Demo gegen Naziaufmarsch in Bochum

Antifaschistische Jugend Bochum 26.10.2008 23:20 Themen: Antifa Antirassismus Medien Soziale Kämpfe
Gegen Rassismus, Volksgemeinschaft und nationale IdentitätEine kurze Zusammenfassung
Am 25. Oktober 2008 fand im Bochumer Stadtteil Ehrenfeld eine vom Hauptbahnhof ausgehende Demonstration der NPD gegen AusländerInnen statt. Dementgegen stellten sich diverse antifaschistische Aktivitäten. So gab es eine Antifa-Demonstration in der Bochumer Innenstadt, die von der Antifaschistischen Jugend Bochum (AJB) und weiteren Gruppen aus Bochum und dem Ruhrgebiet organisiert wurde.
Die Demo war mit bis zu 900 TeilnehmerInnen verhältnismäßig gut besucht. Darunter fand sich das typische Antifa-Klientel, zahlreiche SchülerInnen aus Bochum, sowie auch einige Bürgerinnen und Bürger und ein Block der Gewerkschaft ver.di. Zu einem unschönen Zwischenfall kam es, als ca. zwanzig TeilnehmerInnen aus dem antideutschen Spektrum die Demonstration zu spalten und provozieren versuchten, indem sie israelische Nationalfahnen hochhielten. Auf die mehrmaligen Aufforderungen dies zu unterlassen, sowohl vom Lauti-Wagen, als auch aus der Demo heraus, reagierten diese nicht. Offensichtlich war dies eine gezielte Provokation dieser Demo, die bereits im Aufruf mit der Aufforderung keine Nationalfahnen mitzubringen, ihre antinationale Ausrichtung kund tat. Letztlich blieb kein anderer Weg, als den entsprechenden TeilnehmerInnen ihren offensichtlichen Wunsch zu erfüllen und sie der Demo zu verweisen.Die Polizei instrumentalisierte den Zwischenfall, um die Demonstration eine Zeit lang aufzuhalten und die verwiesenen TeilnehmerInnen von der Demonstration zu trennen. Das entsprach der Einsatztaktik der Polizei, die verhindern wollte, dass die Antifa-Demo enden konnte, bevor die Nazis anfingen.Die lautstarke Demonstration zog weiter über den Boulevard gen Rathaus, wo einige Redebeiträge gehalten wurden. Hier spalteten sich nun auch einige AktivistInnen ab, um auf die Naziroute zu gelangen. Diese kamen ohne Probleme bis kurz vor die Route, wurden jedoch vor dem Ziel von Team Green aufgehalten, welches nicht nur hier sondern auch an allen anderen Stellen die Route hermetisch abgeriegelt hatte.Auf den letzten Metern filmten zwei Nazis die Demo ab. Auf Drängen der AntifaschistInnen wurden die Faschos von der Polizei entfernt. Am Kuhhirten, wenige 100 Meter vom Startpunkt, sowie vom Hauptbahnhof entfernt, löste sich die Versammlung auf. Kurz zuvor hatte sich der Naziaufmarsch mit ca. 150 TeilnehmerInnen vom Hauptbahnhof Richtung Ehrenfeld in Bewegung gesetzt.

Bereits während der Antifa-Demo gab es eine kleine Sitzblockade auf der Route der Nazis, die von unabhängigen AntifaschistInnen durchgeführt wurde. Die Blockade wurde kurz darauf von der Polizei aufgelöst.

Nach der Auflösung strömten die DemonstrantInnen Richtung Naziroute. Entgegen dem Einsatzkonzept von Polizeiführer Martin Jansen konnte an vielen Stellen der Naziroute ein lautstarker Protest in Ruf- und Sichtweite stattfinden. Besonders am Ende der Nazidemo in Bochum-Ehrenfeld konnten an die hundert AntifaschistInnen, sowie bürgerliche Kräfte und AnwohnerInnen des teilweise alternativ geprägten Stadtteils deutlich wahrnehmbar gegen die Nazis protestieren.

Weiterhin wurden vor, während und nach der Demonstation einige Nazis in physische Auseinandersetzungen mit Antifas verwickelt, aus denen sie als VerliererInnen hervorgingen.

Fazit:

Das Ziel den Naziaufmarsch zu verhindern, oder erheblich zu einzuschränken wurde an diesem Tag nicht erreicht. Allerdings war bereits im Vorfeld klar, dass dies kaum möglich werden würde. Die Konstitution der Antifa-Szene im Pott ist momentan so, dass effektive Verhinderungen nicht möglich sind. Es wurde ein Rahmen gesetzt, in dem viele Antifas in Bochum die Möglichkeit hatten sich an den Aktionen zu beteiligen und an die Naziroute heranzukommen. Mehr ging nicht. Dennoch würden wir den Ablauf des Tages als Fortschritt sehen. Im Gegensatz zu vielen anderen Anti-Nazi-Protesten im Pott in den letzten zwei Jahren, ist es mal wieder gelungen ein Vielfaches an Antifas im Gegensatz zu den Nazis auf die Straße zu bringen und den Nazis mit Protesten an der Route, sowie mit handfesteren Methoden gehörig auf die Nerven zu gehen. Klar ist, dass die Effektivität von Anti-Nazi-Protesten noch viel weiter ausgebaut werden muss, dennoch ist es schonmal positiv zu bewerten, dass deutlich mehr möglich war, als zB am Antikriegstag in Dortmund. Für die Zukunft muss weiter an umfassenden Strukturen im Ruhrgebiet gearbeitet werden und dort wo es möglich ist, früh zu Gegenaktionen mobilisiert werden. Angesichts von fünf Wochen Mobilisierungszeit, konnte eine ziemlich große Anzahl an TeilnehmerInnen für die Demo gewonnen werden.

Beigetragen zum guten Verlauf des Tages hat auch die gut funktionierende Infostruktur, die über einen WAP-Ticker und ein Infotelefon lief.

Es kam am gesamten Tag zu sechs Fest- und Ingewahrsamnahmen auf Seiten von Antifa und Nazis. Alle festgehaltenen Antifas wurden am selben Tag wieder rausgelassen.

Vielen Dank nochmal an den EA Wuppertal für die gute Arbeit!


P.S.: Einen herzlichen Dank an den Bochumer Polizeipräsidenten Thomas Wenner für sein Kompliment, die Rechten stünden für das KZ, während die Linken fürs Gulag stünden.Wofür stehen Sie dann, Herr Wenner? Für die GESTAPO? Oder wollen Sie's aktueller? Im Angebot stehen zB noch der Mord an Oury Jalloh oder Ihre mörderische Abschiebemaschinerie...

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Ergänzungen

Bochum total?!

Bailan 27.10.2008 - 18:32
Beginn der Demo.
Nach einigen Metern wurde die Demo angehalten und nach vorne drang das Gerücht durch, das es Probleme mit den ADler_Innen gab. Also kann mensch sich das doch mal angucken und ja. Dieses geplänkel zwischen den Flügeln, welches Antifaschistische Arbeit im Ruhrgebiet echt behindert hat wieder mal angefangen und trägt zur Behinderung von direkten Aktionen bei (z.B. das zeitige beenden der Demo um auf die Naziroute zu gelangen).
Dabei sah doch, für mich, alles so gut aus. Die ADler_Innen versammelten sich freiwillig, im hinteren Teil der Demo und packten da ihre Schmuckstücke aus. So weit so gut, dieses Verhalten halte ich sogar für progressiv, ich bin von ADler_Innen schon größere Provokationen gewöhnt und deutlich unreflektierteres Verhalten, z.B. das mitführen von militärischen Symbolen die sich auch schon gegen den Staat Israel gewandt haben, wie z.B. die Fahne der Royal Air Force (die hat Migrant_Innen, jüdischen Glaubens unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg auf der Überfahrt nach Palästina/Israel wissentlich beschossen, man kann das exemplarisch an der "Exodus" festmachen)die bei mind. einer Demonstration mit geführt wurde.
Was war also das Problem, wer ausschlaggebend war wird man nie (auch nicht über Indy) herausbekommen, ob es die ADler_Innen die sich über Pali-/PLO-Tücher richtigerweise echauvierten, oder Migrant_Innen oder AJBler_Innen die sich über nationalistische Symboliken echauvierten, was keinesfalls verwerflich ist...
Die Folgen wurden hier ja schon skizziert, es ist kein aufeinander zugehen mehr möglich, keiner der moralisch überlegenen ADler_Innen war bereit in einen Dialog zu treten mit den betreffenden Personen über das Pali-/PLO-Tuch und die Bereitschaft der AJBler_Innen die ADler_Innen einfach am hinteren Ende der Demo laufen zu lassen, ist leider auch nicht da gewesen.
Meiner Meinung nach sollten auf einer Antifa-Demo jegliche nationale völkische und/oder religiöse Symbole fehlen, aber das sind inhaltliche Diskussionen die man nicht auf Demos lösen kann, sondern nur durch den Dialog mit allen Gruppen aus dem radikalen linken Spektrum und so was sollte mensch auf der Demo dann auch nicht hochkochen, vor allem nicht in einem erträglichen Rahmen, wie Bochum.
O-Ton ADler_In "...aber Israelfahnen dürfen doch zur Provokation der Nazis mitgeführt werden...". Steckt für den geneignten ADler_Innen hinter dieser Symbolik nur noch Provokation der Nazis und/ oder der Antiimperalist_Innen?
Es hätte keinem geschadet, wenn diese Gruppe einfach am hinteren Ende der Demo ihren Platz bekommen hätte, man hätte vielleicht sogar darauf einwirken können das weniger vulgäre Parolen dieser Gruppe entsprungen werden wie "Kannibalismus gehört zu unseren Riten, Esst mehr Antisemiten" - sorry inhaltlicher Blödsinn und nicht mal ein Lacher und wird dem Leiden der Juden und Jüdinnen nicht gerecht.

Blockaden
Nur Zivil auszusehen hat definitiv nicht gereicht um auf die Naziroute zu gelangen, das zeigt auch die Tatsache das die Blockaden zahlenmässig äusserst unterbesetzt waren.
Meist scheiterte das vorhaben doch an der Unentschlossenheit der anwesenden Antifas, so stand mensch vor drei Polizist_Innen mit ca. 20 (vermummten!) Antifas, die sich aber alle in Luft aufgelöst haben als einer der anwesenden Polizisten verkündete "wenn ihr nicht geht, setzten wir Pfefferspray ein...", hundert Meter weiter standen diese dann und brüllten "ACAB" - natürlich ist es kritisch so etwas bei Indy zu posten, aber mensch muss sich ernsthaft gedanken machen, wie die Antifa Arbeit weiter gehen soll angesichts dem militanteren auftreten der Nazis (vorallem im Ruhrgebiet - Dortmund) und dem verschärften klauen von Szenetypischer Kleidung etc. WIR SOLLTEN IN DIE OFFENSIVE GEHEN, natürlich ist unser Wirkungsbereich "nicht nur gegen Nazis" aber wenn gegen Nazis dann entschlossen, gemeinsam und wirkungsvoll!

Bündnispartner_Innen
natürlich ist es schön wenn sich auch Verdi und andere "Bürgerlichen" in die Demo einreihen, hier aber noch kurz ein Szenario das die Bochumer Genoss_Innen vielleicht noch etwas beschäftigen kann. Die DGB Kundgebung, befand sich in unmittelbarer Nähe der Nazizwischenkundgebung, so hätten von da aus noch weitere Störaktionen stattfinden können, vorallem weil man ja in Hör weite gewesen wäre. Das Problem bestand nur darin, dass die Kundgebung nur noch durch das Schauspielhaus möglich gewesen wäre, diese Türe wurde aber "bewacht" von einem Grünen-Ortspolitiker, der einer Gruppe von ca. 10 - 20 Menschen aus dem Antifaschistischen Spektrum den Zutritt verweigerte mit den Worten "ihr nicht, ihr macht immer nur Ärger" und darauf hin die Türe abschloss und verschwand.
Hier wurde eine Möglichkeit verpasst die DGB/Grünen Demo zahlenmässig aufzustocken UND evtl. auch zu intervenieren das man als große Gruppe den Naziaufmarsch, der unmittelbar an dieser bürgerlichen Demo vorbei zog, zu stoppen und ggf. zu verhindern.
Mehrere Menschen aus dem bürgerlichen Spektrum, haben aber bei dieser Demo den Antifas geholfen in dem sie Tipps gaben und/oder sie bei Aktionen unterstütz haben, was nicht alle Tage so ist.

abschliessend würde ich mir wünschen, das die radikale Linke mal über so Konflikte wie ADler_Innen, Anti_Imper_Innen, Anarch@s hinweg sehen könnte, wenn auch nur für eine Zusammenarbeit bei Antifaschistischen Aktivitäten und den Rest in Camps, AZs, SZs, Infoläden und ähnliches auszudiskutieren, vielleicht können wir einandern über völkische, nationale, religiöse Elemente hinweg helfen.

...es geht uns ums ganze!
ANTIFA

Ingewahrsamnahme

Aus Bochum 27.10.2008 - 22:03
Nachdem die Antifademo beendet worden war sammelten sich viele Antifas bei der Bürgerlichen Demo vor dem Haupteingang des Bochumer HBF.
Nachdem die Bullen uns nicht erlaubt hatten den HBF zu betreten suchten wir eine andere Lösung um dieser Barriere aus dem Weg zu gehen.

Durch die U-Bahn auf der anderen Seite war es sehr leicht in den HBF zu kommen,
allerdings wurden wir direkt am Hinterausgang von Bullen wieder zum Haupteingang begleitet, obwohl wir uns als rechtes Pack ausgaben um direkt auf die Faschoroute zu kommen.
Das Risiko dieser Aussage war mir zwar in vollem Umfang bekannt, allerdings hätte ich nicht gedacht, dass die Bullen darauf so intensiv reagieren.

Vorne am HBF angekommen wurden wir direkt von Bullen, welche den Haupteingang hermetisch abriegelten, kontrolliert. Es folgte eine komplette Überprüfung.
Der Solidarisierungseffekt zwischen uns Antifas wurde unterbunden, indem die Bullen uns immer weiter in den HBF zerrten.

Danach erhielten wir einen Platzverweis und wir sollten den HBF in Richtung Naziaufmarsch verlassen. Natürlich nur unter lautem Protest.

Am Hinterausgang angekommen wollte die Bullen uns nicht passieren lassen, obwohl wir nur auf ANWEISUNG der Bullen vom Haupteingang handelten!

Aufgrund dieser Kommunikationsunfähigkeit der Bullen mussten wir den HBF wieder durch die U-Bahn verlassen.

In der U-Bahn wurden daraufhin wieder Bullen auf uns aufmerksam, als wir die Bahn in Richtung Gelsenkirchen nehmen wollten und somit eigentlich dem Platzverweis nachkommen wollten.

Kurze Zeit später folgte dann im U-Bahn Schacht 302/306 Richtung Gelsenkirchen bzw. Höntrop Kirche ein Zugriff von 7 Bullen.
Mir wurde vorgeworfen den Platzverweis mißachtet zu haben.
Desweiteren nahm der Bullen meine abweisende Haltung ihm gegenüber zum Anlass mich mit aller Gewalt gegen die Fahrplaninformation zu werfen.
Zwei andere Bullen wurden direkt persönlich und begannen meine "Unhöflichkeit" mit einem schlechten Elternhaus in Verbindung zu bringen.
Im übrigen glaube ich, dass meine Ingewahrsamnahme nur aufgrund meiner "Unhöflichkeit" erfolgte.

Wir wurden nach oben begleitet und meine Ingewahrsamnahme wurde vorbereitet.
Danach nur noch reinste Schikane.

Auf dem Bullenrevier wurden Fotos gemacht, obwohl ich mich strikt bzw. sogar körperlich dagegen wehrte. Mir wurde "versichert" das dies keine erkennungsdienstliche Behandlung wäre.

Telefonanrufe wurden mir verweigert.
Erst auf Androhung einer Anzeige konnte ich ein Telefongespräch führen.
Das zweite Telefonat (Anruf beim EA) wurde mir mit der Begründung "sowas gibts nur im Fernsehen" auch auf die wiederholte Androhung einer Anzeige untersagt.







Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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antistalinistin — antistalinistin

AD block — autonome antifa

Demo von Nazis gefilmt — AgainstNewWorldOrder

Abfilmen von Antifa-Demos — Mr.Incognito

Links ist nicht Rechts! — verdammt nochmal

Demo von Nazis gefilmt — AgainstNewWorldOrder

der Nazi Kammeramann — PrinceCharming

Sehr schön! — egal oder?

Vermummung auf der Demo — Hier, ich

problem — master of desaster

@YXC — Endlich wieder ne schöne Demo!

nicht immer so — böse aussehen

zur vorabenddemo — beobachter

Potential? — Beobachter

@beobachter — anderer beobachter