Autonomen VV in Berlin

Teilnehmerbericht 14.10.2008 19:38 Themen: Antifa Freiräume Repression Soziale Kämpfe
Wie an jedem 13. des Monats seit der Anti-G8 Mobilisierung 2007 fand auch im Oktober die Berliner Autonome Vollversammlung statt, wie so häufig in der KÖPI. "Vollversammlung" war diesmal wohl das falsche Wort, es kamen nämlich nur knapp 20 Menschen.
Schnell stellte sich heraus, dass die Gruppe, die Ankündigung und Moderation beim letzten Mal für diese VV übernommen hatte, dass offensichtlich nicht getan hatte.
Also beschlossen die Anwesenden, einfach reih um über ihre derzeitigen Schwerpunkte und Kampagnen in kurzer Form zu berichten.
Den Anfang machte eine Unterhaltung über den Berliner Flughafen Tempelhof. Am 30. Oktober soll der Nazibau geschlossen werden. Eine Initiative "Tempelhof für alle" hat sich bereits vor einigen Monaten gebildet. Ziel ist es, die zu erwartende kommerzielle Nutzung der entstehenden Freiflächen und die damit einhergehende Vertreibung in den angrenzenden Wohngebieten zu verhindern. Erste Anzeichen von spekulativen Hausverkäufen sind im angrenzenden Neuköllner Kiez um die Schillerpromenade/Weisestr./Leinestr. angeblich schon zu beobachten gewesen. Wie die Freiflächen am besten unkommerziell genutzt werden können, kann mensch am Besten jeden 1. und 3. Dienstag des Monats um 18:00 auf dem offenen Plenum der Initiative im Projektraum der Hermannstr. 48 oder jeden Dienstag Nachmittag im Büro der Initiative in der Lunte, Weisestr. 53 besprechen. Beide Orte sind in der Nähe des U-Bhfs Boddinstr./U8. Ein aktuelles Problem der Initiative sei es, dass zu wenige mitarbeiten und Verantwortung übernähmen, dass könne sich aber in Zukunft ändern. Auch ein regelmäßiger Austausch der konkreten Vorhaben mit der Autonomen VV wurde vereinbart. Der erste Schritt steht für den 30. Oktober an, wenn es gilt, auf der offiziellen Abschlußfeier (oder davor) deutlich zu machen, dass auch hier Investorenträume platzen werden. Mehr  http://tfa.blogsport.de/

Kurz vorgestellt wurde die anti-rassistische Fahrraddemo am 24. Oktober, wo es gilt, den Verantwortlichen für Zwangsunterbringung von Flüchtlingen im Lager Motardstr. in Berlin-Spandau die Meinung zu geigen. Auf der ca. zweistündigen Fahrrad-Demo sollen die politisch Verantwortlichen wie die Sozialsenatorin Knake-Werner oder das Bezirksamt Mitte sowie die kommerziellen Nutznießer wie AWO und Dussmann besucht und entsprechend thematisiert werden. Start ist am Freitag, 24.10. um 13:30 in der Kreuzberger Oranienstr. 106, vor der Senatsverwaltung für "Integration, Arbeit und Soziales". (Fahrräder fit machen...) Mehr Infos  http://www.chipkartenini.squat.net

Danach berichtete jemand über einen geplanten europaweiten anti-militaristischen Aktionstag rund um den 14. + 15. November. Unabhängige Gruppen versuchen an diesen Tagen die Ausgangspunkte militärischer Bedrohung und Gewalt zu thematisieren. Die Firmen und militärischen Einrichtungen für die Gewalt z.B. in Afghanistan oder dem Irak sind auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Eine erste Idee ist, mit einem Reisebus an einem Tag verschiedene Punkte anzufahren, um in kurzen Kundgebungen mehrere Einrichtungen zu thematisieren. Da am 13. November auch ein Prozesstag gegen die drei kriminalisierten Berliner Anti-Militaristen ist, würde die Bustour eventuell nach dem Prozess starten. Das ist aber noch völlig unklar. Wer Interesse hat, mit zu planen oder Ideen beisteuern möchte, kann diesen Mittwoch, 15.10. um 20:30 im Bethanien mehr erfahren. Mehr Infos  http://europepeaceaction.org/de-europaischer-aktionstag-gegen-militärische-infrastruktur-militarismus

Anschließend gab es einen Bericht über die kommende Nazimobilisierung am 6. Dezember im Berliner Süden (Rudow, Treptow, Köpenick). So laufen seit bereits fünf Jahren verstärkt Nasen aus Berlin und Ostdeutschland gerne in der Zeit dort auf der Strasse, um ihre Idee von "Häuserkampf" auszuleben. Gefordert wird seit Jahren ein "nat. Jugendzentrum".
Letztes Jahr waren bereits 700 Nazis zu diesem Aufmarsch im Berliner Süden erschienen, Tendenz seit Jahren steigend. Ein antifaschistisches Bündnis setzt dieses Jahr auf direkte Verhinderungsstrategien. Ein Vertreter bat die Anwesenden, zunächst die Webseite  http://www.antifa-dezember.de.vu möglichst weit zu verbreiten und zu verlinken. Die genaue Naziroute sei bis jetzt noch nicht bekannt. Als Schwerpunkt wird jedoch Rudow im Süden des Berliner Bezirks Neukölln betrachtet.
Gruppen, die mitarbeiten oder mit aufrufen wollen, können über die Webseite in Kontakt treten. Außerdem werde auch bundesweit gegen die Nazis mobilisiert, daher werden Übernachtungsmöglichkeiten gesucht. Schließlich erging eine Bitte an bestehende linke Hausprojekte in Berlin, sich öffentlich zu ihrer Idee von "Häuserkampf" zu äußern (vermutlich, um Youngsters mal das Original vorzuführen und sie nicht in die vermeintliche "Erlebniswelt" der Naziverbrecher abdriften zu lassen, so meine Vermutung). Demo-Aufruf, Infoveranstaltungen und alle Hintergrundinfos auf der Webseite.

Hieran anschließend berichtete jemand aus der Soligruppe Andrea über den kommenden Prozess am 23. Oktober gegen die inhaftierte Antifaschistin. Andrea war nämlich genau auf demselben Anlass letztes Jahr (1. Dezember 2007) in Rudow verhaftet worden, weswegen sie nächste Woche einen weiteren Prozess hat. Dort werden auch codierte Bullen auftreten, so dass die Soligruppe ebenfalls zu "codierter Prozessbeobachtung" aufruft. Unter dem Motto "Karneval beginnt dieses Jahr schon am 23.10.2008 - kommt verkleidet zum Prozess" rufen sie für nächste Woche Donnerstag dazu auf, um 10:30 im Amtsgericht Alt Moabit im Raum 371 Solidarität mit Andrea und ihre Meinung über Verdeckte Ermittler (VE) auszudrücken. Andrea sitzt seit dem 1. Dezember 2007 im Frauenknast in Berlin-Pankow und hat vermutlich erst Ende Januar 2009 Entlassung. Mehr Infos  http://www.freeandrea.de.vu/ oder auch gestern auf indymedia  http://de.indymedia.org/2008/10/229440.shtml
FREIHEIT FÜR ANDREA JETZT SOFORT!

Chronologisch war die VV jetzt im Dezember angelangt, in dem es eine weltweite Aktionswoche für den seit 27 Jahren in den USA inhaftierten linken Journalisten Mumia Abu-Jamal geben wird. Es wurde kurz Mumias aktuelle juristische Situation erläutert. Danach ging es um den politischen Kontext der FREE MUMIA Kampagne, in dem Repression gegen politische Gefangene, Rassismus, Klassenjustiz aber auch die Privatisierte Gefängnisindustrie und die Todesstrafe an sich eine Rolle spielen. Es wurden kurz die Termine des Berliner Teils der Aktionswoche vorgestellt  http://mumia-hoerbuch.de/termine.htm und darum gebeten, den Aufruf für die Demo weiter zu verbreiten  http://mumia-hoerbuch.de/bundnis.htm#Aufrufaktionswoche
FREIHEIT FÜR MUMIA ABU-JAMAL!
Eine längere Unterhaltung entspann sich an der Frage, wie weit eigentlich bereits die Vorbereitungen zu einer privatisierten Gefängnisindustrie hier voran geschritten sind. Stichworte wie der geplante Jugendknast Großbeeren oder aber der bereits im Bau befindliche Magdeburger Privatknast (  http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1217833452435&openMenu=987490165154&calledPageId=987490165154&listid=994342720546 ) wurden genannt. Jedoch gibt es wenig Detailwissen. Daher wird für die VV am 13. Dezember (Abend nach der FREE MUMIA Demo) versucht, einige Expert_innen einzuladen, die sich mit der Thematik bereits länger beschäftigt haben.

Damit war das Ende des äußerst informativen Austausches erreicht. Die nächste Autonome VV am 13. November wird als vorbereiteten Themenschwerpunkt Klimawandel und Kapitalismuskritik haben. Es geht um die Frage fehlender linksradikalen Positionen dazu.
Vorher wird aber noch der Castortransport ins Wendland blockiert ( vermutlich 6.- 8./9. November) Infos  http://www.castor.de oder  http://castor08.nadir.org

Da es langsam in der KÖPI wieder kalt wird, versucht jemand, für die nächsten Monate den Versammlungsraum im Mehringhof, Gneisenaustr. 2a vor zu reservieren. Ob das klappt, wird vermutlich bald hier ergänzt werden.
Auch eine Ankündigung für den Stressfaktor wurde vereinbart, damit nächstes Mal wieder viele wissen, wo die Autonome VV am 13. November stattfinden wird.

Da ich bestimmt was vergessen, übersehen oder falsch gewichtet habe, bitte hier ergänzen, was andere beobachtet haben.
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Ergänzungen

Tönsberg endgültig im Arsch!

Autonomer Antifa 14.10.2008 - 20:31
Der Berliner Thor-Steinar-Laden in der Rosa-Luxmeburg-Straße (Mitte) muss endgültig dicht machen! Gegen den Laden gab es immer wieder Widerstand. Einige Tage nach der Eröffnung hörten die Besitzer auf, die Scheiben auszuwechseln und den Laden äußerlich wieder sauber zu machen, da er so jede 3. Nacht angegriffen wurde. Auch jetzt sieht er mal wieder ordentlich ramponiert aus. Heute gewann der Vermieter den Prozess gegen den Shop-Betreiber. Nach Ansicht der Richter hätte der Vermiter vor der Geschäftseröffnung vom Betreiber darüber informiert werden müssen, welche Ware angeboten werden soll. So muss der Laden jetzt endgültig demnächst geräumt werden.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Verstecke die folgenden 6 Kommentare

Danke!

Roland Ionas Bialke 14.10.2008 - 19:55
Danke, für den guten Bericht!

Frage

@autor 14.10.2008 - 20:23
Ich verstehe folgenden Absatz nicht:

Schließlich erging eine Bitte (von wem?? vom Antifa-Referenten?) an bestehende linke Hausprojekte in Berlin, sich öffentlich zu ihrer Idee von "Häuserkampf" (Idee von "HäuserKAMPF" oder die Idee von besetzten Häusern / Freiräumen allgemein??) zu äußern (vermutlich, um Youngsters mal das Original vorzuführen und sie nicht in die vermeintliche "Erlebniswelt" der Naziverbrecher abdriften zu lassen, so meine Vermutung). Demo-Aufruf, Infoveranstaltungen und alle Hintergrundinfos auf der Webseite.

Bitte um Erklärung.

"um Youngsters mal das Original vorzuführen"?

hä? 14.10.2008 - 21:01
Wir sollen den Jungnazis erklären, wie man Häuser besetzt? Geht's noch?

danke für den bericht

icke 14.10.2008 - 23:08
allerdings sollte für die zukunft mal angedacht werden, ob wirklich wieder jeder dosenbier saufende bahnhofspunk reingelassen wird. ausser unappetitlichen und sexistischen bemerkungen gegenüber weiblichen genossinen hatten diese "genossen" nämlich mal wieder nix beizutragen.

quatsch

nicht-autor 15.10.2008 - 01:00
wir sollen nicht den nazis erklären wie mensch häuser besetzt, sondern den jungschen in den berliner randbezirken zeigen, was es bedeutet sich freiräume zu erkämpfen und was es mit emanzipatorischen bestrebungen auf sich hat.
dieses potential wird von den faschisten für ihren billigen nationalismus missbraucht...

Antworten an Fragen

Teilnehmerbericht 15.10.2008 - 01:42
Wer sagte das mit dem "Häuserkampf"?
"Schließlich erging eine Bitte (von wem?? vom Antifa-Referenten?)..., so meine Vermutung)."

Ja, sinngemäß genauso hat sich der Vertreter der Antifagruppe ausgedrückt

@hä?
"um Youngsters mal das Original vorzuführen"?
14.10.2008 - 21:01
Zitat hä?"Wir sollen den Jungnazis erklären, wie man Häuser besetzt? Geht's noch?"

Nein, niemand will den Nazis vorführen, wie Häuser besetzt werden. Die Nazis ziehen viele Jugendliche (Youngsters) mit, weil sie in vielen langweiligen Käffern eine "Erlebniswelt" suggerieren. Natürlich ist das nicht der einzigste Erklärungsgrund für den ansteigenden Rassismus und Nazismus, aber eben auch einer.
Dass Nazis hier selbst von "Häuserkampf" sprechen, ist nicht neu. Versuche dieser Art von denen gab es bereits in Schleswig Holstein und in Berlin.
Mir selbst war beim schreiben des Berichts nicht so ganz klar, was der Antifa-Referent hiermit eigentlich sagen wollte, daher habe ich meine Vermutung in Klammern dazu gesetzt.

Vielleicht können ja mal andere Anwesende was dazu schreiben.

Übrigens: ich habe keine trinkenden, sexistischen Typen oder sonst was beobachtet, die Teilnehmende an der VV angepöbelt hätten. Zumindest nicht innerhalb des VV-Raums zwischen 19:30 bis 22:00. Halte diesen Kommentar daher für völligen Quatsch.