[Castor08] Elf und nicht achtzehn

Hoher Mechthin 04.11.2008 01:03 Themen: Atom
Anlässlich der Blockadeaktionen, die heute vormittag den Zug mit den für den Castortransport erforderlichen Tiefladern aufgehalten haben, erklärt der Koordinationsrat der Freien Republik Wendland: die Hinweise, in diesem Jahr würden achtzehn Behälter angeliefert, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit irreführend. Aus Kreisen der Freiwilligen Feuerwehren waren Spekulationen über geänderte Pläne in Umlauf gekommen. "Erst mal kein Grund für einen Plan B!" sagt Paula Puvogel.
Heute morgen um 9:05 teilte die Streckenbeobachtung mit, dass ein Sonderzug in der Castor-typischen Zusammenstellung ( http://www.contranetz.de/atom/atom/transporte/gorleben/zug/index.php) den Bahnhof in Lüneburg verlässt. Daraufhin kam es zu einigen adhoc-Aktionen: ein Schwachholz-Haufen wurde auf den Bahndamm gesetzt, Bänder wurden gespannt, eine in Weiß gekleidete Gestalt lag im Gleis, aus einer spontanen Versammlung von etwa 110 Personen heraus gab es eine versuchte Transparent-Blockade. Um 10:55 passierte der Zug Hitzacker; die reguläre Fahrtzeit für den Personenverkehr mit acht Zwischenhalten auf dieser Strecke beträgt 59 Minuten.

Gezählt wurden elf Waggons mit je einem Speziell-Tieflader. Wegen des hohen Gewichts der Castoren werden diese elf-achsigen LKW-Anhängerbenötigt, um die Behälter auf dem letzten Teil der Transportroute zu ihrem Ziel ins Zwischenlager Gorleben zu bringen. Ein einzelner wiegt über hundert Tonnen. Das Gleis endet in Dannenberg Ost. Dort ist eine Verladeanlage errichtet worden, in die ein Zug mit sechs Waggons einfahren kann. In dem wie militärisch gesicherten Gelände haben bis zu zwölf Straßen-Tieflader Platz.

Diese Details hätten für die Aktionstage bedeutende Konsequenzen, wenn an den Gerüchten über sieben zusätzliche Behälter etwas dran wäre. Denn eine Verladung von mehr als zwölf Behältern von der Schiene auf Straßentransportfahrzeuge ist in Dannenberg nicht möglich. Aus diesem Grund - so wollten es jedenfalls vermeintlich gut Informierte wissen - sollte der Zug in Lüneburg geteilt und die Hälfte in einer der dortigen Kasernen zwischengeparkt werden. Überlange Dienstbereitschaften, die den Aktiven der Freiwilligen Feuerwehren für die kommenden Woche in den Plan geschrieben worden waren, sollten diese Vermutungen stützen. Das Transportgeschehen im Wendland hätte sich dadurch nicht mehr auf den Sonntag und den Montag Vormittag reduzieren lassen; weitere Eingriffsmöglichkeiten hätten sich bis in den Mittwoch hinein ergeben.

"Nach der Genehmigungslage, die uns bekannt ist, können es eigentlich nur elf Behälter vom Typ TN 85 sein." sagt Puvogel. "Was wir heute morgen gesehen haben, bestärkt uns darin: wir sollten zusehen, dass wir rechtzeitig zum Zuge kommen!"
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Ergänzungen

Fahrpläne für den Castorzug

contrAtom 04.11.2008 - 09:43
Weitere Informationen und Fahrstrecken des "richtigen" Castor-Zuges gibt es auf www.contrAtom.de
Aktuelle Ereignisse & Bilder:
www.contrAtom.de/xposting

Kundgebung gegen den Castortransport

... 04.11.2008 - 13:11
Kundgebung gegen den Castortransport
Freitag, 7. November 2008
18 Uhr - Bahnhofsvorplatz
Lüneburg

Warum Lüneburg

freier Wende 04.11.2008 - 16:40
Wieso sollten - für den Fall das es doch 18 Behälter sind (werden wir ja spätestens Freitag abend wissen) - diese in Lüneburg abgestellt werden ?
Richtig ist das die Verladestation nicht alle Behälter aufnehmen kann... aber da ist schon bei sechs Stück Schluss! Es könnten auch die ersten Behälter auf die Reise geschickt werden - während die letzten brav in Dannenberg auf dem Gelände des Verladekranes warten. So müsste das Team Green nicht Schiene und Straße gleichzeitig schützen... würden Sie personell ja eh nicht hinbekommen!

Aber ich denke die verlängerten Bereitschaftszeiten liegen einfach daran, dass sich nach hinten immer noch Spielraum offen gelassen wird.

CASTOR "nur" mit 11 Behältern genehmigt

Atomnix 04.11.2008 - 20:48
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hatte bereits am 30.04.08 in der Pressemitteilung 006 unter dem Titel "Erstmals französischer Behältertyp im Einsatz - BfS genehmigt weiteren Rücktransport von radioaktiven Abfällen aus Frankreich" bekannt gegeben: "Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat heute einen weiteren Rücktransport von hochradioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich nach Deutschland genehmigt. Wie ein Sprecher der Behörde in Salzgitter mitteilte, hat die Nuclear Cargo + Service GmbH in Hanau die Erlaubnis bekommen, elf französische Transportbehälter des Typs TN85 von der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague zum Transportbehälterlager nach Gorleben in Niedersachsen zu transportieren."
"Das BfS hatte die Genehmigung erteilt, nachdem die Sicherheitsvoraussetzungen nach § 4 Atomgesetz (AtG) festgestellt worden waren. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hatte für die Zulassung des Behälters eine thermische und mechanische Prüfung der Transportbehälter vorgenommen. Durch Auflagen in der Transportgenehmigung wird sichergestellt, dass die international festgelegten Grenzwerte für radioaktive Kontaminationen an der Oberfläche der Transportbehälter eingehalten werden. Dazu wurden wie bislang Maßnahmen zur Kontaminationsvermeidung und -kontrolle festgelegt, sowie eine Transport-Dokumentation und exakte Meldepflichten."
Das BfS teilte zu der erteilten Transportgenehmigung seinerzeit weiter mit: "Die Genehmigung ist bis zum 31.12.2008 befristet. Wann das Transportunternehmen die elf Behälter nach Gorleben bringt, entscheidet die Firma selbst. Den konkreten Transporttermin muss die Nuclear Cargo + Service GmbH nach Auflagen des BfS mit den Innenministerien der Bundesländer abstimmen, die von dem Transport betroffen sind."
Das BfS gab in der Pressemitteilung zu: "Die Glaskokillen, die in diesem Jahr transportiert werden, haben eine höhere Strahlung und entwickeln deshalb mehr Wärme. Deshalb war es notwendig, einen neuen Transportbehältertyp einzusetzen. Statt des bislang benutzten deutschen Castor-Behälters HAW 20/28 CG kommt jetzt der Behältertyp TN85 der französischen Firma TN International zum Einsatz. Er ist speziell für den Transport dieser Glaskokillen nach Deutschland konstruiert worden. Die Prüfungen des BfS haben ergeben, dass auch dieser Behälter in der Lage ist, die Grenzwerte des Gefahrgutrechts einzuhalten. Damit ist gewährleistet, dass die erhöhte Wärmeleistung sicher abgeführt werden kann. Trotz der höheren Strahlung der Glaskokillen wird dieselbe Dosisleistung an der Behälteroberfläche erreicht, wie bei den bisher eingesetzten deutschen Castorbehältern", wurde vom BfS in der Pressemitteilung versichert. "Auch mit dem TN85 werden jeweils 28 Glaskokillen transportiert. Er entspricht denselben gesetzlichen Vorgaben wie die Castor-Behälter. Der TN85 ist für eine maximale Wärmeleistung von 56 Kilowatt genehmigt."
"Die deutsche kernkraftwerksbetreibende Industrie muss insgesamt 108 Behälter mit jeweils 28 hochaktiven Glaskokillen aus Frankreich zurücknehmen. Seit 1996 sind bislang 75 Behälter nach Gorleben transportiert worden. Weitere 33 werden folgen. Dieses Jahr ist der Transport von elf Behältern geplant."

Vom BfS wurde zudem weiter mitgeteilt: "Ein für 2009 geplanter Transport mit dem deutschen Behältertyp CASTOR HAW 28M ist abgesagt worden, nachdem die erforderlichen Sicherheitsnachweise von der Herstellerfirma nicht zeitgerecht erstellt werden können. Die Abfälle werden in der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Glaskokillen gegossen. Seit 1. Juli 2005 dürfen keine abgebrannten Brennelemente mehr zur Wiederaufarbeitung ins Ausland transportiert werden."
(  http://www.bfs.de/de/bfs/presse/pr08/pr0806.html )

In der Liste der Transportgenehmigungen des BfS mit Stand vom 03.11.08 ist unter der laufenden Nummer 6841 der Gorleben-CASTOR aufgeführt. Genehmigt wurden vom BfS am 30.04.08 demzufolge max. zwei Transporte mit insgesamt max. 308 hochradioaktiven HAW-Glaskokillen in TN85-Behältern. - Auch daraus ist ersichtlich: Für den anstehenden Atommüll-Transport aus der Plutonium-Fabrik La Hague nach Gorleben sind folglich 11 TN85-Behälter mit einer Beladung mit 28 hochradioaktiven HAW-Glaskokillen pro Castor genehmigt worden.
(  http://www.bfs.de/de/transport/gv/tg.pdf )

Anschläge gegen Vattenfall in HH

wattn´knall 04.11.2008 - 23:22
Polizei vermutet Zusammenhang mit dem Castortransport:
 http://www.mopo.de/2008/20081105/hamburg/panorama/anschlaege_gegen_vattenfall.html