[Castor08] Demonstrieren auf Schienen

A. Lindgren 22.10.2008 00:29 Themen: Atom
Können Demonstrationen auch auf Schienen stattfinden, beispielsweise auf Bahnübergängen und in derem Umfeld? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Rechtlich ist es - vorsichtig formuliert - nicht unumstritten. Praktisch wird diese Frage an jedem Sonntag vor dem anstehenden Castortransport nach Gorleben beantwortet: es geht. So auch am 19. Oktober; diesmal vor malerischer Herbstwaldkulisse in der Göhrde/Wendland beim Forsthaus Posade.
Es gab Einladungen zum Tanz, genauer gesagt zum "widersTanz" gegen den Castor. An jedem Sonntag im Oktober soll es an wechselnden Übergängen über das Gleis der Wendlandbahn eine Zusammenkunft geben, bei der "das Bein geschwungen wird". So stand es auf einem Flugblatt. ( http://castor.de/nix12/bilder/widersTanz.pdf) Das Auge des Gesetzes ist niemals müde; die Ordnungsbehörde des Landkreises Lüchow-Dannenberg machte eine Person ausfindig, die sie für die mutmaßliche Verfasserin des Zettels hält. In einem vorsorglichen Schreiben teilte sie ihr mit, die Anmeldung von Versammlungen auf den Schienen sei zwecklos, weil sie dort ohnehin verboten würden, und riet, die Tanz-Veranstaltungen doch an einen anderen Platz zu verlegen. Der Bereich der Schiene, so die Begründung, sei zwar öffentlicher Raum, aber "nicht öffentlicher Raum in dem Sinn, dass er der Begegnung zwischen den Menschen dient". Und damit ist er nach Rechtsauffassung der Ordnungsbehörde demokratiefreie Zone.

Viele Menschen im Wendland sehen das offenbar anders. "Mit den Transporten auf diesem Gleis wird nicht nur Gorleben als Standort für den heißen Atommüll zementiert. Mit dem Castor wird auch der gesamte Konflikt um die Atomkraft Jahr für Jahr auf die Spitze getrieben!" sagt Veronica vom Mühlenberge, die Sprecherin der örtlichen Gruppe in der Göhrde. "Es gibt kaum einen Ort, der geeigneter ist, um zu demonstrieren, worum es uns geht." Damit steht sie nicht alleine. Etwa 150 Menschen kamen am Sonntag zum Treffpunkt, zwölf davon mit schweren Traktoren; eine Gruppe erschien mit Geländemotorrädern, eine andere zu Pferd. Nach einem kleinen Verwirrspiel stand die Polizei gut gerüstet an dem einen Bahnübergang - die Leute mit Kaffee, Kuchen und allem Drum und Dran völlig unbehelligt an einem anderen. Musik spielte auf, und die Menge betanzte das Gleis.

In diesem Jahr sind bei allen öffentlichen Castor-Anlässen Puppen mit im Spiel. Die Puppen dieses Tages waren gerüstet: mit Schotter-Harken, Sägen, und Schraubenschlüsseln boten sie im Gleisbett ein Bild fester Entschlossenheit. Der Star unter ihnen aber war Karlsson vom Dach. Der startete seinen Propeller und flog heißa hopsa hoch über das Gleis. Irgendwann fand sich dann auch Polizei ein; der Einsatzleiter stellte per Megaphon fest, dass es sich in seinen Augen um eine Versammlung handele ( - es geht also doch!) Der Versammlungsleiter oder die -leiterin solle sich ihm zu erkennen geben. Noch bevor die Menge sich eine Meinung darüber gebildet hatte, ob sie denn wohl eine Leiterin oder einen Leiter brauche, erklärte der Polizeibeamte die Versammlung für aufgelöst und forderte die Leute auf, sich vom Gleis zu entfernen. Noch ist der Castor ja weit; die Leute begaben sich also in aller Ruhe zurück zu Kaffee und Kuchen.
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Ergänzungen

Aktuelle Castor-Infos

contrAtom 22.10.2008 - 01:00
Der Castor geht euch nicht durch die Lappen… !

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Achse des Bösen Dortmund

No WigA no Style 22.10.2008 - 16:24
cooles plakat außm pott

Die nukleare Bedrohung nimmt wieder zu

http://www.tagesschau.de 22.10.2008 - 19:36
25 Jahre ist es her, dass 1,3 Millionen Menschen in Deutschland gegen Atomwaffen protestierten. Der Abzug vieler dieser Vernichtungswaffen nach Ende des Kalten Krieges ließ die nukleare Bedrohung im Laufe der Jahre kleiner erscheinen. Doch weltweit gibt es immer noch 12.100 Gefechtsköpfe.

Gemessen an der Teilnehmerzahl waren die Demonstrationen am 22. Oktober 1983 die bislang größte Kraftanstrengung der bundesdeutschen Friedensbewegung. Die Veranstalter zählten insgesamt 1,3 Millionen Menschen, die auf die Straße gingen, um gegen die Neustationierung von Atomwaffen in Europa zu protestieren. Auf der zentralen Veranstaltung gegen den Nato-Doppelbeschluss im Bonner Hofgarten verkündete Mitorganisator Jo Leinen, der heute für die SPD im Europäischen Parlament sitzt, die Teilnehmerzahlen: "300.000 Leute mit ansteigender Tendenz im Süden. 400.000 Menschen in Hamburg, 100.000 in Berlin und eine halbe Million in Bonn!"

Massenhaft hätten die Menschen sich durch Atomwaffen bedroht gefühlt, sagt Andreas Buro, einer der Mitbegründer der Friedensbewegung. Millionen Menschen sei damals klar geworden, wie abwegig der Gedanke sei, mit Nuklearraketen ein Territorium verteidigen zu wollen – denn das, was geschützt werden soll, werde mit dem Einsatz nuklearer Waffen unweigerlich zerstört.

Buro, der in diesem Jahr mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde, glaubt, dass sich diese Überzeugung tief in das Bewusstsein der Menschen eingegraben habe, auch wenn es heute um die Friedensbewegung still geworden sei. "Sie dürfen nicht vergessen, dass jährlich in dieser Bundesrepublik Hunderte wenn nicht Tausende von kleinen Veranstaltungen im lokalen und im regionalen Bereich stattfinden, die versuchen, Bevölkerung und Menschen zu informieren, mit ihnen zu diskutieren, was zu tun sei", sagt Buro im tagesschau.de-Interview. "Das ist eine außerordentliche Aufgabe der Friedensbewegung."
12.100 atomare Gefechtsköpfe sind einsatzbereit

Zugegebenermaßen nehmen Atomwaffen in der heutigen Friedensbewegung eine kleinere Rolle ein als noch vor dem Ende des Kalten Krieges. Doch Nuklearwaffen-frei ist die Erde keinesfalls: Das schwedische Konfliktforschungsinstitut Sipri schätzte die Zahl der weltweit vorhandenen einsatzbereiten atomaren Sprengköpfe im Demonstrationsjahr 1983 auf fast 20.000. Heute sind es den Forschern aus Stockholm zufolge immer noch rund 12.100 Gefechtsköpfe. Auch globalsecurity.org ging von ähnlichen Zahlen aus: 2004 zählte die US-Organisation etwa 13.100 Sprengköpfe. Damals wie heute besitzen die nuklearen Supermächte USA und Russland mehr als 90 Prozent dieser Vernichtungswaffen.

Video auf:
 http://www.tagesschau.de/inland/friedensbewegung100.html

Friedlich Kaffee und Kuchen?

Wendilein 23.10.2008 - 13:59
Dass wir unseren Kaffe und Kuchen friedlich genießen

war für die Polizisten wohl nicht zu ertragen..........

und so wurden kurzerhand -überhaupt nicht provokante- Verkehrskontrollen

bei der anwesenden Mopedgang durchgeführt und siehe da,,,,,,,auch nen

vermeintlicher Grund gefunden, einen gleich Mal am Schlawittchen gepackt und brutal durch

den Wald geschleppt...................

Jo, aber da hat die Bullerei wohl nicht mit uns Wendländern gerechnet, die sofort und

geschlossen -vom Teenie bis zur Oma- aufgestellt dagegen stehen!

Nützt ja nix,
sacht der Norddeutsche.....und dann soll sich doch bitte ob dieser Besatzungsmacht keiner wundern, dass wir hier so auf Krawall gebürstet sind!!

Kommt nur, Besatzer, wir sind schon wütend genug....

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