessantes hierbei war, dass betroffene Studierende den Parlamentariern ihr eigenes Gesetz erklären mussten. Schließlich konnte sie doch überzeugt werden, den Preis
anzunehmen, dann verschwand sie.

Um den globalen Rahmen zu stärken, wurden per Telefon Solidaritätsgrüße nach Kolumbien, Liberia und Düsseldorf gesendet.
Aus Düsseldorf kam die Nachricht über eine Demonstration von 500 Leuten, die von der Polizei frühzeitig rüde beendet wurde - (Unsere solidarischen Grüße an dieser Stelle). Das Gespräch mit Liberia war leider sehr teuer, so dass nach einer kurzen Weile der Kontakt abbrach. Aber auch von dort kamen solidarische Grüße, es gab mehrere größere Versammlungen und auch sie bestätigten, dass der Kampf für freie Bildung nur weltweit geführt werden kann.
Für große Freude sorgte eine Delegation der Vollversammlung der Erziehungswissenschaft, die zeitgleich an der Uni Hamburg tagte.
Gemeinsam wurde beschlossen, die Aktion an dieser Stelle zu beenden, da die Hungerstreikenden bis zum Castor wieder fit sein müssen. Insgesamt eine gelungene Aktion - die Getroffenheit bei den Parlamentariern war deutlich zu sehen.
Auch die GAL müsste jetzt begriffen haben, dass sie ab nun im Focus der Studierendenproteste steht und keine Sonderbehandlungen mehr genießt.
In der Zwischenzeit läuft die Vorbereitung an den Schulen für den Schulstreik nächsten Mittwoch auf Hochtouren. Mensch darf gespannt sein.
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Ergänzungen

dazugehörende presseerklärung

steffie streik 06.11.2008 - 04:39
Pressemitteilung
Das Wahlversprechen „Wer grün wählt wählt Studiengebühren ab“ (1) wurde trotz Mehrheit im
Parlament der Studiengebührengegner von den Grünen nicht eingehalten. Aus taktischen Gründen
zogen sie es vor, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen, wenn dafür eine
Regierungsbeteiligung für sie herausspringt. Um dies zu kaschieren führten sie eine neue
Studiengebühr ein – diesesmal für ausnahmslos alle. Dabei kürzte man die Gebühren um soviel,
dass am Ende ein Nullsummenspiel herauskommt. Es ist also vielmehr eine neue Umverteilung der
Studiengebühr.
Doch – wir könnten noch viel mehr an dem Studiengebührengesetz kritisieren – festzuhalten bleibt jedoch insgesammt, dass es keine sozialverträglichen Studiengebühren gibt.
Studiengebühren sind daher generell abzulehnen. Wir wollen keine „besseren“ Studiengebühren,
wir wollen gar keine Studiengebühren!
Mit dem Weltbank-Plan von 1998 begann die Neoliberalisierung der Bildung.
Bildung sollte von nun an als Ware gehandelt werden.
Schnell bildeten sich dagegen Proteste. Ausgehend vom elfmonatigen Streik 1999 in der UNAM,
Mexico City breiteten sich die Proteste gegen die Kommerzialisierung der Bildung weltweit aus:
SchülerInnen und Studierende in Chile, Frankreich, Italien, Griechenland, Argentinien, Kolumbien, England, Kannada, USA, Macedonien, Litauen, Spanien, Österreich, Deutschland, Israel, Ägypten, Phlilippinen, Australien und anderen Ländern streiten seit dem für ein besseres Bildungssystem, welches für Alle zugänglich ist.
Die globale Finanzkrise zeigt deutlich auf, dass neoliberale Programme gescheitert sind – und auf einmal ist unglaublich viel Geld da, dass dafür aufgewendet wird, die Fehler eben dieser
neoliberalen Programme aufzufangen. Doch anstelle dort anzusetzen, wo das System wirklich
verändert werden müsste, stopft man Löcher in kaputten Schuhen. Auch im Bildungsbereich sind
massive Auswirkungen der neoliberalen Programme negativ zu spüren: Immer mehr potentielle
Studierende werden vom Studium aus ökonomischen Gründen ausgeschlossen und mit dem
Bologna-Prozess verkürzt sich ein Studium auf eine reine Ausbildung, bei der eigenes Denken nicht mehr gefördert, sondern bestraft wird. Muss erst auch hier ein Kollaps passieren?

Global Action Day for Education

Der Kampf gegen Privatisierung und Kommerzialisierung kann auf lange Sicht auch im
Bildungsbereich nur global gewonnen werden. Die Global Action Days stellen hierzu ein erstes
Zeichen der Vernetzung dar. Weltweit gehen Studierende und SchülerInnen heute auf die Straße,
veranstalten Demonstrationen und Aktionen um ein gemeinsames Zeichen zu setzen.

Eine andere Welt ist möglich

...aber wohl nicht mit Parteien, wie es sich bei uns ganz konkret bei der GAL zeigt.
Darum übergeben wir ihnen heute im Rahmen des Global Action Days den GALgen, sie beerdigen
mit ihrem WählerInnenbetrug jeglichen Glauben daran, dass parlamentarisch etwas gewonnen
werden kann. Grundrechte müssen wie jeher Außerparlamentarisch erstritten werden, der Gang
durch die Institutionen ist auch in diesem Thema gescheitert.

One World – One Struggle, Education is NOT for Sale
Solidarische Grüße in die Welt,
Viel Erfolg dem Schulstreik nächste Woche

Studierende aus Hamburg

(1) O-Ton im Wahlprogramm der Grün Alternativen Liste Januar 2008

Presse light

beteiligteR 06.11.2008 - 12:00
der Artikel ausm Abendblatt soll wohl Satire sein:

"Mal eben Hungerstreik

Von Jan-Eric Lindner

Nein, ausgezehrt sahen sie nicht aus, die jungen Studierenden, die gestern in der Landesgeschäftsstelle der GAL ihrem Unmut Luft machten. Dabei waren sie im Hungerstreik. Hamburger Studenten! Im Hungerstreik! Das gab es lange nicht ... Im Rund saßen sie auf dem Büroflur, an die Wand gelehnt, manche auf ihren Jacken. Der Boden ist ja hart. Sie haben tatsächlich die ganze Zeit lang nichts gegessen. Sondern mit der GAL-Chefin diskutiert, die wegen der kurzfristigen Besetzung des Büros aus Lüneburg herbeigeeilt war. Na gut, den Kaffee, den GAL-Mitarbeiter anboten, haben sie angenommen. Und einen symbolischen Galgen übergeben, weil die GAL nicht gegen jede Art von Studiengebühren ist. Aber gegessen haben sie wirklich nichts. Die ganzen langen 160 Minuten. Sage noch einer, Studenten von heute könnten nichts mehr ab! Der Autor dieser Zeilen hat angesichts der Protestierer ebenfalls einen Hungerstreik beschlossen. Aus Protest gegen das Mistwetter. Bis zum Frühstück."

 http://www.abendblatt.de/daten/2008/11/06/966217.html


die taz im Hamburg Kompaktteil:

"Protest in GAL-Zentrale

Eine Gruppe Studierender hat im Rahmen des "Global Action Day for Education" den GAL-Fraktionszentrale einen ungebetenen Besuch abgestattet, um gegen die Kommerzialisierung der Bildung durch Studiengebühren zu protestieren. "Wir wollen keine ,besseren' Studiengebühren, wir wollen gar keine Studiengebühren", erklärten die Besetzer gegenüber der taz."

 http://www.taz.de/regional/nord/hamburg/artikel/?dig=2008%2F11%2F06%2Fa0071&cHash=4439ebe451

bildungsstreik in hamburg

streikend 06.11.2008 - 14:04
checkt

bildungssteik-hamburg.de

es müssen auf jeden fall viele leute zur demo kommen, damit angekündigte strafen von schulleitungen ausbleiben.

Proteste auch in anderen Ländern

JO 06.11.2008 - 14:38
Aktionen, wie in Hamburg, im Rahmen des Internationalen Aktionstages gegen die Kommerzialisierung von Bildung, fanden ebenfalls in anderen Ländern dieser Welt statt. Hier eine kurze Übersicht, was noch so los war am 5. November 2008!

In Liberia (Afrika)...
haben sich mehr als 250 Jugend-, Studienerendenorganisationen in mehreren Städten an den Protesten gegen die Kommerzialisierung von Bildung beteiligt. U.a. fanden, um nur paar Beispiele zu nennen, Theateraufführungen und Kundgebungen statt.

In Heidelberg...
auf dem Marktplatz fand ebenfalls eine Kundgebung mit verschiedenen Rednerinnen und Rednern des AK Studiengebühren Heidelberg statt. Zudem warfen Heidelberger BildungsaktivistInnen ein riesigen Banner von der Scheffelterrasse am Heidelberger Schloss (Bilder weiter unten).

In Zagreb (Kroatien)...
gingen mehr als 1000 StudentInnen auf die Strasse, um im Rahmen des Aktionstages ihren Unmut kund zu tun.

Hier paar Artikel, allerdings auf kroatisch:
 http://www.hrt.hr/index.php?id=48&tx_ttnews[tt_news]=19820&tx_ttnews[backPid]=23&cHash=5ed453179c
 http://www.jutarnji.hr/vijesti/clanak/art-2008,11,5,,139857.jl

sowie Fernsehberichte:
 http://dnevnik.hr/vijesti/hrvatska/studenti-prosvjedovali-trazeci-besplatno-visoko-skolstvo.html

In Marburg...
beteiligten sich die Studis in Form einer spontanen Party in der Philfak an dem Aktionstag. Anschließend begaben sich mehr als 100 Leute mit Musikbegleitung auf einen lautstarken Spaziergang durch die City und blockierten kurzerhand paar Strassen.

In Düsseldorf...
fand eine landesweite Demo gegen Bildungskommerzialisierung statt.

In Frankfurt/Main...
gab es ebenfalls eine Aktion (Details in Kürze)

In Bangladesch...
fanden Filmvorführungen, Kundgebungen statt. Hunderte LehrerInnen und StudentInnen versammelten sich auf dem Campus in Dhaka, konnten aber wegen des Notstandes keine Demo durchführen.

In Kanada...
gab es große Demons, über die sogar in den Medien berichtet wurde:
 http://www.youtube.com/watch?v=7qmiLQ8MjqQ

und hier noch paar weitere Eindrücke aus Kanada:
 http://www.youtube.com/watch?v=Ez2EaZNhf4o

Es gab noch diverse weitere Aktionen, zu denen derzeit aber noch keine Details vorliegen.

Die aktuelle Homepage zu dem Internationalen Aktionstag gegen die Kommerzialisierung von Bildung sowie weitere Infos findet ihr unter:  http://www.emancipating-education-for-all.org/

Und nun paar Bilder aus der Welt...

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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(A)//(E) — Anarcho

Na ja, na ja. — Max Broda

@Max Broda — BeteiligteR

Schmunzeln muss sein — Karl Otto

jan eric lindner... — pol potts