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Freiraumdemo am 8.11. in Potsdam

ajhfshfhfuwhvsjv 27.10.2008 20:44
Im November wird es eine Demo zum Erhalt von Freiräumen, Hausprojekten und Kulturinitiativen in Potsdam geben. Verschiedenste Projekte und Gruppen rufen dazu auf am samstag den 8.11. lautstark und zahlreich mit durch Potsdams Innenstadt zu ziehen.

Los gehts um 14.00 Uhr am Hauptbahnhof/Potsdam.
Unter dem Motto "FREIRÄUME STATT SCHLOSSTRÄUME" soll es am 8.11. in Potsdam auf die Strasse gehen. Seit Monaten wird in Potsdam auf verschiedenen Ebenen über die Problematik fehlender, bedrohter oder geschlossener Räume für eine unkommerzielle Kultur und für selbstbestimmte Projekte geredet. Mit der Besetzung der ehemaligen "Villa Wildwuchs" (jetzt heisst sie "la datscha") vor einem Monat kam neuer Wind in den stockenden Prozeß der Lösungsfindung zwischen Stadt und verschiedenen Projekten. So fanden sich auf einmal doch mögliche neue Räume in städtisch verwalteten Gebäuden für den Anfang des Jahres geschlossenen Club "Spartacus". So dementierte sich die Stadt selber nach dem sie angedroht hat das "Archiv" sofort sperren zu lassen, da Brandschutzauflagen nicht erfüllt werden. Die Stadt Potsdam geht so gar soweit neue Brandschutztüren und andere Baumaterialien zur Verfügung zu stellen um erste Mängel zu beheben.
Doch trotz einiger kleinen positiven Fortschritte, gestaltet sich die generelle Situation für selbstverwaltete Hausprojekte und Kulturinitiativen in Potsdam schwierig. Potsdam hat seit der Wende einen enormen Wandel durchgemacht. Die Umstrukturierung der Stadt und auch der Bevölkerung ist mehr oder weniger abgeschlossen. Die Immobilien- und Bodenpreise sind konstant sehr hoch. So sind auch die Mieten für Menschen mit wenig Einkommen kaum mehr tragbar. Und auch die Hausprojekte die einen Erbbaupachtvertrag mit der Stadt abgeschlossen haben, kämpfen mit hohen finanziellen Belastungen und Auflagen. Die Innenstadt ist komplett durchsaniert und touristengerecht herausgeputzt. Das ehemalige Stadtschloss wird wieder aufgebaut (wo Potsdam doch so wenige Schlösser hat) und als nächstes wird die umstrittene Garnsionskirche aus dem Nichts wieder aus dem Boden gestampft. In den Parks darf man nicht mehr Fahrradfahren und auch sonst fühlt sich Mensch in Potsdam manchmal mehr Statist in einem Freilichtmuseum als ein wirklicher Mensch in einer lebendigen Stadt. Und seit dem nun auch noch der grösste Teil der städtischen Förderung für Kultur in einen einzigen Standtort (Schiffbauergasse) fliesst, kämpfen alle kleineren Vereine und soziokulturelle Träger der Off-kulturszene mit dem Überleben. So hat man in Potsdam abends öfters den Eindruck in einer Geisterstadt unterwegs zu sein. Sollte Mensch es sich dann noch erlauben einmal lauter zu sein oder gar Musik zu machen, ist das Team Green immer gern sofort zur Stelle.

Aktuell betrifft es mehrere Projekte in Potsdam keine gesicherte Perspektive zu haben.
Für den Erhalt dieser Haus- und Kulturprojekte und für ein selbstbestimmtes Leben in Potsdam wird es die Demo im November geben.

Kommt zahlreich!!
Wir bleiben alle!!!

neuigkeiten gibts immer auch hier: ladatscha.blogsport.de


Und des weiteren der offizielle Aufruf der Vorbereitungsgruppe der Demo:

Freiräume statt Schlossträume

Die Potsdamer Jugend- und Soziokulturszene soll auf engstem Raum zusammengepfercht und an den Rand der Stadt abgedrängt werden. Gleichzeitig will die Stadt für alle möglichen Preußenspielereien Unmengen an Flächen und Geld verschwenden.
Während die Baugrube für die neue Mitte Potsdams, das Stadtschloss, ausgehoben wird, musste das Spartacus im Zentrum der Stadt schließen.
Als Ersatz angeboten werden Räume in der Johannsenstraße, die so marode sind, dass selbst die Besitzer sie aufgrund der Baufälligkeit nicht zu betreten wagen. Positives Eignungskriterium ist nach Ansicht der Stadt die Abgelegenheit des Grundstücks. Hier wird wieder einmal die Verdrängungspolitik der Stadt sichtbar.

Ebenfalls in Innenstadtnähe schlägt sich das Archiv momentan mit utopischen Auflagen bezüglich des Brandschutzes herum, teilweise kam es bereits zu Sperrungen von Veranstaltungs - und Projekträumen durch das Bauamt, weitere Räume sind bedroht.
Im Archiv gibt es seit 14 Jahren ein breitgefächertes Kulturangebot, ohne dass dafür Geld von der Stadt in Anspruch genommen wird. Selbstverwaltet und ehrenamtlich organisiert gibt es hier eine Sporthalle, diverse Proberäume und ein Atelier. Außerdem besteht die Möglichkeit, subkulturelle Konzerte zu veranstalten oder zu besuchen. Gleich gegenüber plant die Stadt den Ausbau der alten Speicherstadt zu einem „gehobenen“ Wohnviertel an der Havel. Auch hier ist zu befürchten, dass selbstverwaltete Subkultur dem „Grossen Geld“ weichen muss.

In der Uhlandstrasse 24 wurde das politische Problem „wohin mit den jungen Leuten“ elegant privatisiert. Ursprünglich als Vorzeigeausweichobjekt für zwei besetzte Häuser von der Stadt bereitgestellt, wurde das Haus einige Zeit später an eine private Erbengemeinschaft „rück“ übertragen. Versuche der Bewohner_innen neue Mietverträge auszuhandeln wurden von der Erbengemeinschaft mit Kündigung und Räumungsklage beantwortet. Inzwischen werden unter hohem Druck Kaufverhandlungen geführt.

Das seit dem 26.09.08 besetzte Haus der ehemaligen Villa Wildwuchs, das jetzt „La Datscha“ heißt, befindet sich auf einem Grundstück, das dem Willen der Stadtverwaltung nach an die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übergeben werden soll. Damit hat die Soziokultur- und Jugendszene ein neues selbstverwaltetes und von städtischen Finanzen unabhängiges Projekt geschaffen. La Datscha steht nun für einen selbstorganisierten, unkommerziellen Projektraum fern jeglicher KonsumentInnenmentalität und als Gegenstück zur städtischen Politik der Verdrängung und Privatisierung. Die Stadt will das Gebäude abreißen.

Wir wollen uns politisch austauschen und einmischen, neue Projekte organisieren, bestehende erhalten und selbstbestimmt leben. Wir wollen nicht weiter zusehen, wie die Stadt uns an den Rand drängt um ihrem Preußenwahn nachzugehen, Schlösserkopien baut und eine Kirche wiedererrichtet, die als Symbol für preußischen Militarismus und Faschismus steht.
Wir fordern, dass Menschen und Projekte unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten gleichberechtigt am Leben in Potsdam teilhaben können.

Wie blanker Hohn liest sich auch folgender Auszug aus dem Kulturpolitischen Konzept der Landeshauptstadt Potsdam 2008 –2012, der im extremen Gegensatz zur aktuellen Lage steht.

„Die kulturelle Vielfalt und das breitgefächerte Kulturangebot ist ein besonderes Merkmal der Potsdamer Kultur. Aus diesem Grunde hat sich die Landeshauptstadt entschieden, die facettenreichen kulturellen Projekte, die sich sowohl an die Potsdamer Bürger und Bürgerinnen als auch an die BesucherInnen und Besucher der Stadt wenden, noch mehr als bisher zu fördern.“ Quelle: Kulturpolitisches Konzept der Landeshauptstadt Potsdam 2008 –2012

Wie sich die Stadt die Förderung von kulturellem Leben in Potsdam vorstellt, wurde uns durch die Ereignisse der jüngsten Zeit nur zu gut deutlicht gemacht.

Lasst uns ein Zeichen setzen für Jugend- und Soziokultur, für Selbstverwaltete Räume und für ein Potsdam, in dem Kultur und Leben nicht von der herrschenden Politik definiert wird.
Wir lassen uns nicht vertreiben, weder hier noch anderswo, wir bleiben alle!


Kommt alle zur Demo am 08.11.08 14.00Uhr Hauptbahnhof Potsdam
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Ergänzungen

Bunt gegen Preussen

yabasta 27.10.2008 - 22:21
Hier nochma das plakat zum gucken, falls das pdf nicht geöffnet werden kann.

und unter dieser adresse findet ihr eine eine Übersicht an Presseartikeln der letzten wochen zu den ereignissen in Potsdam:

 http://ladatscha.blogsport.de/presse/