Berlin - Demo für ein Tempelhof für alle

Roland Ionas Bialke 31.10.2008 12:35 Themen: Antifa Freiräume Soziale Kämpfe
Gestern, am 30. Oktober 2008, fand in Berlin-Neukölln eine Demonstration gegen die exklusive Nutzung des Flughafengelände Tempelhof durch geldreiche Menschen statt. Etwa 80 bis 100 Menschen forderten "Tempelhof für alle" und freuten sich auf die alternative unkommerzielle Nutzung des nun nicht mehr genutzten 4-Millionen-Quadratmeter-Arials.
Gegen 22 Uhr 30 begannen sich die Demonstranten Oderstrasse Ecke Herrfurthstrasse zu sammeln, also genau vor dem Zaun des Flughafen Tempelhof der an diesen Tag geschlossen wurde. Ein stand mit Glühwein wurde aufgebaut und dieser dann kostenfrei verteilt. Nur etwa 30 Personen und viele Mannschaftswagen der zweiten Einsatzhundertschaft der zweiten Berliner Bereitschaftspolizeiabteilung (22) waren zu diesem Zeitpunkt anwesend.

Ein Sicherheitsdienst und die Polizei fuhr im Flughafengelände vermehrt Streife. Aber auch vor dem Zaun herrschte ein leicht repressives Klima. So wurde den Teilnehmer durch die Polizei verboten Megaphone zu benutzen und Transparente an den mit Stacheldraht versehenden Flughafenzaun zu hängen. Menschen mit Glasflaschen wurde versucht durch die Polizei auszusortieren. Diese leichte Repression wurde mit dem Bombardement des Flughafengeländes mit Knallteufeln (das ist harmloses Feuerwerk für Kinder, was ganzjährig verwendet werden darf) beantwortet.

An dem Flughafenzaun wurden Fahnen aufgehangen und am Gegenüberliegenden Zaun verschiedene Transparente die unter anderem eine Nutzung des Flughafengeländes für alle forderten. Die Zahl der Teilnehmer erhöte sich mit der Zeit auf 80 bis 100 Personen. Polizisten in ziviler Bekleidung begannen sich die Demonstration anzuschauen und Vorkontrollen wurden durch die Polizei durchgeführt beziehungsweise es wurde stellenweise durch die Polizei verhindert, dass sich Passanten und Anwohner der Demonstration anschliessen konnten.

Der Künstler Geigerzähler trat nun auf und spielte ein paar sozialkritische Lieder, unter anderem über besetzte Häuser in der Rigaer Strasse und über Revolution. Danach begaben sich die Teilnehmer auf die Oderstrasse um durch das Kiez zu ziehen und so mehr Menschen anzusprechen. Die Demonstration ging die Oderstrasse entlang, auf die Herrmannstrasse und wieder zurück bis zur Boddinstrasse. Dort wurde die Demonstration durch die Polizei gekesselt und vom Veranstalter für beendet erklärt.

Viele der Demonstrationsteilnehmer gingen anschliessend noch in den "Stadtteil- und Infoladen Lunte". Die Polizei stellte sich noch einige Zeit vor die Lunte und auch Polizisten in ziviler Kleidung überwachten die Gegend.

Informieren über die Geschehnisse rund um das Flughafengelände könnte Ihr Euch auf der Seite der Kampagne "Tempelhof für alle" (tfa) oder auf der Vollversammlung der "Wir Bleiben ALLE"-Kampagne (WBA), die jeden 27. im Monat in Berlin stattfindet. Seid kreativ und organisiert tolle Aktionen!

Tempelhof für alle -  http://tfa.blogsport.de

Wir Bleiben Alle -  http://wba.blogsport.de

Es gab einige schöne neue Parolen die Tempelhof thematisierten. Wäre schön, wenn diese jemand hier ergänzen würde. Und auch so verträgt dieser Artikel Ergänzungen - Also seid fleissig, wie die Besetzerbienen!

Ungesicherten Informationen zufolge verteilten Neo-Nazis gestern Abend Nazi-Propaganda am S-Bahnhof Neukölln und mobilisierten zur (kommerziellen) Schliessungsfeier des Flughafen Tempelhof. Also seid auch diesbezüglich aufmerksam!
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Ergänzungen

Erneuter Protest gegen Flughafenschließung

http://pressemitteilung.ws/ 06.11.2008 - 16:14
Mit einem Trauer- und Protestmarsch wollen die Flughafenretter am Samstag, den 8. November 2008 gegen die Schließung des Flughafen Tempelhof erneut demonstrieren. Mit der Androhung “Wowereit wir kommen!”, wollen sich die Demonstranten mit Taschenlampen bewaffnen und “…auf diese Schande für Berlin und Deutschland aufmerksam machen.”, so das Aktionsbündnis be-4-tempelhof in seiner Stellungnahme an die Presse. Sie bezeichneten auch die Schließung als exlusiven “…Leichenschmaus”, da die Öffentlichkeit ausgeschlossen wurde. Unterdessen erstatteten die Initatoren des Protestes Strafanzeige gegen “…den Regierenden Bürgermeister von Berlin und Aufsichtsratsvorsitzenden der Flughafengesellschaft Klaus Wowereit.” und bezichtigten ihn der Untreue.

“Auf der Grundlage des § 266 StGB werden wir überprüfen lassen, ob Herr Wowereit sich, durch die vollkommen unbegründete Schließung des Flughafens Tempelhof, der Untreue gegenüber dem Land Berlin und gegenüber den Eigentümern der Flughafengesellschaft, schuldig gemacht hat.”, bekräftigte man gegenüber der Öffentlichkeit diese Maßnahme.

“Seriöse Schätzungen gehen von mindestens 11,9 Millionen jährlicher Bewirtschaftungskosten für den geschlossenen Flughafen aus. Weitere Kosten in Millionen Höhe würden für die Sicherung des Geländes und die fällige Bodensanierung anfallen. Die Kosten für einen Sozialplan für die Beschäftigten schätze Klaus Wowereit 2004 auf 24,5 Millionen Euro. Das Paket kann sich leicht auf 100 Mio Euro zu Lasten Berlins aufaddieren, bevor eine Nachnutzung vielleicht 2015 einsetzt. Diese Ausgaben werden einzig und allein durch die politisch motivierte Schließung des Flughafens Tempelhof anfallen und rechtfertigen daher die Strafanzeige wegen Untreue und einem entsprechenden Anfangsverdacht. Außerdem werde die Vereinbarkeit von Wowereits Handeln mit dem Europäischen Wettbewerbsrecht, Stichwort - Airport Package -, und der besonderen Schutzwürdigkeit der Verkehrsinfrastruktur angesprochen werden.”, so die Protestler weiter.

“Viele Berliner Bürger haben speziell im Rahmen des Volksentscheids für Tempelhof ihre demokratischen Mitwirkungsrechte ein erstes Mal konkret wahrgenommen. Viele Berliner, übrigens Wähler aller Parteien,
waren sich in dem Ziel einig, die herausragende Infrastruktureinrichtung Flughafen Tempelhof für die Gegenwart und die Zukunft Berlins zu erhalten. Bedauerlichweise musste man jedoch einen Berliner Senat erleben, der eine geradezu feindselige Haltung gegenüber den Tempelhof-Freunden und dem Verfassungsinstrument Volksentscheid an den Tag legte. Erinnert sei hier an die Entgleisung des Senatssprechers Richard Meng, der die Tempelhof-Freunde als - Ewiggestrige - schmähte. Eine Vokabel, die bis dahin für rechtsradikale Verfassungsfeinde reserviert war. Sein Chef, Klaus Wowereit, machte es leider nicht besser, als er kurz vor dem Volksentscheid wahrheitswidrig von einem drohenden Baustopp für den neuen Flughafen BBI sprach und damit die Berliner, die ja durchaus den Flughafen BBI wollen, geradezu nötigte, der Abstimmung fern zu bleiben. Insgesamt droht nun, wie schon vielfach bemerkt wurde, ein schwerer Schaden für unsere Demokratie. Das Engagement der Tempelhof-Sympathisanten und Tempelhof-Wähler wurde von Klaus Wowereit systematisch diskreditiert und missachtet. Die Politik- und Parteienverdrossenheit wird weiter anwachsen.”, polterten die Schließungsgegner in einer Mitteilung.

Auch wenn Tempelhof jetzt geschlossen ist, geht der Wirtschaftskrimi nun in die nächste Runde, da die Demonstranten wohl nicht bereit seien, diese Schließung zu akzeptieren.

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