[Wien] Angriff auf Anti-Burschi-Demo

AuA! 30.10.2008 17:37 Themen: Antifa
Der dritte Neonazi-Angriff aus linke Veranstaltungen binnen einer Woche in Österreich wühlt sowohl Antifaschisten als auch die Medien auf...
Es hat sie schon verschreckt, die Burschen, dass die Proteste gegen ihren wöchentlichen "Coleurbummel" auch im Wintersemester weiter gehen. Nicht wie seit Jahr und Tag üblich Schlag Zwölf, sondern zwei Stunden früher tummelten sich deutsch-völkische Verbindungsstudenten vor dem Hauptportal der Uni Wien. Kaum war der Spuk vorbei, trafen sich rund 100 Personen zu einer Kundgebung, die in eine Spontandemo zum nahe gelegenen Parlament mündete, um auch dort den Unmut über die Kontinuitäten des Deutschnationalismus auf der Universität und im Nationalrat auszudrücken.

Bei der anschließenden friedlichen Kundgebung auf der Rampe des Parlaments kam es zu einem gewalttätigen Übergriff durch etwa zehn Personen, welche zuvor der Demonstration vermummt gefolgt waren. Unter den Angreifern befanden sich mehrere Mitglieder deutschnationaler Studentenverbindungen, darunter mindestens zwei Mitglieder der rechtsextremen Burschenschaft Olympia, die noch wenige Stunden zuvor auf der Unirampe offensiv Propaganda unter Studenten betrieben hatte. Verletzt wurde seitens der Antifaschisten glücklicherweise niemand.

Einer der Provokateure bei der Parlamentsrampe, der Olympe Sebastian Ploner, wurde in einer parlamentarischen Anfrage vom 14. 3. 2008 von Martin Graf als "parlamentarischer Mitarbeiter" bezeichnet. Ploner - auch im Ring Freiheitlicher Jugend aktiv - ist zudem schon als Mitorganisator des völkischen "Sturmadler"-Jungvolklagers und als regelmäßiger Kunde des neonazistischen Aufruhr-Versands zu medialer Halbberühmtheit gelangt (profil berichtete).

Das selbstsichere und gewaltbereite Auftreten der Rechtsextremen und die Salonfähigkeit einschlägigen Gedankenguts bis ins "Hohe Haus", die durch die Wahl des Olympen und FPÖ'ler Martin Grafs zum Dritten Nationalsratspräsidenten erneut befördert wurde, lässt sich vom Aufflammen rechtsextremer Gewalttaten in den letzten Tagen kaum mehr trennen. Am Freitag letzter Woche hatten ca. 25 Neonazis bei einer antifaschistischen Konzertveranstaltung in Braunau mit Nazi-Parolen und dem Hissen einer Hakenkreuzflagge provoziert; tags darauf wurde in Wien eine Veranstaltung des linken Kulturvereins W23 von Neonazis gestürmt. Der Übergriff auf antifaschistische Demonstranten reiht sich in diese Serie rechtsextremer Gewalttaten nahtlos ein.

Der Rechtsruck der letzten Wahlen wird somit nun auf der Straße nachvollzogen: Im Wissen, sich auf einen breiten rassistischen und autoritären gesellschaftlichen Konsens stützen zu können, legen rechtsextreme Gewalttäter jede Hemmung ab. Wie FPÖ und BZÖ den verlängerten Arm des Stammtisches im Parlament darstellen, exekutieren gewalttätige Neonazis dessen Willen auf der Straße.

Das breite mediale Echo bestärkt uns, weiterhin unseren Unmut gegen menschenfeindliche Ungleichwertigkeitsideologien in Wort und Tat kundzutun - Für eine starke Linke - Alerta!


Erste Medienreaktionen:
Presseaussendung "Die Grünen"
Presseaussendung "Österreichische Hochschülerschaft"
krone.at "Rechtsextreme greifen bei Anti-Graf-Demo an"
derstandard.at "Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten auf Parlamentsrampe"
kurier.at Ringsperre wegen Martin Graf"
"29.10. Zusammenstöße zwischen Rechten und Demonstranten"
wienweb.at "Rauferei vor Parlament"
oliverritter.wordpress.com


Text der Gruppe AuA! anlässlich der aktuellen Entwicklungen und grundsätzlichen Kontinuitäten
ÖSTERREICHISCHE VERHÄLTNISSE

Schottentor – Rathaus – Parlament. Drei Haltestellen der Einser-Linie stehen sinnbildlich für die Karriereverläufe vieler FPÖ-Funktionäre: Während des Studiums im biermiefig-reichsnostalgischen Ambiente der Studentenverbindung das familiär vorgeprägte völkische Bewusstsein geschärft und durch rituelle Demütigung und scharfe Säbel für die Karriere in der autoritären Führerpartei zurechtgeschliffen; Einstieg in die Kommunalpolitik auf Bezirks- oder Landesebene; und schließlich: von der dumpfen Woge des gesunden Volksempfindens ins Parlament des postnazistischen Österreichs gespült.

Einer, der diese Bahn durchlaufen hat, ist Martin Graf: Sein Weg führte ihn von der rechtsextremen Burschenschaft Olympia und dem Ring Freiheitlicher Studenten (RFS) über den Bezirksvorstand von Wien XXII in den Nationalrat. Gestern wurde er mit Stimmen von FPÖ, BZÖ, ÖVP und SPÖ in dessen Präsidium gewählt. Im neu konstituierten Parlamentsklub der FPÖ, der bei der gestrigen Nationalratssitzung erneut einheitlich mit der blauen Kornblume, Erkennungssymbol der illegalen NSDAP in den 30er Jahren auftrat, sitzen mit Manfred Haimbuchner, Lutz Weinzinger, Wolfgang Zanger, Werner Königshofer, Heinz-Christian Strache, Peter Fichtenbauer, Werner Neubauer, Harald Stefan, Walter Rosenkranz und Alois Gradauer zumindest 10 weitere deutschnationale Korporierte, hinzu kommen Ewald Stadler (BZÖ) und Martin Bartenstein (ÖVP). Jenseits des Korporiertenspektrums kann der FPÖ-Klub mit weiteren illustren Neuzugängen aufwarten - darunter die wegen Verhetzung (nicht aber wegen ihrer Leserinnenbriefe an Nazi-Postillen) angeklagte Susanne Winter oder Johannes Hübner, ehemaliger Arbeitgeber des bekannten Neonazis Clemens Otten, Anwalt der Olympia und Sprecher des stramm-rechten Personenkomitees für Andreas Mölzer bei der Europawahl 2004.

Jene Wahlen, die den Einzug dieser Personen in den Nationalrat ermöglichten, brachten nicht nur auf parlamentarischer Ebene einen Rechtsruck mit sich. Allein vergangene Woche kam es in Österreich zu wenigstens drei Übergriffen von Neonazis auf Personen, die von diesen als „Linke“ identifiziert worden waren. Im durch das Wahlergebnis bestätigten Wissen, sich auf einen breiten rassistischen und autoritären gesellschaftlichen Konsens stützen zu können, legen jene Kreise jede Hemmung ab. Wie FPÖ und BZÖ den verlängerten Arm der Stammtische im Parlament darstellen, exekutieren gewalttätige Neonazis dessen Willen auf der Straße.

So fügt sich eins ins andere: Selbst unter Aussparung der Mitte-Rechts-Parteien ÖVP und SPÖ votierten am 28. 9. 2008 fast 1.500.000 österreichische Staatsbürger für die chauvinistische, rassistische und frauenfeindliche Programmatik von Parteien wie FPÖ, BZÖ, RETTÖ oder DIE CHRISTEN, das „Dritte Lager“ aus FPÖ und BZÖ konnte sowohl absolut als auch relativ seinen bisherigen Stimmenrekord von 1999 klar übertreffen; wesentliche Teile der ÖVP scharren bereits wieder in den Startlöchern, um unter Einbeziehung von blau-orangen Kapazundern der Marke Graf und Stadler eine neue schwarz-blau-orange Koalitionsregierung [[„rechts der Mitte“]] zu zimmern; einer, der noch 1987 eine rechtsextreme Veranstaltung am Wiener Juridicum gegen antifaschistische Proteste „beschützte“, wird nun mit dem Schutz der „Würde und Rechte“ des Nationalrats und seiner Geschäftsordnung betraut; und quer durch Österreich wittern Alt- wie Neonazis Morgenluft.

Die Zeiten bleiben dürftig, und alles wie gehabt:Kein Friede mit Österreich!


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Ergänzungen

f

g 30.10.2008 - 21:32
...immer wieder kritisierenswert, dass Informationen die eigentlich auf den ÖSI Indy gehören würden, zuerst auf dem de.indy stehen. Was steckt denn da bloss dahinter??? Arroganz oder schlichtweg Ignoranz gegenüber lokaleren Strukturen??? Eine Wiederbelebung von at.indymedia wäre wohl eher angebracht, als Postings bei de.indy (die ich grundsätzlich nicht ablehnen möchte, sonder nur in der Form, dass auf dem ÖsiIndy nix steht, kritisieren möchte...!

Fotos der Pappnasen

antifa-wien 03.11.2008 - 18:59
Noch ein paar Bilder von Pappnasen.
Dabei gut erkennbar Sebastian Ploner :
"Laut Recherchen des Nachrichtenmagazins profil (5. 2. 07) hat Sebastian Ploner, RFJ-Vorstandsmitglied in Wien XV, beim neonazistischen Aufruhr-Versand u. a. Kampfschriften wie „White Power“, T-Shirts mit einschlägigen Motiven und NS-Literatur bestellt. Marcus Vetter, Wiener RFJ-Landesobmannstellvertreter und Mitglied im RFJ-Bundesvorstand, hat laut profil beim Aufruhr-Versand mehrere CDs von NS-Bands wie Weiße Wölfe („Unsere Antwort ist Zyklon B“) bestellt. "

Anmerkungen zum Angriff auf Antifas

Copy&Paste 03.11.2008 - 19:02
Anmerkungen zum Angriff auf AntifaschistInnen am letzten Mittwoch

aua blogsport

Der dritte Neonazi-Angriff aus linke Veranstaltungen binnen einer Woche in Österreich wühlt sowohl AntifaschistInnen als auch die Medien auf...

Es hat sie schon verschreckt, die Burschen, dass die Proteste gegen ihren wöchentlichen "Coleurbummel" auch im Wintersemester weiter gehen. Nicht wie seit Jahr und Tag üblich Schlag Zwölf, sondern zwei Stunden früher tummelten sich deutsch-völkische Verbindungsstudenten vor dem Hauptportal der Uni Wien.

Kaum war der Spuk vorbei, trafen sich rund 100 Personen zu einer Kundgebung, die in eine Spontandemo zum nahe gelegenen Parlament mündete, um auch dort den Unmut über die Kontinuitäten des Deutschnationalismus auf der Universität und im Nationalrat auszudrücken.

Bei der anschließenden friedlichen Kundgebung auf der Rampe des Parlaments kam es zu einem gewalttätigen Übergriff durch etwa zehn Personen, welche zuvor der Demonstration vermummt gefolgt waren.

Unter den Angreifern befanden sich mehrere Mitglieder deutschnationaler Studentenverbindungen, darunter mindestens zwei Mitglieder der rechtsextremen Burschenschaft Olympia, die noch wenige Stunden zuvor auf der Unirampe offensiv Propaganda unter StudentInnen betrieben hatte. Verletzt wurde seitens der AntifaschistInnen glücklicherweise niemand.

Einer der Provokateure bei der Parlamentsrampe, der Olympe Sebastian Ploner, wurde in einer parlamentarischen Anfrage vom 14. 3. 2008 von Martin Graf als "parlamentarischer Mitarbeiter" bezeichnet. Ploner - auch im Ring Freiheitlicher Jugend aktiv - ist zudem schon als Mitorganisator des völkischen "Sturmadler"-Jungvolklagers und als regelmäßiger Kunde des neonazistischen Aufruhr-Versands zu medialer Halbberühmtheit gelangt (profil berichtete).

Das selbstsichere und gewaltbereite Auftreten der Rechtsextremen und die Salonfähigkeit einschlägigen Gedankenguts bis ins "Hohe Haus", die durch die Wahl des Olympen und FPÖ'ler Martin Grafs zum Dritten Nationalsratspräsidenten erneut befördert wurde, lässt sich vom Aufflammen rechtsextremer Gewalttaten in den letzten Tagen kaum mehr trennen.

Am Freitag letzter Woche hatten ca. 25 Neonazis bei einer antifaschistischen Konzertveranstaltung in Braunau mit Nazi-Parolen und dem Hissen einer Hakenkreuzflagge provoziert; tags darauf wurde in Wien eine Veranstaltung des linken Kulturvereins W23 von Neonazis gestürmt. Der Übergriff auf antifaschistische DemonstrantInnen reiht sich in diese Serie rechtsextremer Gewalttaten nahtlos ein.

Der Rechtsruck der letzten Wahlen wird somit nun auf der Straße nachvollzogen: Im Wissen, sich auf einen breiten rassistischen und autoritären gesellschaftlichen Konsens stützen zu können, legen rechtsextreme Gewalttäter_innen jede Hemmung ab. Wie FPÖ und BZÖ den verlängerten Arm des Stammtisches im Parlament darstellen, exekutieren gewalttätige Neonazis dessen Willen auf der Straße.

Das breite mediale Echo bestärkt uns, weiterhin unseren Unmut gegen menschenfeindliche Ungleichwertigkeitsideologien in Wort und Tat kundzutun - Für eine starke Linke - Alerta!


"die jüdische" 02.11.2008 19:20

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

30%? — Feststeller

@ Feststeller — Antifaschistische Organisation Wipperfürth

30 % Nazis? Unsinn — zora77

30% Nazis? — antifa hooligan

@AuA — autsch

@f — g