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If the Kids are united.. Schulstreik am 12.11

SchülerINNNNNNNNNNNNNNN 20.10.2008 18:42
Gegen Lernfabriken und Leistungsterror!
Heraus zum bundesweiten Schulstreik am 12. November!

antikapitalistischer Aufruf für einen bundesweiten Schulstreik am 12.November 2008.
Hi. Wie dir vielleicht schon aufgefallen ist, labern sie in der Glotze und anderen unwirklichen Orten in letzter Zeit ziemlich viel von der Bildung und ihrem angeblichen Notstand. In Zeitungen und öden Diskussionsrunden wird die „Krise“ des Schulsystems ausgerufen, Medien und Politik überschlagen sich im Panik machen. Es geht um Rütli-Schüler_innen, Jugendkriminalität, verprügelte Rentner, versaute PISA-Studien und vor allem und immer wieder um Deutschlands drohenden Untergang. Der Grund für diese ganze Panikmache bist du! Denn nach Meinung von Politik und Medien reißt du dir nicht genügend den Arsch auf, um dich in der internationalen Konkurrenz als qualifizierte Arbeitskraft durchzusetzen. Weil du und deine Freund_innen die ganze Zeit nur rumgammeln, ficken und kiffen, statt für die Schule zu lernen, geht der Wirtschaftsstandort Deutschland den Bach runter. So eine Scheiße aber auch. Und die Chines_innen übernehmen dann die Weltherrschaft. Um das zu verhindern, hat sich die Kanzlerin nun dem Thema “Bildung” persönlich verschrieben und macht sich mit ihren Sachberatern fleißig Gedanken darüber, warum die Lernfabrik Schule nicht mehr genügend verwertbare Arbeitskräfte ausspuckt und warum andere Staaten, wie Finnland, das besser machen. Um dabei nicht so alleine dazustehen, hat sie alle Bundesländer dazu aufgerufen am 22. Oktober am nationalen Bildungsgipfel in Dresden teilzunehmen, mit dem Ziel, eine “nationale Bildungsstrategie” zu beschließen, die helfen soll “deutsche Schüler” wieder auf Weltniveau zu bringen. Bis dahin tourt Angela Merkel durch die deutschen Bildungsanstalten und rührt kräftig die Werbetrommel für dieses Projekt, umringt von fröhlichen Kindern mit Seitenscheitel. Warum die Tatsache, dass sich Wirtschaft, Politik und Medien solche Sorgen um deine Bildung machen für dich nichts Gutes bedeutet und warum du gut daran tätest dich gegen ihre Reformen, ihr Schulsystem und sowieso die ganze Scheiße zur Wehr zu setzen, versuchen wir auf den nächsten Seiten zu beleuchten. Beginnen wollen wir mit dem eigentlichen Sinn und Zweck einer staatlichen Institution namens „Schule“.

“Guten Morgen, setz dich bitte”

Montag bis Freitag ist Schule, davor war Wochenende und davor, im 19. Jahrhundert, die Humboldtsche Bildungsreform, wo das deutsche Schulsystem seine Anfänge hatte. Im Mittelpunkt der Reform stand die Schaffung des humanistischen Gymnasiums, in dem die Erziehung vor allem idealistisch und nicht auf konkrete Berufe vorbereiten sollte - gut. Im Gegensatz zu Humboldts Vorstellungen war das humanistische Gymnasium allerdings nur einer recht wohlhabenden Minderheit vorbehalten - nicht so gut. Aber auch die Massen von Arbeiter_innenkindern, die sich auf den Strassen der rasant wachsenden Städte herumtrieben, sollten eine “Bildung” erhalten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich daher das dreigliedrige Schulsystem, das neben dem Gymnasium auch die Real- und die Volkshochschule beinhaltete. Doch bei letzteren ging es nicht darum, den Kindern idealistische Träumereien und schwülstige Poesie zu vermitteln, sie sollten vielmehr “fit” gemacht werden für das Schuften in der Fabrik. Ganz oben auf dem Lehrplan standen deshalb „Tugenden“ wie Pünktlichkeit, Ordnung, Fleiß und Disziplin. Es ging nicht darum den Kinder bei der “Entfaltung ihrer Persönlichkeit” zu helfen oder ähnlichen Schnickschnack, sondern lediglich darum, möglichst fleißige Arbeiter_innen zu produzieren, die ihr Vaterland und den Kaiser lieben und nicht soviel meckern.

Zwar wurde in der Weimarer Republik die vierjährige Grundschule eingeführt und die drei Schultypen damit zu „weiterführenden Schulen“, aber geändert hat sich an der Dreiteilung dadurch nix, außer, dass die „Volksschule“ in „Hauptschule“ umbenannt und weniger Humanismus betrieben wurde. Je nach Bundesland werden noch immer Schüler_innen nach der vierten bzw. nach der sechsten Klasse nach Leistung selektiert und auf verschiedene Schultypen aufgeteilt. So wird früh festgelegt, wer später Erfolg haben wird und wer nicht, wer Steuerberater, DHL-Kurier, Burgerverkäufer, Reisebüro-Sachbearbeiter, Holzfäller-Wander-Hack-Bauer wird, in Computer macht oder was mensch alles tun kann. Selbst wenn inzwischen 30-40 Prozent der Schüler_innen ein Gymnasium besuchen, hat das nur dazu geführt, dass sich die Chancen für Haupt- und Realschüler_innen auf berufliche Erfolge noch weiter verringert haben. Dort landen meistens - Überraschung - die Kinder aus ärmeren Familien. Ein enormes Frustpotenzial, das sich an immer mehr Schuldirektoren verprügelnden U-Bahn-Schlägern und Bushido-Chart-Einstiegen abzeichnet.

Aber selbst wenn dieses Manko durch Reformen wie die Ersetzung der Dreigliedrigkeit durch eine Zweigliedrigkeit (wie von verschiedenen “fortschrittlichen” Kräften gefordert) beseitigt werden sollte, bleibt doch das Hauptproblem bestehen: Schule ist in der heutigen Gesellschaft nicht dazu da den Schüler_innen eine möglichst allumfassende Bildung und die Möglichkeit zur eigenen Meinungs- und Persönlichkeitsentwicklung zu geben. Auch wenn Politiker_innen etwas anderes behaupten, die „Lösungen“ und „Verbesserungen“, die sie aus dem katastrophalen Abschneiden Deutschlands in internationalen Vergleichen wie z.B. der PISA-Studie gezogen haben, sollen nicht dem/der einzelnen Schüler_in dienen, sondern vor allem Bedürfnissen und Wünschen der Wirtschaft nachkommen: Der Fachkräftemangel muss behoben werden, das „Vaterland“ muss international wettbewerbsfähig bleiben und dem technologischen Fortschritt angepasst werden. Viele Lehrstellensuchende sind laut Wirtschaftsverbänden „schlichtweg zu dumm“ für die angebotenen Ausbildungsplätze. Letztendlich droht – huch, wie schlimm – Deutschland sogar in der Forschung ins Hintertreffen zu geraten. Abhilfe wird mit Exzellenzinitiativen und Eliteuniversitäten geschaffen. Mensch kann also ganz deutlich sehen: Die Gründe, weshalb auf Merkels Bildungsgipfel über Reformen diskutiert wird sind dieselben, die auch schon vor über 200 Jahren zur Durchsetzung der Allgemeinen Schulpflicht im Deutschen Reich geführt haben, nämlich das zukünftige Deutschland für den internationalen Wettbewerb fit zu machen. Nur diesmal mit Marketingkonzept!

Wir halten also fest: Es geht (und ging) bei der gesamten Veranstaltung namens Schule nie darum dir irgendwas beizubringen was dich interessiert, sondern lediglich darum dich so zurechtzubiegen, dass du für die Wirtschaft optimal verwertbar bist. Und genau deshalb musst du jeden Tag so früh aufstehen. Scheiße wa?

Freie Meinung? - Von wegen!

Nun, wir wollen nicht zu den Leuten gehören, die gesagt haben, wir haben es euch ja gesagt. Das haben Kritiker an der kapitalistischen Bildung nämlich schon vor mehr als hundert Jahren gesagt: Dass Wissenschaft und Bildung im Kapitalismus profitorientiert sind und den Kapitalismus als ewige, quasi „natürliche“ Tatsache darstellen, dass über Möglichkeiten und Alternativen zwar gesprochen wird, aber halt nur innerhalb der Systemlogik und den zu akzeptierenden Schranken. Veränderbare Verhältnisse werden in der Schule als unveränderbar dargestellt, aber wie sollte es auch anders sein in einem System, in dem du nur als Kostenfaktor wahrgenommen wirst.

Der gesellschaftliche Auftrag der Schule besteht darin, die Schüler_innen zu mündigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu erziehen, die das Fundament einer demokratischen Gesellschaft bilden. Dass auf diesem demokratischen Fundament schon lange nichts Grünes mehr wächst erschließt sich daraus, dass die Aufsicht der Schulen dem Staat obliegt. Er bestimmt was gelehrt wird, in Form von Lehrplänen, wie gelehrt wird, und vor allem wer lehrt. Somit entpuppt sich der Anspruch der freien Meinungsbildung als staatliches Konstrukt: In erster Linie zählt, die gesellschaftlichen und politische Normen zu erhalten. Die Schüler_innen sollen – damals wie heute- zu willigen und treuen Staatsbürgern erzogen werden. In der für die Meinungsbildung besonders wichtigen Phase, der Kindheit und Jugend, wird nichts dem Zufall überlassen. Ein gutes Beispiel für das Eingreifen des Staates in diesem Bereich ist der Unterricht in PW oder Geschichte, in denen den Schüler_innen vor allem die Vorzüge der heutigen Gesellschaft, des Staates BRD und des Kapitalismus im Allgemeinen eingebläut werden.

In allen Fächern werden Schüler_innen auf eine ungewisse Zukunft auf dem Arbeitsmarkt vorbereitet: Flexibilität und Anpassungsbereitschaft, Unterwürfigkeit vor und Opferbereitschaft für den zukünftigen Arbeitgeber werden zu „Tugenden“ erhoben und den Schüler_innen fortlaufend eingetrichtert. Natürlich muss das ja nichts zwangsläufig schlimm sein - in einer masochistisch orientierten Sklaven-Kolonie zum Beispiel, wäre dieser Umstand das Paradies.

Chancengleichheit? - Hier nicht!

Chancengleichheit ist ein naives Konzept sozialdemokratischer Weltverbesserer, das mit der gesellschaftlichen Realität eines sich alternativlos gebärdenden Kapitalismus eigentlich gar nichts zu tun hat, geblieben von der Chancengleichheit und anderen Versprechungen vergangener Wahlkämpfe ist nur noch ihre Seltsamkeit. Chancengleichheit wird auch nicht durch die Zusammenlegung aller drei Schulformen entstehen. Denn damit wäre die Gleichheit auch nur formal erreicht. Tatsächlich würde es dann darauf ankommen, wie viel die Eltern in die Bildung investieren, wie die außerschulische Lernumgebung gestaltet ist usw., usf - letztendlich sogar auf die Wahl der Schule. Insofern kann dann mangelnder späterer Erfolg auf dem Arbeitsmarkt als individuelles Versagen abgestempelt werden, denn formal hätten ja alle die gleichen Chancen. Nebenbei bemerkt, selbst wenn diese Chancengleichheit erreicht wäre: Ein Garant für gleichen Wohlstand und gleichen beruflichen Erfolg wäre selbst das nicht, denn es kommt nicht darauf an, wie gut mensch gebildet ist, sondern was gerade von Staat und Wirtschaft gebraucht wird. Es geht also selbst bei dem Anstreben von Chancengleichheit durch Bildung nicht darum, junge Menschen möglichst umfassend zu bilden, sondern darum, der Wirtschaft und dem Staat Arbeitskräfte in ausreichender Zahl zu ermöglichen. Zu Risiken und Nebenwirkungen des kapitalistischen Arbeitsmarktes befragen Sie ihre arbeitenden Eltern.

Verbraucherinformation

Naive Zungen behaupten, dass alle Menschen gleich sind und es keine Klassenunterschiede mehr gibt, sondern nur noch faule und fleißige Schüler. Die fleißigen Schüler treiben sich demnach auf schick eingerichteten Elitegymnasien rum, während die faulen ihre Zeit damit totschlagen an der Rütli-Schule Drogen zu verticken oder in der Münchner U-Bahn pensionierte Schuldirektoren zu verkloppen. So ist das Schulsystem dann doch irgendwie gerecht und die faulen Rütli-Schüler bekommen was sie verdienen.

Die stolzen Eltern eines Abiturienten mit 4.0-Schnitt werden sicherlich keine Abschaffung des Gymnasiums befürworten, denn dann könnten die faulen Haupt- und Realschüler mit den „Fleißigen“ verwechselt werden, weil die auch zwei Arme und Beine haben. Sicherlich ist es möglich, sich als armer Lump hochzuarbeiten, wenn mensch das richtige Timing erwischt, aber bedauerlicherweise sind nur Züge pünktlich (und selbst die auch nicht immer).

Abgesehen von einigen, sagen wir mal, idyllischen Beispielen (die von Hippies im Walde gesammelten Pilze oder Beeren oder Muscheln, die bei Sonnenuntergang am Strand gesammelt werden), ist so ziemlich alles im Kapitalismus Ware. Auch die Bildung und vor allem du bzw. deine Arbeitskraft.
Wie sich das zeigt? Ausbildung von Lohnabhängigen einerseits und von andererseits, Vermittlung von systemkonformen Lerninhalten und Disziplinierung; zudem wird Bildung immer mehr privatisiert (Privatschulen, Eliteunis) und damit direkt zur Quelle von Profit. Kurz, die Verwertung für die kapitalistische Ökonomie, egal ob mensch Haupt-, Realabschluss oder Abitur hat. Herzlich Willkommen am Arsch…

Was tun?

Ok. Nun kennst du die bittere Wahrheit. In diesem System existierst du nur als Kostenfaktor. Auch in der Schule. Das Interesse von Wirtschaft, Politik und Medien ist es, dass du möglichst billig und tüchtig bist. Am besten billiger und tüchtiger als die Chinesen. Dein Interesse ist es dagegen, dich möglichst teuer zu verkaufen, das heißt deinen Körper und deinen Geist für den bestmöglichen Preis auf dem Arbeitsmarkt zu prostituieren. Das klingt jetzt nicht sonderlich nett, aber leider ist es alles was du unter kapitalistischen Bedingungen tun kannst. Wenn du keine Lust hast dein ganzes Leben nur als Kostenfaktor zu existieren, liegt es in deinem Interesse mit dieser ganzen Scheiße namens Kapitalismus endlich Schluss zu machen. Und zwar radikal. Doch niemand hat gesagt, dass das einfach wird. Dafür braucht es eine organisierte Schülerschaft, die sich ihrer Scheißsituation bewusst ist und sich mit anderen Bevölkerungsgruppen wie Arbeiter_innen, Arbeitslosen, Rentner_innen, Student_innen und den Chines_innen zusammentut, um für ihre Interessen zu kämpfen. Und vor allem sich von dem hohlen Gelaber von Lehrer_innen, Eltern, Politiker_innen, Bullen und Sozialarbeiter_innen nicht länger einlullen lässt. Wir wollen euch keinen Blödsinn erzählen: bis dahin ist es in Deutschland noch ein sehr weiter weg.

Klar gibt es auch legitime Forderungen nach Verbesserungen im Schulsystem wie kleinere Klassen, mehr Lehrer_innen und die Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Doch das Problem damit ist, dass sie entweder unter kapitalistischen Bedingungen absolut unrealistisch sind oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir finden es zwar richtig, dass die Schülerschaft nach jahrzehntelangem Schweigen wieder beginnt Forderungen zu stellen und sich nicht mehr mit jeder Scheiße abfindet. Deshalb unterstützen wir als Revolutionäre, Linksradikale, Kommunist_innen, Anarchist_innen, Chaot_innen und Steineschmeißser_innen die Vorbereitungen für einen bundesweiten Schulstreik. Wir sind jedoch der Meinung, dass sehr viel radikalere Losungen her müssen als “Bildung für alle”, “Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem” und “kleinere Klassen”. Wenn du das ähnlich siehst, beteilige dich an den antikapitalistischen Blöcken auf den Schulstreikdemonstrationen am 12. November und gründe eine Kommunistische Partei. Denn wir wollen keinen Kuchen oder zwei - wir wollen die ganze Bäckerei!

Für eine revolutionäre Jugendbewegung!
Gegen die Gesamtscheiße - Kapitalismus abschaffen!

Hinein in den antikapitalistischen Block beim bundesweiten Schülerstreik am 12. November 2008!

weitere Infos:

www.rsb.blogpsort.de
www.schulaction.org
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Ergänzungen

Zehntausende Franzosen protestieren...

http://www.tagesschau.de/ 20.10.2008 - 21:11
Zehntausende Franzosen protestieren gegen Schulpolitik

Mehr als 30.000 Menschen haben in Paris gegen die Schulpolitik der konservativen Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy protestiert. Lehrer, Studenten, Schüler und Eltern demonstrierten unter dem Motto "Bildung ist unsere Zukunft" vor allem gegen geplante Stellenstreichungen im Bildungssektor. Die Regierung hat in diesem Schuljahr landesweit bereits 11.200 Stellen gestrichen, im nächsten Jahr sollen nochmals 13.500 Arbeitsplätze wegfallen.

Die Organisatoren sprachen von rund 80.000 Demonstranten, die Polizei von 32.000. Zu der Protestkundgebung hatten 47 Organisationen aufgerufen, darunter Eltern- und Lehrerverbände.
Bildung wichtig für die Zukunft

Die Demonstranten warfen der Regierung vor, das Thema Bildung zu vernachlässigen. Investitionen in Schulen seien wichtig für die Zukunft des Landes, forderten sie auch mit Blick auf die aktuelle Finanzkrise und die Unterstützung für angeschlagene Banken.

Am 4. November beginnen in der Nationalversammlung die Beratungen über den Bildungshaushalt. Präsident Nicolas Sarkozy war bei den Wahlen 2007 mit dem Versprechen angetreten, den öffentlichen Dienst zu verkleinern und die öffentlichen Ausgaben zu verringern.

Studiengebührenuntersuchung

http://www.tagesschau.de 20.10.2008 - 21:12
SPD-Politikerin zur Studiengebühren-Untersuchung

Eine Untersuchung wonach Tausende Menschen durch Gebühren vom Studium abgehalten werden, sorgt für Ärger in der Koalition - vor allem, weil Bundesbildungsministerin Annette Schavan sie unter Verschluss hält. Die SPD-Politikerin Ulla Burchardt vermutet Absicht: Die Union wolle die Ergebnisse nicht beim Bildungsgipfel diskutieren, so Burchardt zu tagesschau.de.

tagesschau.de: Frau Burchardt, Sie fordern von Bundesbildungsministerin Annette Schavan, die vom Hochschul- Informations-System (HIS) durchgeführte Studie zu veröffentlichen. Warum?

Ulla Burchardt: Weil ich es für ganz entscheidend halte, dass die Öffentlichkeit und auch der deutsche Bundestag erfahren, wie die empirischen Aussage zu den Auswirkungen von Studiengebühren lauten.

tagesschau.de: Das war ja auch so geplant, sagen Ministerium und HIS: Ursprünglich sollte die Studie im November veröffentlicht werden, weil die zweite Hälfte noch in Arbeit sei.

Burchardt: Ich weiß, dass das HIS diese Studie Ende Juli im Ministerium abgeliefert hat. Aber wir haben doch zumindest auf die erste Hälfte schon jetzt einen Anspruch. Die ist ja brisant genug. Alle Welt wartet auf empirische Ergebnisse. Und wenn uns das Ministerium seit Anfang August hinhält, muss man sagen: Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass diese Ergebnisse nicht vor dem Bildungsgipfel publik werden sollen.
Alte Diskussion, neue Runde

tagesschau.de: Was würden sie denn für den Bildungsgipfel bedeuten?

Burchardt: Zumindest müssten sich die Kanzlerin und die Unions-Ministerpräsidenten der Frage stellen, ob mit Studiengebühren Aufstieg durch Bildung und mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem zu erreichen sind. Das sind die Ziele, die alle verkünden. Wenn Frau Merkel das Bildungssystem durchlässiger machen will, dann kann man auch an der Frage nicht vorbei, welche Wirkung Studiengebühren haben. Damit geht eine alte Diskussion in eine neue Runde: Die Union plädiert für die Gebühren, wir sind dagegen.

tagesschau.de: Sie sehen also einen direkten Zusammenhang zwischen dem Zurückhalten der Studie und dem Bildungsgipfel am Mittwoch?

Burchardt: Mir wurde von Woche zu Woche klarer, dass es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen Zurückhaltung der Studie und dem Bildungsgipfel gab. Mein Verdacht bestätigt sich nun, dass die Ergebnisse solcher Art sein müssen, dass sie nicht nach außen dringen durften. Das Ministerium weigert sich bis zur Stunde, dem Parlament diese Studie zur Verfügung zu stellen. Ich probiere es seit heute Früh und habe sie bis jetzt immer noch nicht auf dem Tisch. Das ist eine ungewohnte Form des Umgangs miteinander, zumal ich im Radio gehört habe, dass die Ministerin sich nun in Interviews auf Details der Studie stützt. Ein solches Verhalten spricht für sich selbst.
"Die Erbschaftssteuer ist der Lackmustest"

tagesschau.de: Zurück zum Thema Studiengebühren: Sie fordern die alternativlose Streichung?

Burchardt: Ja, eindeutig.

tagesschau.de: Woher soll das Geld dann kommen?

Burchardt: Zurzeit stehen die Verhandlungen zur Erbschaftssteuer an. Das ist eine reine Ländersteuer. Die Einnahmen würden vier Milliarden Euro betragen. Wenn sich nun Teile der Union weigern, der Erbschaftssteuer zuzustimmen, dann verzichten sie auf vier Milliarden Euro. Das würde beispielsweise bedeuten, dass Nordrhein-Westfalen, die Landesregierung Rüttgers, auf Einnahmen von 850 Millionen Euro verzichtet – auch zugunsten des Bildungshaushaltes.

tagesschau.de: Da planen Sie mit sehr ungewissen Mehreinnahmen: Das Gesetz ist noch nicht beschlossen. Der Ausgang der Verhandlungen ist derzeit völlig offen.

Burchardt: Wenn man ernsthaft sagt, man will mehr für Bildung tun, dann muss man auch sagen, wo das Geld herkommt. Die SPD hat das an der Stelle gesagt. Und die Erbschaftssteuer ist der Lackmustest für die bildungspolitische Glaubwürdigkeit der Union.

tagesschau.de: Was machen Sie denn, wenn das Geld auf diesem Weg nicht reinkommt?

Burchardt: Dann wird zum Beispiel Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in Nordrhein-Westfalen deutlich machen müssen, warum seine Landesregierung nicht in der Lage ist, mehr neue Studienplätze zu schaffen, mehr Lehrer einzustellen, und für das Ende des Unterrichtsausfalls zu sorgen.

Bildungsgipfel: Mehr als warme Worte?

tagesschau.de: Der Seitenhieb auf den Unions-Mann Rüttgers veranlasst zu der Frage, ob es Ihnen um Parteiproporz geht oder um die höhere Durchlässigkeit von Bildung?

Burchardt: Um Letzteres. Aber ich gehöre auch nicht zu denen, die die Erbschaftssteuer verhindern wollen. Man kann nicht behaupten, mehr Geld für Bildung ausgeben zu wollen, sich aber zusätzlichen Einnahmen verweigern.

tagesschau.de: Wie soll es bei derlei parteipolitischen Fronten zu Ergebnissen beim Bildungsgipfel kommen?

Burchardt: Da wird Nachsitzen angesagt sein. Im Moment gibt es große Befürchtungen auf allen Seiten, dass außer vielen warmen Worten und einigen unverbindlichen Absichtserklärungen seitens der Unionsländer nicht viel herumkommen wird.

Immer weniger Abiturienten studieren

http://www.n24.de/ 20.10.2008 - 21:34
Eine bisher unter Verschluss gehaltene Studie zeigt die abschreckende Wirkung von Studiengebühren auf. Vor dem anstehenden Bildungsgipfel wird der Ruf nach einem kostenlosen Studium lauter.

Studiengebühren schrecken deutlich mehr junge Menschen vom Studium ab als bisher angenommen. Dies zeigt eine neue Untersuchung im Auftrag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die bislang unter Verschluss gehalten wird. Demnach haben allein vom Abiturienten-Jahrgang 2006 bis zu 18.000 junge Menschen wegen Gebühren von bis zu 500 Euro pro Semester kein Studium aufgenommen - darunter vor allem Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern.

Die Gebührendebatte habe unter den Abiturienten zu "erheblicher Verunsicherung" beigetragen - auch in Bundesländern, die noch keine Gebühren verlangen, heißt es in der Untersuchung. Wegen der Brisanz der Studie vor dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern wird die Abiturientenbefragung seit Wochen zurückgehalten.

Studiengebühren schrecken Schüler

http://www.taz.de 20.10.2008 - 21:37
Zwei Tage vor dem Bildungsgipfel in Dresden wird die Glaubwürdigkeit der Bildungsministerin des Bundes, Annette Schavans (CDU), schwer erschüttert. Schavan hat in ihrem Haus offenbar eine Studie zurückgehalten, die beweist, dass Gebühren Studienwillige vom Gang an die Hochschulen abschrecken. Allein vom Abiturjahrgang 2006 haben bis zu 18.000 junge Leute kein Studium aufgenommen - weil sie Gebühren fürchteten. Das zeigt eine Studie des Hochschulinformationsystems HIS in Hannover, das im Auftrag der Bundesregierung und der Länder arbeitet.

Schon die Debatten über Studiengebühren habe unter Abiturienten und jungen Menschen mit Fachhochschulreife zu erheblicher Verunsicherung geführt, heißt es in dem Papier, das die Agentur dpa verbreitete. Die Abschreckung wirke sogar auf AbiturientInnen in Ländern, die keine Campus-Maut eingeführt haben.

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Sprachgebrauch — AntifascistRuhrpott

bla — bla

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