[Erfurt] Mit Wasser gegen Wasserabstellung

Squat the World 29.10.2008 19:19 Themen: Freiräume
Der Eigentümer Golla hat den Besetzer_innen zum 31. Oktober bei den Wasserwerken das Wasser abbestellt. Dass er damit die dort lebenden Menschen von einem lebenswichtigen Gut abschneidet scheint ihn wenig zu stören. Um so mehr stört das jedoch die Besetzer_innen und ihre Unterstützer_innen. Diese nahmen eine life Sendung des lokalen Radiosenders „Radio F.R.E.I“ mit Thema „Wem gehört die Stadt?" zum Anlass, um mit einer Wasserkette durch die Innenstadt und einer spontanen Demonstration gegen die Wasserabstellung zu protestieren. Mehr als 100 Menschen beteiligten sich an den Aktionen.
Es kann gut sein das der Eigentümer des ehemaligen Topf & Söhne Geländes nicht wusste, das die Vereinten Nationen das Jahr 2008 zum „Jahr der sanitären Grundversorgung“ ernannt haben. Doch höchstwahrscheinlich hätte Golla mit diesem Wissen nicht anders gehandelt. Denn das menschenverachtende Abbestellen des Wassers zielte sicherlich auf die Besetzer_innen. So können die mißliebigen Personen ausgetrocknet und zu einer freiwilligen Aufgabe des Geländes gebracht werden, glaubt zumindest Golla.

Ganz anders sehen es die Besetzer_innen und ihre Unterstützer_innen. Die Abbestellung des Wassers wird hier eher als Schikane aufgefasst. Von einer freiwilligen Aufgabe keine Spur. So versammelten sich gestern mehr als 100 Aktivisten in der Innenstadt Erfurts um gegen die Wasserabbestellung zu protestieren.
Mitgebracht wurden Eimer, Schüsseln und Schalen. Diese dienten dem Transport von Wasser. Eine lange Menschenkette brachte die gefüllten Gefäße von der Gera (Fluss) bis auf den Fischmarkt vor das Rathaus. Am Ende der Kette wurde mit dem Wasser ein Klo gespült, Geschirr abgewaschen und geduscht. Nachdem die Polizei eintraf und das Treiben kritisch musterte, wurde das Ende der Schlange von der Eingangstür des Rathauses weg bewegt. Als Klo diente fortan ein Miniatur-Nachgebilde der Erfurter Innenstadt. Damit begnügte sich dann die Polizei und hielt sich für den weiteren Verlauf der Aktion im Hintergrund. Nach gut einer Stunde wurden die vollen Eimer Wasser vor dem Miniatur-Erfurt gesammelt und anschließend gemeinsam das „Erfurter Klo“ gespühlt.
Nachdem dies erledigt war zogen die Aktivist_innen geschlossen und lautstark in einer Demonstration durch die Stadt. Skandierte Parolen waren unter anderem „Wasser für alle - und zwar umsonst!", „Besetztes Haus Erfurt - bleibt!" und „Wir bleiben alle!". Auch hier hielt sich die Polizei zurück und lief nur neben der Demo her.

Alles in allem war diese Aktion ein weiteres gelungenes Zeichen dafür, dass die Besetzer_innen das Besetzte Haus in Erfurt nicht einfach aufgeben werden. Denn Golla hat auch weiterhin vor das Gelände möglichst bald abzureißen (Hintergrund zum Abriss:  http://de.indymedia.org/2008/09/227335.shtml).
Für den 22. November ist eine überregionale Demonstration unter dem Motto „Hände weg vom besetzten Haus Erfurt“ geplant. Infos unter  http://haendeweg.blogsport.de
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