Italien: Gespenster der Vergangenheit
Die Sendereihe mit dem bemerkenswerten Titel "Venerabile Italia" (ehrwürdiges Italien) soll sich der Geschichte Italiens vom Eingreifen der Faschisten in den Spanischen Bürgerkrieg bis zum "Selbstmord" von Roberto Calvi ("Der Bankier Gottes") widmen; Themen, in denen der Ehrenmann höchstpersönlich seine dreckigen Finger hatte.
Nach den skandalösen Äußerungen von Ex-Präsident Cossiga vor einigen Tagen zur aktuellen Protestbewegung hat sich nun also ein anderes Gespenst der italienischen Vergangenheit auf der politisch-medialen Ebene zurückgemeldet. Und er hat auch gleich für seine erste Sendung zum Thema "Faschismus" am 3.11. zwei sehr illustre Gäste angemeldet: den ebenfalls 89jährigen siebenfachen Ex-Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, der mehrfach unter dem Verdacht mafiöser Verstrickungen stand und vom Verdacht des Mordauftrags gegen den Journalisten Pecorelli erst in dritter Instanz freigesprochen wurde. Der zweite ist Marcello Dell'Utri, der "Architekt" der Berlusconi-Partei Forza Italia, in erster Instanz wegen Kontakts zur Mafia sowie letztinstanzlich wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Dieser Ehrenmann hat vor den letzten Wahlen zum Senat, dem er trotz seiner kriminellen Vergangenheit(?) angehört, die "Revision der Geschichtsbücher" zu seinem Ziel erklärt, vor allem, was die Zeit der Resistenza, des antifaschistischen Widerstandskampfs, betrifft. Da darf er nun wohl in der Sendung des faschistischen Logengroßmeisters dran arbeiten.
Vom Faschisten zum... Faschisten
Der zynisch-machiavellistischen Offenheit Cossigas folgt nun der Vertreter des kalten Staatsstreichs in die mediale Öffentlichkeit Italiens. Natürlich gab es einen Aufschrei: zumindest die Journalistengewerkschaft Fnsi hat dazu aufgerufen, sämtliche Pressekonferenzen Gellis zu boykottieren. Aber schon vor fünf Jahren konnte der Meister genüsslich seine Zufriedenheit mit der Übereinstimmung der Praxis der Berlusconi-Regierung und dem, was er schon 30 Jahre zuvor geschrieben hatte, ausbreiten. Heute hatte er im Corriere della Sera wieder Gelegenheit, sich in einem Interview darzustellen. Berlusconi sei der Einzige, der Gellis alten "Plan der demokratischen Wiedergeburt" weiterführen könne. Das Problem sei, dass Berlusconis Partei ohne Berlusconi auseinanderfallen würde.
Fini von der Alleanza Nazionale dagegen hatte er geschätzt, weil er der Schüler eines großen Lehrers sei: Almirante. (Giorgio Almirante, Funktionär im Propagandaministerium der Marionettenrepublik von Hitlers Gnaden, später Neugründer der faschistischen MSI). Jetzt aber habe sich Fini geändert.
OK, jetzt wissen wir's, Herr Gelli. Berlusconi ist also eher in der Lage, die "demokratische Wiedergeburt" im Geist des Faschismus durchzuführen als der Postfaschist Fini.
Und dass man noch weitergehen muss in der Arroganz der Macht, als sie derzeit von der Berlusconi-Regierung schon gezeigt wird: "Wenn jemand die Mehrheit hat muss er sie nutzen ohne sich um die Minderheit zu kümmern. Ich kümmere mich nicht um die Minderheit, die nicht auf die Straße gehen darf, die nicht von der Arbeit fernbleiben darf, und von der man nicht nicht angegriffen werden darf."
Also: Silvio, du machst das schon gut, aber es fehlt noch ein Stück zur richtigen Diktatur, soll heißen "demokratischen Wiedergeburt" Italiens im Geist des Altfaschisten, Putschisten und CIA-Verbindungsmanns, des neuen Anchormans bei Odeon tv.
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Ergänzungen
Propaganda Due
http://www.youtube.com/watch?v=QTjpU2MJ5Gk
http://www.youtube.com/watch?v=Ips5mvZwpo0
http://www.youtube.com/watch?v=lliSe4lIMVs
Soviel zu der Behauptung, die Freimaurerei sei ja ganz harmlos und verfolge keinerlei poltische Ziele.
Noch einmal,
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
@zorn — ja,ja...
Tatsächlich, — Zorn