Hart Backbord - Nachbereitung

info 17.10.2008 14:40 Themen: Antifa
Hart Backboard - Nachbereitung von einigen aus den Vorbereitungsstrukturen gegen die Feierlichkeiten zum "Tag der Deutschen Einheit" am 3.10. in Hamburg
Hart Backbord

Nachbereitung von einigen aus den Vorbereitungsstrukturen

Spät, aber besser als nie, melden sich Einige zu Wort, wobei die Gruppendiskussionen noch
am Laufen sind. Der 3.10. liegt hinter uns und damit viel Anstrengung, Stress und Erwartungen. Szeneintern laufen die Meinungen auseinander, von größtmöglicher Katastrophe bis den Umständen entsprechend gut ist so ziemlich alles dabei.
Bei uns sieht es ähnlich aus - von Enttäuschung bis Erleichterung, vom guten Gefühl bis Bauchschmerzen: alles dabei.
Für uns bleibt aber der Eindruck, dass seit Jahren aus Hamburger und evtl. bundesweiter Perspektive am 3.10 wieder Protest wahrnehmbar wurde. Deshalb, freuen wir uns, dass der 3.10. in diesem Jahr als Tag für einen antinationalen Ausdruck auch in Frankfurt, Berlin und anderen Städten genutzt wurde und grüßen nachträglich die beteiligten Genoss_innen und Gruppen.
Aber zurück nach Hamburg. Wir hatten uns viel vorgenommen für den Tag, viel geplant und viel erhofft. Neben einer Demonstration sollte ein Konzept von Gruppen erarbeitet werden, das versucht, die „Nachdemo“-Aktivitäten zu bündeln, wahrnehmbar und für viele beschlussfähig zu machen. Der erste Teil, also die Demonstration, verlief aus unserer Sicht einigermaßen zufriedenstellend, wenn auch leider etwas uninspiriert, aber jede Demonstration ist eben auch das, was wir alle daraus machen. Auch wenn die Meinungen in den Gruppen unterschiedlich sind, finden wir es nicht tolerierbar, dass Israelfahnen und ihre Träger_innen angegriffen werden. Um damit zum positiveren Teil zu kommen, positiv überrascht haben uns die vielen Ketten und das geschlossene Auftreten auf der Demo. Die Demo erschien einigermaßen entschlossen und hätte wohl auch weiteres Gerangel mit den Bullen ganz gut überstanden. Offensichtlich hat sich die Bullentaktik kurz nach dem Start unserer Demo noch geändert. War die Stimmung seitens der Bullen anfangs noch recht gereizt, hielten sie sich im Anschluss doch sehr zurück, was für uns eine sehr überraschend stressfreie Demo bedeutete. Mit 1600 Teilnehmer_innen bewegte sich die Größe unserer Demo ungefähr in dem erwarteten Bereich. Mit dem uns entgegengesetzten Polizeiaufgebot von ca. 4000 Bullen konnte die Hamburger Bullenführung ihrem Ruf mehr als gerecht werden und sorgte für eine weitreichende Abriegelung der Hafencity. Auch dadurch hat die Demonstration weit mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen, als bei 1600 Menschen auf der Straße aus unseren Augen zu erwarten gewesen wäre und das trotz ausbleibender Krawalle.
Was für eine famose Überleitung zum zweiten Teil, dem komplett gegen die Wand gefahrenen Plan B. Tja, wo anfangen? Alles scheiße und Schwamm drüber? Kein Bock mehr und nächstes mal wieder alle vor der Flora treffen? Nein, das kann es doch auch nicht sein! Wir wollten nicht die üblichen Schanzenkrawalle, sondern unseren Protest zum Ort des Geschehens, der Hafencity, tragen. Deshalb hatten wir die Plan B Treffpunkte auch räumlich in die Nähe derselben gelegt. Insgesamt haben sich dann an allen Treffpunkten zu wenig Menschen eingefunden und es kam zu keiner Zeit Dynamik in die Sache. Da hätten gerade die organisierten Strukturen (uns explizit mit eingeschlossen) mehr Entschlossenheit und Flexibilität zeigen müssen. Auch hier gilt leider, Plan B ist das, was wir alle daraus machen.
Unterschätzt haben wir sicherlich den massiven Raumschutz der Bullen und sind dabei mit der Gratwanderung für die Auswahl der Treffpunkte, wahrnehmbar beim Bürgerfest, aber trotzdem bewegungsfähig zu bleiben, gescheitert. Was auch durchaus unserem eigenem Erfolg (zynisch) zuzuschreiben ist, denn die Drohung, das Fest zumindest zu stören, hat bei den Verantwortlichen offensichtlich soviel Sorgen ausgelöst. Weshalb die Polizeieinheiten optisch klar machten, dass so alle dann doch nicht Deutschlands Volljährigkeit feiern wollen und kritische Stimmen nicht in den Einigkeitstaumel integrierbar sind. Von, bei uns durchaus angekündigten, Aktionen direkt auf dem Festgelände haben wir bis jetzt nichts gehört, lassen uns aber gerne berichtigen.
Verteidigen möchten wir das Verteilen der Aufrufe für den Plan B auf der Demo! Wir wollten möglichst vielen Menschen die Möglichkeit geben, an Aktionen auf relativ niedrigem Level teilhaben zu können. Sicherlich könnten wir Informationen auch nur an die vermeintlich „wichtigen“ Gruppen und Menschen weitergeben. Doch das würde dann nicht unserem Anspruch an ein „offenes und anschlussfähiges Konzept“, gerecht werden. Wir finden es Schade, dass wir die inhaltliche Auseinandersetzung nicht forcieren konnten. Nichts desto trotz sollten wir die gemachten Erfahrungen nutzen, um es beim nächsten mal besser zu machen.

für Diskussion und Aktion
für die Anarchie und den Kommunismus
gegen die Nation

einige aus den Gruppen der Demovorbereitung,
einige aus den Gruppen der Plan B -Vorbereitung
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Ergänzungen

fands

ok 17.10.2008 - 16:10
Denke auch, dass es -wie fast immer- Positives und Negatives gegeben hat...
PlanB ist nicht an der "öffentlichen" Verteilung gescheitert, sondern an der Cop-Masse an den Eingängen, Treffpunkte für die, die (einzeln) reingekommen sind wären hier wohl der bessere Weg gewesen, als sich draußen zu treffen; deshalb "alles scheiße" zu finden, halte ich für jugendliche/"autonome" Erlebnisorientiertheit...
Danke an alle an der Orga Beteiligten!
no border, no nation!

sichere Quelle

tunichtso 17.10.2008 - 16:38
Ich weiss aus sicherer Quelle, daß einige doch die Veranstaltung stören konnten. Und zwar haben diese Strom- und Wasserleitungen gesperrt so das einige wohl ein warmes Bierchen trinken mussten. Ich finde auch das es nicht immer Krawalle geben muss, es reicht doch das die Bürger von unserem vorhaben Wind bekommen haben.

Plan B1 war trotz Flyern nicht Polizeibekannt

da gewesen 17.10.2008 - 18:22
Als (durchaus demotypisch gekleidete) Einzelperson konnte mensch sehr wohl zu dem ersten Treffpunkt der Plan-B-Flyer vordringen. An dem Punkt selbst gab es keine Bündelung von Bullen. Die waren allerdings in der ganzen Umgebung so allgegenwärtig, dass ihnen das sehr schnell aufgefallen wäre, wenn da mehr Leute gewesen wären, zumal in der Gegend kaum "normale" Passanten waren, unter denen man sich hätte tarnen können.

Das bestärkt auch bei mir die Ansicht, dass der Treffpunkt nicht an den Flyern gescheitert ist, sondern an einer Kombination aus Bullentaktik (zu viele, überall in der Gegend) und ungünstiger Ortswahl (keine Menschenmengen, in denen man hätte untertauchen können).

Im Nachhinein erschiene es mir sinnvoller, direkt in der Hafencity Treffpunkte zu planen. Die verringerte Bewegungsfreiheit wäre wohl von der Unübersichtlickeit ausgeglichen worden.

kleiner Kommentar

Entdinglichung 17.10.2008 - 18:40
das Problem der Szene spiegelt sich in seiner ganzen Misere auch hier wieder, die eigene Schwäche wird als technisches, auf den Event bezogenes taktisches Problem und nicht als politisches oder strategisches verstanden ... Literaturtip dazu: Henz Schenk: Die Autonomen machen keine Fehler, sie sind der Fehler (1991) sowie andere Texte aus der damaligen Organisationsdebatte, welche sich kritisch mit Voluntarismus, Subjektivismus, Kampagnenhuberei und Geschichts- und Theorielosigkeit der Szene auseinandersetzen

Demoende

k 17.10.2008 - 20:59
Den Anfang der Demo habe ich nicht mitbekommen, aber ab Start der Route hab ich die Demo ebenfalls positiv und geschlossen wahrgenommen. Sie hätte lauter sein können, wirkte aber trotzdem stark nach außen. Die Polizei hielt sich (im Vergleich zu anderen Demos in HH) in der Tat zurück - man konnte die Demo (wenigstens bei den Zwischenkundgebungen) zur Seite verlassen. In den Seitenstrassen sah man dann jedoch wieder sehr viel Polizeipräsenz.

Nach der Demo sströmten alle in Richtung Reeperbahn und die Polizei beschäftigte die Leute, indem sie immer wieder leute von der Strasse auf den Gehweg schob. An der Reeperbahn waren die meisten Demonstranten verteilt und es war etwas verwirrend wie/wo weiter.

Plan B war eine Katastrophe. Entweder die Demonstranten haben sich hervorrangend getarnt, wurden auf dem Weg aufgehalten oder sind bereits nach Hause gefahren. Von den 1600 Demonstranten keine Spur mehr. Vor einem Bäcker wurden viele Linke gekesselt, soch es waren nicht genügend in der Nähe um solidarisch tätig zu werden. :-(
Auch wenn an Plan B Punkten mal was gerufen wurde, stieg niemand mit ein (obwohl Leute in der Nähe waren) - das lief auf dem Weihnachtsmarkt deutlich besser.

Es war auch möglich auf das Fest zu gelangen (mit entsprechendem Outfit und leerem Rucksack). Hier sah man dann gar keine GenossInnen mehr. Da hätte es unheimlich lustig sein können, da ein verschwinden in Sekunden gut möglich gewesen wäre. Hier hätten 10-20 Leute Stimmung machen können.

Mein persönliches Fazit: Schöne Demo, aber es hätten sich mehr auf das Fest trauen können (insbes. organisierte Gruppen, die sich kennen und gemeinsam was hätten starten können).

ergänzung

delicious 18.10.2008 - 12:06
anmerken wollte ich, daß israelsolidarische menschen- und fahnenträger NICHT angegriffen wurden, hier wurde schon mehrfach stellung dazu genommen, sie wurden aus der mitte des demozugs nach hinten gedrängt weil es anscheinend für einen großen teil um eine antinationale positionierung ging und in diesem zusammenhang nationalfahnen nicht hinnehmbar waren.es geht hier also nicht um eine antiimp vs antideutsch ding, allerdings sollte man auch kritisch hinterfragen, warum zu beginn, als demoteilnehmerinnen fragen nach dem grund der fahnen stellten zweimal mit "zickzack hamaspack" beantwortet werden mussten, eskalationsbestrebungen innerhalb linksradikaler strukturen sollten von allen seiten hinterfragt und durchdacht werden.eine kritik an dem staatskonstrukt brd kann nicht halt machen vor der allgemeinen kritik an der nation, vielleicht würde es sinn machen, wenn sich die orga beim nächsten mal klar dazu äußert, worum es ihr explizit geht im hinblick auf " das ganze", dann muß man im anschluß auch nicht sachen lesen wie "....kam es zu schweren körperlichen übergriffen gegenüber freuden israels....."

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 8 Kommentare an

@tutnichtso — Schön wär's

LOL? — AntifaUltraDortmund

? — Anarcho

ich finds okay — antinational

bla — 20359

Anarchie vs. Kommunismus? — Klassenlose

??? — xyz

Uhh... — hh'er