"Die Linke" gegen Lucy Redler

Rainer Oldenbourg 22.10.2008 18:19 Themen: Soziale Kämpfe
Autoritär und feige. Gegen den Eintritt der Trotzkisten-Belle schickt die Berliner Linkpartei Klaus Ernst vor. Der ehemalige WASG-Chef legt Einspruch gegen SAV-Eintritt ein.
Seit Wochen geistert das Gerücht in Berliner Links-Kreisen umher, die Linkspartei der Landeshauptstadt wolle gegen den Eintritt der Trotzkisten von der SAV vorgehen. Selber den Dolch zu führen war den Berliner Realo-Genossen aber wohl zu heikel...

Vor gut einem Monat hatte sich die trotzkistische Kleinstgruppe SAV nach langem hin und her entschlossen doch in die Linkspartei einzutreten. Dabei war die "Sozialistische Alternative Voran" noch 2007 wild entschlossen gewesen die Fusion der WASG mit der SED-Nachfolgepartei, PDS zu verhindern. 2006 fuhren die Trotzkisten mit dem Eigenantritt der Berliner WASG ihr schwerstes Geschütz auf.

Hauptkritikpunkt der SAV aber auch vieler Linker und Sozialbewegter in der Stadt war - und ist - die Einsparschweinpolitik der Berliner Realo-Genossen um Klaus Lederer und Stefan Liebich. Die Regierungsozialisten, die zusammen mit der Sozialdemokratie die Geschicke Berlins leiten, machen sich mit ihrem Regierungskurs, der zu harten Einsparungen geführt hat, nicht nur in Berlin unbeliebt, sie stoßen auch auf Kritik in der "Linken" selbst.

Die Linke in der "Linken" fürchtet, die Realpolitik von Liebich und Co. könnte das Projekt Linkspartei beim Wähler desavouiren.

Unvergessen und nicht vergeben: Die Nachfolgepartei der SED weiß bekanntlich nicht nur wie man einen ganzen Staat gegen die Wand fährt, die PDSler haben auch Erfahrung darin, wie man in den Bundestag rein kommt - und anschließend wegen zu vieler Rechtsschwenks wieder rausfliegt.

Für die meisten radikalen Linken war von Anfang an klar, dass die neue Linkspartei keine antikapitalitische Partei ist, sondern systemstabilisierend wirkt. Hinzu kam die Kritik an der Struktur der ehemaligen PDS, die Partei, die etliche Linke wegen ihres stalinistischen Erbes schon seit ihrer Gründung nicht nur für autoritär struturiert hielten...

Ihre überalterte Parteibasis - durch die DDR geprägt - neige zu Kadavergehorsam, ihr Antikapitalismus sei bestenfalls "nationalbolschewistisch". Eine Polemik (nicht nur von "Antinationalen" vorgebracht), die darauf abzielte die oftmals stalinoid-bräsig daherkommende Kritik der autoritär geprägten Alt-Basis am "bösen Westen" und seinem Kapitalismus sei nichts weiter als Ostalgie: spiessiges Ressentiment das die Sehnsucht nach einem provinziellen Gartenzwergsozialismus ausdrücke - sogar anschlussfähig an völkische und antisemitische Denkweisen.

Mit Häme wurde daher in der radikalen Linken die Selbstmord-Ankündigung der Truppe um die Trotzkisten-Schöne, Redler goutiert, sie wolle nun "Entrismus", in die Linkspartei rüber machen. So richtig ernst hat die SAV ohnehin niemand mehr genommen. Neben Spott hagelt es auch bundesweit Kritik an dem "parasitären Wesen" einer Gruppe, die "Organisationshopping" betreibe ohne "in der Bewegung richtig mit anzupacken".

Niemand hatte daher mit einem Einspruch gegen den Mitgliedsantrag von bestenfalls drei Handvoll SAV-Mitglieder gerechnet, die mangels Masse ohnehin nichts am Realo-Kurs der Berliner Linkspartei ändern könne. Bestenfalls werde man die Entristen von der SAV mit Posten ruhig stellen, so wie vorher die Trotzkisten der inzwischen aufgelösten Gruppe "Linksruck", von denen manches Ex-Mitglied mittlerweile einen lukrativen Job in der Linken Bundestagsfraktion ausübt.

Christine Buchholz zum Beispiel, die im Bundestagsbüro des WASG-Gründers, Klaus Ernst arbeitet. Ausgerechnet von dem kommt nun der Einspruch gegen den Eintritt Lucy Redlers. Ziemlich fantasielos argumentiert der bayerische Regionalfürst der IG-Metall, Redler sei gegen die Fusion von WASG und PDS zur Linkspartei gewesen. Ernst, den etliche WASGler bereits in der Gründungsphase für grobschlächtig und autoritär hielten, vergisst allerdings dass bei der Fusion der beiden Parteien automatisch auch diejenigen Mitglied in der Linken wurden, die vorher gegen die Fusion aufgestanden waren.

Redler und die SAV hatten sich dem damals durch Austritt aus der fusionierten Partei entzogen. Während - im Widerspruch zur Berliner SAV-Linie - die Trotzkisten in den Westbundesländern nicht aus der WASG austraten und somit Mitglied der Fusionspartei wurden.

Vor einem Monat kündigten die Redler-Trotzkisten auf ihren Webseiten an: "SAV jetzt auch im Osten in der "Linken". Eine "Drohung" die "Titanic"-Titelseitenverdächtig war: ergänzt durch "Massenflucht in die neuen Bundesländer". Statt den Eintritt Redler mit Humor zu nehmen, folgt stattdessen der "Prager Frühling in der Linkspartei".

Beobachter reiben sich verwundert die Augen warum Mitglieder der "Linke" mit ihrem autoritären Vorgehen gegen Lucy Redler der bekannten Trotzkistin eine mediale Bühne schaffen. Allerdings geistert schon seit Wochen das Gerücht in der Berliner linken Szene umher, die Berliner Linkspartei fürchte den Eintritt Redlers und Genossen, könnten diese doch einen Kristallisationspunkt für alle Unzufriedenen in der Berliner Linkspartei bilden und damit den Realo Kurs von Liebich und Co schwächen.

Konkret, so Kreuzberger Mitglieder der Linkspartei bereits vor 14 Tagen, bereiteten Linksparteichef Gregor Gysi und die führende Berliner Reala, Halina Wawziniak einen Einspruch gegen die SAV und Lucy Redler vor, "innerhalb der Sechs-Wochen-Frist für Neumitglieder". Wawzyniak trat 1990 als 16-Jährige in die PDS ein und macht seitdem eine steile Karriere. Mit ihr hat die Berliner Linkspartei ein Mitglied im Bundesvorstand, das dafür Sorge trägt, dass der Kurs der Regierungssozialisten von innerhalb der Linken nicht gestört wird.

Mit "Wessi" Klaus Ernst haben die Berliner Genossen ein WASG-Gründungsmitglied für die Liquidierung des Kasus Redler vorgeschickt, um Vorwürfen in Richtung "autoritäres Erbe der SED", "Stasi-Anwalt gegen Trotzkistin", "Berliner Realsozialisten fürchten Kritikerin" zu begegnen.

Eines haben die Strippenzieher aus Berlin aber nicht bedacht: statt Kritiker in die Linkspartei hineinzusaugen und in Ämter zu kooptieren, werden sie die Reihen derjenigen stärken, die bereits klammheimlich über eine erneute linke Konkurrenzkandidatur zur Berliner Linkspartei nachdenken.
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Ergänzungen

SAV Covergirl

Lucky Strike 22.10.2008 - 19:12
Lucy Redler (* 17. August 1979 in Hann. Münden) ist eine deutsche Politikerin der Sozialistischen Alternative (SAV) innerhalb der Partei Die Linke. Sie war zudem Mitglied der WASG, bevor sie am 15. Juni 2007 deren Abspaltung Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr (BASG) mitgründete. Redler ist Diplom-Sozialökonomin und Redakteurin der monatlich von der SAV herausgegebenen Zeitschrift Solidarität. Sie gehörte 2005–2007 dem geschäftsführenden Landesvorstand der WASG Berlin an.

Politische Aktivität

Nach eigenen Angaben wurde sie über die antifaschistischen Demonstrationen zu Anfang der 1990er Jahre politisiert und fand zum Trotzkismus. Während ihrer Hamburger Zeit fiel sie unter anderem als Sprecherin von „Jugend gegen Krieg“ – einer nach Ansicht des Hamburger Verfassungsschutzes[1] der SAV nahe stehenden Gruppe – auf. „Jugend gegen Krieg“ hatte eine Demonstration gegen den Irak-Krieg organisiert, die am 24. März 2003 stattfand[2]. Redler engagierte sich auch für das globalisierungskritische Netzwerk ATTAC.

Kandidaturen zu Wahlen in Hamburg 2002-2004

Zur Bundestagswahl 2002 trat sie im Wahlkreis 20 Hamburg-Altona als Einzelbewerberin unter dem Kennwort SAV - Sozialistische Alternative an. Sie erzielte 573 Erststimmen, entsprechend 0,4 Prozent. Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2004 kandidierte Lucy Redler auf Platz 5 der Landesliste für REGENBOGEN - für eine neue Linke. Die Regenbogen-Kandidatur wurde unterstützt von einem Bündnis aus PDS, DKP, SAV sowie anderen linken Organisationen und Einzelpersonen. REGENBOGEN erhielt 1,1% der abgegebenen Stimmen.

Berlin [Bearbeiten]

Im November 2006 wurde Lucy Redler in den Landesvorstand der WASG Berlin gewählt. Dort war sie eine maßgebliche Befürworterin einer eigenständigen Kandidatur der WASG zur Abgeordnetenhauswahl. Diese Kandidatur in Konkurrenz zur regierenden Linkspartei.PDS stand dem von den Bundesführungen eingeleiteten Vereinigungsprozess entgegen. Ihrer Meinung nach gehe „die Politik des Senats von SPD und L.PDS […] voll und ganz zu Lasten der Lohnabhängigen, Erwerbslosen und sozial Schwachen.“[3] Sie trat als Spitzenkandidatin der WASG bei den Wahlen in Berlin vom September 2006 an. Mit 2,9% der Stimmen konnte die WASG nicht ins Abgeordnetenhaus einziehen. Listen der WASG für die Wahlen zur Bezirksvertretung überwanden zugleich in sieben der zwölf Bezirke die 3%-Hürde.

Am 19. November 2006 wurde Redler im zweiten Wahlgang in den Bundesvorstand der WASG gewählt. Dort vertrat sie weiterhin die Gegner der Fusion mit der Linkspartei.PDS. Auf dem 5. Parteitag der WASG am 25. März 2007 stimmte jedoch die Mehrheit der Delegierten für die Fusion. Teile der WASG Berlin bildeten daraufhin unter der Führung Redlers einen eigenständigen Regionalverein unter dem Namen Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr. Zur Gründung am 29. April 2007 traten etwa 60 WASG-Mitglieder dem Verein bei. Rund 200 WASG-Mitglieder in Berlin entschieden sich für die neue Partei Die Linke, darunter auch Bezirksverordnete und Mitglieder des Abgeordnetenhauses, die über Linkspartei-Listen einzogen. Weitere 150-200 Personen schlossen sich anderen WASG-Nachfolgeprojekten wie der Wahlalternative Soziales Berlin (WASB) oder der Sozialen Alternative für Gerechtigkeit (SAG) an.

Die BASG blieb jedoch weitgehend erfolglos, woraufhin Redler gemeinsam mit den bisher noch außerhalb der Linkspartei arbeitenden Landesverbänden der SAV in den neuen Bundesländern am 11. September 2008 ihren Eintritt in Die Linke bekanntgab.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Lucy_Redler
Lucy Redler – Wikipedia

leider auch im Jugendverband

Victor Serge 22.10.2008 - 22:30
In vorauseilendem Gehorsam verfassten Mitglieder der Berliner linksjugend.[solid] bereits vor Wochen ein Papier mit allgemeiner Hetze gegen alle möglichen trotzkistischen Gruppen. Aber so ist das halt in Berlin: wer in der Partei nach rechts oben will, muss fleißig nach links treten lernen, sonst wird das nichts mit der Karriere...

Klarstellung

Mein Name steht in meinem Führerschein 22.10.2008 - 23:33
Um mal was klar zu stellen. Christine Buchholz arbeitet NICHT im Bundestagsbüro von Klaus Ernst, sondern im Parteivorstand! Du erzählst hier offenbar wissentlich die Unwahrheit, um dir deine Verschwörungstheorie von den bösen schwarzen Männern, die die schöne Lucy aus der Partei dissen wollen, schön zurecht konstruieren zu können. Insofern ist dieser Artikel einfach nur lächerlich.

In Hessen...

T.Trundilson 23.10.2008 - 09:41
...haben die "Trotzkisten" von Ex-Linksruck schnell und steil Karriere gemacht: Ulrike Eifler (Landesvorsitzende), Janine Wissler (MdL), Werner Dreibus (MdB). Auch Hermann Schaus (MdL)gilt als "Linksruck-Nah".

Trotzdem bleibt die Frage interessant, wie sich der Landesverband hier entwickelt, und wie er auf ähnliche Veitritte reagieren würde.

 http://de.indymedia.org/2008/09/226194.shtml

 http://de.indymedia.org/2008/09/228040.shtml

Was nicht passt, wird passend gemacht.

Peter G. 23.10.2008 - 10:26
Dreibus und Schaus sind alles andere als "Linksruck-Nah".Christine Buchholz arbeitet nicht bei Klaus Ernst. Die SAV Berlin ist nicht aus der WASG ausgetreten, sondern die berliner WASG ist nicht in die Linke eingetreten...Aber wenns der Verschwörungstheorie dient...Und, lieber leidender Victor Serge, welches SDS-Papier hetzt gegen Trotzkisten? Würde ich ganz gern mal wissen.

SAV-Symathisant

Hauser 23.10.2008 - 11:33
Wer sich mit den tatsächlichen Fakten auseinandersetzen will kann sich hier selber ein Bild von der Lage machen.

Interview mit Lucy Redler zum Thema:
 http://www.jungewelt.de/2008/09-12/055.php?sstr=redler

JW zum Thema:  http://www.jungewelt.de/2008/10-23/021.php?sstr=redler

Argumente für den Eintritt in die Linke (Reviev: SAV-Veranstaltung: Kritik von innen statt von außen):  http://www.jungewelt.de/2008/10-02/018.php?sstr=redler

Lucy Redler zum Rettungspacket:  http://www.jungewelt.de/2008/10-17/043.php?sstr=redler

Was ist die SAV? hier ist die Webseite:  http://www.sozialismus.info/index.php

"alles Verschwörungstheorie" - ein Nachschlag

dein Führer hat nen Jagdschein! 23.10.2008 - 11:45
Was ist eigentlich Inhalt der Verschwörungstheorie?

Dass Christine Buchholz nicht MEHR im Büro von Klaus Ernst arbeitet (wo sie ihre Linkskarriere nach der Bundestagswahl begann), sondern jetzt für den Bundesvorstand beruflich wirkt, in dem auch Klaus Ernst sitzt? ...Und Halina Wawziniak!

Zumindest wird sie vorab davon gewußt haben, es ist davon auszugehen, dass vorab im Bundesvorstand über den Schritt gegen Lucy Redler gesprochen wurde. Oder?

Oder richtet sich der Vorwurf "Verschwörungstheorie" gegen einen ganz realen und PEINLICHEN Vorgang, der im Artikel beschrieben wird?

Diese "Verschwörungstheorie" besagt, dass ursprünglich Halina Wawziniak, die nicht nur im Bundesvorstand sitzt sondern auch im Vorstand der Linken Kreuzberg-Friedrichshain sowie Gregor Gysi nach Kenntniss des Eintritts von Lucy und Co vor hatten Einspruch innerhalb der üblichen sechs Wochenfrist für Neumitglieder einzulegen.

Diese Info stammt - quasi "am Quellort abgefüllt" - aus nämlichen Bezirksverband Kreuzberg-Friedrichshain - dem Madame Wawziniak aus dem Bundesvorstand vorsteht.

Teil zwei dieser Info, die drei Wochen alt ist, besagt: dass bei, dem Berliner Landesvorstand nahe stehenden, älteren solid Mitgliedern, die aufgrund ihres Alters bald nicht mehr Mitglied bei solid sein werden und bei ehemaligen solid-Mitgliedern, die inzischen in der Hierarchie aufgerückt sind, Unmut darüber herrsche, dass zahlreiche SAV-Mitglieder bei solid eingetreten seien, und dass man befürchte, solid Berlin könne den solid-Altkadern aus den Händen gleiten.

Klartext, die Verschwörungstheorie besagt: Klaus Lederer, der vorsorglich in Urlaub gefahren ist, Halina Waziniak, Liebich und der ganze verkommene Hofstaat von Karrieristen in der Berliner Linke sind derart ERBÄRMLICH feige und haben die Hosen so voll, dass sie solid Mitglieder mit einer Erklärung gegen "Trotzkismus" vorschicken müssen, respektive sich eines Klaus Ernst und Thomas Händel bedienen, die mit einem Einspruch gegen Lucy Redlers Eintritt im Mitgliederverband Neukölln vorgehen.

Richtig, aufmerksamer Leser! Es wäre zunächst Angelegenheit der Linke.Neukölln Einspruch gegen Lucys Eintritt bei ihnen einzulegen, oder in zweiter Linie Sache des Landesvorstands Berlin.

Wenigstens hatte der Bezirksvorstand Pankow der Linken den Arsch in der Hose DIREKT und ohne Umwege Einspruch gegen den Eintritt von drei SAVlern einzulegen, anstatt sich ehemalige WASGler aus dem Westen für den Drecksjob zu besorgen.

ER habe Verständnis dafür, so der Sprecher des urlaubenden Klaus Lederer, dass die ehemalige WASG-Mitglieder Händel und Ernst Einspruch gegen den Eintritt Redler einlegen.
Verständnis...

Klar, durchaus verständlich: Anders als im Bezirksverband Pankow, verfügt der Landesvorstand in der Linken Neukölln, bei der Lucy den Mitgliedsantrag gestellt hat, über KEINE ausreichende Mehrheit um DIREKT - und nicht über WASG-Männer im Westen - einen Widerpruch einzulegen.

Im Grunde genommen besteht die "Verschwörungstheorie" doch darin, im Berliner Landesverband der Linken sei Karrierismus und vorauseilender Gehorsam vorherrschend, der von einer innerparteilich autoritär agierenden Führung noch gefördert würde. Wo doch alle wissen, dass die GenossInnen auf dem Weg nach oben von purem Idealismus angetrieben werden. Oder von Gefolgschaftstreue?

Im Info Blatt der Linken Wedding steht: man wünsche sich eine Partei in der Kritiker nicht als Unruhestifter und Störenfriede angesehen werden... Ergänzt werden müsste: "und gegen die unsere Parteiführung nicht vorgeht wie mit Kannonen gegen Spatzen."

Die autoritäre Vorgehensweise des Landesvorstands in den letzten zwei Jahren gegen die Weddinger Linke (der LV verlängerte nicht den Mietvertrag des Weddinger Linken Laden OHNE die Mitglieder zu informieren) und gegen die eher loyal zu nennenden Mitgliederverbände in Neukölln und Spandau ...alles Verschörungstheorie.

SAV allein gegen den Rest der Welt?

Victor Serge III. 23.10.2008 - 12:33
Wer sucht "hier irgendwie Aufmerksamkeit" "um seinem/ihrem Leben irgendeine Bedeutung zu geben.", und ist daher "Also von vornherein nicht ernstzunehmen."? Und von WEM?

Also, erstens gibt der Artikel real geäußerte Kritik von Linken an der SAV wieder, und die Kritik ist berechtigt und nötig, gnädigerweise kommt sie nur sehr verkürzt daher. Die Kritik im Artikel richtet sich doch wohl in erster Linie gegen das Vorgehen der autoritären Linkspartei.

Ansonsten soll sich die SAV mal lieber nicht so weit aus dem Fenster hängen, was ihre Kritik an verpeilter "Autonomer Antifa" angeht. Das sind nämlich "in und bei" der Berliner Linkspartei die einzigen, die sich mit Lucy Redler solidarisch zeigen und zeigen werden. Und auch sie wird der Bannstrahl der Linksparteioberen dafür treffen. ...Und er trifft einige bereits.

Es könnte sonst der Eindruck entstehen, ein autoritäres Vorgehen gegen die SAV sei nicht berechtigt weil sie gegen die Fusion der Linken war, SONDERN weil ihre Mitglieder selber autoritär sind und einer autoritären Gruppe angehören! Deren Mitglieder offenbar an Größenwahn leiden und die sich für die 100 % Durchblicker halten.

Na, und was das Suchen von Aufmerksamkeit um seinem Leben irgendne Bedeutung zu geben, angeht... Da soll die SAV mal ganz still sein. Die Führung der SAV übt doch keine andere berufliche Tätigkeit aus, als Führung zu sein. Anstatt sich mal nen Job "draussen" in der Realität zu suchen macht Lucy seit Jahren non stopp Politik.

Weil, DAS sieht sie wohl als Bedeutung IHRES Lebens an. Für SAVler hat das Leben anscheinend keine andere Bedeutung als "für den Sozialismus und den Aufbau einer Arbeiterpartei zu kämpfen". RICHTIG zu kämpfen. Nämlich NUR in der SAV! Wer das nicht tut, oder anders kämpft als die SAV, ist eben ein armer Wixer - oder ein politischer Feind. Sowie die SAV offenbar in der Antifa einen ihrer Feinde sieht.

Na denn, wünsche viel Spaß wenn ihr aus der .Linken rausgeworfen werdet und dann, nach eurem eigenem Maßstab, politisch bedeutungslos seid.

Trotzdem muss man mit Lucy solidarisch sein. Denn aus ihrem autoritären Wahn heraus wird die Berliner Linkspartei gegen jeden vorgehen, der es wagt Kritik an ihrer Wahnsinnspolitik zu üben.

die "schöne" Lucy

ich 23.10.2008 - 13:00
Also es wirkt schon etwas albern, wenn bei jedem weiblichen Wesen unter 30, das sich im Umfeld der PDS , bzw. WASG, bzw Die Linke gleich die körperliche Attraktivität erwä#hnt werden muss.
Ein ganz ähnlichen hype gab es ja damals um Julia Bonk, die damals als jüngste Abgeordnete in Sachsen in den Landtag einzog. Machte sich damals auch toll, wenn so ein junge Frau dann auch noch ein "Schöner Leden ohne Nazi"-T-shirt trägt. Als sie dann während der WM 2006 Deutschland-Fahnen einsammeln liess, hat ihre körperliche Attraktivität in der Bild dann nur noch bedingt genutzt, ohne das die eigentlich nennswert abgenommen hätte. Auf einmal war sie nicht mehr "Deutschlands scönste Abgreordnete", sondern nur noch ein Vaterlandsverräterin. Hätte sie sich bloss im Bikini oder besser noch ohne als "schwarz-rot-geil" präsentiert.
Auch bei Sahra Wagenknecht in den 90gern wurde sehr oft ihre "Schönheit" erwähnt, wenn über die Chefin der kommunistischen Plattform berichtet wurde. Das speiste sich damls, glaube ich, sehr stark auf die Tatsache, daß so eine junge Frau Inhalte vertrat die eigentlich mit irgendwelchen gruftigen, scheintoten SED-Funktionären in grauen Windjacken assoziert wurden. Dazu kam dann noch der sehr bürgerliche und feminine Kledungsstil von Wagenknecht, er im klaren kontrast zur Burschikosität von der anderen profilierten Frau in der PDS damals, Petra Pau, stand.
Jaja, Frauen und Sozialismus- ein immer noch bizarres Phänomen.

Was nicht passt, wird passend gemacht.

Geter P. 23.10.2008 - 13:03
Die Linkspartei schreibt jetzt wohl WASG-Geschichte? "Die berliner WASG ist nicht in die Linke eingetreten...Aber wenns der Verschwörungstheorie dient..."

Der Berliner Landesverband der WASG hat sich in einer umstrittenen Urabstimmung mehrheitlich gegen die Fusion ausgesprochen. Daraufhin wurde er per Anwendung juristischer Mittel (Gericht, Anwalt, Androhung einer hohen Geldstrafe) durch den Bundesvorstand der Linkspartei zwangsaufgelöst. Seine Mitglieder wurden automatisch Mitglieder des Berliner Landesverbandes der Linken. Bis auf diejenigen, die nach der Fusion ihren Austritt erklärten, oder diejenigen - mehrheitlich - die aus den Mitgliedsakten verschwanden, da sie nicht der persönlichen Umschreibung ihrer Mitgliedschaft bei den jeweiligen Bezirksorganisationsbüros der L.P. nachkamen.

Inwiefern Lucy Redler nicht trotzkistisch ist

bernie w. 23.10.2008 - 18:34
Inwiefern ist die Haltung von Lucy Redler u.a. "trotzkistisch" ?

Gegenüber Stalin war Trotzki zweifellos das kleinere Übel, aber es ist Folge eines Trugschlusses, ihn deshalb (und evtl. anderen Gründen, die aber meist damit eng zusammen hängen) unkritisch zu verklären. Für vieles wofür "trotzkistisch" als Charakterisierung bis heute verwendet wird, ist dieses Adjektiv ziemlich unpassend, v.a. aus folgenden Gründen:

1. Trotzki organisierte die Umwandlung der bisherigen, zerstreuten Roten Garden in ein straff geführtes Territorialheer, unter anderem ließ er wieder militärische Ränge, Abzeichen und die Todesstrafe in der Armee einführen.

2. Das Kommandopersonal wurde bis dahin von den Soldaten gewählt. Dieser demokratische Ansatz behinderte die Umwandlung in eine neue, zentral geführte Armee. Trotzki schaffte die demokratischen Strukturen teilweise ab.

3. Trotzki proklamierte den Krieg gegen Polen und dessen ukrainischen Verbündeten und machte ihn zur Chefsache im Kriegskommissariat.

4. Für die blutige Niederschlagung von Bauernaufständen - mit Tausenden Toten, z.B. im Gebiet der heutigen Ukraine - und des Matrosenaufstandes in der vor Petersburg liegenden Seefestung Kronstadt von 1921 war Trotzki als oberster Heeresführer stark mitverantwortlich. (Die Kronstätter Matrosen waren übrigens zuvor eine 'Kerngruppe' der Oktoberrevolution gewesen).

Die Linke, Lucy Redler und Kommissar Sodann

Brodrik N. Moder 23.10.2008 - 20:43
Man sollte zwar Lucy Redlers Ausführungen nicht über den grünen Klee loben. Andererseits würde sie frischen Wind in diese miefige Partei bringen. Und ist das was sie zum Kapitalismus sagt, so weit entfernt von einigen in der Linken, dass sie dort nicht Mitglied werden darf?

Man muss sich mal vergegenwärtigen was in der Linken los ist: Nach unten hin wird von der Führung autoritär durchgetreten, damit der der Laden nicht auseinander fliegt. Eine Trotzki-Anhängerin bekommt Mitgliedsverbot in einer Partei, die aus dem Stalinismus hervorgegangen ist.

Wann immer die Linke/PDS an der Macht war, war - und ist sie - nach aussen Ordnungsfaktor und Durchsetzerin der Staatsräson; damit einhergehend wird die Linke intern von einem wahnhaften Verfolgungsbedürfnis gegen tatsächliche interne Kritiker und hallutionierte "Nestbeschmutzer" angetrieben.

Gerade kürte die Parteiführung einen Peter Sodann als Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Ein Mann, so fortschrittlich links, daß er vor einigen Jahren Grafiti für einen Ausdruck "gewöhnlichen Faschismus" hielt.

Sodann hält sich für einen "moralischen Antikapitalisten". Sein Antikapitalismus besteht darin, fehlende Umverteilung gesellschaftlichen Reichtums auf "Schacherdemokratie", "geldgierige Politiker" und den Verlust von "Ehre und Gewissen" zurückführen.

Jan Gerbers schrieb über Sodann in "konkret" 02/07 in die "Die Stimme des Ostens, Porträt des Schauspielers, Regisseurs und Stammtischsozialisten Peter Sodann.":

"Sowohl als öffentliche Person wie auch als Fernsehkommissar verkörperte und verkörpert die "Stimme des Ostens", wie Sodann gelegentlich genannt wird, wofür auch sein langjähriger Arbeitgeber MDR steht: In beiden verschmelzen Schunkelstimmung mit Weinerlichkeit, DDR-Nostalgie mit dem Charme einer CSU-Ortsgruppensitzung und das Gefühl, von allen nur "belogen und betrogen" zu werden, mit dem Verfolgungsbedürfnis gegen alle, die die heile Welt von "Achims Hitparade", "Riverboat" und der "Wernesgrüner Musikantenscheune" stören. Der Mann gilt dementsprechend als "unbequem", als "Querdenker" und als "Provokateur"."

(...) Stammtischsozialismus machte Sodann auch zur Grundlage seiner Intendantentätigkeit. Unter seiner Leitung wurde das Neue Theater in Halle zum "intellektuellen Volkstheater" (Sodann) ausgebaut, das Schillers großartiges Sturm-und-Drang-Stück "Die Räuber" im Stile des Ohnsorg-Theaters aufführte. Mit unzähligen Nostalgieshows, Heimatstücken und Volksschwänken kultivierte Sodanns Theater ein Gefühl, das in den postindustriellen "wastelands" des Ostens stark verbreitet zu sein scheint: Früher war alles besser!

In einer Revue über die fünfziger Jahre ließ er den Mief der Adenauer- und Ulbricht-Ära hochleben; in einer Zwanziger-Jahre-Show wurden Ufa-Schlager, die bereits einen Vorschein auf den Nationalsozialismus boten, geträllert; und in einer "Wende-Revue" durften die tapferen und geknechteten Massen, die ihren Humor trotz Stasiterror und Bananenmangel nicht verloren hatten, noch einmal gegen die SED-Bonzen protestieren. Ihr Sieg war allerdings nur von kurzer Dauer. Kurz nach dem symbolischen Abriß der Mauer ließen Sodann und seine Co-Regisseure einen neuen Herrn auf die Bühne spazieren: Eine Horde "Wessis" fiel in den Osten ein und machte alte Eigentumsansprüche geltend.

Neben dieser Fortführung des MDR mit anderen Mitteln versuchte sich Sodann als Lokalpolitiker. 2001 gründete er gemeinsam mit Christoph Bergner (CDU), dem ehemaligen Ministerpräsidenten Sachsen-Anhalts, die Initiative "Halle gegen Graffiti". Mit dieser Initiative wollten die Gründer nach eigener Aussage "eine Art Volksbewegung gegen den Spraydosenvandalismus" ins Leben rufen. Die Initiative setzte Kopfgeld auf Sprayer aus und rief mit Waschzwangrhetorik dazu auf, gegen die "gemalten Alpträume" und "krakenhaften Formphantasien", die "fratzenhaft ganze Wohnhauswände" bedecken, vorzugehen.

Höhepunkt ihres Engagements war eine Ausstellung im Neuen Theater, mit der verdeutlicht werden sollte, daß Graffiti keine Kunst seien. Das heimliche Vorbild dieser Schau, so kritisierte der Antifa-Arbeitskreis des örtlichen Studierendenrates, sei die Ausstellung "Entartete Kunst" gewesen, mit der die Nazis 1936 all diejenigen als kulturlos denunzieren wollten, die sich der braunen Brauhaus-, Fitneß- und Postkartenkunst verweigerten. Auch Sodann fühlte sich in diesem Zusammenhang an den Nationalsozialismus erinnert - allerdings in Form einer klassischen Verschiebungsleistung: Graffiti, so erklärte er gegenüber einer Lokalzeitung, seien Ausdruck des "gewöhnlichen Faschismus".

Sodann wird jedoch nicht nur durch Graffiti an den Faschismus erinnert. Gemeinsam mit Konstantin Wecker, dem PDS-Barden Diether Dehm und Rolf Hochhuth war er auf einer CD vertreten, die zum sechzigsten Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus veröffentlicht wurde. Der Titel: "Befreit! Lieder und Texte nach dem 8. Mai". Den Beteiligten war allerdings weder an einer Danksagung an die Alliierten noch an einer Kritik der Volksgemeinschaft gelegen. Bereits auf dem Cover der CD wurde ein Bogen vom "Dritten Reich" zu den Vereinigten Staaten gespannt; Konstantin Wecker erklärte in seinem Begleittext, daß das "Kriegsgeschrei der Nazis" in der aktuellen Politik der USA einen "vielstimmigen Widerhall" gefunden habe, und auch Peter Sodann fiel aus Anlaß des Tages der Befreiung nichts anderes ein, als den Herausgebern der CD seine Rede gegen den Irakkrieg zur Verfügung zu stellen und zu erklären, daß Krieg immer ein Verbrechen sei.

Mit diesem gesunden Volksempfinden qualifizierte Sodann sich schließlich für die Partei, deren Anhänger der DDR vor allem den Abschnittsbevollmächtigten, den Hausbuchführer, das Betriebsvergnügen und die Kopfnoten auf den Zeugnissen - Betragen, Ordnung, Fleiß - zugute halten." (...)

kleiner Kommentar

Entdinglichung 24.10.2008 - 10:08
schön, wie hier von vielen DiskutantInnen mit Stereotypen um sich geworfen wird ... ansonsten ist es durchaus vorstellbar, dass der Ex-Rinksluck bezglich des Eintritts von SAV-Mitgliedern ein wenig nachtragend ist, haben diese doch 2001 eine in vielen Fragen durchaus treffende Polemik zum Nachbarverein geschrieben:  http://www.sozialismus.info/m/Welcher%20Weg%20zum%20Sozialismus.pdf ... ansonsten schade, dass noch mehr GenossInnen jetzt dem Charme der reformistischen und institutionsfixierten Parlamentspartei "Die Linke" erlegen sind ...

Linke im Osten Partei der Aufsteiger

diw 24.10.2008 - 11:37
laut einer Studie des DIW nimmt der Zuspruch der Linkspartei in der Gesellschaft zu.
Dabei ist die LINKE aber nicht unbedingt die Partei der Deklassierten:

"Insbesondere im Osten Deutschlands könne die Partei auf überwiegend gutsituierte und gebildete Unterstützer vertrauen. Hinsichtlich der Einkommensverteilung zeige sich, dass der Anteil der Linken-Anhänger in Ostdeutschland bei der "gehobenen Mittelschicht" am stärksten ausgeprägt ist. In Westdeutschland sei dies bei der unteren Mittelschicht der Fall. Von den sogenannten Aufsteigern, deren Einkommenssituation sich in den vergangenen Jahren verbesserte, unterstützten im Osten sogar 26,5 Prozent die Linke, während es im Westen 2,9 Prozent waren, so das Ergebnis der DIW-Studie."

"Die Studie widerlege auch die Vermutung, die Erfolge der Linken seien auf bisher politisch wenig mobilisierte und gesellschaftlich schwächer integrierte Bevölkerungsgruppen zurückzuführen. Vor allem unter den Ostdeutschen, die in der Lokalpolitik oder in Vereinen ehrenamtlich aktiv sind, fänden sich besonders viele Anhänger der Linkspartei."

Stimmt, kennt jeder aus Berlin. In den Ostbezirken begegnet die Linke dir in Form des Arbeitgebers, der zum Beispiel einem Freien Träger der Jugenarbeit vorsteht. Sie nimmt als Angestellter in den Bezirskverwaltungen deinen Antrag entgegen, stellt dir Bescheide und Mahnungen aus. Eher harmlos erscheint sie dir in Form der unruhig zappelnden aber gut aussehenden Jungkarriereristin, die von solid aus in der Parteihierarchie aufsteigt. Schlimmstenfalls begegnet dir diese Partei in Gestalt eines polternden Kleingartenvorsitzenden, der einen sozialistischen Heimatabend mit Sahra Wagenknecht durchführt, wo sich die gekränkte Volksseele mal nicht gegen Unkraut und Ausländer sondern gegen das internationale Finanzkapital und den Kriegsverbrecher Bush so richtig Luft machen kann. Oder du bekommst es mit der Linkspartei in Form eines stets wachsamen Plattenbaunachbar zu tun, der offenbar seiner Zeit als ABVler nachtrauert ... wenn er dich dabei erwischt wie du ungetrennten Müll entsorgst. Mit anderen Worten, die Linke übt gesellschaftliche Macht aus, schlimmstenfalls gegen dich. Diese Partei ist sowas von sexy, dir vergeht jede Lust auf Sozialismus und Antikapitalismus!

Wenigstens weiß die Studie der DIW auch tröstliches zu berichten:

"Als Heimat für linksgerichtete Bürger in Deutschland kann sich aber die Partei der Studie zufolge noch nicht nennen. Nur 14 Prozent der Bundesbürger, die sich selbst als politisch links bezeichnen, seien den Anhängern der Linken zuzuordnen. Der Rest - vor allem im Westen des Landes - halte überwiegend SPD und Grünen die Treue."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Klaus Ernst und die Sozialisten. Hintergründe

Edith Bartelmus-Scholich 24.10.2008 - 14:00
22.10.08 aus www.scharf-links.de
Neuer Höhepunkt der Ausgrenzung linker Opposition in der Partei DIE LINKE

Klaus Ernst und Thomas Händel erheben Einspruch gegen den Beitritt der SAV-Spitze zur Partei DIE LINKE.

Von Edith Bartelmus-Scholich

Vor etwa drei Wochen geschah, worauf viele ehemalige Mitglieder der Berliner WASG schon vor Monaten gewettet hatten: Die SAV-Führung, allen voran Lucy Redler, trat der Partei DIE LINKE bei. Sie tat dies in Berlin, der Hauptstadt der Armut, des Lohndumpings, des Abbaus von Arbeitnehmer- und demokratischen Rechten, alles mitgestaltet und als alternativlos verkauft von der Regierungspartei DIE LINKE. Bei diesem Schritt gilt offensichtlich: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.", denn die SAV räumt selbst ein, dass sich die von ihr früher als Beitrittshindernis genannte Regierungspolitik der Partei DIE LINKE in Berlin nicht verändert hat. Verändert hat sich die Haltung der SAV-Spitze zu dieser Regierungspolitik. Alle Todsünden des rot-roten Senats gegen Beschäftigte und Erwerbslose wiegen nun weniger schwer als die bundesweite Wahrnehmung der Partei DIE LINKE als Opposition und die Chance an wichtigen Debatten in der Partei teilzunehmen. Die SAV ist nun wieder eine kleine Propagandatruppe in einer sozialdemokratischen Partei, wie bis Anfang der neunziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts, als sie Entrismus in der SPD und den JUSOS betrieb. Mit diesem Konzept braucht die Berliner PdL sie nicht wirklich fürchten. Und zudem muss die pluralistische Partei DIE LINKE auch offen für bekehrte Fusionsgegner und marxistische Kritiker sein. Folglich erklärte der Sprecher der Berliner Linkspartei, Klaus Lederer sinngemäß, er werde die Auseinandersetzung mit Redler und der SAV aushalten.

Eine grundlegend andere Auffassung von Pluralismus in der Partei DIE LINKE offenbarten wieder einmal die ehemaligen Bundesvorstände der WASG Klaus Ernst und Thomas Händel. Sie widersprachen der Aufnahme von Sascha Stanicic und Lucy Redler sowie von zwei weiteren Genossen der SAV in die Partei. In einer Stellungnahme der SAV heißt es zu den Gründen: "Insbesondere wird von Klaus Ernst argumentiert, dass die Fusion von WASG und Linkspartei.PDS ein politischer Grundsatz der neuen Partei ist und die ablehnende Haltung, die von uns zu einer bedingungslosen Fusion der beiden Parteien eingenommen wurde, daher einen Widerspruch zur Programmatik darstellt. Weiterhin wird die eigenständige Kandidatur der WASG Berlin zu den Abgeordnetenhauswahlen 2006 als parteischädigend und Obstruktion des Vereinigungsprozesses bewertet und außerdem als Bruch demokratischer Entscheidungen der damaligen WASG, deren Bundesparteitag sich gegen konkurrierende Wahlantritte von WASG und Linkspartei.PDS ausgesprochen hatte."

MdB Klaus Ernst, zwischenzeitlich Stellvertretender Vorsitzender der Partei DIE LINKE und Stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, offenbart mit dieser Begründung nicht nur wieder einmal sein obskures Rechts- und Demokratieverständnis, sondern knüpft zudem nahtlos an die von ihm bekannte antisozialistische Agitation gegen die SAV in der WASG an.

Wir erinnern uns: Im Februar 2005 setzten Klaus Ernst und seine Anhängerschaft in der ASG zu einem Feldzug gegen die SAV und andere Sozialisten und Kommunisten an. Der Bundesvorstand der ASG beschloss auf Antrag dieser Gruppe am 13.2.05 (1):

"FunktionsträgerInnen und KandidatInnen auf den Listen der ASG, die gleichzeitig der SAV angehören, werden aufgefordert, aus der SAV auszutreten." Klaus Ernst drohte am 18.2.08 in einem bundesweit über alle Medien verteilten Offenen Brief(2) an, er werde die Partei verlassen, falls seinem Begehren, die Partei von "Sektenkriegern" und "politischen Randgruppen" zu säubern nicht stattgegeben werde. Seinerzeit wurde von Bayern aus nicht nur die SAV heftig angegriffen, sondern alle antikapitalistischen Linken. Leo Mayer, Doppelmitglied mit Parteibuch der DKP, wurde beispielsweise kurzerhand aus der Partei gedrängt, obwohl er zuvor in München zum Parteitagsdelegierten gewählt worden war. Erst der Bundesparteitag der WASG in Dortmund setzte am 7. Mai 2005 dieser Politik ein Ende. Ernst scheiterte mit seinem Begehren, die SAV aus der Partei auszuschließen. Bei den Wahlen zum Geschäftsführenden Vorstand dokumentierten die Delegierten, was sie von seiner Politik hielten: Mit 57% der Stimmen wurde er denkbar knapp im Amt bestätigt. Ebenso wenig wie damals, werden Ernst und Händel sich heute durchsetzen. Die Gremien der PdL werden ihrem Ansinnen ziemlich sicher eine Absage erteilen. Bezeichnend ist aber, dass sie nichts gelernt haben.

Es wäre falsch, den Vorgang als Alleingang von Ernst und Händel nur gegen die SAV zu diskutieren. Gemeint sind alle Antikapitalisten in der PdL. Tatsache ist, dass antisozialistische und antikommunistische Agitation in der Partei DIE LINKE seit Monaten zunimmt. Passend zum Einspruch von Ernst und Händel gegen die Aufnahme der SAV-Spitze kursiert beim Jugendverband der PdL ein "aufklärerisches, antitrotzkistisches" Rundschreiben(3), in welchem den Mitgliedern von SAV, Marx 21 und DER FUNKE vorgeworfen wird die Partei und ihren Jugendverband zu unterwandern. Moniert wird u.a. dass Mitglieder der vorgenannten Gruppen unter Nennung ihrer Zugehörigkeit zu Sprecherräten oder Vorständen kandidieren.

Erinnert sei auch an die zunehmende Hetze gegen Mitglieder der Kommunistischen Plattform. In NRW wurde jüngst ein Sprecher der KPF bei seinem Arbeitgeber als Kommunist denunziert. Zum Landesparteitag des größten Landesverbandes der Partei im Westen lag ein Antrag des Standverbandes Haltern vor, der Kommunistischen Plattform das Führen des Logos DIE LINKE zu untersagen. Der Kreisverband Bottrop grenzte in einem an alle Delegierten verteilten Handzettel Mitglieder aus, die früher der DKP angehört hatten oder heute vor Ort mit dieser zusammen arbeiten wollen. Die Liste könnte fortgesetzt werden.

Erinnert sei auch an die Überreaktionen nach der umstrittenen Äußerungen des zunächst in Hessen zum Spitzenkandidaten gewählten Pit Metz und der in Niedersachsen in den Landtag gewählten, der DKP zugehörigen Christel Wegener. Die Führung der Linkspartei ließ unter Beschuss der bürgerlichen Medien jedes Mal die eigenen GenossInnen fallen, statt in kritischer Solidarität zu ihnen zu stehen. Dieses Verhalten ist Wasser auf die Mühlen der Antikommunisten in der Partei DIE LINKE. Auch dies ist sicher weder Zufall noch arglose Fahrlässigkeit. Es ist vielmehr die getreue Umsetzung der Devise von Lothar Bisky. Er sagte schon im Sommer 05: "Wir wollen keinesfalls alle Linken haben."

Edith Bartelmus-Scholich, 22.10.08



Anhang:

1) Beschluss des ASG Bundesvorstandes:

1.) Auf der Grundlage des Parteistatuts werden allen Anträgen auf Parteimitgliedschaft zugestimmt. Nichtaufnahme erfolgt ausschließlich aus persönlichen verhaltensbedingten Gründen. (Nicht Aufgenommen wurde vier Personen, weil aus den jeweiligen Ländern bezüglich dieser Personen große Bedenken angemeldet wurden, wie z.B. Nähe zur NPD oder anderen rechtsradikalen Gruppierungen).

2.) Doppelmitgliedschaften sind generell im Rahmen unseres Status bis zum 31.12.2005 zulässig. Die SAV ist laut ihrer gegenwärtigen Satzung eine Partei. Sollte dies bis Ende des Jahres so bleiben, greift das Statut der ASG.

3.) Der BuVo erarbeitet ein strategisches Grundsatzpapier zum Profil der ASG.

4.) FunktionsträgerInnen und KandidatInnen auf den Listen der ASG, die gleichzeitig der SAV angehören, werden aufgefordert, aus der SAV auszutreten.
aus einer Rundmail der ASG Hessen vom 13. Februar 2005


2) Wenn Du auf einem toten Pferd reitest, steig ab
Offener Brief von Klaus Ernst an seine Vorstandskollegen von der ASG

Welche Richtung bei der ASG


Liebe Kolleginnen und Kollegen des Vorstands der ASG,

ich bin mir nicht sicher, ob nach dem Verlauf unserer letzten Vorstandssitzung allen Beteiligten klar ist, wie gefährdet das Projekt ASG zur Zeit ist. Um mich vor meinen Freunden und auch vor mir selbst nicht dem Vorwurf auszusetzen, nicht alles versucht zu haben, ein Scheitern zu verhindern, einige Anmerkungen:

Die Debatte über unsere grundsätzliche Orientierung zeigt, wir sind uns in wesentlichen Punkten nicht einig. Schlimmer noch - wir sind nicht kompromißfähig. Während offensichtlich ein Teil des BV die ASG als linke Sammlungsbewegung sieht, in der es keine Klarstellungen geben darf und jeder willkommen ist, egal in welcher Organisation oder Partei er sonst noch mitarbeitet (faschistische ausgenommen) und welche Positionen diese GRuppe auch immer vertritt, haben Andere das neue oder die Chance des Projekts gerade darin gesehen, eben nicht als Sammelbecken von linken Splittergruppen aufzutreten, sondern eine "Sozialstaatspartei" aufzubauen, die von Menschen aus allen kritischen und demokratischen Wählerschichten getragen wird.

Insbesondere durch ihre klare Kritik an der aktuellen Politik der SPD nach langjähriger Mitgliedschaft und dadurch, daß eben Bevollmächtigte der IGM nicht so einfach dem linksradikalen Lager zuzuordnen sind, ist es der "Initiative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" gelungen, mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Projekt wurde daudrch bekannt und es gelang, Menschen anzusprechen, die sich keinesfalls einer linken Sektierergruppe zuwenden würden. Eine Aufmerksamkeit übrigens, die der Zusammenschluß von marginalisierten linken Splittergruppen nie erreicht hätte. Für das Projekt einer Partei, die allein schon wegen der Herkunft und der Bindung ihrer Mitgliedschaft als eine Partei des linken Randes wahrgenommen wird und sich damit obendrein brüstet, gibt es in dieser Republik nicht die geringste Chance, in die Parlamente zu kommen.

Was mich nach der letzten BV-Sitzung wirklich bestürzt, ist die Tatsache, daß offensichtlich genau das von vielen anders eingeschätzt wird. Oder wollte man von Anfang an ein anderes Konzept? Hat man aneinander vorbei geredet oder schien es wirkungsvoller, sich an die Aufmerksamkeit anzuhängen, die die Funktionsträger der IG MEtall bei der Presse ausgelöst hatten?

Wie sonst ist es zu erklären, wenn man billigend in Kauf nimmt, durch die Einbeziehung des äußerst linken Spektrums nicht nur den Zugang zu neuen Mitgliedern und Wählerschichten zu verbauen, die für Mehrheiten unerläßlich sind. Trotz eindeutiger Hinweise riskeirt man sogar, daß sich ausgerechnet die Aktiven von der ASG abwenden, die für genau diese Wähler der Zugang sind!

Wollen einige möglicherweise tatsächlich lieber eine Partei, in der zwar jeder linke Sektenkrieger gerne Mitglied wird, die aber durch mangelnde Akzeptanz derer, die diese Partei dann repräsentieren, weil die anderen schon geflüchtet sind, selbst wieder zur Splitterpartei wird? Was die eigene Erfahrung und politische Vergangenheit angeht, könnten sich zumindest einige wieder ganz wie früher fühlen. Sie wollen dieselben Fehler wiederholen.

Wird denn allen erstes geglaubt, eine wählbare Partei entsteht auch ohne jene, welche genau diese Alternative zu einer Splitterpartei durch ihre Persönlichkeit und ihre politische Vergangenheit verköprern? Oder glaubt man, die werden schon weiter mitmachen, die doofen Metaller, Betriebsräte und ehemaligen Sozialdemokraten, egal wer da sonst noch im Boot ist, Gewerkschaftshasser oder politische Irrläufer? Spielt man etwa mit dem Gedanken, ein Ausstieg aus dem Projekt käme nicht in Frage, weil jene die Häme vermeiden wollen, die innerhalb der Gewerkschaften und in der Öffentlichkeit dann kübelweise über sie ausgeschüttet würden, wenn das Projekt scheitert?

Das, was in der letzten Sitzung deutlich wurde, ist die Sanktionierung einer Entwicklung der ASG, in der viele, die wir bräuchten, als Mitstreiter, aber auch als Wähler nicht mehr mitmachen werden. Damit sich niemand täuscht: Wenn das Projekt gegen die Wand gefahren wird, dann werde ich selbst und viele andere vorher dieses Projekt verlassen. Denn wer will sich schon gerne wegen einer falschen Weichenstellung (als Folge der gegenwärtig schwankenden Mehrheiten im Bundesvorstand der ASG) in der politischen Nähe von Leuten wiederfinden, die den dritten Schritt vor dem ersten tun wollen, statt zu überlegen, daß wir angetreten sind, um der Arbeitslosigkeit Herr zu werden und den Sozialstaat wieder flott zu machen. Das geht nur in diesem System und das läßt sich nicht mit politischen Randgruppen ins Werks etzen. Genau deswegen ist unsere Sammlungsbewegung da. Als Sammlungsbewegung hat die ASG aber dann ihr Ende, wenn ihr viele, und besonders viele Gewerkschafter, nicht beitreten wollen, weil sie sehen, daß sich bei der ASG Splitter- und politische Randgruppen breit machen. Diese stehen nicht immer in gutem Ansehen: Sie werden nicht selten angesehen als Leute, die die Gewerkschaften undifferenziert bekämpfen, sinnlose oder nicht annehmbare Forderungen aufstellen oder ganz a der Wirklichkeit vorbei die Auffassung vertreten, es ließe sich jetzt, hier und heute eine Mehrhheit mit dem Aufbau einer revolutionären Massenpartei erreichen.
Das kann nicht zum Ziel führen, nämlich dazu, genug politische Bedeutung zu erreichen, um wirksam für Vollbeschäftigung und Sozialstaat zu kämpfen. Lassen wir dagegen einfach alles im Namen der Sammlungsbewegung geschehen, dann werden wir uns nur bei unseren Kolleginnen und Kollegen und in der Öffentlichkeit lächerlich machen. Dieses Ergebnis lohnt nicht die Arbeit und Mühe, die die Gründung einer neuen partei nun einmal erfordert. Nur geborene Sektierer haben daran Freude. Ich für meinen Teil will mich dabei nicht einspannen lassen.

Ein Scheitern der ASG an einem solchen falschen Ansatz würde ich zutiefst bedauern. Aber es macht keinen Sinn, für ein Projekt Zeit und Geld zu investieren, das dann nichts wird, wenn wir unsere Sympathisanten bei linken Splittergruppen suchen. Da werden nicht viele Leute zusammen kommen. Wenn in der Folge unserer Entscheidungen führende Gewerkschafter ihre Mitarbeit aufgeben, wäre auch für mich eine solche Entscheidung unausweichlich. Es würde der alte Indianerspruch gelten: "Wenn Du auf einem toten Pferd reitest, steig ab". Ich käme wohl nicht umhin, das Ende meiner Mitarbeit bei der ASG auch öffentlich zu erklären.

Ich habe in der Sitzung erklärt und wiederholge es: Man kann einen Teil unserer Mitglieder auch dadurch ausschließen, daß es ihnen unmöglich gemacht wird, Mitglied zu werden oder zu bleiben. Da braucht es keinen formalen Beschluß; konkrete Verhaltensweisen genügen vollauf. Das aber scheint für einige offensichtlich nicht von Bedeutung zu sein: Hauptsache, wir grenzen formal niemand aus, informelle Ausgrenzungen werden akzeptiert, Wahlergebnisse sind ja nicht so wichtig.

Unerträglich, aber auch bezeichnend für unseren Zustand ist das Folgende: Einige unserer Funktionäre und Kandidaten auf unserer Liste in NRW sind Mitglieder der SAV. In unserer BV-Sitzung konnte nicht einstimmig beschlossen werden, daß diese Leute aus ihrer eigentlichen Partei, der SAV, austreten müssen, um bei uns an exponierter Stelle mit zu machen.
Was heißt denn das? Offensichtlich akzeptieren wir, wenn "unsere" Kandidaten nach wie vor Ziele der SAV vertreten. Der Wähler in NRW soll also Leute wählen, die durch ihre weitere Mitgliedschaft in der SAV deutlich machen, daß sie weiter, wenn auch unter unserer Fahne, Positionen vertreten wollen, die das ASG-Projekt aus den genannten Gründen zum Scheitern bringen. wir sind nicht in der Lage sie im Konsens aufzufordern, das zu beenden. Ob eine Liste, auf der sich solche Kandidaten finden, wirklich als wählbare Alternative angesehen wird?

Die ASG entwickelt sich in eine Richtung, die ich nicht, aber auch viele andere nicht wollten. Es ist eine Richtung weit weg von der ursprünglichen Idee. Ich werde nach wie vor für das eintreten, was bei der Gründung der alten ASG das Ziel war: Eine wählbare Alternative! Nicht verschleißen will ich mich dagegen in einer Bewegung von politisch Chancenlosen. Ich kann als Gewerkschafter meine Aufgabe nicht darauf reduzieren, das auszugleichen versuchen, was an anderer STelle an Unsinn angestellt wird.

Da es, wie die Praxis der letzten Monate zeigt, Mails an einen eigentlich eingeschränkten Personenkreis sowieso munter weitergeleitet werden, stelle ich euch frei, den Brief beliebig zu verwenden. Dieses Recht nehme ich mir gegebenenfalls auch selbst.

In großer Sorge um unsere gute Idee von einer dringend nötigen, wählbaren Alternative.


3) Rundmail von Julian Plenefisch und Marco Heinig, Linksjugend [`solid] Berlin: "Der Jugendverband und trotzkistische Sekten

Immer mal wieder flammen Diskussionen über so genannte trotzkistische Gruppen auf, die im Jugendverband aktiv sind oder versuchen es zu werden. Gepaart sind solche Diskussionen oft mit Gerüchten und Aufregung. Beispielsweise bei Wahlen kommen nun häufig Fragen auf, ob jemand bei "Linksruck" oder "SAV" sei. Warum wird das aber überhaupt gefragt? Und was sind trotzkistische Gruppen eigentlich?

Was ist eigentlich Trotzkismus?

Trotzkisten sind Anhänger der Lehre Leo Trotzkis, einer der russischen Oktoberrevolutionäre von 1917, Anhänger Lenins und in der Anfangsphase der Sowjetunion einer ihrer wichtigsten Politiker. Nach Lenins Tod musste Trotzki vor den Säuberungen Stalins aus Russland fliehen und wurde im mexikanischen Exil 1940 ermordet.
Trotzki kritisierte die Entwicklung der Sowjetunion als "degenerierten Arbeiterstaat", der von einer militärisch-bürokratischen Elite geführt würde. Nicht beachtet wird dabei oft, dass Trotzki den Grundstein für diese Entwicklung selbst mit gelegt hatte - beispielsweise mit der Zerschlagung der Machno-Bewegung. Durch die internationale Ausweitung des Kapitalismus könne, so Trotzki, nur eine internationalistische Revolution zum Sozialismus führen; die UdSSR agiere aber nur national, daher wäre in ihr die proletarische Revolution zum Scheitern verurteilt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die meisten kommunistischen Parteien im Westen auf KPdSU-Kurs und damit für Trotzkisten nicht offen. Die Hoffnung, die kommunistischen Parteien würden sich nach dem Zweiten Weltkrieg vom Stalinismus distanzieren, erfüllte sich nicht. Die Vierte Internationale, als internationaler Zusammenschluss trotzkistischer Gruppen, kam - außer wenigen Ausnahmen - nirgendwo über den Status von Splitterparteien hinaus. Um dennoch Einfluss auf sozialdemokratische oder kommunistische Arbeiterparteien ausüben zu können, entwickelten Trotzkisten Entrismusstrategien. Das sind Unterwanderungsstrategien, mit denen die eigenen politischen Inhalte in eine andere größere Organisation hinein getragen und möglichst viele Mitglieder abgeworben werden sollen. In diesem Sinne engagierten sich Trotzkisten in den 50er Jahren im Westen in den vorhandenen Arbeiterparteien, weil angenommen wurde, dass sich die Radikalisierung der Arbeiterklasse zukünftig in diesen Parteien abspielen würde. Bei der britischen Labour-Partei war diese Strategie besonders in Liverpool teilweise erfolgreich. Im Zuge der Studentenbewegungen 1968 ließen aber die meisten Trotzkisten in Italien und Frankreich diese Strategie fallen und schlossen sich den außerparlamentarischen Bewegungen an.
Möglicherweise aufgrund des kurzen Erfolgs in Großbritannien bleiben bis heute in den internationalen trotzkistischen Vereinigungen britische Ideologen führend. Die 1974 gegründeten und von Ted Grant inspirierten Organisationen des Committee for a Worker's International (CWI) betreiben bis heute diese Strategie, obwohl es 1991 zur Spaltung kam und die Mehrheit der CWI-Organisationen versuchten, eigene Parteien aufzubauen. Die Anhänger Grants gründeten dagegen die International Marxist Tendency. Aber auch andere trotzkistische Gruppen wie beispielsweise die International Socialist Tendency, die sich auf den in den 50er Jahren aus der Vierten Internationalen ausgeschlossenen Tony Cliff bezieht, betreiben weiterhin Unterwanderungsstrategien.

Wie wirken sich die Strategien und Politik trotzkistischer Gruppen aus?
Aktuell sind die Strategien trotzkistischer Gruppen immer noch davon gekennzeichnet, dass sie versuchen, Ressourcen und Mitglieder von bereits bestehenden Organisationen zu gewinnen. Dazu wird von einigen der von Ted Grant entwickelte "Dauerentrismus" angewandt, der ein langwieriges Wirken in einer anderen Struktur vorsieht, um dort die Mehrheit von den eigenen politischen Zielen zu überzeugen.
Ihre Mitglieder treten dazu häufig dynamisch auf und pflegen eine revolutionäre Rhetorik. In trotzkistischen Organisationen herrscht allerdings oft ein harter Führungsstil, der schon vielen trotzkistischen Gruppen den Vorwurf einbrachte, intransparent und undemokratisch zu sein.
Dieser Führungsstil wird mit hohem Gruppendruck gepaart. Von den Mitgliedern wird große Opferbereitschaft in Form von hohen Mitgliedsbeiträgen und Arbeitsaufwand gefordert. Dies führt in kurzer Zeit bei vielen jüngeren Mitgliedern zum "burnout".
Trotzkistische Organisationen neigen dazu, einen konkreten Plan mit dem Ziel "proletarische Weltrevolution" zu verfassen.

"To-Do-Listen" mit diesem sehr ehrgeizigen Ziel führen bei den Mitgliedern zu einem Gefühl, unter direkten Handlungsdruck zu stehen und alle vagen soziale Erfolge in der Welt als nahende sozialistische Revolution überzuinterpretieren.
In ihren Theorien neigen sie dazu, bestimmte Sphäre des Kapitalismus (beispielweise Finanzmärkte, Handelsmonopole etc.) als "Hauptproblem" zu identifizieren oder bei den kapitalistischen Kategorien "Kapital und Arbeit" den einen Teil "Arbeit" (Befreiung der Arbeit) zu idealisieren und gegen den anderen Teil "Kapital" (Konzerne enteignen) auszuspielen und der Illusion zu verfallen, damit das Problem schon gelöst zu haben. Sie unterziehen sich somit auch der theoretischen Kritik den "vulgären Marx-Interpretationen" anzuhängen die durch Kautzky, Lenin und andere vorangetrieben wurden und Kapitalismuskritik zu einer geschlossenen (und somit dogmatischen) Weltanschauung verarbeitet zu haben, die ähnlich einem Glauben gegen jede Kritik erhaben ist und scheinbar auf alle Fragen eine einfache Antwort und für alle Probleme eine Lösung hat.
Durch ihre Organisationsform und politische Strategie wirken trotzkistische Gruppen als "Durchlauferhitzer" für junge Menschen. Sie verheizen Jugendliche und wirken nicht nachhaltig für eine breite linke Bewegung.

Bekannte trotzkistische Gruppen im Umfeld des Jugendverbandes

Sozialistische Alternative (SAV)

Die SAV ist die deutsche Sektion des Committee for a Worker's International (CWI) und hieß bis 1994 VORAN, benannt nach der gleichnamigen Zeitung. Der VORAN wurde 1973 gegründet und versuchte Entrismusstrategien bis 1991 in der SPD. 1994 trat VORAN mehrheitlich aus der SPD aus, gründete eine eigene Partei und nannte sich SAV. Ab 2004 näherte sich die SAV der WASG an.

Seit September 2008 ruft die SAV auch zum Eintritt in die ostdeutschen Landesverbände der Linkspartei und des Jugendverbandes auf.
Im Jugendverband ist die SAV in NRW und BaWü im LSPR vertreten. Im Frühjahr 2008 versuchten SAV-Mitglieder für den BSPR zu kandidieren.

Der Funke

Die unterschiedliche Einschätzung der politischen Lage nach dem Fall der Mauer führte 1991 zum Bruch zwischen den CWI-Chefideologen Ted Grant und Peter Taaffe. 1992 vollzog sich diese Spaltung auch auf internationaler Ebene. Es gründete sich um Grant die International Marxist Tendency. Ihre deutsche Sektion ist der aus dem VORAN hervorgegangene und nach der gleichnamigen Zeitung benannte "Funke".
Im Jugendverband ist der Funke im BSPR und in Berlin im LSPR vertreten.

Linksruck

Linksruck ging aus der in den 70er Jahren gegründeten Sozialistischen Arbeiter Gruppe (SAG) hervor und war die deutsche Sektion der International Socialist Tendency. 1993 ordnete Tony Cliff den Eintritt in die Jusos an. Diese Unterwanderung blieb aber erfolglos. Seit 2001 engagierte sich Linksruck in der globalisierungskritischen Bewegung und wurde Mitglied bei attac. Nach der Invasion im Irak 2003 wurde Linksruck in der Friedensbewegung aktiv. Seit der Verschärfung der Krise in der SPD richtete sich das Interesse von Linksruck 2004 auf die WASG und schließlich seit 2005 auf die Linkspartei. Im September 2007 löste sich Linksruck offiziell auf. An dessen Stelle ist marx21 getreten, das personell und politisch mit Linksruck weitgehend deckungsgleich ist. In der Linkspartei organisiert sich marx21 in der Sozialistischen Linken und im Jugendverband in DIE LINKE.SDS."

Linke will nicht alle Linken?

yy 25.10.2008 - 10:29
Mit welchem Recht? ...sagt ein Lothar Byski, die Linke wolle längst nicht alle Linken.

Die Wahlalternative, insbesondere in Berlin, wurde von Leuten gegründet, die aus der sozialen Protestbewegung gegen Hartz IV kamen. Von Anfang an ging Klaus Ernst gegen diese Leute vor. Man wollte der PDS einen - in ihren Augen - "sektiererfreie" WASG übergeben. Die vielen rebellischen Menschen aus den sozialen Bewegungen betrachteten WASG-Führung und besonders die PDS in Berlin als Unruhefaktor.

Aber ohne die Protestbewegung gegen die Agenda 2010 hätte die Enstehung der Linkspartei nicht eine solche Dynamik entwickelt. Weder wären binnen kurzem im ganzen Land die WASG-Ortsgruppen entstanden, noch wäre die PDS zusammen mit der WASG in den Bundestag gekommen.

Ende der 90er Jahre war die PDS aus dem Bundestag "geflogen". Sie lag 2004 bei Umfragen im Bund nur noch bei 4,5 %. Von ihrer Mitgliederstruktur her war sie eine sterbende Partei. Erst duch die Vereinigung mit der WASG konnte der PDS-Apparat seinem alten Ziel näher kommen, im Westen in Parlamente einzuziehen und so eine Koalation mit der SPD auf Bundesebene vorzubereiten.

Interessant im "Fall Redler" ist auch der Vorwurf der Unterwanderung. War es nicht auch "Entrismus" als die PDS hunderte "Doppelmitglieder" - mit Billigung durch Klaus Ernst - in die WASG-Ortverbände schleuste um dort die Stimmung FÜR ein Fusion mit der PDS zu kippen?

Eine Strategie, die übrigens schon die KPD in der Ost-SPD angwandt hatte, als es darum ging die historisch umstrittene "Vereinigung" mit der SPD zur SED vorzubereiten.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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"Die Schöne" "Belle" — Springer

was Stalin nicht gemacht... — Ernst Fliederbusch

Interessiert keinen — Fuck SAV, Linksruck

SAV-Symathisant — Hauser

@ Victor Serge III. — Heuser

Verschwörungstheorie — Peter G.

Schönheit — als Waffe

Autonome sind die Avantgarde — Revolutionär

Große Politik überfordertden kleinen Klaus — Linker LINKER nahe München